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Anonymous
Guest
Hallo.
Zur Vorstellung kommt hier die Godin 5th Avenue Kingpin, eine Vollresonanz-Gitarre samt Singlecoil in der Halsposition (P-90, ebenfalls mit Godin beschriftet).
Mit den 5th Avenue-Modellen lässt der kanadische Hersteller Godin das Design der Archtop-Modelle des frühen 20. Jahrhunderts wieder aufleben.
Das bedeutet: 16" Massivholzkorpus, nicht allzudĂĽnner Hals, klassische Klangwandlung per P90.
Zum Holz:
Der Website des Herstellers ist zu entnehmen, dass man für den Korpus einheimische Wildkirschen fällt, der Hals wurde aus einem Stück Silberblatt-Ahorn (frei übersetzt) gefertigt. Das Griffbrett ist klassisch aus Palisander. Über die Fusion von Kirsche und Ahorn werde ich später berichten. Der Hals ist auf Höhe des 14. Bundes mit dem Korpus verleimt.
Das Griffbrett fasst insgesamt 21 Bünde, der überhängende Teil ist mit Halsmaterial verstärkt.
Die Kingpin wird in drei Lack-Variationen gefertigt, die hier gezeigte nennt sich "Cognac Burst". Ebenfalls erhältlich sind schwarz und Natur. Die matte Lackierung ist dünn aufgetragen und lässt die Poren des Holzes leicht durchscheinen. Einen einzigen kleinen Lackfehler konnte ich entdecken.
Elektronik:
Die Umwandlung von Saitenschwingung in Strom geschieht durch den einsamen P-90 am Halse, einen zweiten Tonabnehmer, wie z.B. einen Piezo, sucht man vergebens. Über die beiden gut positionierten Potis lassen sich Lautstärke und Höhenanteil regeln. Ich habe konstruktionsbedingt erstmal nicht vor, den PickUp freizulegen und auszumessen. Da dies meiner erste Gitarre dieser Art ist, fällt es mir schwer, Aussagen bezüglich des PickUps zu treffen.
restliche Hardware:
Die Brücke ist großzügig in der Höhe verstellbar, die Saitenauflage ist fix, aber man hat klugerweise zu einer "compensated" Saitenauflage gegriffen. Wie sagt man auf deutsch?
Bis auf die Schrauben besteht die Konstruktion aus Hartplastik.
Der Sattel ein TUSQ-Sattel von Graphtech. Dieser Kunststoff soll laut einem beigefügtem Kärtchen die besten Klangeigenschaften der Welt haben.
Bei den Mechaniken hat man sich glücklicherweise vom Vorbild entfernt und gekapselte, Kluson-Style-Tuners verbaut. Sie sind leichtgängig, genau und halten die Stimmung.
Schlagbrett und Trussrod-Abdeckung bestehen aus Perloid.
Klang und Bespielbarkeit
Konstruktionsbedingt unterscheiden sich die Archtops deutlich von den typischen Flattop-Modellen. Dies war zur Zeit ihrer Einführung durchaus gewünscht, war die Gitarre damals noch unverstärkt und musste sich im Orchester bemerkbar machen. Aus diesem Grund ist die Godin auch recht bassarm, der Anglophoniker mag dies wahrscheinlich mit "boxy" beschreiben. Ich denke, die Kombination aus Kirschkorpus und Ahornhals trägt auch dazu bei.
In den Höhen vernimmt man ein leichtes Perlen, das Ovation-Gitarren einst populär machte. Das Klangbild ist harmonisch und differenziert, in Akkorden lösen sich die Einzelsaiten schön auf.
Wenn es um die Lautstärke geht, so ist die Gitarre in Anbetracht der Korpusdimensionen verhältnismäßig leise.
Bis einschließlich des 15. Bundes lassen sich alle Saiten gut erreichen, danach wird es schwierig, da ist dann ne Menge Holz im Weg. Bei meinem Exemplar ist die Saitenlage perfekt und die Oktavreinheit ist akzeptabel. Ich hatte im Vorfeld jedoch auch solche in der Hand, wo es an dieses Punkten erheblich mangelte. Daher empfehle ich jedem, der sich eine solche Gitarre zulegen möchte, dieses vorher unbedingt anzutesten.
