Schön' Abend auch, Ulilala,
ulilala":10gyqvga schrieb:
Ich mache mir gerade Gedanken, an welcher Stelle ich von Mono zu Stereo übergehe beim Recorden.
Für mich gibt es Instrumente, die ich
normalerweise von vornherein als Stereo "wünsche", und sei es nur, weil ich mich daran gewöhnt habe. Und es gibt andere, die ich
normalerweise mono möchte.
Drums bieten sich, wie ja schon angedeutet, als Stereo-Instrumente an, Klaviere zur Not auch noch, Chöre vielleicht auch. Ggf. Bläsersätze etc.
Ich gehe da immer so heran, dass ich mir vorstelle, wie ich irgendwo sitze und wie die Musiker vor mir aufgebaut sind. Das führt übrigens dazu, dass die meisten Instrumente (insb. das Schlagzeug) heute bei mir in einer jeweils relativ engen Stereo-Spanne angesiedelt sind. Früher habe ich alles jeweils viel mehr auseinander gedreht, aber für das Ohr finde ich es heute normalerweise beruhigender, wenn jedes Instrument für sich im Panorama an seiner Stelle "verortet" werden kann.
Bei Gitarren hieße das zB, dass Mono die Regel und Stereo eher die Ausnahme wäre. Eine Klampfe stereo aufnehmen würde ich wirklich nur dann, wenn es mir um einen ganz bestimmten, nachträglich nicht mehr reproduzierbaren Effekt ginge, zum Beispiel so ein Panning, wo die Gitarre im Rhythmus von links nach rechts wandert, aber das macht man ja normalerweise eigentlich nicht, wenn man nicht bei U2 spielt.....
Diese eher traditionelle und bescheidene Aufnahme-Methodik hat, wie ich finde, den Vorteil, dass man ein ruhiges Ohr behält und hinterher bewusst Stereo-Effekte einsetzen kann. Es gibt zB von PSP so ein Ding, das heißt "Pseudo-Stereo" und setzt Mono-Spuren ganz nett in den Raum. Ist toll für Solo-Gitarren und ggf. für Gesänge. Man darf es halt nicht übertreiben.
Ich finde auch, dass die spätere Anordnung im Raum mit Monospuren viel einfacher ist. Wenn man also eine Gitarre "später" nach links verfrachten möchte, dann ist es mir immer unangenehm, wenn die ein echtes Stereo-Signal ist (also mit Differenzen in l/r), weil dann ja eine der Klangfarben gegenüber der anderen über- bzw. unterbetont wird. Ist vielleicht eine Kleinigkeit, aber ich mag das nicht.
ulilala":10gyqvga schrieb:
Ich könnte natürlich auch alles ohne die Reverbs aufzeichnen und das dann komplett nachträglich erzeugen. (.....) oder würdet ihr eh Stereo recorden oder grundsätzlich Reverbs erst auf dem Computer erzeugen? Oder gar einen zweiten Hall drüberlegen?
Ich würde wirklich ganz *dringend* dazu raten, alles, was irgendwie trocken aufgenommen werden kann, auch trocken aufzunehmen. Räume sind normalerweise nichts für ein einzelnes Instrument, sondern immer für die Musik insgesamt: Nicht der Gitarrist oder der Sänger stehen im Raum, sondern die Band. Das heißt, dass man sich mit der Frage, wie viele Räume in einem Stück vorhanden sein sollen, erst später und insgesamt befassen sollte. Ich tendiere hier inzwischen dazu, nach Möglichkeit nur einen einzigen zu verwenden. Das heißt, man hat nur einen Reverb und schleift die verschiedenen Instrumente unterschiedlich stark ein. Das ist aber die super-puristische Variante, die ich auch nicht immer durchhalte. Es kann natürlich sehr viel Spaß machen, einen eigenen "Snare-Room" zu haben und einen extra Reverb für die Solo-Gitarre etc. Nur ähnlich wie oben: Ich finde das auf lange Sicht "unruhig" und glaube, dass der Hörer das zumindest spürt.
Und zwei mal Hall auf einer Spur ist für mich ein fast 100%iges "no".
Ist ja auch egal - eine Sache ist für mich jedenfalls klar wie Kloßbrühe: Wenn du fünf Instrumente mit fünf bereits fertig beigemischten und nicht mehr editierbaren Hallräumen in deinem Lied hast, ist eine vernünftige Positionierung der einzelnen Instrumente praktisch ausgeschlossen. Und eine solche Positionierung ist oftmals das, worauf es hinterher ankommt: Du hörst einen Mix und denkst, die Stimme ist zu laut. Vielleicht ist sie aber gar nicht zu laut, sondern muss nur einen Meter weiter nach hinten.....
Viele Grüße,
Michael (J.)