Expertengespräch

Pfaelzer":2zp5mmgc schrieb:
(Klugscheissen ein)
Um jetzt mal ganz arrogant den Toningeneur auszukehren:
Die Schwingungskurve eines Materials verändert sich je nach Temparatur, Pegel, Frequenz usw. Daher wird es sich schwierig gestalten, irgendwelche wirklich aussagekäftige Messdaten zu erhalten, außer man konstruiert einen Roboter, der im gleichen Raum bei gleicher Temparatur mit genau gleichem Druck in jedem Bund genau gleich greift und immer mit der gleichen Stärke anschlägt...
Bei Mikrofonen ist es schon schwer, wirkliche Aussagen zu treffen, und da ist kein Stück Holz drin...
(Klugscheissen aus)

Es wäre sehr wohl möglich, eine Schwingungskarte von vielen Instrumentenhälsen zu erstellen und darüber empirisch zu ermitteln, welche statischen Eigenschaften ein guter Hals besitzt. Dabei verändern sich die grundlegenden Eigenschaften im Gegenteil nur sehr träge und überschaubar. Die Faktoren sind dabei: Länge des Halses, E-Modul, Steifheit (Querschnitt) und Gesamtmasse. Ich halte es für durchaus möglich, daraus aussagekräftige Messdaten zu erhalten.
 
W°°":2lhk4l5b schrieb:
Ich halte es für durchaus möglich, daraus aussagekräftige Messdaten zu erhalten.

Nun gut. Forschungsauftrag an die TH.

Und was resultiert daraus? Man könnte möglicherweise den Klang optimieren, aber würde man das Instrument auch gerne spielen, oder wo ist dabei der Pferdefuß?

Die E-Gitarre ist ohnehin nur ein Kompromiß, bei dem Design und die Handlingeigenschaften im Vordergrund stehen, oder irre ich da?
 
Tom":339q4d4g schrieb:
Ist halt wie mit der Kocherei.

Die einen verbingen eine Ewigkeit in der Küche, verballern einen Haufen teurer Zutaten, und doch....egal wa sie kochen - es wird immer Gulasch.

Und dann sind da die Improvisierkünstler - die zaubern die tollsten Sachen eigentlich aus fast nichts.

Sach ich doch! Worum gehts eigentlich? =). Ach so, hab ich jetzt auch mal überflogen. :kratz: :?:

Vor 3 Jahren kaufte ich mir einen teuren passiven Human Base fredless 5-Saiter. Das Ende vom Lied: Bespielbarkeit, Sustain und Optik 1a, aber der Sound ist nur in den tiefen Lagen toll. Meine 25 Jahre alte hässliche short scale Höfner-Möhre, mittlerweile mit ohne Bünde, klingt zumindestens in den hohen Lagen einfach bässer. Verarbeitung und Sustain sind echt misserabel, aber ich bin sicher, das der Sound bei beiden Bässen ein mehr oder weniger ungewollt glücklicher, bzw unglücklicher Zufall ist.

Alle Instrumente beeinflußen die Inspiration und dabei spielt es kaum eine Rolle, wie teuer die Teile sind. Ich benutze häufig irgentwelche bestaiteten und befellten, oder auch vollkommen instrumentenfremde Gerätschaften und da passiert es immer wieder, das mich deren ungestimmter, scheppernder und überraschender Sound schlichweg vom Stuhl haut. Was will ich mehr! Diese leidliche Frage nach dem optimalen Instrument, der ich auch immer mal wieder auf den Leim gehe, ist für mich eher ein störende Irreführung und Ablenkung vom Wesentlichen, der Musik. Und wenn der Bandleader von meiner Tanzkappelle wieder mal sagt, dein Bass klingt scheiße, dann sag ich, bei der nächsten Muke klingt er wieder gut ;-)

Grüße, Uwe
 
mad cruiser":1voc8gcu schrieb:
W°°":1voc8gcu schrieb:
Ich halte es für durchaus möglich, daraus aussagekräftige Messdaten zu erhalten.

Nun gut. Forschungsauftrag an die TH.

Und was resultiert daraus? Man könnte möglicherweise den Klang optimieren, aber würde man das Instrument auch gerne spielen, oder wo ist dabei der Pferdefuß?

Die E-Gitarre ist ohnehin nur ein Kompromiß, bei dem Design und die Handlingeigenschaften im Vordergrund stehen, oder irre ich da?

Der Professor der physikalischen Fakultät war nicht interessiert an den "Problemen" von armseligen Gitarristen. Eine empirische Studie wäre aber enorm aufschlussreich, denn man könnte feststellen, welche Bewegungen (Resonanzen) einen schlechten Einfluss auf bestimmte Schwingungsvorgänge haben.
Beispiel: Ein Jazzbass hat bedingt durch seine Konstruktion Deadspots auf der G-Saite in der 5. Lage.
Könnte ich die Bewegung des Halses präzise ausmachen, so ließe sich der Hals so versteifen, dass genau diese Resonanz unterbunden wird. Man braucht also keinen Carbonhals und keinen Baseballschläger.

