Adam Rafferty über das Lernen via youtube

mr_335

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Toller Artikel von Adam über die Fallstricke des Youtubelernens und allgemeinen Clonens. Er spricht mir sehr aus dem Herzen, vorallem was das Thema Ton und Groove angeht:

http://artistdata.sonicbids.com/adam-rafferty/blogs/the-pitfalls-of-learning-guitar-from-youtube/187941/
 
Wenn der Onkel sich mehr in Gitarrenforen rumtreiben würde, dann wüsste er, dass er den "weak tone" durch die richtige Auswahl des Equipments (Amp, Röhren, Lautsprecher, Saiten, Kondensatoren, Böckchen, Lack, Bodentreter, Kabel, Bundmaterial etc und ganz wichtig Lavalampen!!) in den Griff bekommt!


:aluhut:

r
 
Mmh.. ich weiß nicht so recht.
Ich würde ihm zwar beipflichten, dass ein Lehrer aus Fleisch und Blut nicht durch youtube-Videos zu ersetzen ist.
Aber ich finde, Youtube-Videos können eine tolle Inspirationsquelle darstellen, die mir (nach ca. 4 Jahren Gitarrenunterricht) nachwievor weiterhelfen.

Ganz davon ab: Es ist ja auch eine Frage des Anspruchs. Ich denke, 99% aller Gitarristen spielen ihr Instrument in erster Linie aus Spaß. Beim Lesen des Textes hatte ich den Eindruck, dass da an ein gewisses "Pflichtbewusstsein" appelliert wird, was z.B. bei mir persönlich überhaupt nicht vorhanden ist. Wenn ich technisch schlecht mir durch ein youtube-Video ein Riff meiner Lieblingsband ohne theoretischen Background beibringen will, dann mache ich das einfach - ich spiele schließlich für mich Gitarre. Wenn es in meinen Ohren, für meine Ansprüche dann gut genug klingt, passt das.

Jeder, der einen höheren Anspruch an sich selbst hat, wird denke ich selbst darauf kommen, sich vom Portal youtube zumindest stellenweise zu lösen.

Nur meine persönlichen Gedanken dazu...
 
Julle schrieb:
Mmh.. ich weiß nicht so recht.
Ich würde ihm zwar beipflichten, dass ein Lehrer aus Fleisch und Blut nicht durch youtube-Videos zu ersetzen ist.
Aber ich finde, Youtube-Videos können eine tolle Inspirationsquelle darstellen, die mir (nach ca. 4 Jahren Gitarrenunterricht) nachwievor weiterhelfen.

Da hast Du recht Julle. Aber das sagt er ja auch :)

"On the one hand it is fabulous that the enthusiasm for music is catching fire worldwide...."
 
mr_335 schrieb:
Julle schrieb:
Mmh.. ich weiß nicht so recht.
Ich würde ihm zwar beipflichten, dass ein Lehrer aus Fleisch und Blut nicht durch youtube-Videos zu ersetzen ist.
Aber ich finde, Youtube-Videos können eine tolle Inspirationsquelle darstellen, die mir (nach ca. 4 Jahren Gitarrenunterricht) nachwievor weiterhelfen.

Da hast Du recht Julle. Aber das sagt er ja auch :)

"On the one hand it is fabulous that the enthusiasm for music is catching fire worldwide...."

Wer lesen kann ist klar im Vortei :roll: - War spät gestern!
Den Rest meines Postings lasse ich aber so stehen ;-) .
 
Gäbe es Youtube nicht, Adam Rafferty könnte exakt dasselbe Phänomen bestaunen.

Nichtdestotrotz hat er treffend beschrieben, was gute Gitarrenmusik ausmacht.

Gruß,
 
Ich dachte immer, der sei Saxonfonist :vuvuzela:
 
Super Artikel!
Ich kann aus meiner bisherigen Erfahrung als Gitarrenlehrer bestätigen, dass Youtube, gerade bei Anfängern meistens negative Auswirkungen auf deren Spiel hat.
Wenn Schüler zu mir in den Unterricht kommen und Song XY lernen wollen, sich aber vorher schon (manchmal stundenlang) Tutorials zu diesem Song auf YT angeschaut haben, habe ich oft die halbe Unterrichtsstunde nur damit zu tun ihnen Fehler, sei es Technik (Haltung / furchtbarer und dauerhaft schmerhafter Fingersatz...) oder Rhythmus wieder abzutrainieren...

Für fortgeschritte Spieler als Inspiration etc. finde ich Youtube wiederum toll. Aber ein Videotutorial wird meiner Meinung nach einen Lehrer nicht ersetzen...
 
