auge schrieb:
Du sprichst das Richtige an. Man könnte auch anders Fragen. Ist es richtig, dass zuerst bei der Kultur bzw. der Musikausbildung gespart wird?
Warum nicht im Sport?
Bei den Banken?
you name it?
Lg
Auge
Die Antwort auf die Geldverteilung bei der kulturellen Förderung ist: dies wird regelmäßig demokratisch auf den Haushalts- und Stadtratssitzungen in Deutschland und Österreich per Beratung und Abstimmung geklärt.
Auf diese Geldverteilung kann man durch Wahlen und ggf. aktive politische Mitarbeit EinfluĂź nehmen.
Der Kommunalpolitiker hat auch im Hinterkopf, daĂź ein gutes kulturelles Angebot auch eher hoch qualifizierte Arbeitnehmer und FirmengrĂĽnder in eine Stadt zieht und damit mittelfristig die Gewerbesteuereinnahmen steigen und damit das Stadtbudget wieder steigt............
Da konkurriert die Kulturförderung aber in aller Regel direkt mit den örtlichen Schwimmbädern, den Bibliotheken, den Schulen und Kindergärten, der Stadtreinigung und den Sportvereinen.
Die Banken werden natürlich nicht kulturell gefördert, nur durch direkte und indirekte Steuervorteile und ggf. Rettungsfonds, dies ist aber ein anderes Thema.
In meinem Wohnort, einer Kleinstadt in Nordwest-Deutschland mit relativ groĂźem Krankenhaus ist es in Zeiten des Ă„rztemangels ein groĂźes Thema. Beispiel: Da ist der bauchchirurgische Chefarzt wieder auf dem Absprung, da seine Frau "in diesem Kaff, in dem nichts los ist" nicht wohnen will. Jetzt wohnen die in der 60 km entfernten "GroĂźstadt" und immer, wenn er Hintergrunddienst hat, muss man ca. 50 min warten, bis der Chefchirurg auch in der Klinik ist. Das gibt natĂĽrlich auch Ă„rger und ist nicht immer im Interesse der besten Patientenversorgung. Dies ist nur eines von mehreren Beispielen aus unserer Klinik.
Heute war eine Feierstunde wegen dem Abschluß einer größeren Baumaßnahme am Krankenhaus mit der niedersächsischen Sozialministerin sowie Vertretern des Landkreises und der Kommune, die alle Reden geschwungen hatten. Da war auch die kulturelle Förderung im Sinne der "Rahmenbedingungen" eines Krankenhausstandortes ein Thema.
Zu diesen Rahmenbedingungen gehört aber viel, halt die gesamte Infrastruktur einer Region incl. Schulen, Kinderbetreuung, Sicherheit, Straßenreinigung, Sportmöglichkeiten, Nahverkehr und und und.....
Da steht die Förderung der Musikkultur irgendwo auf Platz 35 bis 243 auf dem kommunalen Plan. Nur durch stetige politische Mitarbeit ist es möglich, sich da weiter nach vorne zu arbeiten. Musiker sind aber häufig nicht bei den politischen entscheidenden Parteien aktiv (ich auch nicht) und haben damit wenig Einfluß. Und da es keinen "Bundesverband" oder ähnliches gibt, wird es auch nicht besser. Da sind DFB und ADAC schon erfolgreicher.