Hi,
ich bin Gibson-Fan. Das heißt aber nicht, dass Gitarren anderer Hersteller wie Fender pp. schlechter sind. Das ist eine reine Geschmacksfrage. Du musst Dich auch fragen, ob Du das durchweg höhere Gewicht einer Les Paul mit Dir herumschleppen willst. 1 oder 2 Kilo hört sich nicht so viel an, macht sich aber schon bemerkbar.
In Sachen Klang, Optik und Gewicht bleibt Dir zunächst nur das Ausprobieren.
Wenn Du Dich für eine Gibson Les Paul entscheiden solltest, kaufe Dir nicht das preiswerteste Modell aus den verschiedenen Baureihen. Z. B., weil diese Gitarren durchweg einen sehr hohen Wertverlust erleiden und gebraucht deutlich schwieriger zu verkaufen sind, als die höherwertigen. Ich denke, eine Classic oder Standard, das wäre die richtige Wahl.
Bevor ich eine der preiswerten Les Paul - Modelle kaufe, würde ich mich mit einem Lizenznachbau beschäftigen.
Ich habe viele Modelle in den Händen gehabt. Meine ganze Erfahrung sagt, dass es unter den Classic und Standards erhebliche Qualitätsunterschiede gibt. Das beginnt bei der Verarbeitung. Schlechte Lackierungen mit Lacknasen, schlecht eingepasste Bindings oder Inlays sind keine Seltenheit und bei dem Preis völlig inakzeptabel.
Auch das Klangverhalten ist derartig unterschiedlich, dass man sich nur wundern kann. Das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber ich habe Standards in den Händen gehalten, die manch einer noch teureren Custom deutlich überlegen waren.
Schau mal in die Rubrik "Reviews/Gibson". Da kannst Du einiges über Verarbeitung nachlesen.
Da Du für solche eine Gitarre viel Geld investieren musst, solltest Du Dich nicht scheuen, so viele Gitarren wie möglich zu testen. Ich würde mehrere Läden aufsuchen, in denen möglichst viele Gitarren der unterschiedlichen Modellreihen zum Verkauf stehen.
Betrachte eine jede kritisch, untersuche sie genau nach Verarbeitungsfehlern.
Nachdem Du Dich für Marke und Modell entschieden hast, lege Dich nicht sofort auf eine bestimmte Farbe fest. Jetzt ist meines Erachtens der Sound vorrangig wichtig. Lieber den besseren Sound, dafür die "schlechtere" Farbe. Ich persönlich habe stets nur transparent lackierte Gitarren gekauft. Dann lässt sich die Holzqualität auch optisch prüfen. Wer weiß, was sich unter undurchsichtigem Lack verbirgt?
Du solltest die bereits vorausgewählten Gitarren zunächst ohne Amp testen. Du wirst erhebliche Unterschiede im Klangverhalten feststellen. Manche klingen lauter, andere leiser, auch die diffenzenzierte Wiedergabe der Töne ist höchst unterschiedlich. Was Dir nicht gefällt, kannst Du gleich aussortieren.
Der Rest wird beim Test immer an denselben Verstärker eingeklinkt, alle Poties voll aufgedreht. Dann bekommst Du vergleichbare Werte. Lass Dir keine Effekte, egal, ob aus dem Amp oder als Fußschalter zuschalten. Sie verfälschen mächtig den Sound. Am besten spielst Du auf dem Amp, den Du Dir – vielleicht erst später - ohnehin kaufen möchtest. Nur in dieser Einheit bekommst Du den von Dir gewünschten Sound.
Zeig dem Verkäufer, dass Du vorsichtig mit der Gitarre umgehst, also Jacke mit Reißverschlüssen ausziehen, Gürtelschnalle unter T-Shirt verbergen. Und lass Dich beim Testen nicht hetzen und schon gar nicht zum „Sofortkauf“ drängen. Derart hochpreisige Gitarren werden nicht verkauft wie warme Semmeln. Die bleiben immer längere Zeit hängen. Ratsam ist es, einen Freund, der auch Ahnung von der Materie hat, am besten natürlich noch mehr weiß, mitzunehmen. Der kann die Gitarre dann spielen, während Du durch nichts abgelenkt den Klang beurteilst. Aber: Nicht er wird später darauf spielen, sondern Du. Also ist es unerheblich, welche Gitarre er kaufen würde. Das ist alleine Deine Entscheidung, lass Dich nur beraten, nicht beeinflussen.
Überlege Dir mal, ob Du nicht eine gebrauchte kaufen würdest. Der unvermeidliche Wertverlust bliebe Dir erspart. Bei dem "Preisnachlass" können ein paar Gürtelschnallenkratzer durchaus erträglich sein. Du wirst Deiner Gitarre ohnehin "Schäden" zufügen. Aber schwere Schäden, Halsbrüche pp. sind inakzeptabel, jedenfalls kämen sie für mich nicht mehr in Frage.
Auch wenn Du bei Ebay kaufst, solltest Du die Gitarre ausprobieren. Das ist der einzig sichere Weg, eine Enttäuschung zu vermeiden. Bei Ebay werden immer wieder neue Gitarren von offiziellen Händlern preiswert angeboten. Das scheint mir eine gute Gelegenheit. Gerade jetzt, nach dem letzten BGH-Urteil, steht Dir ein 14-tägiges Rückgaberecht zu. Du hast also ausreichend Zeit, die Gitarre zu Hause zu testen, mit aller Vorsicht natürlich.
Zu guter letzt noch dieser Tipp: Bargeld lacht immer noch und gerade in diesen Zeiten. 10 – 15 % Preisnachlass sollten bei Barzahlung realisierbar sein. Du brauchst allerdings gute Verhandlungsargumente. Suche also im Internet nach einem Händler, der eine in Ausführung und Modell vergleichbare Gitarre preiswerter anbietet. Drucke Dir das Angebot aus und zeige es dem Verkäufer. Frage ihn, aus welchem Grund Du bei vergleichbarer Ware mehr als den Internet-Preis bezahlen solltest. Er wird voraussichtlich mit Warenlager, Beratungskosten u.s.w. argumentieren. Den Internetpreis solltest Du in Deiner Geldbörse haben, ihm vielleicht das Geld sogar zeigen.
Nach meinen Erfahrungen ist es gut, wenn Du einen etwas höheren Preis als den Internetpreis anbietest. Sage, dass Du die – natürlich hervorragende - Beratung des Verkäufers durchaus honorieren willst. In aller Regel wird sich ein Preisnachlass auf diesem Weg heraushandeln lassen.
Ist am Preis gar nichts zu machen, weil es sich bereits um ein echtes Sonderangebot handelt, dann frage nach Zubehör, Stimmgerät, Kabel, Gurt, dass als kostenlose Beigabe für Dich interessant sein könnte. Besonders gut kommt man nach meinen Erfahrungen mit dem Preis klar, wenn man ein „Gesamtpaket“ schnüren könnte, also Verstärker und Gitarre gleichzeitig kauft.
So, und jetzt viel Spaß bei der Qual der Wahl
Gruß
frank