Das Gitarrensolo, das unbekannte Wesen

twulf":2w0xcv0r schrieb:
Moin,

vermutlich haben min. 90% hier spielerisch mehr drauf als ich. Und vermutlich wird sich das auch in absehbarer Zeit nicht ändern, aber zum Thema muss ich nun doch ein bischen was absondern :)

Ralf


Hallo Liebeleins,

bei mir sind es sogar vermutlich 95% die mehr drauf haben als ich aber eins habe ich in den letzten Monaten fĂĽr mich mitgenommen:

Es kommt nicht darauf an was du spielst (Skalen usw.) und mit was (Equipment), sondern einzig und allein WIE.

Das WIE ist geprägt von deiner Inbrunst, deinem Schwung, deinem Gefühl und der Intensität, die du aufbringen kannst oder willst.

Ich hatte bisher in meinem Gitarristendasein ganz wenig Gelegenheit öffentlich aufzutreten. Der einzige wirkliche Gig war ein Heimspiel vor meinen Kollegen, Freunden, Verwandten usw. Ein sehr gnädiges Volk mit viel Applaus. Gottseidank hat jemand ein Video davon festgehalten.

1. Kontrolle des Videos: Stolz darĂĽber Unfallfrei durch das Programm gekommen zu sein. Stolz eine tolle Feier mit viel Stimmung veranstaltet zu haben.

2. Kontrolle des Videos: Naja, hier was versemmelt, da was versemmelt aber im Grunde ok

3. Kontrolle des Videos: seelen- und gefĂĽhloses Zeug, fast mechanisch runtergespielt, ich guck mir das nie wieder an

Es gab aber auch zwei Situationen, wo mir "Außenstehende" mitgegeben haben, dass "das aber heute Klasse war". Das waren Situationen, wo ich den Druck ablegen konnte und mit viel Emotion, Drive und Intensität spielen konnte.

Ăśbrigens die letzte tolle Situation war powered by Squier Affinity Tele (159 EUR) and Fender SuperChampXD (299 EUR).

Aber Ernie, lackier erstmal deine Gitarre um ;-)

Liebe GrĂĽĂźe, Heribert
 
erniecaster":3g6gubav schrieb:
Wie gehe ich jetzt am besten vor, wenn ich plötzlich ein Solo spielen soll? Mir ist klar, dass ich daran arbeiten muss. Aber wie am besten?

Hi Ernie,

Deine obige Frage ist ja eher ein Rundumschlag. Sie lässt nicht erkennen, woran es Dir beim Solospiel mangeln könnte, auch nicht, wozu Du denn solieren sollst/willst. Kupfert Ihr und sollen die Soli nah am Original sein? Oder ist eigene Kreativität gefordert?

Bei so einer Fragestellung ist's schwer zu antworten.

Du hast ja nun ein paar Tipps bekommen. Leider äußerst Du Dich nicht, welcher - wenn überhaupt - davon hilfreich war.

Vielleicht magst Du ja Deine Frage konkretisieren, detailreicher stellen?

Gute Alternative: Suche Dir fĂĽr eine Zeitlang einen Lehrer.
 
Hi ernie!

Noch ein Tipp von mir (eigentlich unnötig, da er in die gleiche Kerbe schlägt wie die meisten Ratschläge hier):

Ich komm ja musikalisch eher aus der Blues-/70er Hardrock-Ecke, spiele aber in der Band melodischen-Old-School-Hardcore-Punk-Rock'n'Roll (wenn sich das jemand vorstellen kann - ist halt was eigenes...) und dort nicht alle, aber viele Soli und krieg da auch viel Lob von Kollegen und Publikum (die Ironie dahinter hab ich noch nicht gefunden :cool: )

Als waschechter Freizeitkünstler und Autodidakt hab ich selten geübt und kann als echte Skala nur die Moll-Pentatonik (wenn ich Zeit zum Nachdenken habe krieg ich auch alle meine Entchen noch hin...). Reicht aber irgendwie, da ich mir immer die Freiheit nehme, nach links und rechts abzuweichen und mal Töne auszuprobieren, die da eigentlich nicht reinpassen. Wenn's doch passt, merk ich mir die Passage und beim nächsten Durchgang wird's ausgebaut...Ich improvisier auch gerne live und leiste mir den Luxus, dass es auch mal total in die Hose gehen kann...