Ist schon komisch, für was heute die Menschen alles unbedingt Lehrer brauchen um nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern...
Zu meiner Zeit hat man einfach gemacht, wozu man eben Lust hatte und es hat in dem Maß funktioniert wie man eine gewisse Leidenschaft und Einsatzbereitschaft dafür hatte.
Heute schocken mich manche Mitmenschen damit, dass sie Gesangslehrer brauchen um in der Badewanne zu singen...

Ich erinnere mich spontan an drei Gitarrenlehrer, die ich mal jeweils für wenige Wochen konsultiert hatte. Keiner von denen hat mir jemals etwas von Haltung erzählt. Also habe ich es entweder richtig gemacht oder es war ihnen unwichtig genug es nicht anzusprechen.
 
mipooh schrieb:
Ist schon komisch, für was heute die Menschen alles unbedingt Lehrer brauchen um nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern...
Zu meiner Zeit hat man einfach gemacht, wozu man eben Lust hatte und es hat in dem Maß funktioniert wie man eine gewisse Leidenschaft und Einsatzbereitschaft dafür hatte.
Heute schocken mich manche Mitmenschen damit, dass sie Gesangslehrer brauchen um in der Badewanne zu singen...

Ich erinnere mich spontan an drei Gitarrenlehrer, die ich mal jeweils für wenige Wochen konsultiert hatte. Keiner von denen hat mir jemals etwas von Haltung erzählt. Also habe ich es entweder richtig gemacht oder es war ihnen unwichtig genug es nicht anzusprechen.

Tja.
Was, glaubst Du, lernt mich das?

Viele Grüße,
woody
 
mipooh schrieb:
Ich erinnere mich spontan an drei Gitarrenlehrer, die ich mal jeweils für wenige Wochen konsultiert hatte. Keiner von denen hat mir jemals etwas von Haltung erzählt. Also habe ich es entweder richtig gemacht oder es war ihnen unwichtig genug es nicht anzusprechen.

Mein aktueller Gitarrenlehrer sagte mir in der ersten Stunde: "Du drückst beim Greifen zu fest und nicht nah genug am Bundstäbchen." So etwas sagt einem kein Video - gleich welcher Art. Allerdings sagte mir das auch keiner meiner vorherigen Gitarrenlehrer.

Was nun die diversen Workshop-Videos auf Youtube angeht, habe ich zunehmend den Eindruck, von der schieren Menge erschlagen zu werden. Aber jedes Video stellt letztlich nur eine Insellösung dar. Was man zum lernen aber auch braucht, ist ein zielführendes Gesamtprogramm. Apropos "Lösung" - manchmal scheint es mir so, dass ein Videoersteller seine Lösung/Meinung zu einem Problem als unumstößliche Wahrheit verkauft. Das ist natürlich bei einem Medium einfacher, bei dem man sich nicht der Diskussion mit Andersdenkenden stellen muss.

Just my 2 Cents

JerryCan
 
@ Woody,

keine Ahnung... ich weiss nichtmal, worauf sich die Frage bezieht.

@ JerryCan,
es gibt auch "echten" Unterricht, also im Sinne dessen, was Du "zielführendes Gesamtprogramm" nanntest. Justin Sandecoe macht da sowas, und man kann es entweder kostenlos per youtube bekommen, aber auch (mit ein paar wenigen und nicht wichtigen Bonustracks) kaufen. Das "Gesamtpaket" für 240 €, die man ja nicht ausgeben muss, wenn man nicht mag, habe ich mir als Gitarrenunterricht geleistet.
Mir gefällt das recht gut. Mag aber sein, das es auch weitere von ähnlicher Qualität gibt. Dieses Internet ist ja so riesig, dass man sich schier verlaufen kann.
Diese vielen How to play-Videos finde ich ergänzend auch nicht so verkehrt, aber da fehlt dann tatsächlich so etwas wie ein Programm, was ich grundsätzlich für günstig halte.
Der "richtige" (also live vorhandene) Lehrer ist sicher für alle die sinnvoll, die es sich erstens leisten können und die zweitens höhere Ambitionen haben, also zB selbst mal Lehrer werden wollen oder ein Musikstudium oder sowas anstreben.
Um "Künstler" zu werden braucht man den mE nicht. Da kann der ebenso hinderlich wie nützlich sein. Ich finde das sollte man doch sehr differenzieren. (Ist aber auch nur eine Meinung und kein Dogma.)
 
JerryCan schrieb:
Was nun die diversen Workshop-Videos auf Youtube angeht, habe ich zunehmend den Eindruck, von der schieren Menge erschlagen zu werden.

Und gerade Anfänger können schwer die Qualität beurteilen. Aber wenn's einem auf den Sattel hilft, warum nicht?

JerryCan schrieb:
Aber jedes Video stellt letztlich nur eine Insellösung dar. Was man zum lernen aber auch braucht, ist ein zielführendes Gesamtprogramm.

