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Anonymous
Guest
Johnson Resonatorgitarre JW-2 CE
Ladenpreis 230 Euro
http://www.johnsongtr.com/Swamp-Stomper.1214.0.html
Warum überhaupt ne Reso?!
Grund für meinen momentanen Resonatorflash ist Eric Sardinas, dessen CDs ich die letzten Monate rauf und runter gehört habe. Der Mann spielt waschechten Delta-Blues-Rock, dass einem nur so die Ohren schlackern. Zumindest liegen da seine Wurzeln. Allerdings nicht nur akustisch, sondern meistens über Pickup verstärkt mit reichlich Verzerrung. Wen's weiter interessiert, dem lege ich seine Webseite nahe:
http://www.ericsardinas.com/
Die Suche, und was ist eigentlich eine Reso?
Also musste jetzt - am besten sofort - eine Resonatorgitarre her. Wie der eine oder andere vielleicht weiss, gibt es zwei Sorten: die Klampfen aus Vollmetall (legierter Stahl oder Messing) und die aus Holz. Beiden gleich ist der eigentliche Resonator, welcher immer aus Aluminium besteht. Es gibt noch diverse Differenzierungen, ob mit Pickup oder ohne, Cutaway, Anzahl der Cones, etc.
Auch hier erklärt das Wikipedia besser als ich es kann:
http://de.wikipedia.org/wiki/Resonatorgitarre
Aufgrund meines Helden musste eine hölzerne Reso her, die natürlich auch einen Pickup haben muss. Kitschiges Sunburst wollte ich vermeiden und auch ein Metallkorpus war nicht zwingend nötig.
So besonders viel Auswahl bieten hierzulande weder die gängen Online Versandhäuser noch Ebay. Da ich nicht länger warten wollte und mir auch ein Schnellschuss bei Ebay zu riskant und zeitraubend erschien, musste das schneller ablaufen. Auch wenn die Klampfe, wie ich gerade überprüft habe, bei Ebay für 180 Euro über den Tisch ging - das ist ne riskante Sache. Ein Parfum kaufe ich ja auch nicht, ohne es vorher mit allen Sinnen begutachtet zu haben.
Der Test
Als alter Frankfurter hab ich es zum Musik Schmidt nicht weit und teste dort gerne mal Equipment, das ich mir zuzulegen gedenke. Die Auswahl ist klasse, da können andere ansässige Musikläden leider nicht mithalten (Cream, Guitar Point), auch wenn diese sicherlich andere Vorteile haben. Ein anderes Thema.
Ich habe mich durch etwa 10 Klampfen durchgetestest. Dabei waren Geräte (im Preis absteigend) von Amistar und Continental, Dean, Regal, Epiphone, Redwood und eben Johnson.
Die Unterschiede sind gewaltig. Zum Glück habe ich keinen Blindkauf im Internet getätigt, denn das wäre mit 90 prozentiger Sicherheit in die Hose gegangen. Es fängt bei den simplen Dingen wie dem Gewicht an: diese Voll-Messing-Klötze rutschen einem teilweise kurzerhand rechts runter vom Bein, so schwer sind die! Spielt man dann mal ein teureres Modell, merkt man dass das nicht unbedingt so sein muss. Dann ist es grundsätzlich so, dass die Klampfen ohne Cutaway nicht ordentlich zu bespielen sind, zumal mit Slide. Meistens ist der Halsansatz am 12. Bund, und den braucht man (jedenfalls ich) häufig beim Slide Spielen. Hier tat sich die Johnson von Anfang an positiv hervor, ihr Hals beginnt am 15. Bund und ausserdem hat sie unten ein Cutaway. Alles easy an dieser Baustelle, da kommt man locker hin, wohin man auch will.
Dann ist mir aufgefallen, dass die Saitenlage teils katastrophal war. Flach ist ja super fürs herkömmliche Spielen und Flitzen - aber wie soll ich darauf sliden? Dann kann ich auch meine Westerngitarre weiter dafür zweckentfremden. Das war sogar bei einem der 2000+ Euro Modell so, hier haben die Saiten geschnarrt. Die Johnson liegt hier genau im Mittelfeld: Sliden geht problemlos und Greifen auch, eben "grad so in de Mitt".