Im Allgemeinen würde eine Vermessung von Schwingungsvorgängen an Instrumentenhälsen sehr viele Erkenntnisse hervorbringen, mit denen man präziser an den Klangwünschen des Musikers arbeiten kann.
Ich sehe keinen Pferdefuß.
 
Pfaelzer":uutswg1x schrieb:
Ich glaube nicht, dass wir Gitarristen zu HIFI-Fanatikern werden, die Gitarren nach Frequenzgangkurven kaufen werden, sondern stur und altmodisch wie wir sind, werden wir weiterhin die Ohren benutzen...

...und manche die Augen... :lol:

Könnt Ihr Euch noch an die Synthaxe erinnern, die Allan Holdsworth mal spielte? Igitt. So stelle ich mir das Instrument vor, das nach rein physikalischen Gesichtspunkten optimiert wurde. Auch mit Teuffels Birdfish komme ich nicht gut klar.

Das meinte ich vorhin, als ich fragte, ob man das Ding auch noch gerne würde spielen wollen.
 
...ein teuffel birdfish wäre schon lange in meinem arsenal wenn er nicht so unverschämt teuer wäre.
DAS is ja eine geniale idee.
sowas bekommst aber auch nicht gebraucht. wird öfters mal auf der TGP gesucht. nix zu machen.

und die sythaxe war ja technisch optimiert im sinne von klangverarbeitung (künstlicher) und nicht im sinne von schwingungsverhalten.
 
Pfaelzer":14d3lwgy schrieb:
W°°":14d3lwgy schrieb:
[...welche statischen Eigenschaften ein guter Hals besitzt...

Lieber Walter !
Was ist ein guter Hals ?
Einer ohne Deadspots, Wölfe beim Ziehen usw. ist klar, aber wie soll er klingen ? Viel Attack, viel Sustain, saubere Release, linearer Frequenzgang ? Oder doch lieber wie der Hals meiner Strat, die nichts davon hat, aber einen eigenen Ton ?
Natürlich stimme ich Dir zu, dass es möglich wäre, bei einer entsprechenden Vielzahl von Versuchen die Determinanten des Schwingungsverhaltens statistisch zu bestimmen...aber zum einen wird kein Gitarrenhersteller diesen finanziellen Aufwand betreiben und zum anderen wären mir Messdaten über den Realfall lieber: Warum wird ein Hals in deinen Händen im milden Westen anders schwingen und klingen als in meinen Händen in der sonnigen Pfalz ? Und wie können wir das optimieren ?
Ich glaube nicht, dass wir Gitarristen zu HIFI-Fanatikern werden, die Gitarren nach Frequenzgangkurven kaufen werden, sondern stur und altmodisch wie wir sind, werden wir weiterhin die Ohren benutzen...
Grüße
jk

Moin,
man kann durchaus Parameter bestimmen, anhand derer man einen guten und einen schlechten Hals beurteilen kann. Schließlich erzeugen wir darauf keine psychodelischen Klangerlebnisse, sondern definierte Töne. Diese bauen sich auch nicht wahllos auf und klingen nicht irgendwie aus. Deine Gitarre hat einen Ton innerhalb akzeptierter Toleranzen. Musiker wollen zwar immer, dass alles, Ihr Stil und ihr Ton "vollkommen eigen" sind, aber wir machen seit 50 Jahren die selbe Musik auf den selben Instrumenten - mit den selben Pickups und den selben Verstärkern. Das ist wirklich nicht besonders eigen.

Aber man könnte das Pferd auch anders herum aufzäumen und betrachten, was ein Instrument macht, das wir beide als gut oder schlecht beurteilen.
Gerade das, lieber Jörg, könnte in der Auswertung/Anwendung zu sehr smarten Lösungen führen, die eben keiner radikalen Rundumschläge mehr bedürfen, da sie sehr gezielt eingreifen.

Aber wie Du selbst schon schreibst, Pfälzer, wollen viele Musiker das gar nicht. Es gab mal einen Test der Stiftung Warentest. Sie hatten E-Gitarren mit Schraubhälsen genau so geprüft, wie sie es mit Waschmaschinen oder Fernsehsesseln tun. Dabei schnitten amerikanische Hersteller schlecht ab.
Der Test wurde unter allgemeinem Hohngelächter dem Recycling zugeführt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse werden unter Musikern nur so weit akzeptiert, sie sie sich mit Mythen und Allgemeinplätzen decken. Weichen sie davon ab, werden sie in den Bereich der gefühllosen Anmaßung gestellt .
 
@mad, auge, W°°
Ach, sowas meint ihr:
anastasia.JPG

Wenn, ja wenn ich denn mal in den Himmel kommen sollte, werde ich diese Harfe bei dem örtlichen Skythomann ordern.
 
