Fertigungsqualität neuzeitlicher Amps = immer schlechter?

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Hmmm,

also mir ist vor drei Wochen beim Einschalten (zweiter Tag als stolzer Besitzer) mein Fender Mustang III funkenwerfend abgeraucht...

Ernsthafte Defekte an Amps hatte ich vor so ca. 30 Jahren mit einem Ampeg VT 40 (Röhrenprobleme in der Vorstufe) und mit einem geplatzten AÜ meines 100er Marshalls Super Bass... mein jetziger Trademark 30 macht häufiger mal Mucken mit den Schaltbuchsen für die Speaker und wird wohl demnächst diesbezüglich das zweite Mal die Werkstadt (!) aufsuchen...

Ansonsten finde ich im Verhältnis zur "guten alten Zeit" die Qualität erstaunlich gut, gemessen an den 'Gurken' in den 80er Jahren.... was auch für Hochpreisamps gilt: ich habe mich seinerzeit von meinem Mesa Boogie MK I getrennt, weil ich den Fehler gemacht, hineinzuschauen...
 
Schnabelrock":366lsgfj schrieb:
Hans_3":366lsgfj schrieb:
Ich wollte mit dem Thema nicht zwanghaft polarisieren. Mich wundert halt nur, dass ich mit Marshall Tops, Vöxen und Engl rund 30 Jahre niemals Defekte hatte, und die Amps wurden auf ± 1500 Gigs und Studioterminen sicher nicht mit Samthandschuhen angefasst. Viellicht habe ich auch einfach nur Glück gehabt. Aber dass die einzigen beiden neueren Amps renommierter Hersteller – und zu durchaus nicht billigen Preisen – gleich schon Out of the Box rumgrätschen, mag ich mir mit "Pech" nicht so einfach erklären.


Die Begründung dafür ist ganz einfach: Ein Vox*, Marshall, Fender wurde 1969 und 1978 von Ingenieuren und Technikern gebaut. Amps 2010, 2011 werden von Betriebswirten gebaut.


* manchmal auch etwas überambitioniert ...

Da ist leider viel wahres dran...

Ich sollte in Zukunft auf Bilanzen umsatteln. Die werden sich umgucken, werden die sich... :roll:

Inginme
 
Andy_":3bt9mzv0 schrieb:
Nachdem ich mal einen alten, eigentlich robusten Amp nach Behandlung durch den Transporteur
- mit kaum sichtbaren Spuren an der Verpackung
- aus dem Gehäuse gerissenen Chassis
- durch viele Stöße verbogenen Chassisteilen (Trafos)
erhalten habe, weiss ich, warum einem das so vorkommt.
Von dem Amp hatte ich Fotos vom Vorbesitzer, die klar zeigten, dass das Amp vorher nicht so aussah.

Sicher von UPS (United Parcel Smashers) Transportiert worden :shock:
 
Schnabelrock":gkhb0sae schrieb:
Die Begründung dafür ist ganz einfach: Ein Vox*, Marshall, Fender wurde 1969 und 1978 von Ingenieuren und Technikern gebaut. Amps 2010, 2011 werden von Betriebswirten gebaut.

Ein ganz wunderbarer Gedanke, der wohl voll zutrifft und den Boden der Tatsachen betritt. Es ist in der Tat so, dass früher Techniker entworfen und gebaut haben und der Rest der Firma sich um den Verkauf gekümmert hat. Heute ist es eher umgekehrt. Mit Ausnahme kleinerer Firmen, die dann oft das umgekehrte Prob. haben: Produkt gut, aber Marketing, FinanzControlling etc. halt nicht.

Ein bekanntes historisches Beispiel sind da sicher auch bestimmte Fender-Gitarren-Baujahre, die unter der (völlig produktblinden und unkundigen) CBS-Führung ganz extrem ausschließlich unter Kostengesichtspunkten hergestellt wurden.
 
tommy":3dj56a5a schrieb:
...tja,

es gibt halt Massenware, mit billigsten Bauteilen (geringer Selektionsgrad) von "Wanderarbeitern" zusammengekloppt

und sorgfältig, mit guten Zutaten (hoher Selektionsgrad) von "Fachleuten" gebaute Verstärker.

Erstgenannte Verstärker können lange halten, eine ordentliche Endkontrolle vorausgehend, tun es aber oft nicht (Zufallsprinzip).

Zweitere halten lange (meistens).

Mitentscheidend ist m.E. auch der schaltungstechnische Aufwand. Je mehr Bauteile, je größer statistisch die Chance, daß etwas kaputtgeht.

Hier liegt für mich auch die Crux. Die meisten alten Verstärker waren halt einfach aufgebaut (AC 30 mal ausgenommen) und von "Fachleuten" gefertigt (Paradebeispiel: HiWatt).

