Modelling-Options-Sinn vs individueller Fingerabdruck

groby

Power-User
21 Nov 2005
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Mahlzeit.

Dann und wann, besonders, dann, wenn ich gerne ein Problem zum Drüber-Schöne-Gedanken-Machen suche, schielt mein Blick auf Modeller und Emulatoren und das ganze programmierbare Zeug.

Was mich aber dabei rumtreibt ist Folgendes: Ich habe einen Sound im Kopf, den ich gerne am Verstärker hätte. Und ich bin jetzt sehr nahe dran an meinem für mich perfekten Sound. Wenn ich Gitarren wechsele, ändere ich am Setup nur wenig sondern finde es dann auch schöner, wenn dieser andere Sound eben durch die Gitarre etwas anders ist. Aber der eingestellte Sound bleibt im Prinzip gleich.

Ich mag da auch die Philosophie von Tom Morello der sagt, er wechselt Gitarren und Effekte aber der der Verstärkersound ist als feste Größe fixiert.

Da ich auch nicht Covermusik mache, muss ich auch nicht plötzlich erst Mark Knopfler, dann Brian May sein aber ich kriege da auch so irgendwie hinge-faked, weil es dann eben bestenfalls so klingt, als würde Mark Knopfler da jetzt (schlecht) spielen. Aber eben als würde er über mein Equipment spielen und nicht über seins.

Ja, ja, der Sound kommt aus den Fingern, blahblah. Aber das ist natürlich Quatsch, sonst könnte man sich ja gleich die Gitarre sparen und die Finger direkt in die Ohren stecken.

Der TON komt aus den Fingern, der SOUND kommt aus einem Lautsprecher. Ich meine jetzt nicht TON, was ohnehin bei jedem anders ist, sondern SOUND. Nicht der Ton-Fingerabdruck, sondern der Sound-Fingerabdruck.

Wenn man tausend Kostüme im Schrank hat, macht das für mich nur Sinn, wenn man sich gerne zuhause vorm Spiegel lustig verkleidet oder viele Theaterrollen spielen muss. Für mich selbst privat und wenn ich die Wahl habe, ziehe ich nur am was mir als Typ auch passt und davon am liebsten die Lieblingshosen. Was brauche ich also einen virtuellen Kostümwebstuhl?

Ich sehe dann, wie Leute ganz begeistert sind über NOCH MEHR virtuelle Amps bei der neuesten Softwareupdategeneration oder dem nächsten Modell. Das heißt für mich: Entweder können sie vorher ja doch nicht so GANZ glücklich gewesen sein, oder sie brauchen NOCH MEHR und NOCH VIEL EXAKTERE Kostüme für NOCH MEHR, NOCH UNTERSCHIEDLICHERE Theaterrollen.

Was mir etwas verborgen bleibt, ist, wie man noch das Gefühl eines "eigenen" Sounds, eines klanglichen "Zuhauses" hat, wenn man virtuellen Zugriff auf 80 Verstärkertypen und Mischformen davon hat, von virtuellen Lautsprechern und Mikropositionen ganz zu schweigen.

Wie gehen Modellbesitzer und -benutzer damit um, die eben NICHT Studioarbeit mit Kundenerwartungen erfüllen müssen (professionelle Studiogitarristen weerden ja wohl die wenigsten hier sein)?
 
Einfache Antwort gefällig?

Spieltrieb! Da sind dann Amps und Effekte auf einem Schlag vorhanden, die man sonst in seinem ganzen Leben nicht zusammenraffen kann. Ist ´ne Spielwiese!

Man macht sich aber auch gerne mal vor -und das sage ich auch aus eigener Erfahrung- das man damit unglaublich authentisch, gleichzeitig unglaublich praktisch, jede mögliche Option, die sich auch im (Amteur, kommt ja auch von Liebe)- Gitarristenleben so bieten könnte abwickeln kann. Und es ist unbestritten, denke ich, das dieser Gedankengang auch nicht völlig abwegig ist. Mal eben was dem FOH per DI in die Pres hauen, etc. pp. Die Fülle an Optionen jedoch, so sehe ich das, sind reines Marketing! Man höre sich bloß die Werks-Presets an. Sehr unwahrscheinlich, dass jemand diese Gimmicks tatsächlich verwertet. Aber das Ding kann es! Als Verkaufsargument zieht das Bombe. Man kann, weil man eben kann.
Um bei deinem Bild zu bleiben: Man verkleidet sich ja auch nicht nur aus Zwang, denn manchmal macht es doch auch Spaß in unterschiedliche Rollen schlüpfen zu können
 
Hi Grobi,

Also ich nutze Modelling (in meinem Fall hauptsächlich Amplitube) zum Proben zuhause, zum komponieren (Logic), und für Aufnahmen.

