Der C-Switch - (k)einer fĂŒr alle?

DerOnkel

Power-User
26 Nov 2004
294
16
Ellerau
Der C-Switch - (k)einer fĂŒr alle?

(Der vollstÀndige und stets aktuelle Artikel ist immer in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)

Einleitung

Über die Bedeutung eines parallelen Lastkondensators als Mittel zur KlangverĂ€nderung bei den Magnettonabnehmern einer Elektrogitarre hat Helmuth Lemme bereits 1977 in seinem Buch "Elektro Gitarren" hingewiesen. Mit einem C-Switch als Lastkondensator lassen sich verschiedene Klangfarben erzeugen. Aus elektrotechnischer Sicht ist der C-Switch immer nur ein Bestandteil eines linearen Filters, der fĂŒr die "elektrische" KlangeinfĂ€rbung verantwortlich ist. Er wirkt also immer zusammen mit den anderen Komponenten in der Elektrogitarre. In der Gitarrenelektronik wird er von Lemme auf drei verschiedene Weisen eingesetzt:
  1. Als paralleler Lastkondensator um die Resonanzfrequenz des Tonabnehmers zu verringern,

  2. als Ersatz des Kondensators fĂŒr die Tonblende, was auch eine Resonanzverschiebung bedeutet, und

  3. in Reihe zum LautstÀrkeeinsteller geschaltet als Bass-Schalter zur Absenkung der tiefen Frequenzen.
In diesem Artikel werden wir uns hauptsÀchlich mit der Wirkung des C-Switch als verÀnderlicher Lastkondensator beschÀftigen. Der Frage, ob ein solcher Resonanzschalter wirklich als Ersatz der Tonblende dienen kann, wird hier nicht weiter verfolgt werden.

Helmuth Lemme bietet auf seiner InternetprĂ€senz fertige C-Switches an. Man kann einen solchen Schalter aber auch leicht und mit wenig Aufwand selber bauen. Da stellt sich dann nur die Frage nach der Dimensionierung der verschiedenen Kondensatoren. Aber auch da wird man manchmal im Internet fĂŒndig. In Guitar-Letter II findet man zum Beispiel in Tabelle 2-2 entsprechende Werte. Aber kann man vom Einsatz so eines "Standard-C-Switch" auch immer optimale Ergebnisse erwarten? Dieser Frage wollen wir in diesem Artikel ein wenig auf den Grund gehen.

1. Was ist eigentlich ein C-Switch?

Wenn man den "Klang" eines Tonabnehmers verĂ€ndern will, hat man grundsĂ€tzlich zwei Möglichkeiten: Man kann die InduktivitĂ€t L verĂ€ndern oder die KapazitĂ€t C. Beides fĂŒhrt zu einer VerĂ€nderung der Resonanzfrequenz des Tonabnehmers. Eine VerĂ€nderung der InduktivitĂ€t ist ganz einfach: Man kauft einen anderen Tonabnehmer. Hinterher hat man aber auch einfach weniger Geld in der Tasche - ein deutlicher Nachteil, den die Gitarristen aber meistens, ohne mit der Wimper zu zucken, in Kauf nehmen!

Die KapazitĂ€t lĂ€ĂŸt sich deutlich einfacher verĂ€ndern. Man benötigt lediglich einen Kondensator mit einer anderen KapazitĂ€t - eine vergleichsweise preiswerte Lösung. Wenn die KapazitĂ€t dann auch noch einstellbar ist... umso besser! Die Industrie bietet zu diesem Zweck sogenannte Drehkondensatoren an. Bis in die 70er Jahre fand man solche Bauteile in jedem RundfunktempfĂ€nger. Einer ihrer grĂ¶ĂŸten Nachteile wird jedoch schnell augenfĂ€llig: Die mechanische GrĂ¶ĂŸe!

[img:400x280]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/LuftDrehKo.jpg[/img]
Abbildung 1: Tandem-Luftdrehkondensator (ca. 500pF)

Diese Kondensatoren bestehen aus zwei PlattensĂ€tzen von denen einer an einer Achse befestigt ist. Durch Drehen der Achse verĂ€ndert sich die kapazitiv wirksame FlĂ€che und damit die KapazitĂ€t des Kondensators. Da hier Luft als Dielektrikum verwendet wird, haben solche Kondensatoren aber eine vergleichweise geringe KapazitĂ€t. 500pF sind da schon ein großer Wert. DafĂŒr betrĂ€gt die Einbautiefe dann auch locker 5 bis 7 Zentimeter! Im Zusammenspiel mit einem Tonabnehmer werden zur Verschiebung der Resonanzfrequenz allerdings KapazitĂ€ten bis zu 30nF benötigt. Wie groß ein solcher "Drehko" dann wird, kann sich wohl jeder leicht vorstellen. Abgesehen davon kann man sich fĂŒr den Preis eines solchen Bauteiles auch locker einen anderen Tonabnehmer kaufen! So geht es also ganz bestimmt nicht!

NatĂŒrlich lĂ€ĂŸt sich eine verĂ€nderlich KapazitĂ€t auch auf andere Weise erzeugen. Zum Beispiel mit einer KapazitĂ€tsdiode. Aber auch hier verhindert die geringe KapazitĂ€t den erfolgreichen Einsatz in der Elektrogitarre. Abgesehen davon benötigt die KapazitĂ€tsdiode eine Gleichspannung zur Einstellung der KapazitĂ€t. Also muß eine Batterie in die Gitarre. Igitt! [img:15x15]http://www.guitar-letter.de/forum/styles/GuitarLetter/smilies/nein.gif[/img]

So geht es also auch nicht! Dann bleibt nur die Möglichkeit, Kondensatoren mit verschiedenen KapazitÀten mit Hilfe eines Schalters auszuwÀhlen und genau so eine Schaltung fand man dann auch schon in Lemmes erstem kleinen Buch.