Dabei steht alles immer unter der Vorgabe: keep it simple...das Punk-Publikum (und ich als Zuhörer auch) reagiert schnell allergisch auf (pseudo-)virtuoses Rumgewixe, welches immer in Gefahr läuft, den Dampf aus dem Song zu nehmen. Wenn mir gar nix einfällt spiel ich nur ein-zwei Töne! Und das funktioniert auch!

Zweite Vorgabe ist nämlich der Rhythmus (bei dem man mit muss). Jedes Solo, welches nicht auf dem Gesamt-Groove aufbaut macht den Song kaputt. Was hab ich (gerade im Metal-Bereich) schon für Gitarristen gehört, die die unglaublichsten Sachen spielen konnten, es aber nicht hingekriegt haben, dass es auch mit der Restband funktioniert. Ziel verfehlt...

Versuch einfach mal, beim Solieren wie ein Schlagzeuger zu denken, probier mal alles in Stakkato/abgestoppt aus, nimm Legato dazu, wo's passt...wobei man insgesamt eher versuchen sollte, mit dem Drummer zu spielen, also rhythmisch dort zu ergänzen, wo er Pausen setzt - das intensiviert nämlich das Gesamtbild...kürzlich im Studio bin ich vor Scham rot angelaufen, als ein hammergeiles Solo von mir als Einzelspur abgespielt wurde - das fürchterlichste Rumgeeier, völlig neben dem Takt, meine Fresse...Aber! im Gesamtkontext setzt es genau die richtigen Akzente...ich könnte meine Soli auch nie ohne Band nachspielen, da ich einfach die rhythmische und harmonische Inspiration dazu brauche.

Und drittens: ne nette kleine Melodie (die eventuell nur das Grundriff kopiert) ist auch Pflicht, man spielt ja auch fĂĽr's Publikum ;-)

Ansonsten: Augen zu und durch, man wird, allen Rückschlägen zum Trotz, doch jedes mal besser, oder?

Ach so, freu mich auf Kommentare wie: "wozu braucht Punk ein Solo..." :punch:
 
HAllo Ernie,

ich habe dich zwar mal sehr kurz rythmus spielen hören und das klang toll...aber trotzdem fehlen mir viele Infos.
1. Willst du improvisieren oder Solos ausschreiben?
2. Was ist es denn ungefähr fürn Stil?

Was kannst du?
3. Siehst du die Töne der Grundtonart des Songs?
4. Siehst du die Akkorde des Songs in mehreren Umkehrungen?
5. Kennst du die Durtonleiter?
6. Kennst du die Pentatonik?
 
Solo ist fĂĽr mich, wenn ich Zeit und MuĂźe fĂĽr Ăśberlegung habe, immer Kopfkino.

Gibt es da eine Melodie, die ich innerlich mitsumme?
Habe ich im Rhythmuspart schon irgendein Thema, das ich aufgreifen kann?
Oder hat der Gesang eins?

Wenn das nicht hilft oder keinen Ansatz liefert, weil es die Nummer vielleicht auch nicht hergibt, dann muss ich halt auch schauen.

Letztlich hat mir auch immer geholfen zu hören, was andere Gitarristen so treiben. Toll fand ich da immer Angus Young. In den tieferen Lagen starten, im weiteren Verlauf höher wandern, Tempo beschleunigen, zwischen schnellen Licks immer mal eine dramaturgische "singen lassen" Pause einbauen. Und eben technische Möglichkeiten, die nicht völlig ab von dieser Welt waren. Herausforderung ist ja ok, aber deswegen muss ich mich nicht am shreddern oder vierhändigen Tapping versuchen ;-)

Fang simpel an, probier deine Möglichkeiten mit Anschlag und Vibrato aus. Spiel mit Melodien. Abwandlungen sind ein Anfang. Und so entstehen auch gerne Licks.

