Schwankung der Tagesleistung

  • Ersteller Ersteller Anonymous
  • Erstellt am Erstellt am
A

Anonymous

Guest
kennt jemand von euch die situation gestern ein stück oder soli perfect gekonnt und beherscht zu haben und am nächsten tag fast wie ein hilfsschüler dazustehen? das nervt mich z. zt extrem.
liegt es eventuell am zu vielen oder gar zu wenigen üben?
freu mich eure erfahrungen zu hören.
 
Ich kenn das Problem .... gestern klappte das Riff auf Anhieb und heute frag' ich mich ob ich einfach zu doof bin das zu spielen ....
Das geht mir aber auch mit meinem Sound so: gestern war er der oberhammer und heute (obwohl gleich eingestellt) klingt er "anders".

Bei mir ist es so, dass wenn ich 1-2 Tage nicht spiele, das ich dann denke: "Oi, du kannst ja doch n bissel was."
Dann tret' ich den Sachen ein wenig entspannter entgegen und dann klappt es meistens auch wieder :-)
Dann klappen auch Sachen die die Tage vorher noch nicht sauber klangen.

Hm, vielleicht ist es dass man sich verkrampft und zwanghaft probiert genau so (gut) zu spielen wie am Vortag?
Aber eine Erklärung hab ich dafür noch nich gefunden, da es manchmal 2-3 Wochen ohne Probleme durchgeht.
Bzw. gibts da überhaupt ne Erklärung zu? ^^

Gruß

tim
 
Natürlich ist die Tagesform entscheidend.

Manches liegt aber auch noch an weiteren Begleitumständen

Das Mörderlick was man zu Hause im sitzen und mit Metronom oder noch schlimmer recht tacktfrei perfekt spielen konnte, klappt dann häufig in der Band/Recording/Vorspiel-Situation nicht mehr.

Plötzlich hat man da die Gitarre in den Kniekehlen hängen, die Situation ist stressiger, der Drummer hat ein etwas anderes Feeling für das Ding als Du, du hörst dich selber kaum noch aus den anderen Instrumenten heraus, und unter dem "strengen" Blick der Anderen ist einfach mehr Stress/Leistungsdruck da... die Liste ist lang.
 
Hi,

das Problem kenn ich auch. Is auch kein Wunder.
:-P

Was mir immer hilft, wenn es am Vortag verdammt gut her geht, am nächsten nicht mehr, dann spiel ich das Ding einfach um einen gewissen Teil langsamer. Man könnte meinen die Hälfte, vielleicht sogar Schneckentempo...
Das Schöne am Schneckentempo ist, dass man merkt, wenn es nicht mehr groovt... Es wankt dann immer sehr schön... ;-)

Oder nach 6 Tagen üben, einen Tag Pause einlegen. Das machte sogar Gott, als er die Erde schuf! :lol:
Soviel zur Schöpfung...

Vielleicht braucht man wirklich ein schöpferische Pause...


und unter dem "strengen" Blick der Anderen ist einfach mehr Stress/Leistungsdruck da

Ich durfte neulich feststellen, als wir auf einer Benefizveranstaltung spielten, spielte ich meine Gitarre so gut auf der Bühne wie nie... Vergleichbar mit der Sau im Wildschweinhaufen.
Es gab keine Gage, somit war auch der Leistungsdruck wesentlich geringer.

Mfg Gitarrero100
 
Moin,
völlig normal und selbst auf Profi-Level immer noch verhanden, auch wenn man in der Kreis bis Bezirksliga die Tagesformaussetzer wohl deutlicher zu hören kriegt.

Wesentlicher Punkt bei mir sind eigentlich 2Dinge:
1. bin ich ausgeruht und gut drauf, oder komm ich vor Üben/Gig/Probe grad von ´ner Geschäftsreise... hört man sofort wenn der Kopf noch mit Arbeit voll ist und der Körper eigentlich platt.
Dann hilft auch alles zum Spielen zwingen nicht.
Ist der Kopf nicht frei klingt es nicht.
Übrigens auch der Grund warum jeder Manager von einem Vorschulkind beim Memory abgezogen wird.... die Kleinen haben den Kopf einfach noch nicht mit so endlos viel Mist voll.
Üben - wenn es mich stresst und nichts klappen will - da lad ich mir einen Jamtrack und spiel einfach was.
Manchmal krieg ich über eine Viertelstunde Dudeln den Kopf ausreichend frei um dann was sinnvolles zu machen.
Mit Krampf und Knoten im Großhirn unbedingt das neue Killerlick bei Topspeed üben zu wollen... geht eh in die Hose.


2. Für´s Live Ding.... Magische Momente, also diese Dinger wo einfach alles geht, jedes Lick gelingt, die Band richtig brennt - kriege ich persönlich nur zusammen wenn Zuschauerresonanz kommt.
Vor zwei Wochen haben wir gespielt, wo das Publikum schon im Soundcheck völlig abgegangen ist.... dass das dann ein extremst gelungener Abend wurde kann man sich denken. 2,5 - 3h ohne Pause Vollgas und Band wie auch Publikum vollkommen abgefahren - sowas sind die Tage wegen denen ich überhaupt andauernd Tonnen von Equipment durch die Welt schleppe.
Aber hier traf auch zu: ich war an sich guter Dinge, ausgeruht, ausgeglichen, Stimmung in der Band gut...alles schön.
Wenn dann noch das Volk zündet....hach....

