Das Gitarrensolo, das unbekannte Wesen

E

erniecaster

Power-User
19 Dez 2008
4.442
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Hallo zusammen!

So lange es um Rhythmusgitarre geht, bin ich (bei aller Bescheidenheit) in dem Kontext, in dem ich gerne Musik mache, ein einigermaßen brauchbarer Gitarrist geworden. In meiner neuen Band muss ich jetzt aber Gitarrensoli spielen. Das ist etwas, was ich in den vergangenen 10 Jahren tatsächlich kaum gemacht habe.

Wie gehe ich jetzt am besten vor, wenn ich plötzlich ein Solo spielen soll? Mir ist klar, dass ich daran arbeiten muss. Aber wie am besten?



GruĂź

erniecaster


P.S. Eine neue Gitarre habe ich schon gekauft. Die muss aber erst noch umlackiert werden, bevor ich sie einsetzen kann.
 
hi Erniecaster,
ich habe den Eindruck, am meisten davon profitiert zu haben, daß ich mir Soli von Gitarristen angehört und analysiert habe, die mir gefallen haben. Ein gutes Solo hat, finde ich, immer vor allem einen guten Spannungsbogen, enthält "hooklines", also mitsingbare, einprägsame Elemente und auch eine Steigerung wo mal ein wenig mehr Virtuosität aufscheinen darf.
Und wenn's ums Kreieren eigener Soli geht, fahre ich immer am besten, wenn ich mir was vorsinge. Mein Gesang ist eher in der Lage, das umzusetzen, was mir im Kopf herumgeht, als meine Finger, daher ist das oft ein guter erster Weg, sich auszudrĂĽcken.
 
Also, wenn ich "plötzlich" ein Solo spielen soll (übermotivierter Frontmann...), dann halte ich mich einfach erstmal an die Töne der aktuellen Akkorde. Ganz simpel. Und je nach Virtuosität/Alkoholpegel wird es dann gewagter :)
 
Hi Erni,

ich denke, Du weißt sehr genau, wie ein klassisches Solo aufgebaut werden könnte/sollte. Oder?

Wenn's nun an manuellen Fähigkeiten fehlt, dann ist Cracken's Tip gut.
McCracken":3gkwnnb0 schrieb:
dann halte ich mich einfach erstmal an die Töne der aktuellen Akkorde. Ganz simpel.
Orientiere Dich an den Akkordtönen, nutze bei 3-Klängen die die "normale Dur- oder Moll-Scala und oder Dur- oder Moll-Pentatonik. Bei 4-Klängen, wie einem 7er-Akkord, baue den 4. Ton mit ein.

Bastele Dir Konzepte, die Du austauschen kannst, z.B. ein Pentatonik- und ein "normale Tonleiter"-Konzept. Und sei frech, spiele z.B. einfach mal hintereinander Halbtöne. Die klingen überraschend gut und anders und solange Du im Takt bleibst auch nicht falsch.

Wenn Du das dann noch in allen Lagen könntest, wärst Du gut gewappnet.
Übrigens, beim Lagenwechsel, ändert sich automatisch die Tonfolge. Damit hört man sich abwechslungsreicher an.

Ach, könnte ich all das bloß ... :roll:
 
Lieber Matthias,

mach's doch einfach wie ich: Nur ein einziges Solo lernen, und das dann immer einfach ĂĽber jedes StĂĽck spielen, ohne RĂĽcksicht auf Verluste.

Man muss es dann nur jeweils richtig benennen: Wenn es von der Rhythmik her nicht passt, sagst du, das Solo sei "lyrisch", wenn man eigentlich andere Tonleitern spielen mĂĽsste, nennst du es "jazzig", und wenn das StĂĽck zu schnell fĂĽr dein Solo ist, ist das Solo eben "eher bluesig".

Klappt immer und spart viel Arbeit!

Viele GrĂĽĂźe,

Michael
 
(Beitrag von mir für letztlich doof und unnötig mitteilsam empfunden. Daher wieder gelöscht.)
 
Michael (Jacuzzi)":1ef930w9 schrieb:
Lieber Matthias,

mach's doch einfach wie ich: Nur ein einziges Solo lernen, und das dann immer einfach ĂĽber jedes StĂĽck spielen, ohne RĂĽcksicht auf Verluste.

HAHA HOHO HIHI.......

Ich wäre froh, wenn ich das eine Solo, welches Du kannst, auch können würde.....

Aber mal ehrlich. Ich mache das auch so. Ich kann nur einen Fingersatz.....je nach dem Ton, den ich auf der Eins treffe, ist das dann Dorisch, mixolydisch oder aeolisch .....
 
groby":acxt8gno schrieb:
Du legst Dir eine Licksammlung an. Schreibe auf - oder halte irgendwie fest - was Du so an typischen Licks spielst.