Technisch total versteigen muss man sich auch nicht. Setzer hat mal in einem Lehrvideo sinngemäß gesagt: Live gehen dann 50% davon über Bord. Da bringt es viel mehr an den Bühnenrand zu gehen, einen Ton zu spielen, die Gitarre dem nächsten Typen in der ersten Reihe ins Gesicht zu halten und wie wild am Whammy zu reißen. Auch ein Ansatz ;-)

Mit der Zeit wird sich dein eigener Stil entwickeln.
 
erniecaster":1bcimpw4 schrieb:
Wie gehe ich jetzt am besten vor, wenn ich plötzlich ein Solo spielen soll? Mir ist klar, dass ich daran arbeiten muss. Aber wie am besten?

Hi Matthias,

ich versuche dir schnell zu antworten: Spiel dein Solo so, wie du es auch singen würdest! Das kann Leuten sehr gut helfen, die bislang ihre Schwierigkeiten damit hatten. Ein schönes melodisches Solo ist zumindest für den Zuhörer und Nichtgitarristen auch wesentlich interessanter als superschnelles Gefuddel.

Dann viel SpaĂź :cool: [/b]
 
Hallo Ernie,
das hier:

Pfaelzer":158fzvpw schrieb:
in erster Linie brauchst Du zunächst mal die Motivation, ein Solo spielen zu wollen...
Wenn es nicht Ausdruck Deiner musikalischen Persönlichkeit ist, ein melodieoreintiertes/technikgewürztes/skalenbasierendes Solo zu spielen, dann quäl Dich nicht (ist vollkommen ernst gemeint).

ist natĂĽrlich fundamental richtig,
aber nicht immer hilfreich.
Ich stehe im Moment vor einem ähnlichen Problem,
da ich Jazziges vor Laienpublikum einigermaĂźen zurechtfaken kann,
und mir zur Not auch noch ein halbwegs authentisches Bluessolo aus den Fingern wringen kann,
aber plötzlich Rocksoli spielen muß.

Licksammlungen sind lästig, langweilig und mühsam,
aber es braucht ein GefĂĽhl fĂĽr authentische Linien und Phrasierungen.
Daher suche ich mir gerade Musiker zusammen, die stilistisch passende und hörbare Musik machen, und deren Soli ich nicht komplett doof finde,
und versuche mir so, ein Verständnis für die jeweilige Musik anzuhören.
Hören und Nachspielen,
um dann selber machen zu können.
Das ist, glaube ich, der Weg, wenn man das Griffbrett einigermaĂźen beherrscht.
edit: Das A ud O ist aber die eigene Authenzität.

Viele GrĂĽĂźe,
woody
 
Woody":1ydl7y7t schrieb:
...aber plötzlich Rocksoli spielen muß.
....
edit: Das A ud O ist aber die eigene Authenzität.
:roll: Widerspricht sich das nicht?

Ich meine, Woody, warum muĂźt Du das machen? Offensichtlich ist es nicht Deine musikalische Welt. Wie willst Du das dann authentisch hinbekommen?
 
erniecaster":1ksc69hz schrieb:
Meine Frage ist absolut ernst gemeint und keine Provokation.

Das mag ja sein.
Nur - welche Hilfestellung erwartest du?

Ein Solo verstehe ich in deinem Fall als Improvisation. Und das ist etwas, das, wie der Name sagt, einer spontanen Eingebung entspringtl. Es ist aber keinesfalls etwas vorher Einstudiertes.

So gesehen gibt es dafĂĽr auch keine Gebrauchsanweisung. "Gelernte" Solis bergen die Gefahr, steril und eben "geplant" zu klingen.

Mir persönlich sind ja viele Klampfer einfach zu verkopft und strategisch vorgehend.
Birne abschalten und einfach laufen lassen, wie beim - na ja ;-)

Tom
 
Hallöle,

ja, da bin ich echt platt! Da geben hier 90% aller zu (oder auch vor), eingentlich ĂĽberhaupt keine Ahnung zu haben.
Wenn man dann allerdings auf einer Session ist, versuchen fast alle, Dich nackend an die Wand zu spielen. Nun scheint es fĂĽr mich so, dass das in beiden Situationen wohl nicht die gleichen Leute sind...