In diesem Falle bin ich auch der Meinung: "Früher war es besser".

Na, ja, so pauschal kann man das auch nicht sagen.

Sehr interessant ist da z.B. die Anekdote, die Aspen Pittman in seinem Tube Amp Book beschreibt, als seine damalige Firma Acoustic übernommen wurde. Damals gab es auch schon Betriebswirte, die sich über die Qualität der verbauten Komponenten wunderten.

Und Röhrenpapst Gerhard Haas hat in diversen Publikationen dargelegt, daß früher verbaute Teile, insbesondere Trafos schlicht überdimensioniert waren, weil man es nicht genauer berechnen konnte.

Das Dumme ist eben nur, daß die modernen Trafos nun genau berechnet viel kleiner gebaut werden können, aber die klingen halt einfach beschissen. Guter Röhrenklang geht ohne richtig viel verbautes Eisen einfach nicht. Egal ob Röhre nun anachronistisch ist, oder nicht.
Und schließlich sollte man auch nicht vergessen, daß dank unserer Bertriebswirte die ganzen Klamotten einfach bezahlbar werden.

Insbesondere unsere jungen Gitarrenkollegen wissen halt nicht, was für Gurken früher teilweise angeboten wurden und was man für Qualitätsamps auszugeben hatte. Früher waren Marshalls, Fender und Voxes nämlich in Relation zum Einkommen so teuer wie heute der ganze handgestreichelte Boutiquekrams.

Ich habe fertig.
 
ESPedro":225rce0f schrieb:
Andy_":225rce0f schrieb:
Nachdem ich mal einen alten, eigentlich robusten Amp nach Behandlung durch den Transporteur
- mit kaum sichtbaren Spuren an der Verpackung
- aus dem Gehäuse gerissenen Chassis
- durch viele Stöße verbogenen Chassisteilen (Trafos)
erhalten habe, weiss ich, warum einem das so vorkommt.
Von dem Amp hatte ich Fotos vom Vorbesitzer, die klar zeigten, dass das Amp vorher nicht so aussah.

Sicher von UPS (United Parcel Smashers) Transportiert worden :shock:

Ich sagte doch, Neandertaler !!!
 
Armint":2gyjlkid schrieb:
Pfaelzer":2gyjlkid schrieb:
Ich kenne das Märchen so, dass das (amerikanische) Millitär Röhrengeräte als Backups für den Fall eines Atomschlags hat, um der EMP-Störung zu entgehen, weil Röhrengeräte wohl weniger empfindslich gegen die Störung durch den Aomschlag wären als Transistorgeräte.
Ist aber imho:
- eine urban legend
- wurscht, was nach einem Atomschlag an Geräten noch funktioniert (mangels Stromversorgung)
- mir auch egal, da ich es nicht so mit millitärischen Dingen habe
- und auch nicht das Topic

p
Naja, sooo ganz märchenhaft ist das nicht wenn man weiss, dass z.B. der Leo soviele Röhren im Turm hat, dass jeder Gitarrist eigentlich nur noch mit nassen Hosen davorstehen müsste. Wenn sich da seit meiner Zeit nichts grundlegendes geändert hat, dann läuft der immer noch halbleiterfrei - auch seine Stromversorgung.

Gruß
Armin

Bisschen geändert hat sich da schon etwas. Was aber z.b. auch kein Märchen ist ist z.B. das die HOT Raketen (Anti Panzer Raketen) des BO105 Panzer Jagd Helis z.b. voll gespickt mit Glaskolben sind. Noch son Kandidat war der Gepard. Aber!!! auch die Bundeswehr ist so langsam Modern geworden und setzt mehr und mehr auf Digital Technik. Wenn ich z.B. meinen Vater so zuhöre. Der isn Ex Star Fighter Pilot (ok Witwenmacher hehe). Tjo der flog nahezu Halbleiter frei. Ich glaube da würde jeder konservative Gitarrist vor lauter Nässe in der Hose über Jahre hinweg keine trockene Hose haben. Dort ist ja sogar die Turbinensteuerung beröhrt (das hört man auch :lol: dieser spezielle Sound den der Star Fighter halt hatte....) selbst der externe Starter ist Halbleiter Frei :lol: Einziges Teil an der Kiste die wohl nicht beröhrt war ist die Vulkan Maschinenkanone gewesen. Wo aber z.B. auch noch heute Röhren eingesetzt werden sind Torpedos und zwar in unserer geschätzten U-Boot Marine wie auch bei den Amis (gehörte dem Verein an und hab die Dinger Teils gewartet!)
 