[img:205x125]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitch.gif[/img]
Abbildung 2: KapazitÀtzsumschalter (C-Switch) als Zweipol

Diese Konstruktion ist aus elektrotechnischer Sicht ein einfacher Zweipol und da ein Kondensator in Schaltbildern mit dem Symbol "C" bezeichnet wird, nannte Lemme diesen Zweipol einfach "C-Switch".

2. Die ideale Resonanzverschiebung

Bekanntlich wird der "Klang" eines Magnettonabnehmers in erster Linie durch die Lage und AusprÀgung seiner Resonanz bestimmt. Sie betont einen bestimmten Frequenzbereich, wodurch die hörbare KlangeinfÀrbung letztendlich entsteht. Das folgende Bild zeigt den Amplitudengang eines Magnettonabnehmers mit der typischen Beschaltung durch Tonblende (Tone), LautstÀrkeeinsteller (Volume) und Instrumentenkabel:

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/AmpGang_Strat_Std.gif[/img]
Abbildung 3: Typischer Amplitudengang eines belasteten Tonabnehmers

Der "Berg" legt fest, "wo" im Spektrum die KlangeinfĂ€rbung geschieht. Er hat seinen Gipfel - die Resonanzspitze - bei der Resonanzfrequenz (hier in etwa 3,5kHz). Die Betonung ist umso stĂ€rker, je höher der Berg ist. Seine "Höhe" wird aus technischer Sicht durch die sogenannte GĂŒte (engl. Quality Factor) Q beschrieben. Die Klangfarbe wird durch die Lage des Berges festgelegt. Verschieben wir ihn nach Links, also hin zu kleineren Frequenzen, dann wird der Klang mittiger, weicher. In die andere Richtung wird es immer heller, metallischer...

Kauft man einen anderen Tonabnehmer, der eine andere InduktivitĂ€t besitzt, dann verĂ€ndert sich die Lage der Resonanzfrequenz und damit der "Klang". Den gleichen Effekt kann man erreichen, wenn man die kapazitive Belastung des Tonabnehmers verĂ€ndert. Auch dann verĂ€ndert sich die Resonanzfrequenz. Beide Verfahren sind aus Sicht des Übertragungsverhaltens vollkommen identisch. Allerdings ist ein Kondensator deutlich billiger als ein Tonabnehmer, aber das hindert viele Gitarristen nicht daran, trotzdem den teureren Tonabnehmer zu kaufen. Das ist jedoch eine andere Geschichte....

Gibt man einem Techniker die Aufgabe, die Resonanzfrequenz einstellbar zu machen, dann wird er zum Beispiel mit der folgenden Lösung zurĂŒckkommen:

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchVari_Theoretisch.gif[/img]
Abbildung 4: Ideale Resonanzverschiebung

Man erkennt, daß alle "Berge" gleich hoch sind. Es wird tatsĂ€chlich nur die Klangfarbe durch die Resonanzverschiebung verĂ€ndert. Die Betonung ist also bei allen Resonanzfrequenzen gleich stark und das ist gut so.

Unser Techniker hat darĂŒber hinaus keine "halben Sachen" gemacht und zwischen den "Bergen" in etwa den gleichen Abstand erzeugt. "Wieso das denn?", wird man jetzt wohl fragen. Die Antwort ist ganz einfach: Unser Tonhöhenempfinden ist keinesfalls linear ausgeprĂ€gt, sondern eine lineare Tonhöhenwahrnehmung ist mit einer annĂ€hernd geometrischen VerĂ€nderung der zugrunde liegenden Frequenzen verbunden! Der Abstand der einzelnen Resonanzfrequenzen ist tatsĂ€chlich also nicht konstant. Erst durch die logarithmierte Skalierung der Frequenzachse entsteht der optisch konstante Abstand, der unserem Hörempfinden entspricht. Aus mathematischer Sicht darf der Abstand zwischen den einzelnen Resonanzfrequenzen folglich nicht konstant sein, sondern das VerhĂ€ltnis zweier benachbarter Resonanzfrequenzen muß konstant sein. Es handelt sich also nicht um eine arithmetische Folge, sondern um eine geometrische Folge. Nach dieser GesetzmĂ€ĂŸigkeit muß dann auch die Dimensionierung der einzelnen KapazitĂ€tsstufen erfolgen. HĂ€lt man sich nicht an diese Regel, sondern sieht eine konstante KapazitĂ€tsdifferenz vor, dann ist das das Resultat:

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchVari_linearStep.gif[/img]
Abbildung 5: Resonanzverschiebung durch konstante KapazitÀtsdifferenz

Es ist deutlich zu erkennen, daß sich die "Berge" bei den tiefen Frequenzen "drĂ€ngeln". Da geht es dann so eng zu, daß man den Unterschied zwischen den einzelnen Frequenzen unter UmstĂ€nden nicht mehr wahrnehmen kann! Wer Zeit und Lust hat, kann einen solchen C-Switch aufbauen und sich das Resultat anhören. Man kann aber auch dem Onkel glauben, denn er ist ein guter Onkel, der weiß, daß es so keinesfalls optimal ist!