Ich finde den Ansatz von magman eingentlich genau richtig: aws würde man zu einem Stück an Melodie singen oder pfeifen? Das ist dann sicherlich ein Ansatz. Lick oder auch Lines können Bindeglied sein.
Spannung wurde erwähnt; Was nutzt ein "Solo" nur damit eins da ist?! Belanglos und überflüssig.
Ich spiele in einer Hardrock-Band. Mein Mitgitarrist hat einen völlig anderen Ansatz, nicht nur was Solos angeht, wie ich. Er denkt nicht in Skalen oder Fingersätzen, was ich erstaunlich finde.
Er arbeitet Melodien aus und setzt das dann zusammen. Seine Technik ist unterirdisch, sein Ergebnis erstaunlich.

Ich denke, es gibt kein Rezept, jeder hat einen anderen Ansatz. Ich klinge z.B. ĂĽber alles gleich. Fand ich sehr ernĂĽchternd. Mittlerweile nehme ich es als "mein Ton" und gut ists.:)
Bei Solos arbeite ich StĂĽck fĂĽr StĂĽck einige Passagen aus und der Rest ist FĂĽllwerk, improvisiert. Und fĂĽr mich ist weniger mehr.

Ich muss sagen, dass ich das Thema wirklich sehr interessant finde, gerade wenn man sieht, wie sich alle hier äussern, wie vielschichtig die Ansätze und die Erklärungsversuche sind.
Dabei haben wir es auf dem Griffbrett ja noch einfach, da kann man nach Schematics arbeiten, auf einer Klaviertastatur finde ich das die Hölle...alles weiss und ein paar Schwarze....und dann verschiebt sich das auch noch...das Grauen :)

Groetjes, Olli
 
Na, geht doch :-D

Ernie resp. Mathias, ich weiĂź nicht, wo Du spieltechnisch stehst. Aber nach dem, was ich mitbekommen habe, und nach dem, was Du hier vermittelst, scheinst Du von der rhythmischen Seite zu kommen. Nicht die schlechteste Seite, formal betrachtet ;-)

Mein konzeptioneller Vorschlag:
Ich wĂĽrde es an Deiner Stelle dann auch von der rhythmischen Seite angehen. Also mit rhythmischer "Denke" Einzelnoten spielen. Ist ohnehin das, was man irgendwann tun wird oder tun sollte, warum nicht also nicht gleich so anfangen. Versuche doch mal, die Rhythmen, die Du kennst und beherrschst, mit Deinem -falls vorhanden- Skalenwissen zu kreuzen.

Welche Akkorde, Turnarounds, Vamps usw. Du kennst, weiß ich nicht. Aber jeder einzelne Akkord muss nicht notwendigerweise akkordisch gespielt werden. Also wäre Weglassen der Mehrstimmigkeit eine weitere Option, mit dem Du ins Solospiel einsteigen könntest. Und Du würdest direkt im harmonisch korrekten Kontext landen, weil das Tonmaterial ohnehin Arpeggios sind. Da fallen mir z.B. Sachen von Cock Robin ein. Kennst bestimmt "Remember The Promise You Made"

Was Du auf jeden Fall feststellen wirst, ist, dass Deine Anschlagshand eine viel geringere Amplitude braucht. Also solltest Du, das ist jetzt meine Empfehlung an Dich, erst einmal den Fokus auf die rechte Hand legen, den Anschlag trainieren und versuchen, mit wenig Bewegung auszukommen. Denn ich glaube, dass Du da bestimmt Entwicklungsspielräume hast, wenn Du bisher nur Rhythmusspiel abdecken musstest.

Meine Empfehlung für allerlei trockenes Technikzeugs wäre Justin Sandercoe http://www.justinguitar.com

Und wahrscheinlich solltest Du Dich zunächst stark auf Deine rechte Hand konzentrieren, sprich, Deine Motorik dahin bringen, dass Dir das Spielen von Einzelnoten oder Double Stops leicht von der Hand geht.

