Psychoakustik, die eigene Stimmung und der Sound....

auge

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Hallo liebe Freunde,
ich habe gestern mal eine interessante Erfahrung gemacht die ich mit euch teilen möchte und für den ein oder anderen interessant oder eventuell auch bekannt ist.
Nach einer Probe am Sonntag liess ich AFX und AA im Proberaum und nahm nur die Gitarre mit da die Zeit knapp ist und ich mir Schleppereien ersparen wollte.
Die Sonntagsprobe war sehr gut. Ich spiele das AFX über eine Martin PA ohne seperate Verstärkung was mir sehr gut gefällt. Der Sound bei den verschiedenen Songs hat mich umgehaut (Die Grosh ist schon cool) auch die anderen fandens richtig gut.

So nun worauf ich hinauswill.
Gestern Abends (nach einem Arbeitstag) hatten wir wieder Probe. Ich nahm wieder die Grosh mit und den Rest musste ich nur einschalten.
Erster Song. Der Sound ist anders. Hmm. Gibts ja nicht. Hat ja niemand etwas geändert. Mischpult kontrolliert. Alles wie immer.
Auch die anderen fandes nimmer so gut. Ein bisserl leblos. Irgendwie langweilig. Bisserl an den globalen Einstelungen gespielt. Nein. Nix verbessert.
Ist doch verhext oder?
Ich habe dann versucht das zu begreifen und bin draufgekommen, dass es doch eventuell einfach an mir liegen könnte. Nach einem Arbeitstag ist man müder. Sowohl das Gehör als auch das Gespiel.
Also versucht mich mental mehr zu motivieren. Energie ins Spiel zu legen und nach einer halben Stunde wars wieder wie am Sonntag.
Wow.
Da habe ich am eigenen Leib erfahren dürfen wie wichtig Mood und Attitude sind in der man spielt. Wie gross die Rolle ist die man selber spielt. Wie wenig das Equipment was "richten" kann was von vorneherein nicht passt.
Ja. Da werde ich in Zukunft mehr drauf achten bzw. auch nicht gleich herumschrauben beginnen wenn ich eben mal müde bin.

Für mich wars fast ein Schlüsselerlebnis auch wenn ich es wusste aber es so konkret zu erleben hat viel geändert.

Schöne Grüsse
Auge
 
Hi auge,
deiner Erfahrung kann ich nur zustimmen! Ich erlebe das auch sehr oft so, außerdem auch in der Version, dass uns die Probe nach einem super-geilen Gig oft wieder auf den Boden der Tatsachen herunterbringt. :?
Hat also auch irgendwas mit Erwartungshaltung zu tun.
Ein komplexes Thema - ich glaube kaum, dass es dafür eindeutige Erklärungen gibt, aber die Erfahrungen gibt es halt doch.
Viele Grüße
Jochen
 
Schönes Thema Auge und absolut zutreffend!
Der Mensch denkt eben nicht nur rational sondern auch emotional, da macht der Streit mit der Freundin auch mal den schönsten Sound zu Matsch!
Aber cool, dass du dich da rausgespielt hast, das ist ja nicht wirklich leicht den emotionalen Negativfaktor auszumachen und zu eliminieren!
Ab sofort wirst du sicher vieles anders machen! :)

MfG Theo
 
Bei uns war es vorgestern so genau so!!!!!!!


Wir haben einen Digitalmischer der auf unseren Probenraum (wir proben mit der Monitoranlage) absolut perfekt eingestellt ist. Da gibt es keinen Millimeter Veränderung ... und trotzdem neigt man dazu herumzuschrauben ...!

Es kann aber durchaus an anderen Faktoren auch liegen: Zb. bewegt sich Schall bei höherer Luftfeuchtigkeit und verschiedenen Temeraturverhältnissen immer anders.
Manchmal hängst aber auch von "innerer Feuchte" ab ... dann trink ich einfach mal ein oder zwei Bier dann gehts meistens auch wieder ;-)

so long then
Oliver
 
Pfaelzer":3o43gmtx schrieb:
Hallo!