So, das war die Sache mit "wo der Berg" steht. Daß alle Berge gleich hoch sein sollen, ist wohl klar, aber wie hoch dĂŒrfen sie denn sein? Nach Belieben oder gibt es da eine Grenze, die man besser nicht ĂŒberschreiten sollte?

Tja, eine solche Grenze gibt es tatsĂ€chlich, denn der Berg wird aus elektrotechnischen GrĂŒnden immer schmaler, je höher er ist. Lemme hat seinerzeit dargelegt, daß eine GĂŒte von mehr als 2 (6dB) anfĂ€ngt "spitz" zu klingen und der Onkel unterstĂŒtzt diese Aussage aus eigener Erfahrung! Das Ganze wird dann auch schnell etwas "dĂŒnn", da das AmplitudenverhĂ€ltnis von hohen Frequenzen zu tiefen Frequenzen zu groß wird. Es entsteht dann leicht der Eindruck, daß die BĂ€sse fehlen wĂŒrden, was so natĂŒrlich nicht stimmt, da ja die hohen Frequenzen ĂŒberbetont werden. FĂŒr den entstehenden Klangeindruck ist es jedoch egal, ob man die BĂ€sse absenkt oder die Höhen anhebt. Entscheident ist der "Abstand"!

Diese 6dB-Grenze ist jedoch nicht besonders scharf, da jeder Mensch etwas anders hört. Wenn die GĂŒte denn 2,1 betrĂ€gt wird wohl auch noch niemand "tot umfallen". Man sollte es jedoch nicht ĂŒbertreiben!

Die meisten Magnettonabnehmer erreichen mit den ĂŒblichen Beschaltungen GĂŒten, die in der Regel deutlich kleiner als 2 sind. Je nach Anschlußkabel ist es bei der Stratocaster ungefĂ€hr 1,8 (4,9dB). Die mit Humbuckern bestĂŒckte Les Paul erreicht diesen Wert nur dank der Potentiometer mit einem Kennwiderstand von 500kOhm. In der Schaltung der Stratocaster wĂ€re mit den Humbuckern schon bei 1,25 (1,4dB) Schluß.

Fazit: FĂŒr eine ideale Resonanzverschiebung mit Hilfe einer verĂ€nderlichen LastkapazitĂ€t mĂŒssen die einzelnen KapazitĂ€tsstufen eine geometrische Folge bilden! Die GĂŒte sollte so eingestellt werden, daß ein Wert von 2 nach Möglichkeit nicht signifikant ĂŒberschritten wird!

3. Real ist nicht ideal

In der 4. erweiterten Auflage seines Buches "Elektro Gitarren" aus dem Jahre 1982 zeigt Helmuth Lemme auf Seite 148 einen siebenstufigen C-Switch fĂŒr den Einsatz in der Stratocaster. FĂŒr die KapazitĂ€ten werden folgende Werte angegeben: C1=1nF, C2=1,5nF, C3=2,2nF, C4=3,3nF, C5=4,7nF, C6=6,8nF und C7=10nF. Gleichwohl Lemme in seinem Beispiel mit dem C-Switch eine Tonblende ersetzte und diese folglich fehlt, kombinieren wir ihn mit der Standardschaltung der Stratocaster. Der Schalter wird auf acht Positionen erweitert, damit die LastkapazitĂ€t auch ausgeschaltet werden kann (CL0=0). Hier ist das Schaltbild:

[img:377x261]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/scm_StratCSwitchPassiv.gif[/img]
Abbildung 6: Stratocaster-Schaltung mit einfachem C-Switch

Zur Berechnung der verschiedenen AmplitudengÀnge kommt wieder GiSi, des Onkels selbstgeschriebener Simulator, zum Einsatz. Die Simulation selber basiert auf dem folgenden Modell:

[img:474x152]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/SCM_StratPassivCL.gif[/img]
Abbildung 7: Die Standardbeschaltung eines Tonabnehmers mit Tonblende, Volume, externer Belastung und Lastkondensator

In der Ersatzschaltung wird der Magnettonabnehmer durch die Spannungsquelle U0, die SpuleninduktivitĂ€t Ls, den Gleichstromwiderstand Rs und die WicklungskapazitĂ€t Cs modelliert. Diese Bestandteile wurden, der besseren Übersichtlichkeit halber, in Blau gezeichnet. Der C-Switch wird durch den Lastkondensator CL (rot) dargestellt, der parallel zur WicklungskapazitĂ€t Cs und der Tonblende liegt. Die Tonblende (engl. Tone) wird durch die Bauelemente PT, RT und CT reprĂ€sentiert, wobei RT in den meisten Schaltungen einen Wert von 0 hat und darum weggelassen wird. Die LautstĂ€rkeeinstellung (engl. Volume) besteht aus dem als Spannungsteiler geschalteten Potentiometer PV. Beide Schaltungsteile wurden in GrĂŒn dargestellt. Die externe Belastung wird durch die KabelkapazitĂ€t CK=700pF, den Eingangswiderstand des VerstĂ€rkers Rin=1MOhm und seiner EingangskapazitĂ€t Cin=0 gebildet.

Mit dieser passiven Ersatzschaltung lĂ€ĂŸt sich das elektrische Übertragungsverhalten fast jede Elektrogitarre beschreiben. Das Übertragungsverhalten selber ist der Quotient aus den Spannungen Uout und U0. Aus ihm wird durch Betragsbildung der sogenannte Amplitudengang erzeugt, der dann in doppeltlogarithmischer Form grafisch dargestellt wird.