Verarbeitung und Qualität
Wenn man sich die Johnson genau ansieht, merkt man schon was Sache ist: sauberes Lackieren und Färben des Bindings ist nicht die Stärke der chinesischen Fertigung. Da das auf den Sound aber auch wirklich keine Auswirkung hat, ist es mir wurst, ob die Schallöcher innen am Rand lackiert sind oder nicht. Wichtig ist mir die Bespielbarkeit und die solide Bauweise. Beides ist gut, wobei sich letzteres natürlich erst in ein paar Jahren zeigen wird (Stichwort Halsbiegung).
Die Bünde sind glatt geschliffen, die Mechaniken einwandfrei und die Einkerbungen im Sattel passen zu den Saiten.
Der Ton
Am meisten war ich überrascht von den völlig unterschiedlichen Tönen, die da aus den verschiedenen Klampfen heraus kamen. Manche waren einfach nur dumpf - wie eine Westergitarre mit alten Saiten. Andere haben gescheppert und gerappelt, ohne auch nur ein bißchen Bass zu liefern. Und einige haben sich in wunderbaren Nuancen des Resonatorsounds unterschieden. Krass ist, dass die ultrateuren Teile (2000 Euro und mehr) oft schlechter klangen als ein 500 Euro Stück. Guter Geschmack hin oder her - wenn so ein Teil leise, dumpf und leblos klingt ist der Preis einfach nicht gerechtfertigt.
Die Lautstärke ist auch ein wichtiges Kriterium. Ich habe festgestellt, dass die hölzernen Gitarren denen aus Metall in der Lautstärke oft überlegen waren. Man sagt ja, die Reso-Gitarren wären allesamt lauter als eine herkömmliche Western. Das ist definitiv nicht so.
Was den guten Ton angeht konnte letztlich nur eine einzige Klampfe mit der Johnson herhalten, und das war eine teure Continental.
Interessant hierbei ist, dass auch in der Johnson ein Cone (Resonator) von Continental drin ist...
Pickup
Zum verstärkten Sound kann ich noch nicht viel sagen. Es steckt am Hals ein Singlecoil drin (sieht P90 mäßig aus) und der funktioniert. Konnte bisher nur auf Zimmerlautstärke spielen aber werde das Teil bald im Proberaum testen. Verzerrt an meinem Marshall Valvestate hat er jedenfalls schonmal sehr gut geklungen. Ohne dabei rückzukoppeln. Das muss ich aber nochmal unter Realbedingungen testen. Das bei diesem Preis überhaupt ein Pickup dabei ist grenzt an ein Wunder. Falls sich herausstellt, dass er nix taugt wird er halt ersetzt. Das Loch ist ja dann schon drin, also muss ich nicht noch basteln wie der Doc
(nebenbei, was ist aus deinem Projekt geworden?)
Warum nun Johnson?
Die Johnson verfügt in meinen Ohren über das beste der zwei Welten. Sie ist zum einen sehr laut und verfügt zum anderen über den charakteristischen Reso-Ton. Das letzte Quäntchen Ton müsste man sich durch eine Wahnsinns-Summe für eine metallene Top-Reso erkaufen, die in keinem Verhältnis zur Leistung steht. Ausserdem bringt so ein Metall-Monster andere Nachteile mit sich, wie oben beschrieben.
Ich würde den Ton der Johnson als sehr mittig, laut und klar definiert beschreiben. Wer möchte, kann durch Anschlagen nahe der Brücke auch Banjo-artige Sounds hervorlocken. Ansonsten klingt der Resonator weder aufdringlich scheppernd noch Ton-schluckend.
Was ausserdem am Ende zählt: das Baby sieht einfach geil aus! Nix Verspieltes dran, klare Linien und nur Silber und Schwarz. Wenn das mal nicht zeitlos ist. Von den 48 Stunden, in denen wir zusammen sind, habe ich sie bis jetzt nur nachts losgelassen. Es gibt einfach nichts geileres, als auf einer offenen G Stimmung irgendwas herumzufuddeln, bis der Arzt kommt
Hier ist ein Tonbeispiel (Gefuddel und Geslide, was sonst), das mit einem Großmembran Mikro AKG C3000B, etwas Kompressor und Ambiente eingespielt wurde:
http://www.sendspace.com/file/j4m5fq
Nachtrag: und noch mit Verzerrung
http://www.sendspace.com/file/cno7pn
Ladenpreis 230 Euro
http://www.johnsongtr.com/Swamp-Stomper.1214.0.html
Warum überhaupt ne Reso?!
