Ritenour war ja schon vor 35 Jahre einer der gefragtesten "neuen" Studiogitarristen in LA, als Granden wie Tommy Tedesco dort noch "herrschten" und alles ohne mit der Wimper zu zucken perfekt vom Blatt spielten, was da handschriftlich aufs Notenpult für Musik aller Art (TV-Serien, FIlm, Schallplatten) gelegt wurde.
Ich kenne und schätze LR von unzähligen Fusion-Platten als Sideman. Da hat er immer (un)aufällig gute Arbeit abgeliefert.
Wie bei fast allen Alleskönnern sind mir seine eigenen Alben bis auf auf den heutigen Tag durchwachsen. Da sind immer mal wieder richtig krasse Highlights dabei, aber eben auch viel kompositorische Durchschnittsware, die durch routinierte Gitarrenarbeit bekanntlich nicht zu retten ist.
Oder es kommt halt so was Überzogenes und irgendwie Blutleeres raus, wie es mr_335 oben schon schrieb in Richtung Larry Carlton. Als "gutes" Beispiel fällt mir dafür fällt mir spontan noch Steve Lukather ein, dessen beste Soli unter Toto entstanden sind oder als Studiogitarrist z.B. für Randy Crawford ("You might need Somebody") oder Ernie Watts. Seine Solo-Alben hingegen kranken allesamt an ihrer Oberflächlichkeit, denen der gewissen Atem und Faden fehlt, der immer dann verloren geht, wenn "Vertracktheit" zum alleinigen Konzept erhoben wird.
Kurzum: Bei Ritenour geht mir das wie bei vielen Ähnlichen: Großer Respekt vor dem Können einerseits. Beim gelegentlichen "Mal-wieder-Reinhören" Freude über gute Stücke aber auch Langeweile, wenn das Virtuosentum erkennbar und nichtssagend zum Selbstzweck wird.
Unterm Strich höre ich dann doch wahrscheinlich öfter Sachen, die sich entweder konsequent an den Wurzeln ihrer Stilrichtung aufbauen oder extrem immer wieder Grenzen ausloten.