Jepp, Licks abfeuern ist n uralter Sessiontrick egal ob Blues, Jazz oder wasessonstnochgibt. Wenn du immerwieder die selben Soli bei den selben StĂĽcken spielst kannst du dir noch mehr Gedanken drĂĽber machen. Dramaturgie und so.

(und warum erzähl ausgerechnet ich was von Soli ???????? )

Ich geh mal besser weiter James Bond schaun

r
 
Tschuldigung. Entweder ist Ernie wirklich so abgeklärt, wie jede seiner Antworten in diesem Forum nahelegt, dann hat er solche Ratschläge nicht nötig. Oder er tut nur so.

Dann soll er's echt vergessen ;-)
 
Thorgeir":3umka1qf schrieb:
Tschuldigung. Entweder ist Ernie wirklich so abgeklärt, wie jede seiner Antworten in diesem Forum nahelegt, dann hat er solche Ratschläge nicht nötig. Oder er tut nur so.

Dann soll er's echt vergessen ;-)

Stimmt auch wieder.

Nevermind, ernie.

Beitrag gelöscht.
 
Hallo Thorgeir,

was du da jetzt schreibst, verstehe ich nicht. Ich weiß, was ich kann und weiß auch, was nicht. Z.B. Gitarrensolo kann ich nicht so gut. Was ist daran falsch, mir Ratschläge zu holen?

GruĂź

erniecaster
 
Als praktisch Autodidakt kann ich dir nur meine Methode eröffnen, die zu bescheidenem Erfolg geführt hat:

- du suchst dir Musik in dem Stil, den du bevorzugst mit deiner Band und spielst sie ab per CD, MC MP3 oder wie auch immer
- du suchst dir eine Tonfolge, die dazu passt: z.B. Bluesscala bei Blues usw.
- du spielst mit dieser Tonfolge einfach drauflos zur Musik. Wenn du per Zufall etwas gespielt hast, was sich gut anhörte --> merken

--> irgentwann hast du genügend Licks zusammen, die du dann kombinierst und abänderst --> und immer weiter auf diese Art und Weise

P.S.: dies ist eine nette Sammlung guter Backing Tracks: http://www.guitarbackingtrack.com/
 
erniecaster":22y2iitx schrieb:
Wie gehe ich jetzt am besten vor, wenn ich plötzlich ein Solo spielen soll?

Möglichkeit A)
Kuck erschrocken, beschimpfe Deine Mitmusikanten und verlasse unter Protest die BĂĽhne.

Möglichkeit B)
Erinnere Dich an "Walking on sunshine" und spiele - genau:
Einen Ton, andauernd ...

Möglichkeit C)
Nasse Finger in die Steckdose, und gib alles !
Tapping, Feedback, Townshend-WindmĂĽhle - mach halt Show, Du bist Gitarrist !
 
erniecaster":tokpu2yr schrieb:
Was ist daran falsch, mir Ratschläge zu holen?

Nagut. Rauf Dir die Haare, schrei laut, und greife irgendwelche Töne. Wenn Du cool bist, gefällts den Leuten. Wenn nicht, lachen sie.

Ist also eigentlich wurscht. Sie sind unterhalten.
 
Wenn Du das Gemetzel hier ĂĽberlebt hast, dann stell die gleiche Frage in der Metal-Ecke des Musiker-Boards... wenn das ĂĽberlebt hast, kannst Du es :)

Aber im Ernst: Wo genau willst Du denn hin? Oder ist das eine nur eine Provokation?

GrĂĽĂźe Thomas
 
Hallo!

Meine Frage ist absolut ernst gemeint und keine Provokation.

Ich bin in der Lage, die Tonart eines Songs zu erkennen und alle Töne dieser Tonart auf der Gitarre in gutem Ton und gutem Sound zu spielen. Manche Töne sind aber dann leider "gelb" und das Ganze ist in sich sinnlos.

Dass ich mir das erarbeiten muss, ist mir klar. Ich hätte gerne einen Ansatz.

Licksammlungen können nicht die einzige Lösung sein und ehrlich gesagt, stümpere ich lieber weiter als der nächste Gitarrist zu sein, der einfach nur Licks abfeuert.

GruĂź

erniecaster
 
erniecaster":durppb87 schrieb:
... ehrlich gesagt, stümpere ich lieber weiter als der nächste Gitarrist zu sein, der einfach nur Licks abfeuert.

Ich glaube, Du hast da etwas verstanden und zwar miss-.

Oder Du unterschätzt und reduzierst den Begriff "Licks". Ich selber mag lieber die Sichtweise "Lines" statt "Licks" weil es mich in längeren und melodiöseren Einheiten denken läßt, statt in tonleiterigem "Treppe rauf, Teppe runter".


Aber egal.


Fragen wir doch mal (als ob ich helfen könnte, ich, der tolle Solist, hahaha, ach ja, meine Soli, hihih, Meisterwerke des Abendlandes, huahuah,....egal, schnell weiter...) ......