Mir stellt sich, wenn ich den Thread durchlese, unweigerlich die Frage, ob die
ganzen Marshalls, Vöxe und Engls von damals, von denen hier die Rede ist,
auch die preisliche Mittel- bis Unterklasse darstellten. Wie die hier
angesprochenen H&K-Amps also am Fließband bzw. in manukafturgleichen
Einzelschritten hergestellt worden sind, ohne harsche Qualitätskontrollen, wie
man sie z.B. bei der Einzelstückfertigung finden kann.

Ich glaube eher nicht …
 
hi gerrit!

engl in einem satz mit marshall und vox zu nennen führt natürlich von vornherein zu "ungenauigkeiten"...

vox und marshall sind hersteller die in england gleich zu beginn der "pop-revolution" der 60er jahre aktiv waren.
vox erlangte unglaubliche popularität durch "endorser" wie hank marvin (the shadows) und die beatles. einige jahre später hatte marshall ähnliches glück dadurch, dass jimi hendrix (und in der folge auch nahezu ALLE anderen großen bands der stunde) sich dazu entschied die amps dieser firma zu benutzen.

marshall hatte seinen ersten amp entwickelt (entwickeln lassen) um den aufstrebenden englischen musikern einen guten und einigermassen erschwinglichen amp anbieten zu können, denn die anderen "professionellen" amps der zeit (neben vox vor allem importierte fender-amps) waren unglaublich teuer.

dennoch waren die amps nicht billig und sie wurden weitgehend von hand aufgebaut - aber durchaus nicht durchwegs von "fachleuten" sondern in zunehmendem maße von "einfachen" arbeitern/arbeiterinnen.

durch die steigende popularität der pop/rock-musik und die dadurch massiv steigende nachfrage nach verstärkern wurde eine zunehmend automatisierte fertigung nötig.
so stellte marshall z.b. schon 1973 auf platinenbauweise um - allerdings wurden röhrenfassungen, buchsen und potis weiterhin separat verdrahtet. in der gleichen weise werden bis heute die amps der "vintage reissue" serie gebaut.

nachdem marshall in den frühen 80ern einen kostspieligen vertriebsvertrag beenden konnte, wurde die jcm800-reihe herausgebracht und ERHEBLICH günstiger angeboten als die vorgänger-serien. die amps verkauften sich daraufhin wie das sprichwörtliche "geschnitten brot".
ich denke, dass die firma marshall bis heute ein einigermaßen gesundes preis/leistungs-verhältnis bietet - auch wenn´s vor dem euro noch erheblich besser war ;(

sorry, über die geschichte (und bauweise) von engl weiß ich eigentlich gar nix...

cheers - 68.
 
Naja Engl war früher auch um einiges besser. Die Geschichte reicht zwar nicht bis in die 60s zurück, aber die Anfangszeiten waren deutlich besser. Viele meinen halt auch das son Jive, Digital Amp oder ein alter Straight oder gar noch Sorvaign um Welten besser gebaut ist als die heutigen. Platinenbauweise war das schon immer, aber weit Service freundlicher als die heutige Engl Produktionspalette. Denn auch bei Engl gabs irgendwann erhebliche Rotstriche was wohl auch die Qualität getroffen hat. Auch bei Hughes&Kettner war dies so. Ich erinnere mich noch an den TriAmp MK1 welcher gerne Ausfälle hatte, was die nie in den Griff bekommen haben. Selbst ein Zentera war davon betroffen. Merkt man schon, alles was irgendwo kompliziert wird ist deutlich betroffener als ein total primitiv aufgebautes Teil.
 
Neulich brachte ein Bekannter seinen frisch ausgefallenen Bugera mit. Keine Ahnung wer das Ding verbrochen hat, aber das war definitiv nicht für eine ernsthafte Benutzung geplant. Was ich echt gruselig fand war ihre Interpretation eines Röhrensockels. Nicht nur das das Material eher an Coladose erinnerte, die waren auch verschieden schief aufgebracht (was auch der Fehler war). Bei dem Igor kann es keine Endabhanme gegeben haben. Ich hab dann nicht mehr tiefer reinschauen wollen, aber das ganze Geraffel sah eher knapp bemessen aus.

Zumindest bei dem Teil möchte ich nicht Verkäufer gewesen sein, der das Ding zu Demozwecken unter Strom setzte (heute im Angebot: frisch gegrillter Gigrocker, das Kilo 1,99 Eur).

Mittlerweile bin ich ja ein Freund gediegener Handwerkskunst geworden. Lieber einfach und dafür von echten Menschen in Ruhe beim Pils zusammengedengelt als sonen glänzender 299 Eur Trallafitti aus Nordsüdchina mit 1000 Knöppkes.
 