Grund für meinen momentanen Resonatorflash ist Eric Sardinas, dessen CDs ich die letzten Monate rauf und runter gehört habe. Der Mann spielt waschechten Delta-Blues-Rock, dass einem nur so die Ohren schlackern. Zumindest liegen da seine Wurzeln. Allerdings nicht nur akustisch, sondern meistens über Pickup verstärkt mit reichlich Verzerrung. Wen's weiter interessiert, dem lege ich seine Webseite nahe:
http://www.ericsardinas.com/
Die Suche, und was ist eigentlich eine Reso?
Also musste jetzt - am besten sofort - eine Resonatorgitarre her. Wie der eine oder andere vielleicht weiss, gibt es zwei Sorten: die Klampfen aus Vollmetall (legierter Stahl oder Messing) und die aus Holz. Beiden gleich ist der eigentliche Resonator, welcher immer aus Aluminium besteht. Es gibt noch diverse Differenzierungen, ob mit Pickup oder ohne, Cutaway, Anzahl der Cones, etc.
Auch hier erklärt das Wikipedia besser als ich es kann:
http://de.wikipedia.org/wiki/Resonatorgitarre
Aufgrund meines Helden musste eine hölzerne Reso her, die natürlich auch einen Pickup haben muss. Kitschiges Sunburst wollte ich vermeiden und auch ein Metallkorpus war nicht zwingend nötig.
So besonders viel Auswahl bieten hierzulande weder die gängen Online Versandhäuser noch Ebay. Da ich nicht länger warten wollte und mir auch ein Schnellschuss bei Ebay zu riskant und zeitraubend erschien, musste das schneller ablaufen. Auch wenn die Klampfe, wie ich gerade überprüft habe, bei Ebay für 180 Euro über den Tisch ging - das ist ne riskante Sache. Ein Parfum kaufe ich ja auch nicht, ohne es vorher mit allen Sinnen begutachtet zu haben.
Der Test
Als alter Frankfurter hab ich es zum Musik Schmidt nicht weit und teste dort gerne mal Equipment, das ich mir zuzulegen gedenke. Die Auswahl ist klasse, da können andere ansässige Musikläden leider nicht mithalten (Cream, Guitar Point), auch wenn diese sicherlich andere Vorteile haben. Ein anderes Thema.
Ich habe mich durch etwa 10 Klampfen durchgetestest. Dabei waren Geräte (im Preis absteigend) von Amistar und Continental, Dean, Regal, Epiphone, Redwood und eben Johnson.
Die Unterschiede sind gewaltig. Zum Glück habe ich keinen Blindkauf im Internet getätigt, denn das wäre mit 90 prozentiger Sicherheit in die Hose gegangen. Es fängt bei den simplen Dingen wie dem Gewicht an: diese Voll-Messing-Klötze rutschen einem teilweise kurzerhand rechts runter vom Bein, so schwer sind die! Spielt man dann mal ein teureres Modell, merkt man dass das nicht unbedingt so sein muss. Dann ist es grundsätzlich so, dass die Klampfen ohne Cutaway nicht ordentlich zu bespielen sind, zumal mit Slide. Meistens ist der Halsansatz am 12. Bund, und den braucht man (jedenfalls ich) häufig beim Slide Spielen. Hier tat sich die Johnson von Anfang an positiv hervor, ihr Hals beginnt am 15. Bund und ausserdem hat sie unten ein Cutaway. Alles easy an dieser Baustelle, da kommt man locker hin, wohin man auch will.
Dann ist mir aufgefallen, dass die Saitenlage teils katastrophal war. Flach ist ja super fürs herkömmliche Spielen und Flitzen - aber wie soll ich darauf sliden? Dann kann ich auch meine Westerngitarre weiter dafür zweckentfremden. Das war sogar bei einem der 2000+ Euro Modell so, hier haben die Saiten geschnarrt. Die Johnson liegt hier genau im Mittelfeld: Sliden geht problemlos und Greifen auch, eben "grad so in de Mitt".