Zudem solltest Du vielleicht ein paar Blueslicks lernen, wenn Deine Anschlagshand so weit ist, dass Du Dich mit kleineren Bewegungen arrangiert hast. Diese typischen 50 Jahre alten Dinger á la Chuck Berry, Albert King, BB King, die kann man immer gebrauchen und lockern ein Solo auf, wenn sie gut eingestreut werden.

Alles unter dem Vorbehalt, dass dich nicht wirklich weiĂź, wo Du spieltechnisch stehst.

GrĂĽĂźe Thomas
 
Hallo zusammen!

Warum ich mich in der Zwischenzeit nicht geäußert habe, lässt sich leicht erklären: Ich muss manchmal schlafen... Die Fragen, was ich schon kann und wohin ich will, sind sehr gut, da hake ich gerne mal ein.

Als alter Songspieler weiß ich im Regelfall, in welcher Tonart ich mich aufhalte und kann in den meisten Lagen die entsprechende Tonleiter spielen (hier ist Verbesserungspotenzial, das ist aber reine Technik). Das können die Finger sogar einigermaßen schnell, die Verbesserung rein mechanischer Fertigkeiten sollte auch kein Problem sein. Tatsächlich kann ich sogar mit Anschlag usw meine Töne so formen, dass das brauchbar klingt und mit meinem Equipment komme ich so gut zurecht, dass Sound auch kein Thema ist.

Wenn ich mich im cleanen bis angezerrten Bereich aufhalte, nutze ich sehr gerne einfache Akkordumdrehungen auf den drei hohen Saiten und spiele da rhythmische Dinge, wie es der Pfälzer beschrieben hat. Mir geht es um ein "Fiedel-Solo".

Mehr noch, ich kann sogar die Van Halen-Triole tappen. Bei der geht´s aber schon los: Einfach nur drei Töne dafür nehmen, tut es nicht, das ist dann einfach nur derbe "outside" und zwar ungewollt. Auch die richtige Zielnote bei einem schnellen Lauf oder wenigstens ein markanter Zwischenstopp sind ein Problem. Klar, ich könnte "einfach" den Grundton des gerade gespielten Akkords nehmen (und damit rette ich mir im Moment auch den Arsch) aber das klingt nicht besonders spannend. Besonders wenig spannend ist auch das sichere Gebiet der Pentatonik.

Ich fürchte, es gibt nur die beiden Möglichkeiten, die ich schon kannte:

1. Licksammlung

Das klingt für eine Weile ganz nett, das haben mir aber Gitarrensessions verdorben. Da stehe ich dann meistens am Anfang sehr ehrfürchtig da und bewundere die Protagonisten ob ihres Könnens. Nach einer halben Stunde sind die meisten mit der Sammlung durch und fangen an, sich zu wiederholen. Dann wird es insbesondere bei langen Abenden doof... Bei einer Session habe ich mal zwei erlebt, die offensichtlich auch das gleiche Buch "10-Licks-für-die-Blues-Session" zuhause hatten. Das war gar nicht schön.

2. Kopf-Finger-Ăśbersetzung

Ich bin durchaus in der Lage, mir ein spannendes Gitarrensolo zu "denken", das Tonmaterial zu pfeifen, zu summen oder zu singen (auch wenn ich da den Ton nicht immer treffe). Ich muss offensichtlich lernen, wie welcher Ton im harmonischen Kontext klingt. "Was macht im Umfeld eines F-Dur-Akkords in einem Song in der Tonart C-Dur der Ton h? Schwierigkeiten!"

Das Ganze gewĂĽrzt mit ein paar Taschenspielertricks wie Wiederholen von Linien, Legato/Staccato-Spielereien, Bendings, Dynamikdaddelei, Slide, Pinchharmonics, Soundgewitter mĂĽsste es dann im Pop-Kontext eigentlich tun.

Danke erstmal fĂĽr die Hilfe! Ich muss ĂĽben...

