Pseudo-Philosophie: geschraubt, geleimt, gewachsen

B

Banger

Guest
Geschätze Damen, Herren und Umoperierte!

Ständig hört und liest man zur Konstruktionsart von Saiteninstrumenten die übliche Bauernregel "Geschraubt ist perkussiv, geleimt macht Sustain und durchgehend noch viiiiel mehr Sustain!". Bei Brückenkonstruktionen, insbesonder auf Bässen, geht's dann richtig los: "Juchhei, diese Brücke hat eine Masse von 30 Tonnen, das gibt Sustain ohne Ende!" - soweit noch ok, denkt sich der Leser, wird aber stutzig, wenn unser allerliebstes Gitarren- und Bassmagazin im nächsten Test eine geteilte Brücke ("Mono Rails") für jede Saite mit wenig Masse vorfindet: "Juchheiiii, ganz wenig Masse, das gibt 'nen holzigen Ton und Sustaiiiiiin!". Toll.

Jetzt kommt der Knüller: Anselm Riess baut Gitarren aus einem Stück Holz. Das Killerargument lässt sich erahnen: "Toooon! Sustaiiiiiiiii(....)iiiiiin! Alles andere ist dagegen Scheisse!".

Wie das? Die Physik und die Aussagen diverser holzverarbeitender Personen sagen mir, dass eine geleimte Verbindung fester (und somit steifer, also sustainfördender) ist als eine gewachsene. Auch die Praxis stimmt mir zu: mein Ibanez SR-505 (geschraubt) klingt wesentlich länger als der Peavey C5/NTB (durchgehender Hals) - jegliche Praxisversuche im Bandraum wurden durch die Ungeduld der Bandmitglieder unterbrochen ;-)

Wenn ich einige Unterhaltungen mit Walter und Jan nicht vollkommen falsch interpretiere, ist die Art der Befestigung des Halses in Relation zur Konstruktion desselben ein verschwindend geringer Faktor.

Da ich, letztendlich aufgrund der Uhrzeit, jetzt den roten Faden verloren habe, worauf ich eigentlich hinauswollte, gebe ich dieses Thema einfach mal zur Diskussion frei :-D
 
Hi Banger,

meine (vergleichbare) Erfahrungen bezieht sich auf das Baujahr, das Gewicht einer Gitarre und natürlich der Dicke des Halses.

Baujahr:
Gerade das Baujahr der Gitarre, die der Besitzer gerade anbietet, ist natürlich genau der erlesene Jahrgang. Alles davor oder danach ist stets deutlich schlechter.

Gewicht:
Selbstverständlich mag das Gewicht einer Gitarre zwar eine ziemliche Bürde auf den Schultern des Musikers sein, aber wenn`s schön schwer ist, dann ist das Soustain natürlich bestens.
Es sei denn, der Besitzer hat gerade eine eher leichte Gitarre. Dann ist sie nicht nur leicht zu ertragen, sondern hat obendrein auch noch das beste Soustain überhaupt.

Halsdicke:
Ist der Hals dünn, dann liegt der vielleicht toll in der Hand, oh Mann, ich kann Dir sagen...
Ist der Hals dick, dann liegt der vielleicht toll in der Hand, oh Mann, ich kann Dir sagen...

Fazit: Wenn denn die Aussagen überhaupt einen spürbaren Wahrheitsgehalt haben sollten, dann werden sie immer so gedreht, dass rein zufällig alle Vorteile auf Seiten des Besitzers liegen.

Mag daran glauben wer will, mich verwirrt`s schon lange nicht mehr.
Mich beschäftigt vielmehr: Was ist nun wirklich die beste Gitarre, die Strat oder doch eher die Gibson? Und ist das abschließende geklärt, lass uns doch mal von Amps reden, Transe oder Röhre und überhaupt, welcher Hersteller liefert denn nun den ultimativen Sound?

Banger, ob all dieser offenen Fragen komme ich bestimmt wieder nicht in den Schlaf. Muss das wirklich sein, dass Du ein solches Thema zu dieser Zeit eröffnest?
 
Ach, es wird soviel geredet... Gerade zum Thema Sustain.
Eigentlich stimmt das alles und auch wiederum alles gar nicht.
Habe letztens bei ner Strat die Halsstellung korrigieren müssen und dann erst nach dem Aufziehen der Saiten daran gedacht, dass ich ganz vergessen hatte, das Stückchen Furnier auch anzuleimen. Das liegt jetzt also "lose" drin. Auf den Sustain hat das gar keinen Einfluss, finde ich.
Und: schwere Gitarren haben auch keinen besseren Sustain als leichte. Die ganze Masse muss ja auch erst mal ins Schwingen GEBRACHT werden!
Meine superleichte Gypsy-Gitarre jedenfalls hat Sustain ohne Ende.
Dieses ganze Gerede über "besseres Sustain" bei geleimten Hälsen, schweren Gitarren, bei Vollmond von Tempeljungfrauen gestimmten Customgitarren und so weiter zählt IMHO doch eher zum Bereich "Gitarristenlatein" (ähnlich dem Jägerlatein...).
 
W°°":22b03jt4 schrieb:
Ich habe hier mal einen Aufsatz zu dem Thema geschrieben.
http://www.kraushaar-gitarren.de/tipps/Schwingung.htm

Hach! Ich liebe es!
Irgendwo in der Mitte treffen sich die optimal übertragenen Schwingungen, fassen sich bei den Händen, tanzen eine Polka, trinken noch einen Absacker und verschwinden dann durch den Tonabnehmer.

Jetzt kann ich mir erstmal 'nen neuen Kaffee holen - nebenbei hat meine Tastatur ein lustiges neues Muster bekommen.
 
frank":1t062ohj schrieb:
Hi Banger,

meine (vergleichbare) Erfahrungen bezieht sich auf das Baujahr, das Gewicht einer Gitarre und natürlich der Dicke des Halses.

Baujahr:
Gerade das Baujahr der Gitarre, die der Besitzer gerade anbietet, ist natürlich genau der erlesene Jahrgang. Alles davor oder danach ist stets deutlich schlechter.

Gewicht:
Selbstverständlich mag das Gewicht einer Gitarre zwar eine ziemliche Bürde auf den Schultern des Musikers sein, aber wenn`s schön schwer ist, dann ist das Soustain natürlich bestens.
Es sei denn, der Besitzer hat gerade eine eher leichte Gitarre. Dann ist sie nicht nur leicht zu ertragen, sondern hat obendrein auch noch das beste Soustain überhaupt.

Halsdicke:
Ist der Hals dünn, dann liegt der vielleicht toll in der Hand, oh Mann, ich kann Dir sagen...
Ist der Hals dick, dann liegt der vielleicht toll in der Hand, oh Mann, ich kann Dir sagen...

Fazit: Wenn denn die Aussagen überhaupt einen spürbaren Wahrheitsgehalt haben sollten, dann werden sie immer so gedreht, dass rein zufällig alle Vorteile auf Seiten des Besitzers liegen.

Hi Frank,
absolut richtig beobachtet. Das gleiche bei den Besitzern von tollen Vintageinstrumenten: Die Besitzer einer solchen haben natürlich immer ein besonders gutklingendes ergattert, die die sie nicht bekommen haben waren dann ja auch nichts. Der nächste Besitzer aber wird von ihr schwärmen und froh sein ein besonders gutes sein eigen nennen zu dürfen.
Grüße, Jochen
 

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