Am Verstärker relativiert sich das Fehlen der Bässe. Der P-90 ergänzt das Klangbild gut. Man kennt diesen Ton von ähnlich konstruierten Gibson-Archtops. Die Regelwege der Potis sind absolut ok, kein Knacken und Knarzen.
Der Korpus fängt schnell und gerne die dem Lautsprecher entlockten Frequenzen auf, sprich: Feedback. Der PickUp ist glücklicherweise nicht mikrofonisch, so dass sich ganz interessante Effekte produzieren lassen.
Fazit:
Die Godin 5th Avenue Kingpin ist eine tolle Gitarre fĂĽr ganz kleines Geld, gerade in Anbetracht, dass sie in Canada von Hand gebaut wird. Sie ist speziell und ersetzt sicherlich nicht die FlatTop-Akustik-Gitarre fĂĽr die BĂĽhne.
Ihre Aufgabe erfĂĽllt sie jedoch vorzĂĽglich. Wer sich fĂĽr eine Archtop aus dem Hause Gibson interessiert, sollte sich die Godin auch mal angucken. Vielleicht spart man einen Haufen Kohle!
GruĂź Oli
Nachtrag: Vergessen habe ich das Case.
Ich war zugegebenermaßen etwas... überrascht. Der ziemlich hässliche Kasten besteht aus einem schwarzen, Styropor nicht unähnlichem Material. Die Schnallen sind aus Plastik, aber gut dimensioniert. Das Innenleben wurde mit einer Art Eierschalenkartonsynthetikfaser ausgekleidet, die Auflagepunkte des Halses und einiger Stellen des Korpus werden durch Kunstlanghaartoupets gepolstert. Der Hersteller heißt Tric. Das Case ist angenehm leicht und macht trotz allem irgendwie einen stabilen und verlässlichen Eindruck. So zwischen Case und Gigbag anzusiedeln. Vor einem Überseeflug hätte ich Angst, aber für die normalen Anforderungen wie Proben und Gigs scheint die Konstruktion doch durchaus geeignet.
Zur Vorstellung kommt hier die Godin 5th Avenue Kingpin, eine Vollresonanz-Gitarre samt Singlecoil in der Halsposition (P-90, ebenfalls mit Godin beschriftet).
Mit den 5th Avenue-Modellen lässt der kanadische Hersteller Godin das Design der Archtop-Modelle des frühen 20. Jahrhunderts wieder aufleben.
Das bedeutet: 16" Massivholzkorpus, nicht allzudĂĽnner Hals, klassische Klangwandlung per P90.
Zum Holz:
Der Website des Herstellers ist zu entnehmen, dass man für den Korpus einheimische Wildkirschen fällt, der Hals wurde aus einem Stück Silberblatt-Ahorn (frei übersetzt) gefertigt. Das Griffbrett ist klassisch aus Palisander. Über die Fusion von Kirsche und Ahorn werde ich später berichten. Der Hals ist auf Höhe des 14. Bundes mit dem Korpus verleimt.
Das Griffbrett fasst insgesamt 21 Bünde, der überhängende Teil ist mit Halsmaterial verstärkt.
Die Kingpin wird in drei Lack-Variationen gefertigt, die hier gezeigte nennt sich "Cognac Burst". Ebenfalls erhältlich sind schwarz und Natur. Die matte Lackierung ist dünn aufgetragen und lässt die Poren des Holzes leicht durchscheinen. Einen einzigen kleinen Lackfehler konnte ich entdecken.
Elektronik:
Die Umwandlung von Saitenschwingung in Strom geschieht durch den einsamen P-90 am Halse, einen zweiten Tonabnehmer, wie z.B. einen Piezo, sucht man vergebens. Über die beiden gut positionierten Potis lassen sich Lautstärke und Höhenanteil regeln. Ich habe konstruktionsbedingt erstmal nicht vor, den PickUp freizulegen und auszumessen. Da dies meiner erste Gitarre dieser Art ist, fällt es mir schwer, Aussagen bezüglich des PickUps zu treffen.
restliche Hardware:
Die Brücke ist großzügig in der Höhe verstellbar, die Saitenauflage ist fix, aber man hat klugerweise zu einer "compensated" Saitenauflage gegriffen. Wie sagt man auf deutsch?