W°°":1m8j3n9b schrieb:
Aber wie Du selbst schon schreibst, Pfälzer, wollen viele Musiker das gar nicht.
Ja. Es ist so.
Warum? Keine Ahnung.
Bei einer E-Gitarre finde ich die Inspiration die durch das spielen des Instruments kommt eigentlich das wichtigste. Die kommt aber mMn tatsächlich extrem durch die Qualität des erzeugten Tones - auch trocken. Wobei ich mir sicher bin, dass ich am Amp die Qualität des Instruments höre.

Noch nebenbei eine Mär, die ich für mich selber entkräftet habe:
Warum hat jede Vorstufe Triodenröhren (ECC83, ECC81 und ECC82)?
Weil es billiger war/ist. Deswegen wurden in den 50ern diese Röhren verwendet.
Pentoden in der Vorstufe klingen mMn deutlich besser. Interessiert aber keinen. Alle bauen Trioden, alle kaufen, alle spielen....
So what? So lange man sich verschließt und den Mythen hinterherjagt wird auch keiner wissenschaftliche Ergebnisse bezüglich der Tonentfaltung eines Instrumentes hören/lesen wollen - geschweige denn akzeptieren wollen.
So ist es und so wird es bei den (altmodischen - im Gegensatz zu den Bassisten) Gitarristen eben bleiben.

greetz
univalve

P.S.: Diskussion bitte unter Gitarre verschieben - die ist deutlich "nützlich"!
 
auge":1og9yoas schrieb:
und die sythaxe war ja technisch optimiert im sinne von klangverarbeitung (künstlicher) und nicht im sinne von schwingungsverhalten.

Schon klar. Aber für mich als Laien sehen beide aus wie aus dem Labor der NASA. ;-)

W°°":1og9yoas schrieb:
Aber man könnte das Pferd auch anders herum aufzäumen und betrachten, was ein Instrument macht, das wir beide als gut oder schlecht beurteilen.
Gerade das, lieber Jörg, könnte in der Auswertung/Anwendung zu sehr smarten Lösungen führen, die eben keiner radikalen Rundumschläge mehr bedürfen, da sie sehr gezielt eingreifen.

Das klingt mal interessant.

[Ich weiß ja, dass ich der Prototyp des erzkonservativen Gitarristen bin. Meine Instrumente stammen nahezu ausnahmslos vom Design her aus den 50ern. Nun ja, ich gräme mich nicht allzusehr darüber...]
 
mad cruiser":24g7syqn schrieb:
[Ich weiß ja, dass ich der Prototyp des erzkonservativen Gitarristen bin. Meine Instrumente stammen nahezu ausnahmslos vom Design her aus den 50ern. Nun ja, ich gräme mich nicht allzusehr darüber...]

Nunja, diese Instrumente haben nunmal den "Vibe", den wir brauchen. Wären in den 90igern alle Gitarristen ausnahmslos auf Techno-Musik umgestiegen, so hätten die Synthieäxte sicher eine andere Stellung eingenommen. Ist aber nicht so gewesen. Unsere Musik ist einfach anderes geprägt. Da kann man jetzt heulen, dass sich nix tut und gleichzeitig an etwas erfreuen, was beständigen Wert hat. Ist ja auch selten! ;-)
 
Pfaelzer":2tt7m83z schrieb:
Ich will jetzt hier nicht mit Hr. J. Beck anfangen, bei dem jede Gitarre in jeder Ampkombination nach Hr. Beck klingt

Gutes Beispiel.
Interview zu einem (damals) neuen Album. Fragen zum Equipment. Welche Gitarre, Signature ja/nein, welche Pickups usw.
Antwort:
"Keine Ahnung. Eine normale Stratocaster. Ich bekomme sie von Fender.

Pfaelzer":2tt7m83z schrieb:
Siehe da, je nach Tagesform neigt meine Lieblingsstrat dazu, sehr verschieden zu klingen

Na Gott sei Dank. dann spinne ich ja doch nicht. Oder wir beide spinnen.

Natürlich klingt sie heute exakt so wie gestern. Nur wir hören heute mit anderen Prioritäten als gestern. Ohr anders sensibilisert. Stimmungssache.
Gibt wohl eine direkte Verkabelung zwischen Seele und den Löffeln.

Sollte man nicht unberücksichtigt lassen wenn es um einen momentanen Eindruck von "klingt gut" oder "klingt nicht so gut" geht.

Tom
 
Paul McCartney auf die Frage welche Saiten er spiele...
Keine Ahnung, silbern glänzende...

frei zitiert... vll nicht der exakte Wortlaut...

- - -

ich will gar nicht, dass mir almodischem Mojo-Voodoo-Saitenfuzzi eine letzte Bastion des Geheimnisvollen, Unbekannten, Mysteriösen genommen wird... Ich find sowas wie die Synthaxe zum :barf2: ( :lol: na endlich...) ...wo ist denn bei der Axt oben und unten... :roll:

Mir ist wurscht warum eine Gitarre gut klingt... Hauptsache sie tut's in meinen Ohren... :-D

und ja, auch meine Ohren klingen jeden Tag anders... der Effekt funktioniert übrigens auch mit meinem Schlagzeug... ;-)

Greets
PIT...
 

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