Das Ganze ist unheimlich bequem, macht keinen Lärm und ist in nullkommanix einsatzbereit.

Ich wünschte das hätte es früher (in meiner Sturm und Drang Zeit) schon gegeben, als ich die Nachbarn 8 Stunden am Tag in den Wahnsinn getrieben hab.

Ob da jetzt 100 Amps usw. zur Verfügung stehen, ist zweitrangig. Dann ist halt für jeden was dabei, und die Software verkauft sich halt besser.

Je länger ich mich mit der Software beschäftigt habe, umso näher kam ich auch meinen Klangvorstellungen, obwohl ich vielleicht nur 10% der Möglichkeiten nutze.

Ich ertappe mich manchmal sogar dabei, wie ich versuche aus meinen Amps einen ähnlichen Sound wie ich ihn mit Amplitube habe, zu erreichen.

Wenn ich dann im Proberaum meinem Naylor so richtig einheize, ist das zwar immer wieder eine Offenbarung, aber das kann ich nunmal nur im Proberaum und nicht bei mir zuhause bis nach Mitternacht.

Modelling ist für mich als Arbeitsgerät unverzichtbar geworden.

Ich hoffe das beantwortet deine Frage.

Gruss,

reznor
 
Hallo Herr Groby,

stimmt genau!

Ich habe jetzt seit ca. einem halben Jahr eine Axe, und es ist überhaupt nicht zu leugnen, dass ich immer, wenn ich anfange, daran herumzuschrauben, am Ende mehr oder weniger beim gleichen Sound lande. Ich hab inzwischen auch begriffen, was für Parameter das sind, die bestimmte Effekte auf den Sound haben, und die drehe ich, egal mit welcher Ampsimulation, immer in die gleiche Richtung, weil ich schon weiß, dass mir das steht: Ich habe vollständig aufgehört, schwarze Jeans zu tragen. Früher habe ich das gemacht, aber heute gehe ich im Laden immer gleich zum Stapel mit den blauen.

Beim Keyboard-Programmieren ist es übrigens genau so: wenn ich anfange mit Soundfummeln, lande ich immer (obwohl ich es eigentlich selbst nicht verstehe) in der Nähe von Peter Gabriel, "So".

Aber: Dass man graue Turnschuhe tragen kann, ist mir erst aufgefallen, als ich im Online-Angebot von Geox welche gefunden habe. Die habe ich mir gleich gekauft und dann 2 Jahre lang am Stück getragen.

Du ahnst, was ich damit sagen will: pantha rei, was statisch aussieht, ist es nicht, es gibt keine Unbeeinflussbarkeit, und die Entwicklungen liegen oft im Detail: Ich wusste nämlich schon vorher, dass ich am liebsten Turnschuhe trage, nur auf grau wäre ich nicht gekommen.

Die Axe ist für mich ein Turnschuh und eine Jeans. Sie ist vor allem bequem, und ich neige, wie gesagt, dazu, immer in die gleiche Richtung zu fummeln: Immer in Richtung auf ungefähr die gleiche Frequenz in den Höhen, ungefähr den gleichen Gaincharakter und -anteil, ungefähr das gleiche Verhältnis zwischen Präzision und Schmutz. Trotzdem stecken da Überraschungen drin, die wesentlich weitergehend sind als die Tatsache, dass Geox graue Turnschuhe hat. Je nach momentaner Stimmung und Offenheit können damit dann auch Horizonterweiterungen verbunden sein, auf die man in seinem grauen Dasein gar nicht so richtig vorbereitet ist. Ich kannte mal einen, der war auch so ähnlich angezogen, und dann fuhr er zwei Monate durch Indien, und dann sah er vollständig anders aus. Ist aber vielleicht auch so ein Thema zwischen Jugend und Frühvergreisung, was weiß ich...

Viele Grüße,

Michael
 
Hallo!