Nur ein paar (kluggeschissene?) Anmerkungen zum Thema Gehör:

- Akustische Wahrnehmungen können bis zu 7mal mehr Adrenalin freisetzen als jede andere Sinneswahrnehmung (z.B. Explosion hinter dem Rücken).
- Auditive Wahrnehmung beeinflusst am stärksten die Gefühlslage, insbesondere Gefühle wie Angst usw. (man schaue sich die Schlußszene von Hitchcooks Psycho mit und ohne Musik an: Da weiss man, wie Musik wirkt).
- Das Gehör ist der älteste und damit eigentlich weitentwickelste Sinn; trotzdem weiss man von allen Sinnen über auditive Wahrnehmung am wenigsten (z.B.: Erinnert man sich intensiv an ein Stück, meint man es zu hören; die Hirnaktivität ist praktische dieselbige, als wenn man das Stück wirklich hört. Niemand kanns erklären, ist aber so).
- Akustische Reize erzeugen von allen Sinnen die höchste Hirnaktivität; gleichzeitig sind mehrere Eindrucke schnell hintereinander und dezidiert feststellbar.

Fazit: Hören ist eine fazinierende Sache, beeinflusst die Gemütslage und wird von dieser beeinflusst. Also kann derselbe Sound je nach "Mood" vollkommen unterschiedlich empfunden und bewertet werden...Dazu kommt noch, dass je nach Gefühlslage Anschlag, Modulation usw. (sprich TON) des geneigten Gitarristen variieren (und natürlich auch auditiv unterschiedlich bewertet werden).
ALSO: Feeling und ausgeglichener Seelenhaushalt hilft mehr als jegliches Equipment...

Nur ein paar Anmerkungen zu einem extrem komplexen Thema vom

Pfälzer

Solche schlauen Studierten kann ich ja gar nicht leiden! :evil: ;-)
Interessanter Beitrag Pfälzer, damit sollte man sich wirklich mal näher befassen!

MfG Theo
 
Hallo,

ich kann Auge's Empfindungen 100% bestätigen. Und chapeau mein lieber Pfälzer Nachbar, so auf den Punkt gebracht hab ich das so noch nie gelesen und erklärt bekommen.

Ich hatte mal ein Erlebnis (Jochen, wir hatten mal das Thema), das ging in diese Richtung, Wahrnehmung, Spielgefühl.
Ziemlich großer Gig, ich hatte Grippe, Fieber, mir gings schlichtweg shice.
Es war einer meiner besten Gigs! Die Bandkollegen kamen hinterher und haben gefragt was mit mir los sei, ich hätte gut gespielt wie nie.

Dabei hab ich alles nur wie durch Watte wahrgenommen und wollte nur noch den Abend überleben. Meinen Sound fand ich alles andere als optimal, obwohl ich an meinen Settings nichts verändert hatte.

ABER: Ich hab frei gespielt, mich nur auf die Musik konzentriert, mich treiben und fallen lassen können, so wie ich das sonst nicht so ohne weiteres hinbekomme.

Frage ist, ob das ein ähnlicher Effekt ist wie bei den Jungs die in den 60er/70er irgendwas eingeworfen haben und neben Totalausfällen auch einfach geniale Musik hervorgebracht haben.

Mood und Attitude kann also wohl offensichtlich in "klingt besch..." als auch "klingt besser" umschwenken, mal so oder so.

Kennt ihr das auch so? Wie seht ihr das?

Gruss

Juergen2

P.S: Um es aber gleich klarzustellen: Ich hab was gegen Drogen jeglicher Art und hab weder noch werde ich irgendwas einwerfen.
 
