groby schrieb:
Ernie, ich verstehe was du meinst.
Dennoch klingt diese Ereigniskette in deiner Beschreibung irgendwo so zwangsläufig und enthält auch zwei, drei indirekte Annahmen die nicht alle unbedingt so sein müssen.
Ich fände es auch völlig legitim wenn ein Künstler Zugeständnisse macht. Nur finde ich die Idee widersinnig, dass man selber einen weiten Geschmack hat aber Künstler dürfen das nicht, die dürfen immer nur einen sehr eingeengten Stil machen weil das sonst nicht mehr authentisch oder glaubwürdig wäre.
Die Zuspitzung dieser These ist: Dass etwas wirklich künstlerisch rein und authentisch ist, kann man daran erkennen, dass es garantiert niemandem gefällt.
Hallo,
lass es mich mal so formulieren: Den Wunsch, sich mitzuteilen, halte ich für den Antrieb, Musik zu machen und dazu gehört Publikum. Das müssen keine Massen sein. Ich bin auch davon überzeugt, dass sich dieser Wunsch wiederholt, also will man auch wieder für andere oder vor anderen spielen.
Dass dann jeder unbedingt kommerziell wird, um wieder und wieder vor mehr und mehr Menschen zu spielen, ist natürlich übertrieben. Menschen wollen aber nun mal in der Mehrheit geliebt werden und sind auch bereit, dafür ihr Verhalten zu ändern. Das muss nicht Opportunismus werden - wenn man seinem Lebenspartner zuliebe die Zahnpastatube zuschraubt, finde ich das in Ordnung und nicht verwerflich.
Selbstverständlich dürfen Künstler einen weiten Geschmack haben. Ich denke auch nicht, dass es um Authentizität oder Glaubwürdigkeit geht, immer den gleichen Stiefel runter zu rocken sondern dass da sehr viel finanzieller und mentaler Druck hinter steckt.
Nehmen wir mal an, Metallica würden gerne bulgarische Kinderlieder auf Dudelsäcken spielen. Das wäre finanziell sicher ein Risiko und die Typen, die in der Industrie auf den Geldtöpfen hocken, mögen so etwas im Regelfall gar nicht. Da kommt mich Sicherheit Gegenwind. Und ob die Jungs sich trauen, ihre Street-Credibilidings (ich finde diese Grundhaltung so doof, dass ich nicht mal die richtige Schreibweise kenne) aufs Spiel zu setzen, ist die nächste Frage.
Komischerweise muss ich gerade an Rex Gildo denken, der nie Schlager machen wollte, sich nicht traute, aus der Zwickmühle auszubrechen und sich dann nach einem Gig in einem Möbelhaus und dem hundertausendsten Hossa aus dem Fenster gestürzt hat.
Aber ich schreibe schon wieder viel zu viel über die Schattenseiten und Abwege. Noch einmal zur Sicherheit meine Kernthese: Der Wunsch zu musizieren, ist der Wunsch sich auszudrücken. Und irgendwer muss das dann halt auch hören.
Gruß
erniecaster