Gigs vor total leeren Räumlichkeiten, oder so als "Backgroundbelustigung" für Leute die das eigentlich einen Scheiß interessiert... da liefern wir dann halt solide ab, aber magisch ist da dann sicher nix dran.

Also viel Text mit eigentlich einer Essenz: Profis können die Stimmungsschwankungen oder privaten Probleme oft aufgrund ihren hohen technischen Vermögens, aber vor allem wegen der unendlichen Routine überspielen.
"Normalos" tappen da halt in die Fallgrube im eigenen Kopf und es hilft kein Krampf und kein Zwingen wollen - es hilft eigentlich immer nur...Spielen, Spielen, Spielen.
Je mehr Routine umso besser wird´s.
Und wenn man an einem bestimmten Übungspart mal hängt.... man muss seinem Hirn auch die Chance zum Speichern lassen.
Also auch gerne mal 2,3Tage aussetzen das Lick und siehe da... meist funktioniert es dann

grüße
MIKE
 
Heiko":1nnepvu2 schrieb:
kennt jemand von euch die situation gestern ein stück oder soli perfect gekonnt und beherscht zu haben und am nächsten tag fast wie ein hilfsschüler dazustehen? das nervt mich z. zt extrem.
liegt es eventuell am zu vielen oder gar zu wenigen üben?
freu mich eure erfahrungen zu hören.

Hallo Heiko,
das ist ein interessantes Thema!

Hirnforscher beschäftigen sich viel damit und es ist erstaunlich, wie wenig von ihren Erkenntnissen in die Lehre sickert.

Komplexe Bewegungsabläufe kann das Großhirn nicht koordinieren. Man braucht zu viele Muskelgruppen gleichzeitig. Das lässt sich bewusst nicht steuern - Data overload! Du musst Dir vorstellen: Für einen Baketball-Wurf braucht man 500 Muskeln gleichzeitig! Das Kleinhirn legt dafür Bewegungsmuster als komplette Pattern ab.
Dafür muss das Großhirn diese Information aber in SLO-MO (!) verstanden und aufbereitet haben. Nur so und durch stetige Wiederholung kann sich die Information beim Träumen als großes Bewegungsmuster in das Kleinhirn einbrennen.

Zu Deine Frage:
Mögliche Fehler beim Lernen können sein:
Du spielst zu schnell?
Das Tempo muss langsam angezogen werden, damit sich die Bewegungsabläufe sicher einspielen.
(Kannst Du den Part auch in Halftime??) ;-)
Du übst nicht ausdauernd?
Schwierige Passagen müssen vertieft werden.
Es reicht nicht, wenn man ein mal ohne Fehler durch gekommen ist. Man muss von 10 mal 9 ohne Fehler schaffen!
Du erwartest am kommenden Tag Erfolge?
Wenn Du kontinuierlich arbeitest, rechne mit 3-4 Tagen.
Lass Deinem Hirn etwas Zeit. Es muss die Daten auf andere Speicherplätze legen und das geht nur des Nachts!
 
W°°":1ua9h4c7 schrieb:
....
das ist ein interessantes Thema! ...

Fürwahr ...

... Hirnforscher beschäftigen sich viel damit und es ist erstaunlich, wie wenig von ihren Erkenntnissen in die Lehre sickert.
...
Komplexe Bewegungsabläufe kann das Großhirn nicht koordinieren. ....

Sehr interessant, wirklich.

Das klärt aber nur zum Teil das Phänomen der Tagesform.

Solche Schwankungen kenne ich auch.
Meine Selbstbeobachtung: Verkrampfung schadet.
je verkrampfter ich etwas versuche, desto schwerer wird es.
Verkrampft beutet auch so was in der Art wie "Großhirn will was durchdrücken".
Und das klappt bei mir (musikalisch) eher selten.

Wenn ich dagegen entspannt, locker an die Sache herangehe, klappt vieles meist *wesentlich* besser. Wenn ich mein Großhirn in den Ruhemodus versetze und mit dem Kleinhirn (in dem auch viele Emotionen hausen) spiele, geht es besser und klingt besser und ist dann fast wie eine Meditation.
Morgens, bald nach dem Aufstehen ist für mich z.B. ne gute Zeit, denn mein Großhirn ist dann oft noch nicht ganz hochgefahren.
Oder das Gegenteil: nach sehr viel Stress im Job, Stress der so weit ging, dass ic hmich erschöpft und ausgepumpt fühle und mein Großhirn sich dann selbst ne Ruhepause gönnt wegen zu langer Überbelastung, das ist auch gut.
Wenn ich kurz vorher autgenes Training gemacht habe, geht es auch meistens besser.

Auch wenn Musik in der Theorie viel mit Mathematik und anderen Kopfdingen zu tun hat, ist Musikmachen (für mich) etwas sehr Emotionales.

Das, was mir daran Freude und Genuss bringt ist der Umstand, dass ich oft einen direkten Weg vom Un(ter)bewusstem/Emotionalem über die Finger in den Speaker und zurück ins Ohr und ins Emtionale finde.
Quasi eine gefühlsmäßige Feedbackschleife via Instrument unter weitgehender Umgehung des Rationalen.

Entspannungs- und Meditationstechniken helfen dabei. So was sollte eh jeder (nicht nur Musiker) ausprobieren und bei Gefallen regelmäßig praktizieren.

So, genug philosophiert,
tschö
Stef
 

Similar threads

Beliebte Themen

Zurück
Oben Unten