Ich benutze von meinem Tonelab zwei Verstärkermodelle, manchmal mit einem Zerrer davor und einer Prise Hall. So wie da möchte ich klingen und so klinge ich eigentlich auch immer.

Für ganze drei Songs habe ich mir Spezialsounds gespeichert. Einer mit Wah, einer mit Delay, was ich immer wieder ausschalte und einer mit anderer EQ-Einstellung am "Amp". Wow, wie speziell!

Den Rest ignoriere ich.

Selbst wenn es jetzt ein Update oder ein ganz tolles neues Gerät gibt, juckt mich das nicht besonders. Mein Kram tut, was er soll und beim nächsten Teil würde ich eh nur wieder diese Sounds suchen.

Gruß

erniecaster
 
Also meinen pers. Sound hab ich Ende der 80er gefunden, in Form von einer Marshall Vorstufe aus der 9000er Serie, in Verbindung mit einem Alesis Quadraverb in einen 2 kanaligen JCM800 (50W) - der Mumpf kam dann standesgemäß aus einer 4x12 Marshall-Box mit 75W Celestions bestückt.

Den JCM800 und die Box hab ich noch heute, die Vorstufe und das Quadraverb nicht mehr.

Diesen Sound kann ich mtrlw. recht gut mit einem Pandora, POD, Eleven, SansAmp, etc. nachbilden, obwohl ich dennoch das "Gefühl" habe das was fehlt.
Allerdings spiele ich diesen Sound heute nicht mehr oft... es war zu der Zeit mein Sound, gefällt mir noch heute - aber meine musikalischen Interessen haben sich im Laufe der Jahre dann doch entwickelt bzw. verändert.

Und genau da kommen für mich die Vorteile der simulierten Amps/Effekte zum tragen.
Für rel. wenig Geld bekommt man heute eine Fülle von Soundmöglichkeiten an die Hand, die vor ca. 20 Jahren nicht mal ein Top-Studio anbieten konnte.
Damit einhergehend finde ich diese Vielfalt an möglichen Sounds sehr kreativitätsfördernd.
Wie Marcello schon anmerkte - der Spieltrieb.
Ich ertappe mich oft dabei, dass ich an einem Sound bastel und sich das Ganze dann in eine ganz andere Richtung bewegt. Die Sounds die dann dabei herauskommen inspirieren mich wieder zu etwas Neuem.
Also schnell man den Sound und die Idee auf die Festplatte gehämmert, speichern - fertig... zurück zum eigentlichen Vorhaben.

Amps vorglühen, Boxen verkabeln, auf den Knien rutschend irgendwelche Mikros positionieren um am nächsten Tag festzustellen, dass der Amp heute ganz anders klingt...nein danke.
Wenn jemand im HighEnd-Bereich tätig ist und zur Creme de la Creme zählt der kann sich diesen Aufwand leisten und auch gerne betreiben. Für meine pers. Verhältnisse ist die digitalisierte Technik und die daraus resultierenden Simulationen völlig ausreichend.

Edit:
Im Live-Betrieb entscheidet m.M.n. der Einsatzzweck bzw. die Mucke die man macht.
Optimaler Weise direkt ins Pult. Erzielt man damit nicht das Wunschergebnis wäre mein Lösungsansatz "best of both worlds", die Klangvielfalt des Modelers gepaart mit einem Amp und entsprechender Box.
 
groby":6p91xxxj schrieb:
Was mir etwas verborgen bleibt, ist, wie man noch das Gefühl eines "eigenen" Sounds, eines klanglichen "Zuhauses" hat, wenn man virtuellen Zugriff auf 80 Verstärkertypen und Mischformen davon hat, von virtuellen Lautsprechern und Mikropositionen ganz zu schweigen.

Wie gehen Modellbesitzer und -benutzer damit um, die eben NICHT Studioarbeit mit Kundenerwartungen erfüllen müssen (professionelle Studiogitarristen weerden ja wohl die wenigsten hier sein)?

1-3 feste Grundsounds mit 1-3 Amp Modellen, hier- und da paar Effekte, vielleicht noch paar unkonventionellere Sounds (Synth und Flächenkram).. und das in einige Presets verpackt. Fertig. Der Rest ermöglicht dann den experimentierfreudigen Gitarristen viele Optionen und Spaß. Einem individuellen Fingerabdruck tut das keinen Abbruch.
 