Bis auf die Schrauben besteht die Konstruktion aus Hartplastik.
Der Sattel ein TUSQ-Sattel von Graphtech. Dieser Kunststoff soll laut einem beigefügtem Kärtchen die besten Klangeigenschaften der Welt haben.
Bei den Mechaniken hat man sich glücklicherweise vom Vorbild entfernt und gekapselte, Kluson-Style-Tuners verbaut. Sie sind leichtgängig, genau und halten die Stimmung.
Schlagbrett und Trussrod-Abdeckung bestehen aus Perloid.
Klang und Bespielbarkeit
Konstruktionsbedingt unterscheiden sich die Archtops deutlich von den typischen Flattop-Modellen. Dies war zur Zeit ihrer Einführung durchaus gewünscht, war die Gitarre damals noch unverstärkt und musste sich im Orchester bemerkbar machen. Aus diesem Grund ist die Godin auch recht bassarm, der Anglophoniker mag dies wahrscheinlich mit "boxy" beschreiben. Ich denke, die Kombination aus Kirschkorpus und Ahornhals trägt auch dazu bei.
In den Höhen vernimmt man ein leichtes Perlen, das Ovation-Gitarren einst populär machte. Das Klangbild ist harmonisch und differenziert, in Akkorden lösen sich die Einzelsaiten schön auf.
Wenn es um die Lautstärke geht, so ist die Gitarre in Anbetracht der Korpusdimensionen verhältnismäßig leise.
Bis einschließlich des 15. Bundes lassen sich alle Saiten gut erreichen, danach wird es schwierig, da ist dann ne Menge Holz im Weg. Bei meinem Exemplar ist die Saitenlage perfekt und die Oktavreinheit ist akzeptabel. Ich hatte im Vorfeld jedoch auch solche in der Hand, wo es an dieses Punkten erheblich mangelte. Daher empfehle ich jedem, der sich eine solche Gitarre zulegen möchte, dieses vorher unbedingt anzutesten.
Am Verstärker relativiert sich das Fehlen der Bässe. Der P-90 ergänzt das Klangbild gut. Man kennt diesen Ton von ähnlich konstruierten Gibson-Archtops. Die Regelwege der Potis sind absolut ok, kein Knacken und Knarzen.
Der Korpus fängt schnell und gerne die dem Lautsprecher entlockten Frequenzen auf, sprich: Feedback. Der PickUp ist glücklicherweise nicht mikrofonisch, so dass sich ganz interessante Effekte produzieren lassen.
Fazit:
Die Godin 5th Avenue Kingpin ist eine tolle Gitarre fĂĽr ganz kleines Geld, gerade in Anbetracht, dass sie in Canada von Hand gebaut wird. Sie ist speziell und ersetzt sicherlich nicht die FlatTop-Akustik-Gitarre fĂĽr die BĂĽhne.
Ihre Aufgabe erfĂĽllt sie jedoch vorzĂĽglich. Wer sich fĂĽr eine Archtop aus dem Hause Gibson interessiert, sollte sich die Godin auch mal angucken. Vielleicht spart man einen Haufen Kohle!
GruĂź Oli
Nachtrag: Vergessen habe ich das Case.
Ich war zugegebenermaßen etwas... überrascht. Der ziemlich hässliche Kasten besteht aus einem schwarzen, Styropor nicht unähnlichem Material. Die Schnallen sind aus Plastik, aber gut dimensioniert. Das Innenleben wurde mit einer Art Eierschalenkartonsynthetikfaser ausgekleidet, die Auflagepunkte des Halses und einiger Stellen des Korpus werden durch Kunstlanghaartoupets gepolstert. Der Hersteller heißt Tric. Das Case ist angenehm leicht und macht trotz allem irgendwie einen stabilen und verlässlichen Eindruck. So zwischen Case und Gigbag anzusiedeln. Vor einem Überseeflug hätte ich Angst, aber für die normalen Anforderungen wie Proben und Gigs scheint die Konstruktion doch durchaus geeignet.