Verarbeitung und Qualität
Wenn man sich die Johnson genau ansieht, merkt man schon was Sache ist: sauberes Lackieren und Färben des Bindings ist nicht die Stärke der chinesischen Fertigung. Da das auf den Sound aber auch wirklich keine Auswirkung hat, ist es mir wurst, ob die Schallöcher innen am Rand lackiert sind oder nicht. Wichtig ist mir die Bespielbarkeit und die solide Bauweise. Beides ist gut, wobei sich letzteres natürlich erst in ein paar Jahren zeigen wird (Stichwort Halsbiegung).
Die Bünde sind glatt geschliffen, die Mechaniken einwandfrei und die Einkerbungen im Sattel passen zu den Saiten.
Der Ton
Am meisten war ich überrascht von den völlig unterschiedlichen Tönen, die da aus den verschiedenen Klampfen heraus kamen. Manche waren einfach nur dumpf - wie eine Westergitarre mit alten Saiten. Andere haben gescheppert und gerappelt, ohne auch nur ein bißchen Bass zu liefern. Und einige haben sich in wunderbaren Nuancen des Resonatorsounds unterschieden. Krass ist, dass die ultrateuren Teile (2000 Euro und mehr) oft schlechter klangen als ein 500 Euro Stück. Guter Geschmack hin oder her - wenn so ein Teil leise, dumpf und leblos klingt ist der Preis einfach nicht gerechtfertigt.
Die Lautstärke ist auch ein wichtiges Kriterium. Ich habe festgestellt, dass die hölzernen Gitarren denen aus Metall in der Lautstärke oft überlegen waren. Man sagt ja, die Reso-Gitarren wären allesamt lauter als eine herkömmliche Western. Das ist definitiv nicht so.
Was den guten Ton angeht konnte letztlich nur eine einzige Klampfe mit der Johnson herhalten, und das war eine teure Continental.
Interessant hierbei ist, dass auch in der Johnson ein Cone (Resonator) von Continental drin ist...
Pickup
Zum verstärkten Sound kann ich noch nicht viel sagen. Es steckt am Hals ein Singlecoil drin (sieht P90 mäßig aus) und der funktioniert. Konnte bisher nur auf Zimmerlautstärke spielen aber werde das Teil bald im Proberaum testen. Verzerrt an meinem Marshall Valvestate hat er jedenfalls schonmal sehr gut geklungen. Ohne dabei rückzukoppeln. Das muss ich aber nochmal unter Realbedingungen testen. Das bei diesem Preis überhaupt ein Pickup dabei ist grenzt an ein Wunder. Falls sich herausstellt, dass er nix taugt wird er halt ersetzt. Das Loch ist ja dann schon drin, also muss ich nicht noch basteln wie der Doc

Warum nun Johnson?
Die Johnson verfügt in meinen Ohren über das beste der zwei Welten. Sie ist zum einen sehr laut und verfügt zum anderen über den charakteristischen Reso-Ton. Das letzte Quäntchen Ton müsste man sich durch eine Wahnsinns-Summe für eine metallene Top-Reso erkaufen, die in keinem Verhältnis zur Leistung steht. Ausserdem bringt so ein Metall-Monster andere Nachteile mit sich, wie oben beschrieben.
Ich würde den Ton der Johnson als sehr mittig, laut und klar definiert beschreiben. Wer möchte, kann durch Anschlagen nahe der Brücke auch Banjo-artige Sounds hervorlocken. Ansonsten klingt der Resonator weder aufdringlich scheppernd noch Ton-schluckend.
Was ausserdem am Ende zählt: das Baby sieht einfach geil aus! Nix Verspieltes dran, klare Linien und nur Silber und Schwarz. Wenn das mal nicht zeitlos ist. Von den 48 Stunden, in denen wir zusammen sind, habe ich sie bis jetzt nur nachts losgelassen. Es gibt einfach nichts geileres, als auf einer offenen G Stimmung irgendwas herumzufuddeln, bis der Arzt kommt

Hier ist ein Tonbeispiel (Gefuddel und Geslide, was sonst), das mit einem Großmembran Mikro AKG C3000B, etwas Kompressor und Ambiente eingespielt wurde:
http://www.sendspace.com/file/j4m5fq
Nachtrag: und noch mit Verzerrung
http://www.sendspace.com/file/cno7pn