frankpaush":11xb32yp schrieb:
... wie schlecht muss man denn sein, um so was für'ne Gitarre ausgeben zu müssen?
Keinen Deut schlechter als jemand, der für ein Auto 500.000 Euro oder für eine Wohnung 3 Millionen Euro oder für einen Anzug 30.000 Euro ausgibt.
Oder seiner Liebsten Klunker für ein paar 100.000 € um den Hals hängt.
Da geht's doch wohl nicht mehr wirklich um ein Instrument ...
Da geht es genauso viel oder genauso wenig um ein Instrument wie es beim Auto für 1/2 Millionen um ein einfaches Auto oder bei der Wohnung für 3 Millionen um eine einfaches Dach-Überm-Kopf geht.
Luxus, Prestige und eventuell "angeben wollen" spielen da immer mit herein, meiner meinung nach.
Aber sicher auch der Gedanke "ich habe es ja, wieso soll ich dann eine Seriengitarre spielen, einen Fiat fahren oder in einem Riehenhaus wohnen" ...
Für meinen Geschmack haben Menschen, die dafür solche Summen ausgeben, irgendwo 'nen heftigen Egoschaden. ....
Unsinn. Wieso sollte jemand, der vielleicht 1% oder 5% seines Vermögens für eine 50er-Gitarre ausgibt ein größeren Ego-Schaden haben als der, der 100% seines Vermögens für eine 800-Euro-Ibanez ausgibt?
PS: schau dir mal an, was Violinisten z.T. ausgeben für ihre Instrumente. Gagegen ist ne echte 59er-Gibson-Les-Paul echt Peanuts ...
Hans_3":11xb32yp schrieb:
... Allerdings: Jeder will seinen Kram zum Höchstpreis loswerden ...
Ja. Wieso sollte man auch nicht?
O.k., einem Kumpel oder Verwandtem würde ich ein Gebrauchtinstrument vielleicht zum Freundschaftspreis anbieten.
Aber von einem Wildfremden würde ich schon den maktüblichen Preis haben wollen.
Der marktübliche Preis für eine gut erhaltene 59er Les Paul ist halt bei ein paar 100.000 $.
....sollen Sie bitte ihr Geld für Gitarren, Autos, Schiffe, Klamotten, Hausbauten, Stiftungen usw. massenhaft ausgeben. Dann geht die Kohle wenigstens in den Wirtschaftskreislauf, sichert Arbeitsplätze und verschimmelt nicht auf irgendwelchen Konten. ....
Geld auf Konten verschimmelt keineswegs (auch wenn dies ein beliebtes und leider falsches Vorurteil ist), sondern Geld auf Konten oder Geld in Anlagepapieren geht als Kredit oder Eigenkapital an Unternehmen (die dafür investieren und z.B. Maschinen kaufen) oder als Kredit an Privatleute (die dafür z.B. ein Haus bauen) wieder raus.
Und bleibt damit im Geld- und Wirtschaftskreislauf.
Im Wirtschaftskreislauf gibt es üblicherweise nur zwei Wege, um Geld aus dem Kreislauf zu entfernen: Geldscheine verbrennen oder unter der Matratze lagern.
PS: eine gewisse Sparquote ist (in gewisse nParametern) für eine Volkwirtschaft grundsätzlich wichtig, weil sonst eben das Geld für Kreditvergaben bei Banken knapp und damit teuer ist, was Investitionen und Konsum eher bremst.
So, das nur als Exkurs.
Doch zurück zum Thema.
Dass alte, seltene und gut erhaltene Gegenstände (z.B. alte Autos, gut erhaltene Fernseher aus den 50ern usw. usw.) wertvoll, weil selten und von gewisser historischer Bedeutung sind, ist normal und auch völlig o.k.
Denn wären sie nicht teuer, bestünde die Gefahr, dass jemand unwiederbringliche historische Gegenstände wie z.B. einen VW Käfer aus den 50ern als Alltagsgegenstand verheizt.
Das wäre nicht in unserem Sinn, denn ich will, dass auch meine Enkel noch die Chance haben, z.B. einen 50er VW Käfer oder 1950er-Fernseher zumindest im Museum zu bewundern.
Was bei den Preisen für 58er/59er Gibson Les Pauls mit eine Rolle spielen dürfte bei den gegenwärtigen Marktpreisen, ist z.T. aber auch Spekulation. Sprich, weil einige Leute zukünftig noch erhebliche Wertsteigerungen erwarten, werden solche Instrumente teilweise weniger als historisch wertvolles Instrument und Zeitzeuge gesehen, sondern als Spekulationsobjekt. Was die Preise natürlich mit nach oben treibt.
Das finde ich persönlich schade, ist aber so.
Bei Kunst (Gemälde usw.) ist so was durchaus verbreitet.
Aus der Sicht des Spekulanten ist die Gibson vielleicht sogar die bessere Wahl, denn Kunst unterliegt stärkeren Moden und Trends als ein historisches Musikinstrument.
Spielt das für uns als Gitarristen eine Rolle?
Nö!
Keiner von uns braucht zur Verwirklichung seiner musikalischen Ideen eine 59er Les Paul. Siehe G. Hilden, der seine ja offenbar auch nicht uuuuunbedingt braucht (und sie deswegen verkauft hat).
Ich lehne mich jetzt etwas aus dem Fenster und behaupte, dass man sich für den Bruchteil des Preises einer Original-59er ein Replikat bauen lassen kann, das absolut identisch klingt. Oder zumindest so identisch, dass es zur Umsetzung der musikalischen Ideen völlig ausreicht.
Die hohen Preise betreffen also weniger den aktiven Musiker als vielmehr Sammler und Museen.
Da ich weder Sammler noch Museum bin, sind mir die Spekulantenpreise für 50er-E-Gitarren also auch relativ egal.
Lange Rede kurzer Sinn: viel Rauch um nix ;-) ...
Wer was dagegen tun will, dass mit Musikinstrumenten spekuliert wird, muss letztlich dafür eintreten, Privatvermögen abschaffen, und damit sind bekanntermaßen ja die DDR, die UdSSR, China und andere sozialistische Staaten allesamt grandios gescheitert.
In diesem Sinne, keep on rockin' ...
Stef