GruĂź

erniecaster


P.S. Dass mit der neuen Gitarre war übrigens ein halber Scherz. Ich habe tatsächlich eine neue Gitarre gekauft, sie war grottenhässlich und muss umlackiert werden. Der Erwerb der Gitarre war tatsächlich nötig, weil ich für den Bandeinsatz nur eine einzige brauchbare Gitarre zur Verfügung hatte und mir ein Reserveinstrument für den Notfall fehlte. Die "Neue" wird hoffentlich eine Bereicherung.
 
Manchmal hilft es mir ungemein, wenn ich mich mit neuen Ansätzen beschäftige. Mein Privatlehrer ist in solchen Fällen des öfteren

http://www2.gibson.com/Lessons/Arlen-Roth-Lessons.aspx

Der Fundus ist recht weit gefächert. Es geht vom Anfägerlevel bis hin zur tiefschwarzen Country-Bending Piste.

Solange es dich nicht vor rootslastiger Spielweise und Musik graust, kannst du beim Kollegen Arlen ein ganzes Füllhorn von Ansätzen finden. Skalen, Vibrato, Hybridpicking, Bendings, Double Stops, Bottleneckspiel, diverse klassische Licks. Was mir dabei gut gefällt ist, daß er immer auf den harmonischen Kontext der Licks und Übungen eingeht. Nur Vorsicht vor den Lektionen, bei denen er auf einer Firebird spielt. Die sind out of tune ;-)
 
Lieber Matthias,

zwei Anmerkungen habe ich noch:

erniecaster":3l04uyc2 schrieb:
Besonders wenig spannend ist auch das sichere Gebiet der Pentatonik.

George W. Bush würde nun sagen: "Don't submissunderestimate the pentatonics", und er hätte vollständig Recht! Pentatonik ist was ganz wundervolles, insbesondere als Basis für weitere Ausflüge, und da sollte man nicht mit der (virtuellen) Nase rümpfen. Pentatonik ist außerdem die Art von Material, die am gitarristischsten aufgebaut ist und darum am besten in den Fingern liegt; das sollte man auch nicht vernachlässigen.

Mein Eindruck ist ĂĽberhaupt schon seit langem, dass eine groĂźe Gruppe von Gitarristen eher von Diatonik (also richtigen 7-Ton-Tonleitern) ausgeht und eine andere genau so groĂźe Gruppe eher von Pentatonik. Letztere sind oft Lick-orientierter, erstere eher Skalen-Typen. Mir sind die Pentatoniker, ĂĽber den Daumen, lieber.

Ein Beispiel dafür, wie Pentatonik als Basis für nahezu alles Solieren funktioniert und in ungeahnte Höhen führen kann, ist dieser Mann - eines meiner all-time-favourite-Gitarrenvideos, und nebenbei auch ein schöner Hinweis darauf, dass man unbedingt immer in "E" üben sollte, damit man auf der tiefen Leersaite landen kann:



(Ich weiß schon, dass die meisten sich jetzt an den Kopf langen und sich fragen, wie man so ein Video gut finden kann, aber ich finde es sehr inspirierend, außerdem ist es sehr pentatonisch, und es hat so eine nette Bedroom-Atmosphäre.)

2. Anmerkung:

erniecaster":3l04uyc2 schrieb:
Das klingt für eine Weile ganz nett, das haben mir aber Gitarrensessions verdorben. Da stehe ich dann meistens am Anfang sehr ehrfürchtig da und bewundere die Protagonisten ob ihres Könnens. Nach einer halben Stunde sind die meisten mit der Sammlung durch und fangen an, sich zu wiederholen. Dann wird es insbesondere bei langen Abenden doof... Bei einer Session habe ich mal zwei erlebt, die offensichtlich auch das gleiche Buch "10-Licks-für-die-Blues-Session" zuhause hatten. Das war gar nicht schön.

Schöne Geschichte (und ich glaube, ich kenne sie). Trotzdem liegt der Denkfehler (der ja wieder zu so einer Art "virtuellem Naserümpfen" führt) darin, dass deine eigene Frage sich auf mehrfach-halbstündiges-Sessionspielen, sondern auf Gitarrensoli bezieht. Und da sind Licks extrem hilfreich. Dass man sich nach gewisser Zeit zu wiederholen beginnt, liegt in der Natur der Sache. Aber wenn ihr es schafft, deine Soli unterhalb einer halben Stunde zu halten, müsste sich das Problem eigentlich erledigt haben.