Spannende Frage.

Ich verwende 5 Presets auf der Bühne. Eines davon fürs Boot! Alle mit Effekten zum ein- und ausschalten (Chorus, Delay, Reverb, Panner, Flanger, Wah, Compi...des übliche Zeugs halt....).

Ich hab einen Sound im Kopf wie ich klingen will und das bastle ich mit jedem Equipment zusammen.
Vorteil AFX (oder eventuell jeder andere Modeller) Klein, leicht, unauffällig, wartungsarm, kein Eigenlärm (Ich spiele über die Monitoranlage manchmal auch IE). Volle Kontrolle über den PA Sound!

Ich habe dem AFX insgesamt keine 5 Stunden gewidmet. Tweaken? Nicht meine Baustelle. Meine Sounds hab ich am ersten Tag gemacht und seither nur mehr angepasst. Nur beim Leadsound bin ich von CAE wieder auf Marshall zurück. Thats it!

Ich fühl mich mit dem Teil pudelwohl. Sowohl auf der Bühne als auch beim Aufnehmen. Aber ich hab mich auch mit den Marshalls und Engls pudelwohl gefühlt. Nur hatten die gefühlte 100kg mehr und waren immer saulaut on Stage.

Wie bei jedem werkzeug kommt auf den Verwender an ob er damit was anfangen kann.

Lg
Auge
 
Moin.
Ich empfinde Modeller zum FINDEN des eigenen Sounds sinnvoll. Ich spiele jetzt schon seit Jahren mit verschiedenen Geräten und weiß inzwischen wo ich hinwill. Die ganzen Amps, die mir ein Modeller bieten kann, hätte ich nirgendwo so intensiv ausprobieren können.
Ausserdem mag ich die Option einen Notfallsoundgenerator dabei zu haben. Fällt der Modeller aus, spiele ich einfach meinen einfachen Amp direkt und nutze entweder einen Zerrer oder das Volumenpoti um die Vorstufe zu zähmen. Fällt der Amp aus, drehe ich mir das DI Signal auf den Monitor. Das geht alles ganz prima.
Wenn ich ganz verrückt werde, spiele ich ein 2Kanal Setup oder sogar WetDryWet. Das ist mit meinem Effektboard(dann mit 2 Modellern) ohne viel Aufwand möglich.
Ausserdem kann ich mit dem Modeller Songpresets erstellen. Die haben manchmal nichtmal andere Amps, aber ich brauche eben nur einen Tritt um mehrere Effekte einzuschalten und keinen Steptanz.
Spieltriebbefriedigung kommt noch hinzu. Ich würde am Ende vielleicht 5 Sounds wirklich brauchen. Das geht auch mit analogen Effekten und einem Mehrkanaligem Amp, aber dieselben Sounds im Gigbag mitnehmen und mit dem Rad zur Probe geht dann nicht mehr. Ich schleppe mein Zeug ja noch selbst, hätte ich einen Gitarrentechniker würde ich vielleicht auch anders davor sein.
Alles in allem sind für mich Modeller Spielzeug und gutes, praktikables Werkzeug.
Gruß
Ugorr
PS: Ich habe mich allerdings auch schon dabei erwischt nur einen Sound aus dem Modeller zu nutzen und eben mit Anschlagsdynamik und Volumenpoti eine ganze Probe zu bestreiten. Vielleicht habe ich den richtigen Amp einfach noch nicht gefunden.
PPS: Gibt es hier im Board eigentlich jemand, der auf einen festen Techniker bauen darf?
 
Moin Groby,

Guitar Rig user, so jetzt pi * Daumen 3 Monate. Ich benutze exact einen! Amp, ein! selbsterstelltes Hallpreset, und ab und an die virtuelle Ratte, die dort Cat heisst.

Hab mal nen bißchen rumprobiert, mich juckt diese sog. Soundvielfalt nicht.
Dasselbe mit Effekten, ganz ehrlich, ich denke mir ich hab 75% der Effekte in GuitarRig noch nicht gehört, und schulterzuck, mir geht's am Arsch vorbei, ich brauch's nicht.

Könnte jetzt noch ne Litanei schreiben über die Sounds, alles bullshit, was zählt: Es ist mega praktisch für mich.