Als Grundlage fĂŒr die ersten Simulationen soll der bekannte Stratocastertonabnehmer dienen, dessen Werte Helmuth Lemme bereits 1977 veröffentlichte: Ls=2.2H, Cs=110pF, Rs=5.7kOhm. Dazu kommen die fĂŒr die Strat typischen Werte fĂŒr Potentiometer und Tone-Kondensator: PT=250kOhm, CT=22nF, RT=0Ohm, PV=250kOhm. Die Charakteristik der Potentiometer ist logarithmisch mit einer ĂŒblichen Progression von 20%. Weitere Informationen zur Charakteristik von Potentiometern sind im Artikel "Potentiometer-Grundlagen" nachzulesen.

So, genug von der staubtrockenen Elektrotechnik und den Vorraussetzungen fĂŒr die Simulation. Schau'n wir einfach mal nach, wie es "klingt". Hier sind die acht AmplitudengĂ€nge fĂŒr alle Stellungen des C-Switch bei voll aufgedrehter Tonblende (Tone):

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchVari_Lemme.gif[/img][img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchVari_LemmeIdeal.gif[/img]
Abbildung 8: Reale Resonanzverschiebung durch reine KapazitÀtsÀnderung (links) und mit optimerter KapazitÀtsstufung (rechts)

Was fĂ€llt auf? Nun, die Berge verteilen sich recht gleichmĂ€ĂŸig. 1:0! Lediglich bei den oberen Resonanzfrequenzen ist die Verteilung nicht ganz optimal. Das mag der Tatsache geschuldet sein, daß hier KapazitĂ€tswerte aus der E6-Reihe verwendet wurden. Nutzt man die E12-Reihe und optimiert die Stufung ein wenig, dann erhĂ€lt man das rechte Bild.

TrĂ€gt man die Resonanzfrequenzen ĂŒber der Schaltstufe auf, dann entsteht so etwas wie eine LinearitĂ€tskurve:

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchFreqLin_Lemme.gif[/img][img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchFreqLin_LemmeIdeal.gif[/img]
Abbildung 9: LinearitÀt der realen Resonanzverschiebung (links) und mit optimerter KapazitÀtsstufung (rechts)

Links ist ein deutlicher Knick zu erkennen, der auf eine nicht ganz so optimale KapazitÀtsstufung hinweist. Die LinearitÀt der optimierten Stufung (rechts) ist dagegen wesentlich besser und sieht fast aus, wie mit dem Lineal gezogen.

Mehr noch als die gleichmĂ€ĂŸige Verteilung der Resonanzfrequenzen fĂ€llt die unterschiedliche GĂŒte in beiden Diagrammen von Abbildung 8 auf. Hier sind wir vom Ideal doch ein deutliches StĂŒck entfernt. Daß die GĂŒte teilweise die 6dB-Grenze etwas ĂŒberschreitet, soll hier nicht nachteilig gewertet werden. Aber trotzdem steht es jetzt nur noch 1:1!

Verbindet man alle möglichen Resonanzspitzen miteinander, so erhĂ€lt man ein Art HĂŒllkurve, die den Verlauf der GĂŒte des belasteten Tonabnehmers fĂŒr verschiedenen Resonanzfrequenzen darstellt:

[img:399x226]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/KennGuete_Lemme.gif[/img]
Abbildung 10: GĂŒteverlauf bei verschiedenen Resonanzfrequenzen

Der Verlauf dieser (berechneten) Kurve hĂ€ngt im Wesentlichen von der InduktivitĂ€t Ls des Tonabnehmers, seinem Gleichstromwiderstand Rs und dem ohmschen Lastwiderstand (hier die Parallelschaltung aus PV und Rin) ab. Egal, wie die durch CL realisierte kapazitive Last auch aussehen mag, diese Grenze kann die GĂŒte nicht ĂŒberschreiten! In der Praxis tritt jedoch nur der blau gezeichnete Teil der Kurve in Erscheinung, denn Resonanzspitzen mit weniger als 0dB gibt es nicht! Weitere Details dazu sind in Kapitel 3.24 von Guitar-Letter II zu finden.

Was wird wohl geschehen, wenn wir unseren einfachen C-Switch in eine andere Gitarre einbauen? Zum Beispiel in eine Les Paul? Also her mit dem Simulator. Aber vorher tauschen wir die Potentiometer gegen solche mit einem Kennwiderstand von 500kOhm. Der Gibson-Humbucker P-490R hat folgende Daten: Ls=5,15H, Cs=76,4pF und Rs=8,08kOhm.

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchVari_LemmeP490.gif[/img][img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchVari_Lemme.gif[/img]
Abbildung 11: Resonanzverschiebung durch reine KapazitÀtsÀnderung beim P-490R (links) und der Stratocaster (rechts)

Klar, grĂ¶ĂŸere InduktivitĂ€t heißt kleinere Resonanzfrequenz. Alle Resonanzen haben sich also nach Links verschoben. Das war zu erwarten. Bei der Verteilung hat sich nichts verĂ€ndert und auch die unterschiedlichen GĂŒten mit der bekannten HĂŒllkurve sind deutlich zu erkennen. Allerdings ist die GĂŒte mit einem Wert bis zu 2,55 (7,9dB) stellenweise doch deutlich zu groß!

Nachdem wir den Tonabnehmer verĂ€ndert haben, kehren wir wieder zurĂŒck zur Stratocaster und nehmen ein anderes Kabel. Dieses hat nur 400pF, also in etwa eine LĂ€nge von 4m.

