A
Anonymous
Guest
Interessanter thread. Ich habe hier schon viel Erhellendes und Humorvolles gelesen. In den Beiträgen von mad cruiser, little feat, W°°, muelrich und des pfaelzers finde ich auch eigene Erfahrungen und Gedanken wieder.
Ich möchte ein paar Bemerkungen beisteuern, die mit meiner Spielpraxis in einer Big Band zu tun haben. Dort spielte ich (Amateur) jahrelang Gitarre unter einem sehr fähigen Bandleader (sax, Halbprofi).
- Wie weit kann die Gitarre in der Lautstärke hinter jeglichem anderen Instrumentarium stehen und trotzdem dazugehören!
- Wie geil ist es, ein nettes Comping hinter einem gut aufgelegten Solisten zu spielen!
- Wie ätzend ist es, wenn die Bläser für den nächsten Gig auf Platz 1 der Setlist „zum Warmspielen“ ausgerechnet diejenige Nummer verlangen, die dein ungeliebtes und schlecht gekonntes Solo enthält!
Ungeschriebene Verfassung einer Amateur-Big-Band:
Art 1 Der Trompetensatz hat immer Recht.
Art 2 Sollte dies jemals angezweifelt werden, so entscheidet der Bandleader gemäß Artikel 1.
- Kleinere musikalische Probleme lösen sich manchmal durch Aussetzen.
- Guter Klang hat oft nichts mit Sound zu tun.
Ich fand solche Situationen in Proben immer sehr lehrreich: Der Bandleader pickt bei einer Ballade einen ungewöhnlich gesetzten Akkord im Saxofonsatz heraus: Er lässt die Harmonie dann aufsteigend von den fünf Stimmen intonieren. Schließlich bestimmt er die Klangfarbe durch unterschiedliche Lautstärkeanweisungen. Da tut sich viel, ohne dass der Sound des einzelnen Bläsers eine besondere Rolle spielen würde.
Unabhängig vom Spielen in großer oder kleiner Besetzung habe ich vor allem eine Lektion von erfahrenen und wirklich guten Musikern gelernt. Sie ist wohl nicht sehr originell.
Ideenklau in fremdem Revieren bringt mehr Gewinn als Diebstahl in der Nachbarschaft.
Zwei Anwendungen
a) Für das Melodiespiel, für den Vortrag eines Themas ist es unbedingt hilfreich, Sängerinnen oder Sänger anzuhören. Am besten gleich mehrmals in kurzer Zeit, um sich eine stimmige Phrasierung „einzuverleiben“.
b) Bevor ich zur monatlichen Blues-Session gehe, höre ich lieber eine Viertelstunde lang Milt Jackson (vib), Johnny Hodges (as) oder Harry Edison (tp) als eine brillante Gitarrenarbeit von Robben Ford. Ich kann die gehörten Sololinien zumeist gar nicht nachspielen, versuche aber die Haltung der Altmeister im Ohr zu behalten – die Einstellung zum Chorus, zum Tempo, die Interaktion mit der Rhythmusgruppe …
Außerdem möchte ich mich ausdrücklich dem anschließen, was hier schon mehrfach gepostet wurde: Aus Lektionen und Devisen sollte man keine Prinzipienreiterei machen. Schließlich tut es hin und wieder auch gut, zur Session mit leerem Kopf durch die Kneipentür zu spazieren und einfach der Dinge zu harren, die da kommen mögen.
Keep swinging!
Moby
Ich möchte ein paar Bemerkungen beisteuern, die mit meiner Spielpraxis in einer Big Band zu tun haben. Dort spielte ich (Amateur) jahrelang Gitarre unter einem sehr fähigen Bandleader (sax, Halbprofi).
- Wie weit kann die Gitarre in der Lautstärke hinter jeglichem anderen Instrumentarium stehen und trotzdem dazugehören!
- Wie geil ist es, ein nettes Comping hinter einem gut aufgelegten Solisten zu spielen!
- Wie ätzend ist es, wenn die Bläser für den nächsten Gig auf Platz 1 der Setlist „zum Warmspielen“ ausgerechnet diejenige Nummer verlangen, die dein ungeliebtes und schlecht gekonntes Solo enthält!
Ungeschriebene Verfassung einer Amateur-Big-Band:
Art 1 Der Trompetensatz hat immer Recht.
Art 2 Sollte dies jemals angezweifelt werden, so entscheidet der Bandleader gemäß Artikel 1.
- Kleinere musikalische Probleme lösen sich manchmal durch Aussetzen.
- Guter Klang hat oft nichts mit Sound zu tun.
Ich fand solche Situationen in Proben immer sehr lehrreich: Der Bandleader pickt bei einer Ballade einen ungewöhnlich gesetzten Akkord im Saxofonsatz heraus: Er lässt die Harmonie dann aufsteigend von den fünf Stimmen intonieren. Schließlich bestimmt er die Klangfarbe durch unterschiedliche Lautstärkeanweisungen. Da tut sich viel, ohne dass der Sound des einzelnen Bläsers eine besondere Rolle spielen würde.
Unabhängig vom Spielen in großer oder kleiner Besetzung habe ich vor allem eine Lektion von erfahrenen und wirklich guten Musikern gelernt. Sie ist wohl nicht sehr originell.
Ideenklau in fremdem Revieren bringt mehr Gewinn als Diebstahl in der Nachbarschaft.
Zwei Anwendungen
a) Für das Melodiespiel, für den Vortrag eines Themas ist es unbedingt hilfreich, Sängerinnen oder Sänger anzuhören. Am besten gleich mehrmals in kurzer Zeit, um sich eine stimmige Phrasierung „einzuverleiben“.
b) Bevor ich zur monatlichen Blues-Session gehe, höre ich lieber eine Viertelstunde lang Milt Jackson (vib), Johnny Hodges (as) oder Harry Edison (tp) als eine brillante Gitarrenarbeit von Robben Ford. Ich kann die gehörten Sololinien zumeist gar nicht nachspielen, versuche aber die Haltung der Altmeister im Ohr zu behalten – die Einstellung zum Chorus, zum Tempo, die Interaktion mit der Rhythmusgruppe …
Außerdem möchte ich mich ausdrücklich dem anschließen, was hier schon mehrfach gepostet wurde: Aus Lektionen und Devisen sollte man keine Prinzipienreiterei machen. Schließlich tut es hin und wieder auch gut, zur Session mit leerem Kopf durch die Kneipentür zu spazieren und einfach der Dinge zu harren, die da kommen mögen.
Keep swinging!
Moby