Viele GrĂĽĂźe,

Michael (J.)
 
Hallo!

ibanizer":3rrusr1j schrieb:

Sage doch mal einer, es wĂĽrde nicht helfen, wenn man ĂĽber Probleme redet. Spannenderweise liegst du total daneben und wenn ich ĂĽber meine "Gegendarstellung" nachdenke, komme ich zum Kern der Sache - ich schreibe es nochmal, auch wenn ich mich mit meinem vorherigen Posting jetzt wiederhole.

Ich bin technisch durchaus in der Lage, Single-Note-Linien zu spielen, das mit gutem Ton und rhythmisch brauchbar. Tatsächlich sehe ich gerade bei der Technik meiner rechten Hand überhaupt keine Schwierigkeiten.

Mist ist meine Tonauswahl. Ich muss lernen, was welcher Ton im harmonischen Kontext tut und die Töne dann im Rahmen eines dramaturgischen Konzepts sicher einsetzen.

So blöd, wie das jetzt klingen mag: Ihr habt mir geholfen. Danke.

Jetzt OT, denn über ein paar Reaktionen bin ich erstaunt: Dass ich einerseits hier viele Antworten oder blöde Kommentare gebe, bedeutet doch nicht auch gleichzeitig, dass ich alles weiß und kann - was ich auch nie behauptet habe (hoffe ich).

Vor meinem Urspungsposting habe ich übrigens mal recherchiert und festgestellt, dass ich regelmäßig darauf hingewiesen habe, dass ich von Gitarrensoli keine Ahnung habe. Meistens habe ich geschrieben, dass die auch kein Mensch braucht, was im übrigen immer noch meine Meinung ist. Dasss ich jetzt welche spiele, hat nur was mit meiner Kompromissbereitschaft gegenüber meinen Bandkollegen zu tun, die das unbedingt wollen...

GruĂź

erniecaster
 
Michael (Jacuzzi)":kkg6wyft schrieb:
Ein Beispiel dafür, wie Pentatonik als Basis für nahezu alles Solieren funktioniert und in ungeahnte Höhen führen kann, ist dieser Mann - eines meiner all-time-favourite-Gitarrenvideos...
Wirklich beeindruckend. Aber was will SL uns damit sagen? :shrug:

erniecaster":kkg6wyft schrieb:
1. Licksammlung
...Nach einer halben Stunde sind die meisten mit der Sammlung durch und fangen an, sich zu wiederholen.
:shock: Ich fange schon nach drei Minuten an, mich zu wiederholen. Deshalb spiele ich auch selten mehr als zwei Strophen hintereinander Solo.
 
Michael (Jacuzzi)":11b2tby0 schrieb:
George W. Bush würde nun sagen: "Don't submissunderestimate the pentatonics", und er hätte vollständig Recht! Pentatonik ist was ganz wundervolles, insbesondere als Basis für weitere Ausflüge, und da sollte man nicht mit der (virtuellen) Nase rümpfen. Pentatonik ist außerdem die Art von Material, die am gitarristischsten aufgebaut ist und darum am besten in den Fingern liegt; das sollte man auch nicht vernachlässigen.

Ja, sehe ich auch so. Im ĂĽbrigen dĂĽrfte das in ca. 90% der westlichen Pop/Rockmusik der Sound sein, der "gefragt" ist.

Wichtig ist mal nicht wieder was, sondern wie man es verpackt.

Als plakatives Beispiel könnte hier der Unterschied zwischen einer Country und Blues Improvisation dienen. Beides Mal sehr intensiver Gebrauch von Pentatonik. Das (zu erwartende) Ergebnis ist oft sehr anders, obwohl das gleiche "Mittel" eingesetzt wurde.