...wo war ich, ach ja: Was möchtest Du überhaupt: Willst Du Dein Repertoire um Techniken und Kenntnisse von Ton-Optionen erweitern oder willst Du mehr Solo-Dramaturgie lernen?





(Das ist das, was ich - bei mir und anderen - bei doofen Soli oft doof finde: Keine Dramaturgie drin, nur eine Reihe Noten. So wie eine Reihe guter Sätze die aber keine Kurzgeschichte ergeben.)
 
Moin,

vermutlich haben min. 90% hier spielerisch mehr drauf als ich. Und vermutlich wird sich das auch in absehbarer Zeit nicht ändern, aber zum Thema muss ich nun doch ein bischen was absondern :)

Ich selbst bin eigentlich relativ tief im Blues verankert, spiele und singe aber in einer Band die eher in den independent prog. Rock/Pop Bereich passt.
Ich verwende bei meinen Soli zwar fast immer die Bluesskalen, variiere dabei stark mit den Fingervibrato und den Anschlagdynamiken.
die Töne sind zwar fast immer die gleichen (natürlich in anderen Abfolgen und Rhytmen), die Wirkung der Soli hängt trotzdem sehr stark am Ausdruck des jeweiligen Stücks.
Da wir keine Cover spielen merkt auch keiner ob ich weiss was ich da tue oder nicht ;-)
Meine Vorgehensweise hat für mich den Vorteil das ich zum einen fast immer auf sicherem Terain unterwegs bin und zum anderen bei kleineren Ausbrüchen aus den mir geläufigen Skalen immer schnell zurück finde.
Bin halt nicht der innovativste unter Gottes Musikerhimmel.

Ganz wichtig für das Gelingen ist zumindest bei mir, das ich zum Song eine Bindung bekomme um meine beschränkten Fähigkeiten zumindest mit entsprechendem Feeling würzen zu können.

GruĂź
Ralf
 
Hallo...

...mal abgesehen davon zu versuchen sich auf dem Griffbrett zurecht zu finden und nicht die harmonische und rhythmische Orientierung zu verlieren (was für mich schon immer hart genug war... oh, diese "Blinden" immer... :roll: :oops: ), fand ich das Aufnehmen und spätere Anhören des Gespielten als sehr lehrreich... Da hört man dann gleich, was "faul" war und ob etwas funktioniert oder nicht, selbst wenn es sachlich richtig war...

GrĂĽĂźe vom Schmalspursoloisten :lol:
PIT... :cool:
 
Hallo zusammen!

Vor genau dieser Frage stand ich auch schon desöfteren. Da ich als rock-sozialisierter Gitarrist die ersten Schritte meiner musikalischen "Karriere" mit einer Jazzband gemacht habe allerdingsmit anderen Vorzeichen (4 std. Gigs mit max. 5 Titeln ohne Solo, mangelnde Stilsicherheit etc.).
Hier meine gesammelten (absolut subjektiven) Weisheiten:

1. Als Ausgangspunkt benutze ich entweder die Pentatonik oder (sofern fĂĽr den Solopart vorhanden) die Melodie. Durch rhytmische und tonale Variationen entwickele ich im Optimalfall eine "neue" Melodie.

2. Das Lernen zig alternativer Skalen habe ich im Verlauf meines Jazzgitarrenunterrichts aufgegeben. Mein damaliger Lehrer hat den mir im Grunde sehr sympathischen Ansatz verfolgt lediglich nach Gehör zu spielen. Wenn man die nötige Sicherheit erlangt hat. Da diese Sicherheit stark abhängig von Routine, Song und Tagesform sind brauche ich also einen Plan B:

3. Zur Melodie oder ein paar Tönen aus meiner Pentatonik kann ich im Notfall immer zurückkehren. Ansonsten wird jeder Gitarrist der Soli spielt sich automatisch ein Repertoire an Versatzstücken aneignen. Licks sind ja bereits angesprochen worden. Ich nutze sie vor allem um ein paar komplett inspirationslose Takte zu überbrücken. In der Zeit "plane" ich dann die Fortsetzung des Solos.

4. Je nach Song entwickeln sich einige Eckpunkte des Solos (Einstieg, Tonartwechsel, Ende d. Solos) an denen ich gezielt arbeite. Im Optimalfall habe ich während der Probe bereits genug Ideen für diese "Problemstellen" und entscheide mich für eine bombensichere Variante. Falls nicht ist das Hausaufgabe.

4. Egal was man auf der Bühne an solistischer Arbeit verbricht: Im Zweifelsfall orientiert sich der Beifall des Publikums eher an deinem (hoffentlich) souveränem Auftreten als an der Qualität des Solos. Also einfach cool bleiben. :)

Cheers,
QPR
 

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