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchFreqLin_Lemme400pF.gif[/img][img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchVari_Lemme.gif[/img]
Abbildung 12: Resonanzverschiebung durch reine KapazitÀtsÀnderung mit 400pF Kabel (links) und 700pF (rechts)

Tja, was soll man sagen? Die Resonanzen folgen der bekannten HĂŒllkurve und natĂŒrlich sind alle Resonanzen nach Rechts - also zu höheren Frequenzen - verschoben. Der Grund ist auch klar: Es fehlen 300pF. Die kapazitive Last des Tonabnehmers hat sich also verringert und damit steigt die Resonanzfrequenz natĂŒrlich an.

Aber Moment mal! Da haben sich doch nicht alle Resonanzen verschoben! In beiden Diagrammen liegt die tiefste Resonanz bei gut 1kHz. Wo ist denn da die erwartete Verschiebung geblieben?

Nur die Ruhe! Wenn man genauer hinsieht, entdeckt man doch noch eine Verschiebung. Sie fĂ€llt aber vergleichsweise gering aus, da diese Resonanz hauptsĂ€chlich durch eine KapazitĂ€t von 10nF erzeugt wird. Die Verringerung der kapazitiven Last um 300pF stellt jedoch nur eine Änderung von 3% dar. Deshalb ist die Verschiebung nur so gering. Es ist also alles in Ordnung!

Damit hÀtten wir den einfachen C-Switch als Resonanzschalter schon recht gut abgehandelt. Fassen wir unsere Erkenntnisse kurz zusammen:
  1. Solange die KapazitĂ€tsstufung geometrisch erfolgt und der Unterschied zwischen der kleinsten und der grĂ¶ĂŸten KapazitĂ€t groß genug ist, wird man immer einen Klangunterschied wahrnehmen.

  2. Die möglichen KlangeinfÀrbungen hÀngen von den elektrischen Daten der einzelnen Elektrogitarre und dem verwendeten Instrumentenkabel ab. Der C-Switch "klingt" also in jedem Instrument etwas anders. Ob einem das im konkreten Fall gefÀllt... Nun ja, Klangempfinden ist eine sehr subjektive und persönliche Sache...

  3. Die einzelnen GĂŒten sind immer unterschiedlich. Ihre Werte hĂ€ngen in erster Linie vom Tonabnehmer und seiner ohmschen Belastung ab.
Einen "Standard-C-Switch" kann man also durchaus verwenden. Wie das klangliche Ergebnis im eigenen Instrument jedoch aussieht, lĂ€ĂŸt sich so nicht ohne weiteres vorhersagen. Ob einem die einzelnen Schaltpositionen klanglich zusagen, ist in erster Linie eine Frage des persönlichen Geschmacks. Tritt jedoch eine unglĂŒckliche Kombination der elektrischen Daten auf, bei der zum Beispiel eine ĂŒbergroße GĂŒte entsteht, dann heißt es wieder: "C-Switch, Lastkondensator - Alles Quatsch! Ich kauf' mir jetzt 'nen neuen Tonabnehmer!"

Da gibt es also durchaus noch etwas zu verbessern, aber das machen wir in ein paar Tagen. Jetzt ist Pause fĂŒr die "Birne"! ;)

Ulf

(Weiter geht es in ein paar Tagen)

(Der vollstÀndige und stets aktuelle Artikel ist immer in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)
 
Hi Onkel,

schön, mal wieder was von Dir zu lesen. Ich hab eine Zeitlang meine Gitarren mit dem Lemme C-Switch ausgestattet. Mittlerweile bin ich davon allerdings wieder ab. Meiner persönlichen Spielweise kommt eine einzige - genau auf die Gitarre und meinen Wunschsound - abgestimmte Resonanzfrequenz mehr entgegen als 5 nicht abgestimmte. Wenn ich also eine neue Gitarre erworben habe und mir gefÀllt der Sound eines PU's nicht, dann hantiere ich solange mit dem Lötkolben und Kondensatoren, bis es passt.

Manchmal mach ich den Kondensator allerdings per Schalter ausschaltbar. In einer meiner Gitarren hab ich einen schaltbaren, etwas dickeren Kondensator am Halspickup. So hab ich einen hellen Sound fĂŒr StĂŒcke, bei denen man "die BĂŒnde hören muß", und einen - ich nenne ihn immer Blues Sound, der ganz hervorragend mit echten oder virtuellen Röhren im Crunchbereich funktioniert, so wie hier: [mp3]http://www.hhjh.de/mp3/Lioness.mp3[/mp3]

Live ist das ganze eh vernachlÀssigbar.

Der andere Aspekt ist, daß ich mittlerweile auch wieder gerne einen Trebleregler habe, und die C-Switches immer den Platz belegt haben. Klar drĂŒckt ein Trebleregler die Resonanzspitze als erstes weg, aber fĂŒr meine Zwecke passt das ganz gut. Denn wann hantiere ich mit dem Treblepoti? Wenn ich einen Sound haben will, der mehr im Hintergrund agiert, entweder weil das StĂŒck eine mehr dunkle Grundstimmung hat oder ich eine softe Hintergrund-Gitarre brauche, und dann sind fehlende Resonanzspitzen mMn eher ein Vorteil.
 
In meinem Fretless-Bass habe ich ja einen Dreistufigen C-Switch eingebaut bekommen. Das macht schon richtig was her, und ĂŒber den Piezo kann ich jederzeit wieder stufenlos das gewĂŒnschte Britzeln hinzufĂŒgen.
 
Fast zwei Wochen sollten zum Erholen ausreichen. Also, weiter geht es...