@pfälzer: da muss ich gleich mit gscheitln. der direkteste weg in unser erinnerungsvermögen ist interessanterweise dafür der olfaktorische sinn. also das riechen. tut nix zur sache ;-)

ja leute, freut mich, dass ich mich "verstanden" fühlen kann.
bisher habe ich ja immer verstärker verwendet und sowieso an den knöfen gedreht. jetzt mach ich das nimmer automatisch und wurde plötzlich in eine interessante beobachtung gesteckt.

jetzt gilt es über viele dinge nachzudenken:
wie teste ich ein instrument und beurteile es?
wie höre ich meine aufnahmen an?
mit welcher einstellung mache ich was in meinem musikalischen leben?

dinge werden wesentlich relativer, aber das erkennen solch eines phänomens eröffnet auch gleichzeitig die chance es zu benutzen und zu bedenken.

bin gespannt ob sich auch ein paar alte hasen und pros einschalten.....
 
auge":9b2pfmam schrieb:
jetzt gilt es über viele dinge nachzudenken:
wie teste ich ein instrument und beurteile es?
wie höre ich meine aufnahmen an?
mit welcher einstellung mache ich was in meinem musikalischen leben?

Pauschalantwort erstmal: Indem Du die natürlichen Schwankungen (sagen wir mal positiv: Toleranzen) beim Wahrnehmen akustischer Ereignisse nicht überbewertest und möglichst nicht ständig drüber nachdenkst. Es ist wie beim Wetter: Man kann Stunden lang drüber reden aber nichts dran ändern.

Zweitens: Dein bis zum heutigen Tage entwickeltes Klangempfinden kann Dir keiner mehr wegnehmen. D.h. tages- und stimmungsabhängige Toleranzen bewegen sich innerhalb dieses erreichten hohen Niveaus. Selbst an Deinem allerschlechtesten Tag kannst Du mindestens immer noch eine gute Gitarre von einer schlechten unterscheiden.

Es ist zwar sauärgerlich, wenn man mit seinem Ton (der gestern noch geil war) aus völlig unerklärlichen Gründen nicht zufrieden ist. Aber da muss man einfach auf seinen Erfahrungen vertrauen, dass das ja nicht ewig so bleibt, sondern viellicht nach 1/2 Stunde schon wieder anders im Ohr ankommt: Alles wird gut! :-D
 
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olimit schrieb:
... dann trink ich einfach mal ein oder zwei Bier dann gehts meistens auch wieder



zumindest kommts einen so vor ;o)

Gruß Hannes


... nein, ich bin kein Alkoholiker! ;-)

Tatsache ist zB., ich nenne keine Namen weil die beteiligten Personen noch leben und mich ganz gut kennen; ich ein paar Typen aus der hiesigen Musikszene kenne (sog. Profis) die regelmäßig während des Gigs n´bißchen was rauchen. Dagegen ist prinzipiell nichts zu sagen denke ich, nur sind die Jungs dann ab einer gewissen Dosis sehr davon überzeugt daß sie super Mucke machen, nur leider wird das Ergebnis in Wirklichkeit immer kläglicher ...

Da hilft auch nichts den Leuten das dann zu sagen - sie fühlen sich einfach gut so. Schade daß die eigene Wahrnehmung selten auch die Wahrnehmung des Publikums ist - und schade, daß sogar so manche Profis nicht die nötige gesunde Dosis Selbsteinschätzung haben.

Wie gesagt, ich bin auch kein Abstinenzler, aber ich habe mich beim Gig doch meistens unter Kontrolle.
...wobei, im Proberaum kann´s dann schon mal passieren daß ich "nur zwei Bierchen" trinke - das Erste und das Letzte ... ;-)

cu
Oliver

PS: Ich hoffe das war nicht allzusehr OT? Aber prinzipiell geht es auch im Proberaum nur um Selbstwahrnehmung.
 
Ich glaube, dass dieses Phänomen nicht nur bei Gitarren-Sounds, sondern bei allen allen akustischen Vorkomnissen gegeben ist.

Als ich gestern White Wall von Mando Diao angehört hab waren es bloße Schallwellen ohne Bedeutung. Der Tag war sehr anstrengend, scheiß Wetter fühlte mich nicht gut.
Heute Morgen der gleiche Song, ganz anderst! Da löste er mehrere Tonnen Glückshormone in mir aus, richtig geiler Song.