Ich sag´s mal so: Hat man ein "intensives" Ziel vor Augen, sollte auf dem Weg dahin auch eine intensive Auseinandersetzung folgen. Das geht irgendwie nicht anders. Ist bei allen so! Talent bedingt hier und da Mal, dass der eine oder andere durch eine Passage etwas schneller kommt, der Rest bleibt gleich.
10% Inspiration und 90% Transpiration. Musik ist schwer, weil alldieweil mit Arbeit verbunden! ;-)
(Wobei ich den Part, mit dem "in die Ohren kriegen" schwerer noch finde, als den Part des "unter die Finger kriegen")

Mein Eindruck ist ĂĽberhaupt schon seit langem, dass eine groĂźe Gruppe von Gitarristen eher von Diatonik (also richtigen 7-Ton-Tonleitern) ausgeht und eine andere genau so groĂźe Gruppe eher von Pentatonik. Letztere sind oft Lick-orientierter, erstere eher Skalen-Typen. Mir sind die Pentatoniker, ĂĽber den Daumen, lieber.

Ach, das täuscht! Immer ein gutes Zeichen dafür, dass man mal wieder eine wenig zu viel Forums-Dosis hatte! ;-)

mad cruiser":11b2tby0 schrieb:
erniecaster":11b2tby0 schrieb:
1. Licksammlung
...Nach einer halben Stunde sind die meisten mit der Sammlung durch und fangen an, sich zu wiederholen.
:shock: Ich fange schon nach drei Minuten an, mich zu wiederholen. Deshalb spiele ich auch selten mehr als zwei Strophen hintereinander Solo.

Hier! Schon wieder grobe Fehleinschätzung. Wiederholung ist in der Improvisation ein probates Stilmittel zur Steigerung der Intensität.
 
Michael (Jacuzzi)":fjd9lof0 schrieb:
erniecaster":fjd9lof0 schrieb:
Besonders wenig spannend ist auch das sichere Gebiet der Pentatonik.

George W. Bush würde nun sagen: "Don't submissunderestimate the pentatonics", und er hätte vollständig Recht! Pentatonik ist was ganz wundervolles, insbesondere als Basis für weitere Ausflüge, und da sollte man nicht mit der (virtuellen) Nase rümpfen. Pentatonik ist außerdem die Art von Material, die am gitarristischsten aufgebaut ist und darum am besten in den Fingern liegt; das sollte man auch nicht vernachlässigen.

Mein Eindruck ist ĂĽberhaupt schon seit langem, dass eine groĂźe Gruppe von Gitarristen eher von Diatonik (also richtigen 7-Ton-Tonleitern) ausgeht und eine andere genau so groĂźe Gruppe eher von Pentatonik. Letztere sind oft Lick-orientierter, erstere eher Skalen-Typen. Mir sind die Pentatoniker, ĂĽber den Daumen, lieber.

Das hast du schön gesagt, ich sage ja immer: Udo Jürgens hat damals gesungen
'Der Teufel hat den Schnaps gemacht um uns zu verderben' und auĂźerdem die
Pentatonik um 'uns Gitarristen zu verderben"

Gibt es andere Instrumentalisten die die Pentatonik einsetzen?

Pianisten? -> Nein
Der Geiger auf der Violine? - ähem, nein
Querflöte? - Nö

Die Pentatonik wurde von einem Gitarristen erfunden der sich dachte:
"Scheiße, für eine Tonleiter brauche ich drei Töne auf einer Saite, scheiße,
das tut in den Fingern weh, ich spiel jetzt nur noch 2 Töne pro Saite!"

Tadaa, die Pentatonik war geboren, alle Melodien die die Welt bedeuten aber gestorben. :?

Gibts eine schöne Melodie Pentatonischen Ursprungs? Nö

Nehmen wir mal ein paar Nationalhymnen als Beispiel, Deutschlandlied von Hayden - skalisch
Star Spangled Banner (USA) - skalisch oder hier im Beispiel, ebenfalls tolle Hookline, könnte
fast eine Hymne sein, Liberty von Steve Vai



Mathias - lern bloĂź keine Pentatonik!!!
 
Hallo!

Können wir uns wenigstens darauf einigen, dass ich mit 2 T geschrieben werde?

Danke!

erniecaster aka Matthias
 

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