(Der vollstÀndige und stets aktuelle Artikel ist immer in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)

4. Die GĂŒte - Alles wird gleich

Wie kann man die GĂŒte eines Tonabnehmers verĂ€ndern? Das ist die Frage, die hinter diesem Abschnitt steht. GrundsĂ€tzlich ist das gar nicht so schwer, denn fast jede Elektrogitarre hat dazu ein Werkzeug an Bord: Die Tonblende! Was geschieht, wenn man am "Tone" dreht zeigt das folgende Diagramm:

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/ToneVari_StratPassive.gif[/img]
Abbildung 13: Die Wirkung der Tonblende von 100% (blau) bis 0% (grĂŒn)

Im Bereich von 100% bis ungefĂ€hr 50% wird der "Berg" kontinuierlich kleiner. Das ist also nicht anderes, als die gewĂŒnschte Verringerung der GĂŒte (weitere Informationen zur Funktion der Tonblende sind im Artikel "Die Klangeinstellung in der Elektrogitarre" nachzulesen).

Also, mit der Tonblende können wir eine eventuell ĂŒbergroße GĂŒte gut verringern. So weit so gut, aber dieser Ansatz ist leider nicht praktikabel, wenn man nach der BetĂ€tigung des C-Switch immer erst die Tonblende nachstellen muß. Hier ist also eine andere Lösung gefragt!

Die Tonblende ist letztendlich nichts anderes als ein paralleler DĂ€mpfungswiderstand. Je kleiner der Widerstand, desto grĂ¶ĂŸer ist die DĂ€mpfung und desto kleiner ist die GĂŒte. Um den ungleichmĂ€ĂŸigen Verlauf der GĂŒte nach Abbildung 10 so zu korrigieren, daß alle GĂŒten gleich groß sind, muß also jeder Lastkondensator des C-Switch einen eigenen DĂ€mpfungswiderstand bekommen. Damit wird aus dem einfachen C-Switch dann quasi ein RC-Switch! Im Schaltbild sieht das dann so aus:

[img:596x261]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/scm_StratRCSwitchPassiv.gif[/img]
Abbildung 14: Stratocaster-Schaltung mit RC-Switch

Eine solche Schaltung ist nicht nur vom Aufbau her deutlich aufwĂ€ndiger, sondern auch die Dimensionierung der DĂ€mpfungswiderstĂ€nde ist nicht ganz einfach. Der Simulator "GiSi" ist jedoch in der Lage genau das zu machen: Er stellt im geforderten KapazitĂ€tsbereich die geringste GĂŒte fest und berechnet dann fĂŒr alle anderen Stufen die notwendigen DĂ€mpfungswiderstĂ€nde. NatĂŒrlich kann er auch die KapazitĂ€tsstufen optimieren. Na denn...So sieht dann das Ergebnis aus:

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/RCSwitchVari_LemmeIdeal.gif[/img][img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchVari_Lemme.gif[/img]
Abbildung 15: Optimierte Resonanzverschiebung mit konstanter GĂŒte (links) und ohne Optimierungen (rechts)
Das ist doch schon etwas ganz anderes, oder? Das in Kapitel 1 vorgestellte ideale Verhalten wird exakt erreicht. Besser geht es nicht! Der RC-Switch stellt also so eine Art kompensierter C-Switch dar und ist somit die bessere Lösung.

Jetzt bleibt zunĂ€chst die Frage, was zu tun ist, wenn man die GĂŒte vergrĂ¶ĂŸern will? Nun, auch das ist ganz einfach - zumindest in der Theorie: Man muß einfach die ohmsche Belastung des Tonabnehmers verringern. Das ist in der Praxis jedoch nicht ganz einfach. NatĂŒrlich kann man die KennwiderstĂ€nde der Potentiometer vergrĂ¶ĂŸern, aber das hat unter UmstĂ€nden negative Auswirkung auf die Einstellbarkeit von Volume und Tone. Am besten verwendet man einen Impedanzwandler mit nachgeschaltetem LautstĂ€rkeeinsteller, wie zum Beispiel das "I-Pot". Dann kann man auch aus der Stratocaster bis zu einer Resonanz von 3,6kHz eine GĂŒte von 2 herausholen und wenn man sich etwas anstrengt, geht sogar noch etwas mehr... Aber das wollen wir ja nicht!

Dieser optimierte RC-Switch stellt also die ideale Lösung dar... fĂŒr genau den Tonabnehmer unter den gegebenen elektrischen Bedingungen. Und wie sieht es aus, wenn wir diesen "Resonance-Shifter" mit einem anderen Tonabnehmer, in einer anderen Gitarre oder mit einem anderen Instrumentenkabel verwenden?

Nun, man kann sich leicht vorstellen, daß das Ergebnis dann keinesfalls mehr optimal ist, denn die DĂ€mpfungswiderstĂ€nde dienen ja als Kompensation des GĂŒteverlaufe. Sie "biegen" diese Kurve quasi gerade. In der Les-Paul mit einem P-490R eingesetzt, ergibt sich das folgende Verhalten:

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/RCSwitchVari_LemmeP490.gif[/img]
Abbildung 16: Optimierte Resonanzverschiebung mit konstanter GĂŒte fĂŒr die Stratocaster in der Les Paul mit P-490R

Das ist sicherlich besser, als der einfache C-Switch, dessen Verhalten im linken Teil von Abbildung 11 dargestellt wurde, aber eben nicht mehr optimal! Noch krasser wird es, wenn man statt eines P-490R den P-498T nimmt:

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/RCSwitchVari_LemmeP498T.gif[/img]
Abbildung 17: Optimierte Resonanzverschiebung mit konstanter GĂŒte fĂŒr die Stratocaster in der Les Paul mit P-498T

Die Resonanzen "drĂ€ngeln" sich hier in einem vergleichsweise kleinen Bereich von ca. 1,8kHz bis 480Hz, aber da es bei der Tonhöhenwahrnehmung auf das FrequenzverhĂ€ltnis ankommt, ist das kein Problem. Wie schon im linken Teil von Abbildung 15 betrĂ€gt der durchschnittliche Frequenzunterschied von Stufe zu Stufe auch hier ungefĂ€hr 320 Cent, was noch gut wahrnehmbar ist. Die Mehrzahl der möglichen Einstellungen liegen allerdings schon in einem Bereich, den viele Musiker einfach nur als "dumpf" empfinden dĂŒrften. Ob man damit dann zufrieden ist, darf zumindest in Zweifel gezogen werden.

Die letzten beiden FĂ€lle sind auch noch aus einem anderen Grunde sehr interessant, denn im Gegensatz zu frĂŒher, wo zwei oder drei "gleiche" Pickups aus der Kiste genommen und in einer Gitarre verbaut wurden, werden heute hĂ€ufig unterschiedliche Tonabnehmer verwendet. Die Kombination P-490 an der Halsposition und P-498 am Steg ist ja bekanntermaßen nicht so ungewöhnlich! Strebt man hier nach dem Optimum, so muß fĂŒr jeden Tonabnehmer ein eigener Resonance-Shifter dimensioniert werden. BeschrĂ€nkt man sich auf nur sechs Stufen, was in der Praxis durchaus ausreichend ist, dann kann man die beiden KondensatorbĂ€nke ĂŒber einen Drehschalter mit zwei Schaltebenen ansteuern. Das ist dann quasi ein Tandem-C-Switch.

[img:400x285]http://www.guitar-letter.de/News/Images/Strat_I_Pot_C_Switch.jpg[/img]
Abbildung 18: Stratocaster mit Tandem-C-Switch und integrierter Tonblende

Zwei voneinander unabhĂ€ngige Schalter sind da natĂŒrlich flexibler, aber wie so hĂ€ufig ist das eine Frage des persönlichen Geschmacks und der Anforderungen, die der betreffende Musiker an sein Instrument und dessen Bedienung stellt!

Die Sache mit den unterschiedlichen Tonabnehmer kann man natĂŒrlich noch auf die Spitze treiben, wenn man an den gesplitteten Humbucker denkt. Hier tritt ja hĂ€ufig das Problem auf, daß der Humbucker mit Split-Modus eine zu große Resonanzfrequenz und eine zu große GĂŒte aufweist. Weitere Informationen zu dieser Problematik sind im Artikel "Gesplitteter Humbucker im klanglichen Griff" enthalten.

5. Viele Köche verderben den Brei

Diese kulinarische Weisheit gilt leider auch fĂŒr die Belange einer passiven Gitarrenelektronik. Jedes Bauelement beeinflußt unter UmstĂ€nden mehrere oder gar alle KenngrĂ¶ĂŸen der Schaltung. Aus technischer Sicht ist das natĂŒrlich sehr lĂ€stig, aber leider nicht zu Ă€ndern. Abgesehen vom C-Switch als Lastkondensator beeinflussen folgende Dinge die beiden KenngrĂ¶ĂŸen Resonanz und GĂŒte:
  1. Die KapazitÀt des Instrumentenkabels,

  2. der Eingangswiderstand des nachfolgenden VerstÀrkers,

  3. InduktivitÀt, WicklungskapazitÀt und der Gleichstromwiderstand des Tonabnehmers,

  4. der Kennwiderstand und der aktuelle Drehwinkel des LautstÀrkeeinstellers und

  5. die Tonblende mit dem Kennwiderstand des Potentiometers, seinem aktuellen Drehwinkel und der KapazitÀt des Tone-Kondensators.
Bei Licht betrachtet, beeinflußt eigentlich jedes Bauelement die Resonanz und die GĂŒte. Wie unangenehm!

Die Punkte 1, 2 und 4 können wir als variable GrĂ¶ĂŸen jedoch leicht eleminieren, indem wir einen Impedanzwandler mit nachgeschaltetem niederohmigen LautstĂ€rkeeinsteller verwenden. Das neue "I-Pot" ist dazu geradezu prĂ€destiniert, aber natĂŒrlich kann man auch einen geeigneten Impedanzwandler aus der "SB-Serie" verwenden.

Wenn man schon eine aktive Schaltung einsetzt, dann kann man natĂŒrlich auch die Tonblende an den Ausgang der Schaltung verschieben und so ihren Einfluß auf die Resonanzfrequenz eleminieren. Mit einem einfachen Impedanzwandler wird man da allerdings nicht glĂŒcklich, denn hier ist fĂŒr eine korrekte Funktion ein definierter Ausgangswiderstand von zum Beispiel 10kOhm erforderlich. Dieser bildet aber mit einem nachfolgenden niederohmigen LautstĂ€rkeeinsteller einen Spannungsteiler, sodaß das Signal generell leiser wird. Zur Kompensation ist dann eine VerstĂ€rkung von 1,5 bis 2 erforderlich. Man benötigt dazu also einen geeigneten rauscharmen VorverstĂ€rker. Aber egal wie man es fĂŒr diesen Fall auch anstellt, arbeitet eine solche Tonblende dann als einfacher einstellbarer Tiefpaß. Das in Abbildung 13 gezeigte Verhalten im Hinblick auf die Endresonanz bei "zugedrehter" Tonblende (grĂŒn) kann man so nicht mehr erreichen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, diese sehr tiefe Resonanz mit Hilfe des Resonance-Shifters zu erreichen, wie das folgende Bild zeigt:

[img:400x227]http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Klangschalter/Images/CSwitchVari_StratActiveLowRes.gif[/img]
Abbildung 19: Aktiver Resonance-Shifter in der Stratocaster mit stark erweitertem Resonanzbereich

Hier reicht der Resonanzbereich von 4kHz bis runter zu 650Hz, was genau dem Zustand "Tonblende zu" entspricht. Alle GĂŒten sind auf 2 normiert, lediglich die tiefste Resonanz bildet eine Ausnahme. Sie kann aufgrund des unter diesen Bedingungen gĂŒltigen GĂŒterverlauf leider nicht grĂ¶ĂŸer werden. So ist das eben!

Tja, jetzt bleibt nur noch der dritte Punkt ĂŒbrig: Die Eleminierung des Tonabnehmereinflusses. Aber halt! Bevor wir darauf auch nur einen Gedanken verschwenden, sollten wir uns fragen, wie denn eine Resonanz ohne InduktivitĂ€t zustande kommen soll? Die Antwort ist ganz einfach: Gar nicht! Das bedeutet, daß wir den Einfluß des Tonabnehmers benötigen, damit ĂŒberhaupt eine Resonanz entsteht. Dann mĂŒssen wir allerdings auch damit leben, daß ein definierter Resonance-Shifter mit einem anderen Tonabnehmer auch anders klingt! So ist das eben!

Unter dem Strich ist festzustellen, daß man durch den Einsatz eines Impedanzwandlers oder VerstĂ€rkers den Einfluß einiger Bauelemente der Gitarrenelektronik auf die Resonanz eleminieren kann. Ganz verhindern kann man diese Effekte aber nicht. Damit bleibt der C-Switch oder der optimierte Resonance-Shifter in seiner Wirkung immer auch von seiner elektrischen Umgebung abhĂ€ngig!

Fazit

Kann man einen "Standard-C-Switch" in jeder Elektrogitarre einsetzen? Das war die Frage, die ĂŒber diesem Artikel schwebte. Die Antwort darauf lautet einfach: Ja, man kann, aber...

...ob das Ergebnis aus klanglicher Sicht gefĂ€llt und ĂŒberzeugt hĂ€ngt von vielen Faktoren ab. Im Internet finden sich in einigen Foren Meinungen zum Einsatz eines solchen Klangschalters, die von "Supertoll" bis "Brauch ich nicht!" reichen. Allein die Tatsache, daß es eine so große Meinungsstreuung gibt, ist ein deutlicher Beleg dafĂŒr, daß der Einsatz eines "Standard-C-Switch" nicht immer zum gewĂŒnschten Erfolg fĂŒhrt! Die GrĂŒnde dafĂŒr sind mit Sicherheit vielschichtig. Wenn wir einmal beiseite lassen, daß der Klangschalter unter UmstĂ€nden falsch eingebaut oder unter falschen Vorraussetzungen genutzt wurde, dann findet man einige mögliche GrĂŒnde auch in diesem Artikel:
  1. Eine falsche KapazitĂ€tsstufung kann fĂŒr eine ungleichmĂ€ĂŸige und damit schlechte Einstellbarkeit sorgen.

  2. Ein zu geringer gesamter KapazitĂ€tsunterschied mit zu vielen Stufen sorgt dafĂŒr, daß wir von Stufe zu Stufe keinen Unterschied mehr wahrnehmen.

  3. Die Wirkung eines C-Switch - egal ob kompensiert oder nicht - ist in einer rein passiven Elektrogitarre stark von den elektrischen Daten der restlichen Schaltung abhÀngig. Der C-Switch "klingt" also in jeder Elektrogitarre anders.

  4. Ein einfacher C-Switch ist niemals in der Lage fĂŒr alle Stufen eine konstante GĂŒte zu erzeugen. In den mittleren Stufen ist die GĂŒte hĂ€ufig zu groß, was als "schlecht klingend" empfunden werden kann.
Der "Standard-C-Switch" ist also nicht der Weisheit letzter Schluß. Er ist eben nicht "einer fĂŒr alle", sondern "keiner fĂŒr alle"! Der Erwerb eines solchen Klangschalters hat dann schon ein wenig vom Tonabnehmertausch. Auch hier ist man sich nicht wirklich sicher, ob die Aktion letztendlich von Erfolg gekrönt sein wird.

Möchte man ein optimales Ergebnis, das einen zufriedenstellt, so kommt man um eine instrumentenspezifische Dimensionierung nicht umhin. Aber genau da liegt das Problem, denn nicht jeder Elektrogitarrist ist in der Lage, die elektrischen Daten seiner Tonabnehmer zu bestimmen, um daraus dann die geeignete Dimensionierung fĂŒr Kondensatoren und DĂ€mpfungswiderstĂ€nde zu berechnen. Da bleibt dann also nur noch der eigene Experimentierdrang verbunden mit jeder Menge Freizeit oder man kennt einen, der eine optimale Lösung als Dienstleistung erzeugen kann. Der Onkel kann das!

[img:15x15]http://www.guitar-letter.de/forum/styles/GuitarLetter/smilies/wink.gif[/img]

Ulf

(Der vollstÀndige und stets aktuelle Artikel ist immer in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)
 

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