Komisch, aber ich glaube Musik ist halt am Ende doch Interpretation von Schallwellen. Also beim Gitarren-Sound nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, machts so wie Auge!
 
Pfaelzer":3d2g8sne schrieb:
Hallo nochmal !

Die Abhängigkeit des Soundempfindens von psychischen Faktoren mag für den geneigten Gitarristen ärgerlich sein, für den täglich arbeitenden Toningenieur ist sie eine der größten Fallen überhaupt...
Stellt euch vor, ihr müsstet innerhalb einer Woche ein ganzen Album mischen und eure Stimmung ist in besagter Woche ziemlich schwankend...da lernt man zwischen objektiver, eher unmusikalischer weil technisch-nüchterner Freqeunzbeurteilung und dem subjektiven, zwar künstlerisch wertvollen, aber schwankenden Soundempfinden zu unterscheiden. Das Dumme an der Sache ist bloß, dass man diese technische Betrachtungsweise auch anwendet, wenn man selbst Musik macht, und da kann dass wiederum ziemlich hinderlich sein, denn man vergisst dabei, Musik zu machen....

Nebenbei bemerkt verändert Alkohol (und z.B. auch THC) sehr schnell die auditive Wahrnehmung, d.h. auch wenn ihr nur 1 bis 2 Bier getrunken habt und noch "nichts merkt", ist die akustische Wahrnehmung eine andere. Autogenes Training hilft da besser, kostet nichts und belastet nicht die Leber... Ich lebe auch nicht wie ein Mönch (gib pfälzer Riesling), aber beim Musikmachen und Mischen könnte ich doch eine Kutte anziehen.

Nette Story am Rande: In der Probe meiner Fusionband wird viel geraucht (Nikotin); bei dem ersten rauchfreien Gig klang die Band dann wie hingeschissen...was sich nach der Pause (und Kettenrauchen) schlagartig geändert hat.

Es würde mich interessieren, wie das bei euch so ist: Macht doch mal den Selbstversuch von rauch- und bierfreien Proben und postet mal die Ergebnisse. Meine Neugierde wirds euch danken...

...und euer Körper auch (schrieb es und steckte die nächste Gauloise in die Schnauze).

p

Nikotin pusht, von daher zu empfehlen =)
OT:
Blaue oder Rote Gulli?
 
Das gibt´s ohne weiteres. An schlechten Tag klingt schon ein allein angeschlagenes, einzelnes A verstimmt ...
 
Pfaelzer":3mp86j6n schrieb:
Es würde mich interessieren, wie das bei euch so ist: Macht doch mal den Selbstversuch von rauch- und bierfreien Proben und postet mal die Ergebnisse. Meine Neugierde wirds euch danken...

...und euer Körper auch (schrieb es und steckte die nächste Gauloise in die Schnauze).

p

In der aktuellen Combo wird in den Proben generell nix getrunken und beim Gig halt mal ein Seidel (0,33) beim Aufbaun.
Ich hab aufgrund der Entfernungen der Proberäume das immer so gehalten und empfinde bierseelige Proben als Zeitverschwendung. Da gabs aber schonmal einen Thread wo das diskutiert wurde.
Das Problem an bierseeligen Proben ist, dass Sachen als "geil" empfunden werden die bei nüchternem betrachten dann plötzlich nicht mehr so geil sind.
Proben ist musikalisches Arbeiten und die Freude und der Spass kommen aus der gemeinsamen Leistung. Gelingt ein neuer schwierig empfundener Song gut dann macht das Freude. So handhabe ich das.

So wie Pfälzer das autogene Training empfiehlt so nehme ich meist schnell meine Taschenbibel zur Hand. Lese einen passenden Vers und meditiere kurz drüber. Mach ich sowieso vor jedem Gig um dann "hoffentlich" wieder die richtige Einstellung abrufen zu können wenns mal grad nicht da ist.

So muss halt jeder seine Wege finden.

BTW, beim gestrigen Gig war der Sound wieder excellent....seeehr zufrieden....
 

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