Grüße,

Jörg
 
Pfaelzer":1k0jkbcq schrieb:
Es gehört zu den Dingen, die ich betriebswirtschaftlich nicht verstehe... :shock:

Da werden Modeler mit hunderten Amps, FX etc. angeboten....von denen (mal vom Spieltrieb abgesehen) der geneigte Gitarrist vielleicht 10 Amps und 20 FX braucht (auch im Studio...). Der Rest nimmt Speicherplatz (und Qualität) weg (ich habe jahrelang im Projekt-Studio mit 6 Amp-Sims der alten Ampfarm jeden Gitarristen glücklich gemacht...).

p

Das einzige was es kostet ist Speicherplatz. Das hat mit Qualität nix zu tun. Rechnen muss das Gerät ja immer nur den verwendeten Amp. Und der Konsument steht halt auf All-in-one. Ich weiss ja vorher nicht welche 3 Amps ich brauchen werde.
Die Akustik Verstärke ich mit dem Bassman ohne Cabsim. Wer kommt auf sowas?
Ausserdem gibt der Markt den Herstellern recht. Its stupid economy!
 
groby":1u2ytssl schrieb:
....wie man noch das Gefühl eines "eigenen" Sounds, eines klanglichen "Zuhauses" hat, wenn man virtuellen Zugriff auf 80 Verstärkertypen und Mischformen davon hat, von virtuellen Lautsprechern und Mikropositionen ganz zu schweigen....

Moin Groby,

alles eine Frage des Willens! :cool:

Ok, ohne Flachs - auf betriebswirtschaftliche Gründe einzugehen warum ein Modeler weniger oder mehr als X hoch Y Ampmodels/Effekte/Gizmos/Whatever enthalten muss, ist mir zu mühsam.

Ich wollte ja über "eigenen" Sound sprechen. Und da gehts schon los. Ein Sound reicht mir da nicht. Leider. Ich kann wirklich jedem, der mit Gitarre-Kabel-Amp auskommt, und tatsächlich bloss einen Sound braucht/hat, der dann maximal in der Lautstärke und/oder Zerre durchs Git. Volume variiert wird, bloss gratulieren. Ist aber nicht meine Welt.

Wenn ich meine Les Pauls spiele, spiele ich z.B. auch ganz andere Musik als mit meinen Strats oder meinen Teles. Und schon deshalb möchte ich zu jedem Gitarrentypen Sounds haben, die ICH SELBER authentisch finde. Natürlich sind da auch Sounds dabei, die ich mit allen Gitarrentypen spiele und gut finde. Und da kommen dann schon ein paar Presets zusammen. Ich rede jetzt wohlgemerkt vom "Amp"-Ton an sich, Effekte lasse ich mal ganz aussen vor (alldieweil ich es schon in den 80ern genossen habe, mit einem Tritt auf den Fussschalter einen Sound in der richtigen Lautstärke nebst den passenden Effekten abrufen zu können, ohne Stepptanz). Mag gut sein, dass der geneigte Zuhörer die Unterschiede meiner Sounds gar nicht oder viel weniger intensiv wahrnimmt, als ich das selber tue - ist mir aber wurst. Manche Sounds geben mir eben auch ein jeweils unterschiedliches Spielgefühl, was ich je nach Situation/Musik auch gerne haben will.

Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wieviele Models momentan im AxeFx abrufbar sind - ich war schon mit der Menge und Auswah der allerersten Firmware Version glücklich. Es ist doch auch beim Modeller nich anders wie im richtigen Leben: Ich bin mehr der Typ für grosse Topteile mit 4x12 Boxen. Und mit deren virtuellen Kollegen mache ich meinen Sound im AxeFx. Ich brauche z.B. keinen 5e3, Tweed oder 4x10 Bassmann Ton. In sofern weiss ich was ich haben will, und bilde mir daher ein, "meine(n)" Sound(s) so rüberzubringen, wie ich es mir vorstelle. (Sollte ich aber eines schönen Tages das dringende Bedürfnis nach einem 4x10 Bassmann verspüren, ist der Gedanke, das entsprechende Tool parat zu haben, sehr beruhigend)

Mit früheren Setups, ob das jetzt 19" Racks mit Triaxis oder später der Diezel mit diversen Zerrern und ebenfalls 19" Effekt war, war mir das alles zu kompromissbehaftet. Jeder Preamp oder Amp hatte Stärken, aber eben auch Schwächen. Natürlich kamen da auch sehr gute Sounds raus, aber ein Diezel Cleansound ist nunmal weder ein Blackface noch ein MKIV Glöckchen, etc. pp.