So sehe ich das auch. Natürlich ersetzt ein Video keinen Gitarrenlehrer, aber es kann doch sehr hilfreich sein, ergänzend. Ich halte es für falsch, diesem Medium seinen Zweck abzuerkennen. Einschätzen lernen, was damit möglich ist und was nicht, das halte ich für sinnvoller. Und das kann man auch Schülern beibringen.

Gruß,

Micha
 
Drum spiel ich so schlecht Gitarre: Weil es gab noch kein Internetz als ich meine erste Gitarre bekommen habe, auch bei der zweiten, dritten und vierten Gitarre nicht. (ja, ich weiss das Internetz gabs schon länger bevor ich davon etwas wusste ... sagen wir "Internetzzfürjedermann")

Ich solle mal langsam anfangen das nachzuholen.

(Obwohl, jemand aus dem Forum der durchaus weiss wo bei ner Gitarre der Stecker rein kommt, der sagte mal, dass eine Stunde bei nem richtig guten (!) Lehrer mehr bringt als 100 Internetstunden ... )

Grusssnnnnnnnnn

r
 
Pfaelzer schrieb:
Ein Youtube-video ist wie ein schlechter Lehrer:
Es wird vorgespielt, erklärt und dem Schüler draufgedrückt.

Ein guter Lehrer spielt wenig vor, er hört (und sieht) vielmehr dem Schüler zu und wirkt korrigierend und helfend ein. Das kann ein Youtube-Video nicht.

p

Lieber P,

leider ist das was du sagst pädagogisch nicht haltbar. Der Schüler lernt besonders stark auch durch Beobachtung des Lehrers. Man geht soweit und sagt: Schüler lernen in erster Linie den Lehrer. Wenn du magst kann ich die Literatur disbezüglich nennen. Petrat (2007) fällt mir da mal ein aber auch der Spitzer und der Hengstschläger.

Wenn Schüler aus ihrem eigenen Spiel etwas lernen sollen, dann eignet sich insbesondere das Video mit anschliessender gemeinsamer Analyse mit dem Lehrer. Weil das zu Selbsterkenntnis führt (induktives lernen) und nicht übertrieben deduktiv stattfindet.

Lg
Auge
 
Pfaelzer schrieb:
Ist aber der v o l l k o m m e n falsche Ort für so eine Diskussion...du hast ja meine Mailadresse ;-)

:?:


In einem Thema , wo es um das lernen durch Videos geht? Wieso ist das der falsche Ort für Erkenntnisse aus Erfahrung und Wissenschaft?

Ich finde die Diskussion eigentlich recht interessant. Wir werden nur nicht umfassen und für alle Zeit zu ´nem entgültigen Standpunkt kommen, muss aber auch nicht, denke ich! ;-)
 
auge schrieb:
Der Schüler lernt besonders stark auch durch Beobachtung des Lehrers. Man geht soweit und sagt: Schüler lernen in erster Linie den Lehrer.
...
Wenn Schüler aus ihrem eigenen Spiel etwas lernen sollen, dann eignet sich insbesondere das Video mit anschliessender gemeinsamer Analyse mit dem Lehrer.
Zum Thema Abgucken des Lehrers und Selbstanalyse eine weitere Sichtweise:

"A teacher can be too influential," he feels. "Being self-taught, I learned to distrust anything I hadn't figured out myself." More valuable than teachers was listening to other pianists, conductors and singers - and himself. Presented with a Revox tape-recorder (now an antediluvian machine but still in working order), Brendel learnt by recording the piece he was studying, listening to himself and reacting to it. "I still think that for young people today this is a very good way to get on," he says, "and it makes some of the functions of a teacher obsolete."*

* from Alfred Brendel - Man and Mask, a Rosetta Pictures production for the BBC and ZDF in association with ARTE.

http://www.alfredbrendel.com/lifeandcareer.php


Das Beobachten/Aufnehmen/Reflektieren des eigenen Spiels ist etwas, was auch viele der bekannten Gitarrenheroen getan haben. Das kann man u.a. youtube entnehmen.

Gruß,
 
Diese Selbstanalyse setzt schon einen gewissen Erkenntnisstand, Analysefähigkeit und Wahrnehmungstiefe vorraus, da viele Schüler von sich aus nicht hören was ihre Defizite sind oder das was sie wahrnehmen nicht genauer benennen geschweige denn eigenständig in Angriff nehmen können.

Schüler die das können, sind auch schon soweit, dass sie sich auch z.B. per Youtube-Video weiterbilden können.


Es wird immer neue Medien geben und die große Masse die begeistert ist und Warner mittendrin die sagen, dass dieses neue Ding gut aber nicht immer das Tollste ist.
Ein Play-Along-Track ersetzt die Band nicht, ein Video kein Konzert, ein Telefon kein persönliches Treffen, Wikipedia keine Allgemeinbildung, Kroketten keine Pommes und ebay nicht die Sperrmüllabfuhr.
 

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