Buchtipp: Frank Goosen: "So viel Zeit"

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Anonymous

Guest
Leute,

solltet ihr (wie ich) über 35 sein und es als Rockstar nicht geschafft haben, zusätzlich die eine oder andere Entscheidung im Leben nicht ganz ohne Zweifel getroffen haben, vielleicht sogar Kinder haben, dann möchte ich euch dieses Buch empfehlen:

"So viel Zeit" von Frank Goosen.

Oder anders: das Ding ist eine Art Zeitreise - herrlich! Vielleicht ein bisschen viel Pathos hier und da (mit "Happy End", irgendwie...), und es sind auch nicht alle Mucker-Termini ganz korrekt ("DER Riff, das Gaffer-Tape, White-snake" [sic!]) aber insgesamt sind die Equipmentausführungen korrekt ("Squier ist wie das Original, diese ist das Original.") und vor allem, was die Story angeht: genau so ist es, könnte es sein, war es... ach, was weiß ich schon ;-)

Kaufen, besorgen, was auch immer!

ISBN 9783453405820

Alle Grüße
o:dee
 
Ich habe das Buch vor ein paar Wochen mit sehr großem Vergnügen gelesen und kann es nur empfehlen. Und wer noch einen Schritt weitergehen mag, der holt sich von Frank Goosen "Liegen lernen"... :cool:
Viel Spass damit
 
Empfehlenswert fand ich auch von ihm die CD "A40". Hat zwar nichts mit Gitarren zu tun sondern mitm Pott, aber ist ja auch schön ;-)
 
shortsighted_stevie_b":fclemfgc schrieb:
I Und wer noch einen Schritt weitergehen mag, der holt sich von Frank Goosen "Liegen lernen"... :cool:

... ein Buch das ich mit großem Mißvergnügen vor einigen Jahren las ... langweiliger nur noch der Film ... ich fand die Story weder erhellend noch amüsant und sprachlich bietet Frank Goosen m.E. maximal ordentliches Handwerk ...
 
ich habe es von einer Kollegin geschenkt bekommen, die wusste, daß ich nach 30 Jahren Abstinenz wieder zur Axt gegriffen habe ;-). War sehr amüsant zu lesen, für mich ist es modernes Märchen, sehr nett.

Grüsse
Klaus
 
In der Tat ein sehr kurzweiliges und vergnüglich zu lesendes Büchlein - zumindest für ins bürgerliche Leben entglittene Ex-Musiker ab Jahrgang '65 und älter.

Es finden sich einige herrliche Szenen, wie etwa die hypnotische Wiederholung des Blues-Schemas, die während einer Probe schließlich alle in eine höhere Sphäre gleiten lässt. Wunderbar.

Doch vieles ist auch arg klischeehaft. Betrachtet man die Vita der Protagonisten, muss man sich ja unweigerlich die Frage stellen, ob man mit einem einigermaßen normalen Leben überhaupt Musik machen kann. Aber Literatur muss wohl zuspitzen, sonst ist es doch arg langweilig. Wer will schon was über dein oder mein Leben lesen?

Meine Abi-Feier zum 25. war definitv eine besten Partys der letzten Jahre. Doch an die von Goosens Helden kam sie leider nie heran. Wirklich schade!
 
Ich habe das Buch auch gelesen mit sehr viel Vorfreude darauf. Allerdings muß ich sagen, dass es mich eher enttäuscht hat. die Story fand ich eher flach. Es ist keine rechte Entwicklung der Charaktere zu sehen und man lernt sie auch irgendwie nur oberflächlich kennen. Es werden quasi nur Klischees bedient (Doko-Männer-Runde, gescheiterte Beziehungen und Existenzen, Alkohol, Drogen, Schlägerei). Dann diese pseudogruppendynamische "Aussteiger-Aktion" mit der Fahrt nach Berlin und eine ominöse Unfallgeschichte, die einem von Schuldgefühlen geplagten Protagonisten bis zum Ende des Buches quält und die dann zum Ende noch nicht einmal richtig aufgelöst wird, sondern auch nur oberflächlich, fast beiläufig, am Ende erklärt wird.

Völlig unrealistisch finde ich den Erfolg dieser Amateurband. Es sind quasi alles Anfänger, die in den Laden gehen, sich Instrumente kaufen, autodidaktisch etwas lernen und dann direkt Auftritte im Tennis-Club haben wo sie exzessiv gefeiert werden und mit fürstlichen Gagen belohnt werden. Keine Niederlagen, keine Rückschläge, keine verpatzten Gigs, kein Rausschmiss aus dem Proberaum. Dinge, die eigentlich von vielen Bands in ihren Anfangstagen berichtet werden. Seltsam auch, dass sich diese "ambitionierten" Musiker auch völlig von der modernen Musikliteratur verschließen, und dass, wo es doch heute so viele gute Musik zu hören gibt.

Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Buch von einem "Nichtmusiker" geschrieben wurde. Keine Ahnung, ob ich Herrn Goosen damit Unrecht tue, aber ich fand dieses Buch nicht gut. Ich hab es gelesen, weil die Story vielversprechend war. Ich habe es auch schnell gelesen, weil ich dachte, es wird vielleicht zum Ende hin besser, aber das wurde es nicht.

Just my 2 ct.
 
Dr. Nöres":1afuaz2h schrieb:
Völlig unrealistisch finde ich den Erfolg dieser Amateurband. Es sind quasi alles Anfänger, die in den Laden gehen, sich Instrumente kaufen, autodidaktisch etwas lernen und dann direkt Auftritte im Tennis-Club haben wo sie exzessiv gefeiert werden und mit fürstlichen Gagen belohnt werden. Keine Niederlagen, keine Rückschläge, keine verpatzten Gigs, kein Rausschmiss aus dem Proberaum.
Nun ja, der Rausschmiss aus dem Proberaum konnte ja kaum erfolgen, weil sie ja bei einem aus der Truppe in der Garage erfolgte.
Generell würde ich der Geschichte nicht zu viel "Logik" in dieser Hinsicht abverlangen, denn es ist ja kein Buch explizit für Musiker. Der normale Leser würde sich wahrscheinlich bei der Schilderung von unzähligen Gigs langweilen. ;-)
Übrigens: So etwas kann wirklich passieren. Der letzte Gig mit meiner damaligen Covertruppe war aus unserer Sicht so dermaßen schlecht, dass wir am Ende am liebsten einfach schnell verschwunden wären. Der Veranstalter hat die Band aber direkt wieder gebucht und kriegte sich vor Begeisterung kaum ein. Es kommt immer drauf an, welchen Anspruch das Publikum hat, und wenn ich mir auf diversen Geburtstagen etc. viertklassige Tanzkapellen anhöre, die von den Gästen frenetisch gefeiert werden, festigt sich dieser Eindruck. Alkohol potenziert dieses Verhalten übrigens enorm.
 
Dr. Nöres":1nlss0fu schrieb:
die Story fand ich eher flach. Es ist keine rechte Entwicklung der Charaktere zu sehen ... Völlig unrealistisch finde ich den Erfolg dieser Amateurband.

Sicherlich ist das Buch kein Wilhelm Meister. Will es aber auch nicht sein. Und b ei aller Wertschätzung für Frank Goosen, wird er seinem literarischen Talent wohl mehr als gerecht, wenn er bei der Art Bücher bleibt, wie er sie bisher veröffentlicht hat.

Doch worum geht es in der Geschichte eigentlich? Eine knappe handvoll Männer im besten, Midlife-Crisis-fähigen Alter stellt sich die Frage, ob dies schon alles in ihrem Leben gewesen sei. Man erinnert sich an die schon lange zurück liegenden wilden Zeiten und den einzigen alten Schulfreund, der den Rock'n'Roll scheinbar nie aufgegeben hat. Etwas tapsig und naiv versuchen unsere Helden, die Zeit zurückzudrehen und sich mit Hilfe der Musik zu therapieren. Und dies ja mit je sehr individuellem Erfolg.

Bedauerlicherweise muss ich zugeben, dass mir manche gedanklichen Motive gar nicht soooo unbekannt erschienen. Scheint etwas mit dem Alter zu tun zu haben. Am Ende bleibt ja schließlich auch die versöhnliche wie schöne Erkenntnis, dass man zum einen das Rad der Zeit - egal mit welchem Mittel - nicht zurückdrehen kann und dass Musik in jedem Lebensabschnitt eine adäquate Ausdrucksform bleibt. Kunst ist aus Sicht des Schaffenden immer auch ein Stück Auseinandersetzung mit Leben an sich.

Der Erfolg der Helden erklärt sich natürlich im adressierten Publikum: Denn auch dies besteht ja im wesentlichen aus Menschen, die sich gern mit Hilfe der Musik ihrer Jugend in eine Zeit wilder Freiheit und ohne Zwängezurück versetzen lassen wollen. Und sei es für ein paar Stunden.
 
Ich will dieses Buch nicht schlecht reden, oder anderen den Lesegenuss vergällen. Was ich obern geschrieben habe ist nur meine Meinung und mein Empfinden über dieses Buch. Anderen mag es gut gefallen.
 

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