Und um abschliessend noch mal die Kurve zu kriegen: "klangliches zuhause" passiert für mich im Kopf. Mit meinem Modeller kann ich das, was ich an Klangvorstellungen im Kopf habe, 1:1 hinbekommen. Soll heissen, ich klinge gerne und sowieso nach mir selber, egal wieviele Sounds ich einsetze. Mehr Nirvana geht nicht, finde ich.


Grüße,

Andreas
 
Hallo!

Durch dieses Posting angeregt, habe ich gestern bei der Probe mal intensiv darauf geachtet, was ich wirklich benutze und was so im Bandsound davon ankommt. Als Ergebnis kann ich eine weitere Speicherbank ins digitale Nirvana schicken, weil ich sie nicht benutze und auch sicherlich zukünftig nicht benutzen werde.

Fazit für Tonelab in meiner Schützenfestkapelle: Hauptamp ist Vox, Zweitamp ist Blackface.

Seit Urzeiten im Schnulzen-Trio verwendete Tech21-Pedale: Hauptamp ist Blackface, Vox ist gut funktionierendes Backup.

Scheint so, als sei ich mit den beiden Amp-Modellen zuhause angekommen. Alles in allem habe ich vermutlich aktuell drei bis vier Stunden sinnlos für Sound-Suche verbraucht, in denen ich andere Amps probiert habe.

Gruß

erniecaster
 
Es gehört zu den Dingen, die ich betriebswirtschaftlich nicht verstehe...

Da werden Modeler mit hunderten Amps, FX etc. angeboten....von denen (mal vom Spieltrieb abgesehen) der geneigte Gitarrist vielleicht 10 Amps und 20 FX braucht (auch im Studio...). Der Rest nimmt Speicherplatz (und Qualität) weg (ich habe jahrelang im Projekt-Studio mit 6 Amp-Sims der alten Ampfarm jeden Gitarristen glücklich gemacht...).

So jetzt zur BWL: Warum wird nicht einfach so ein Ding mit beispielsweise 6 Grundamps und 12 FX angeboten? Den Rest müsste/könnte man einzeln oder im Package kaufen, wie das ja bei Plugins schon lange üblich ist. Dazu könnte man dann noch Speichererweiterungen verticken, Bundle- und Premiumversionen etc.pp.
Die Spieltriebler könnten sich die Complete-Version kaufen und ansonsten hätte man im Modeler die 3 Amps die man wirklich nutzt und fertisch.....

Was hat das mit Betriebswirtschaft zu tun?
Man stellt heute dem Kunden ein Produkt zur Verfügung, dass eine Vielzahl möglicher Optionen anbietet, um ein möglich weites Spektrum abdecken zu können.
Ein "abgespecktes Main-Produkt" müßte erstmal rel. günstig am Markt platziert werden, um sich von den All-Inklusiv-Produkten abzugrenzen. Die Frage ist dann, ob der Entwicklungs- und Umsetzungsaufwand für zusätzliche Erweiterungen kostendeckend funktionieren kann?
M.M.n. nicht, da nur noch ein rel. geringer Anteil der Erweiterungen abgesetzt werden kann, im Verhältnis zum Haupt-Produkt (wo bei auch dieses erstmal erfolgreich eingeführt sein sollte, um überhaupt die Marktchancen für Erweiterungen ausloten zu können).

Diese überladenen Software-Anwendungen sind doch heute normal.
Wer nutzt schon in vollem Umfang sämtliche Funktionen von z.B. Word, Excel, Photoshop, Cubase, ProTools, etc. ?
Niemand braucht sämtliche Funktionen, es bringt aber scheinbar ein beruhigendes Gefühl mit sich, zu wissen, das man ja könnte, wenn man möchte...und einem sämtliche Optionen zur Verfügung stehen.
Und da die Modeler nicht nur als Einsatzgerät in Studios verwendet werden, muß neben der Funktionsvielfalt auch ein ansprechendes, praxistaugliches Design geschaffen werden.

Von daher bin ich der Meinung, dass aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein Modeler mit eigener Recheneinheit und Bedienplattform nicht mit einem reinen Software-PlugIn bzw. VI verglichen werden kann.
 

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