Thrasher":a0n0xrwc schrieb:
Naja Engl war früher auch um einiges besser. Die Geschichte reicht zwar nicht bis in die 60s zurück, aber die Anfangszeiten waren deutlich besser. Viele meinen halt auch das son Jive, Digital Amp oder ein alter Straight oder gar noch Sorvaign um Welten besser gebaut ist als die heutigen. Platinenbauweise war das schon immer, aber weit Service freundlicher als die heutige Engl Produktionspalette. Denn auch bei Engl gabs irgendwann erhebliche Rotstriche was wohl auch die Qualität getroffen hat. Auch bei Hughes&Kettner war dies so. Ich erinnere mich noch an den TriAmp MK1 welcher gerne Ausfälle hatte, was die nie in den Griff bekommen haben. Selbst ein Zentera war davon betroffen. Merkt man schon, alles was irgendwo kompliziert wird ist deutlich betroffener als ein total primitiv aufgebautes Teil.

Hast Du auch Details welche Deine Behauptung bezüglichen den Rotstrichen bei der Produktion der ENGL Verstärker beweisen können, oder entsprang das nur Deiner Vermutung?

Würde mich sehr interessieren - schliesslich sehe ich fast jeden Tag in die Eingeweiden der Engelis :lol:
 
Ich habe hier zwei Meter entfernt von mir einen Amp stehen, der schon ein viertel Jahrhundert auf dem Buckel hat.
Das überstand er auch nicht ganz ohne Teiletausch, Anschlussbuchsen und Potis habe ich vor vier Jahren schlicht und einfach komplett erneuert, weil sie einfach ziemlich den allgemeinen Abnutzungserscheinungen erlagen.
Ansonsten läuft der Amp immer noch auf seinen Originalteilen (abgesehen von den Röhren versteht sich), und er läuft immer noch wunderbar.

Ich beobachte auch, dass ich größenteils neuere Amps mit schwerwiegenden Fehlern in der Werkstatt stehen habe.
Bei älteren Geräten geht es mehr um die Instandhaltung, um den Austausch abgenutzer Teile wie eben Buchsen und Potis.
 
Witzigerweise sind meine beiden VHT Special 6 (Ultra und SP6 Topteil) inkl. der günstigen 1x12" Box penibelst fein verarbeitet. Keine Ausfälle, alles sauber verdrahtet und saubere Lötstellen/Kabelverlegungen im Inneren. Das Tolex ist so säuberlich verklebt worden, dass die Fender, Marshall und Vox Amps aus meiner Vergangenheit sich eine Scheibe hätten abschneiden können. Selbst die Tube-Town Box verlor langsam Stellenweise das Tolex. Die Frontbespannung sitzt bei allen dreien Herren VHT gleichermaßen perfekt, das Piping könnte nicht besser aussehen.

Klingen tun die Teile auch gut. Genau genommen sogar verdammt gut, unabhängig vom Preis.

Der Haken? Herstellungsland und Herstellungsbedingungen. Halbgare Lösung dafür: gebraucht kaufen. Trotzdem perfekt verarbeitet und mir kamen bis jetzt nur eine halbe Hand voll Fälle zu Ohren das ein Modell abgeraucht ist. Von den neuen Fender Supersonics haben sich in einem Monat (!) deutlich mehr Fälle von katastrophalen Strukturunfällen gehäuft.
 
Mister Rechenmaschine":3ei6tllt schrieb:
Hast Du auch Details welche Deine Behauptung bezüglichen den Rotstrichen bei der Produktion der ENGL Verstärker beweisen können, oder entsprang das nur Deiner Vermutung?

Würde mich sehr interessieren - schliesslich sehe ich fast jeden Tag in die Eingeweiden der Engelis :lol:

Mensch Paco, ich brech z'samm, da simmer hier ja bald alle wieder beieinander. =)
 
Piero the Guitarero":3fbu084g schrieb:
Mister Rechenmaschine":3fbu084g schrieb:
Hast Du auch Details welche Deine Behauptung bezüglichen den Rotstrichen bei der Produktion der ENGL Verstärker beweisen können, oder entsprang das nur Deiner Vermutung?

Würde mich sehr interessieren - schliesslich sehe ich fast jeden Tag in die Eingeweiden der Engelis :lol:

Mensch Paco, ich brech z'samm, da simmer hier ja bald alle wieder beieinander. =)

Hehehe.....hast mich erkannt! :lol:
Hei Piero, schön Dich virtuell wieder zu sehen! :-D

Bezüglich dem Thema: Ich hab da so eine Vermutung die in Richtung "ROHS" geht. Nur wenn es sich um Lötarbeiten von Hand geht....
Ist aber bloss ne Vermutung, Beweise dafür hab ich keine....

Da ich mich neu von der Amp-Technik mehr in Richtung Beleuchtung und deren Steuerungstechnik bewegt habe, habe ich ich nicht mehr den täglichen Vergleich verschiedener Hersteller.

@ atomiclove: Kann Dir zu Deinem Beitrag nur zustimmen. Ich beobachte das auch schon eine Weile.

Gruss
Paco
 

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