Zum Moll-7 gibt es ein Improvisationskonzept von Werner Pöhlert, das er
Basic Mediantic und
Blues Mediantic nennt.
In dem Buch "Analyse der Skalen'theorie' auf Basis der Pöhlertschen Grundlagenharmonik" und in der Grundlagenharmonik (ältere Auflagen) gibt es entsprechende Kapitel dazu.
Auch die
Neuausgabe der Grundlagenharmonik von Jochen Pöhlert hat entsprechende Kapitel und ist leicht verständlich aufgebaut - wenn man die Gitarre zur Hand nimmt, Übungen spielt und sich Notizen macht.
Ich empfehle das gerne, wenn man sich für Improvisationskonzepte und Jazz interessiert.
Im Grunde geht es zunächst um
Auswahl und Reduktion des Tonmaterials für die Improvisation, so dass man mit den Tönen zum einen nicht 'falsch' liegt (und nicht überfordert wird), zum anderen einfache Fingersätze lernt (insbesondere Gitarre/Bass, Klavier) und
sich dann auf das Gehör und das Fingergedächtnis
verlassen kann! (Der auditive Ansatz steht dabei ganz groß geschrieben.)
Welche Moll-7-Medianten naheliegend für welche Begleitakkorde verwendet werden können, wird durch anschauliche Darstellungen und Griffbilder leicht verständlich und ausführlich erklärt.
Das reduzierte Tonmaterial dieser Moll-7-Medianten wird nach Bedarf und Gehör usw. angereichert mit dem sonstigen Tonmaterial - sprich: alle 12 Töne und im Grunde auch der mikrotonale Bereich durch Bendings (speziell auch von kleiner Terz zu großer Terz) usf.
Achtung: internationale Schreibweise B und Bb statt H und B!
Für den C-Dur Bereich - also für die tonarteigenen Akkorde - werden z.B. die
Basic-Medianten Dm7 und
Em7 vorgeschlagen.
Dm7: D F A C
Em7: E G B D
Zusammengenommen ergeben sie das Tonmaterial von C-Dur:
C D E F G A B
Sofern man nicht tatsächlich nur Arpeggien rauf- und runternudelt, kann man mit diesem Tonmaterial schon ne Menge Musik spielen, habe ich mir sagen lassen.
Verwendet man zusätzlich die sog.
Blues-Mediante Fm7
Fm7: F Ab C Eb
Erhält man bezogen auf C-Dur eine kleine Terz (Eb) und eine kleine Sexte (Ab) als Ergänzung für das Tonmaterial.
Das Gegeneinanderspielen (gleichzeitig) von kleiner und großer Terz ist blues-typisch und tritt z.B. beim Septakkord der IV. Stufe und der großen Terz der tonartbezogenen Dur-Tonleiter (oder Dur-Pentatonik auf), wenn diese als Melodieton gepielt wird.
Exkurs:
Die Erweiterung der tonarteigenen Dreiklänge zu bestimmten Vierklängen ist oft schon eine Ergänzung des Tonmaterials über das der Tonleiter hinaus. Diese tonartfremden Töne werden bei Pöhlert "Blue Notes" genannt - also nicht nur die verminderte Quinte zur Tonart.
Die Erweiterung zu Vierklängen (z.B. im Jazz) erfolgt zunächst meist mit tonarteigenem Tonmaterial:
z.B.
F6 - IV. Stufe - F A C D (tonleitereigene Erweiterung)
oder
Fmaj7 - IV. Stufe - F A C E (tonleitereigene Erweiterung)
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Beim Standard-Blues (C-Dur) sieht die Erweiterung z.B. so aus:
Die genannte kleine Septime (Eb) von F7
ist nicht in C-Dur.
Die kleine Septime (Bb) von C7
ist nicht in C-Dur.
Die kleine Septime (F) von G7
ist in C-Dur.
Das ergänzte Tonmaterial lautet nun:
C D
Eb E F G A
Bb B
Freunde der Pentatonik erreichen das Tonmaterial so:
C-Dur-Pentatonik: C D E G A
und
C-Moll-Pentatonik: C Eb F G Bb
Allerdings ohne große Septime B.
Ist für Pentatoniker aber auch spannend, die Pentatoniken der Paralleltonart zu verwenden:
A-Moll-Pentatonik: A C D E G
A-Dur-Pentatonik: A B C#/Db E F#/Gb
Ergibt zusammen:
C Db D E F Gb A B
Im Grunde können Pentatoniken (wenn sie nicht als eigenständige Tonleitern verwendet werden, sondern als Auswahl des 12-Tonvorrats zur Improvisation) genauso, wie Moll7-Formen verschoben werden.
Wie erreicht man dieses Tonmaterial mit den Medianten?
Dm7: D F A C
Em7: E G B D
Cm7: C Eb G Bb
Fm7: F Ab C Eb (Zusätzlich mit der kleinen Sexte Ab).
Am7: A C E G kann man auch nehmen.
Bm7: B D F#/Gb A auch, will man nen Tritonus C - Gb gegen z.B. C7 spielen.
Mit einem einfachen verschiebbaren Fingersatz kann so mit den Medianten improvisieren. Dm7 und Em7, wenn man sich tonartsicher bewegen will und Cm7 und Fm7, wenn es etwas spannender werden darf.
Die Begleitakkorde für den Standardblues In C-Dur:
C7 - I. Stufe - C E G
Bb (Tritonus zwischen E - Bb)
F7 - IV. Stufe - F A C
Eb (Tritonus zwischen A - Eb)
G7 - V. Stufe - G B D F (Tritonus zwischen B und F)
Um das Spiel mit Medianten spannungsreich zu halten, empfiehlt es sich, nicht bloß Arpeggien zu spielen, sondern Melodie mit größeren und kleineren Intervallsprüngen zu spielen.
Die Moll7-Arpeggien sind Terzschichtungen, also ruhig mal bewußt Tritonussprünge, kleine Sekundschritte usw. spielen
Genug Blabla.
Mal nen Popsong nehmen und die Medianten für die Begleitakkorde bestimmen und ausprobieren.
Rückfragen gerne.
viele Grüße,
der StratDrache