groby hat Zeit.
erniecaster schrieb:
was ist denn jetzt deiner Ansicht nach besser?
Ah, das magische Wort "besser".
Besser ist, wenn man das macht, was man will und unter
den Dingen auswählt, die musikalisch sinnvoll sind.
Dass man weniger 4x12er sieht als früher hat tatsächlich mit dem eigenen Alter zu tun (das meinte ich ernst), und - damit oft verknüpft - auch mit dem musikalischen Kontext.
Es gehörte nun mal zum "Guten Ton" früher (oder jünger-gewesend-seiend-plus-früher) dass man hinter sich was Fettes stehen hatte. Das hatte sicher auch mit falsch-verstandenem "Rock!"-Machismo zu tun und hat wohl-dokumentierte Blüten getrieben.
[img:575x575]https://portalternativo.com/wp-content/uploads/2013/06/black-veil-brides-amplis-falsos.jpg[/img]
Es gibt aber tatsächlich Musik, bei der - ungeachtet der Ausgangslautstärke - gerade der Rhythmus nunmal eine gewisse Anschlag-Kinetik braucht, die nur durch eine bestimmte Art & Weise hergerichtet werden kann. Das kann eine astreine 2x12er sein oder auch eine Boxensimulation.
Aber das ist eben dann kein offener 15 Watt-Kombo mehr.
Jedenfalls finde ich es affig wenn Leute die - vom Stil her - eher so Tom Petty bis "Get Lucky" machen, behaupten, kein Mensch brauche diese oder jene Box, nur weil
sie sie nicht brauchen.
Es gibt aber auch weniger 4x12er zu sehen heutzutage, weil mehr Leute Simulationen zur PA schicken statt sie selbst als 50 Kilo-Produkt schleppen zu mĂĽssen.
Die 4x12-Wand ist
ĂĽberhaupt nicht tot, sie ist digitalisiert.
Und - noch so'n Grund - man sah frĂĽher weniger kleine Boxen weil es noch nicht so lange her ist, dass es kleine Tops und gute (z.B.) 2x12er gibt.
Auf den ersten Aussensaiter-Sessions sah man häufiger schmale Hochkant-2x12er wo dann der fette Amp-Kasten oben links und rechts drüberlappte. Amps gab es fast nur in Marshall-Kasten-groß. Da balancierten dann drei T-förmige Kombinationen fragil herum. Ich weiß noch dass einer sagte, seine Box passe gerade so nicht *zwischen* die Gummifüsse seine Amps und kippelte immer leicht schräg.
Amps waren fast immer 4x12er Breite und Boxen gab es seltener in kleiner und dann noch wirklich gut.
Die einzig wirklich gute 2x12er die ich kannte und die ich statt meiner alten 4x12 in der damaligen Band hätte verwenden können, war eine Mesa/Boogie 2x12. Unfassbar teuer und genauso schwer wie 4x12. Also kein pragmatisches Upgrade.
Meine Sticheleien (komm, darauf willst du eigentlich hinaus...) rühren daher, dass ich allzu viel Vernunft und Pragmatik als Leit-Dogma für das Musikmachen hasse. Dies ist nicht das erste Mal dass ich sowas sage und auch nicht das erste mal, dass du dich von einer persönlichen Meinung meinerseits merkwürdig drastisch und merkwürig persönlich angestoßen fühlst.
Musikmachen ist per se unlogisch.
Es gibt schon Musik.
Wer es praktisch haben will, macht das Radio an.
Wer aber Musik
machen will, lässt sich auf eine
an sich bereits wunderbar irrationale Angelegenheit ein.
Da freue ich mich wenn mehr Leute einfach völlig irrational ihre Passion ausleben und zu laut, zu viel Equipment spielen.
Es findet mir zuviel Vernunft statt.
Sie ist schön, aber erstickt auch vieles. Manches gehört erstickt. Aber manchmal geht auch einiges dessen verloren, was ich als Substanz und damit den eigentlichen Sinn des Ganzen bezeichnen würde.
Ja, das ist praktisch. Auf eine Frollein-Rottenmeier-hafte Art und Weise ist Vernunft total vernĂĽnftig.
Aber wäre dann gleich zuhause bleiben und eine CD auflegen nicht das praktischste?
Man kann beispielsweise sein Verhalten auch an der Klimapolitik ausrichten und von Greta genervt sein. Aber das ist halt ein anderes Thema...
Das ist glaube ich eher eine Frage dessen, in welcher Medienlandschaft man sich freiwillig aufhält. Ich empfinde mein Leben als reicher seitdem ich mehr Medien auswähle, die mehr über Dinge und Ideen reden anstatt sie immer über eine Person und ein Gesicht verkaufen zu müssen.