Strat geht fremd...

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erniecaster

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Hallo!

Der Thread zum Thema Strat und Tele hat mich an ein altes Gedankenspiel erinnert, mit dem ich noch nicht so ganz durch bin.

Es gibt so eine Puristen-Fraktion, die einen sehr einfachen Gedanken propagiert: Wenn du willst, dass es wie eine Strat klingt, nimm eine Strat. Wenn du willst, dass es wie eine Paula klingt, leg die Strat zur Seite und nimm eine eine Paula. Das ist bestechend simpel und hat Charme. Jetzt würde ich für das Gedankenspiel in diesem Thread aber einfach gerne mal annehmen, dass aus irgendwelchen - vielleicht albernen oder irrationalen Gründen - eben die handelsübliche Strat genommen werden soll oder gar muss. Dummerweise möge doch bitteschön Sweet Child of mine gespielt werden.

Was macht eigentlich den Soundunterschied zwischen Strat und Paula aus? Ich versuche mal, mein Empfinden der Soundunterschiede in Worte zu fassen. Das ist nicht in Stein gemeißelt sondern nur das, was in meinen Ohren ankommt.

1. Einschwingverhalten
Bei der Strat ist der Ton schnell da. Bei der Paula dauert es eine Weile.

2. Sustain
Bei der Strat ein wenig zitterig und bei der Paula ewig.

3. Frequenzbetonung
Im Amp-Jargon gesprochen, betont die Strat eher Presence, die Paula die Mitten.

4. Output
Die Paula hat deutlich mehr Output als die Kollegin aus dem Hause F.

Vermutlich könnte man das sehr schön mit Grafiken unterlegen und sicherlich gibt es sowas sogar im WWW, mir sind allerdings solche Seiten nicht bekannt. Vielleicht kann ja jemand aushelfen?

Faktisch sind das doch aber keine Welten. Ganz doof gesagt, müsste es doch möglich sein, auf die obigen vier Faktoren einzuwirken. Und theoretisch braucht es doch dafür nur einen Kompressor für das Einschwingverhalten und das Sustainverhalten und einen EQ mit einer Prise Boost.

Ich würde mich ja hinsetzen und probieren, wie ich mittels Kompressor und EQ aus einer Strat eine Paula mache aber leider mangelt es mir sowohl an Paula als auch an Kompressor.

Mache ich gerade einen Gedankenfehler?

Gruß

erniecaster
 

erniecaster":bmznqgi9 schrieb:
Dummerweise möge doch bitteschön Sweet Child of mine gespielt werden.

Nö, da weigere ich mich. Ein sch... Song.

Soll das jetzt ein Song mit einem Referenz-Les-Paul-Sound sein?

Meine bescheidene Meinung. Nimm irgend einen halbwegs funktionierenden Röhrenamp, nimm irgendeine Klampfe mit Neck-Pu und spiel das Thema dieses Songs.

Und wenn Du nur ne Strat hast, dann nimmst Du eben ne Strat. Der Song ist vor allem wegen des markanten Klangs der Stimme von Axl Rose so "einmalig". Da es sowieso keinen zweiten mit einer solchen Stimme gibt, ist es furzegal, ob Du das mit ner Strat, ner Tele oder mit sonstwas spielst.
 
Hallo Zaky,

deine Meinung zu diesem Song in allen Ehren, nimm einfach irgendeinen anderen. Es geht um ein Gedankenexperiment: Lässt sich mittels nachgeschaltetem Equipment aus einer Strat oder einer Tele eine Paula basteln?

Gruß

erniecaster
 

Meine Meinung: Nein, geht nicht.

Ich sitze hier gerade mit diversen Paulas und einer Humbucker-Strat im Studio.
Die Paulas klingen schon alle unterschiedlich und die Strat mit nur einem
Bridge-Humbucker und Fixed Bridge klingt komplett anders.

Und selbst wenn sie einen Neck-Humbucher hätte, wäre es eine komplett
andere Baustelle, als die Paulas mit Neck-Humbucker gespielt.
Wenn es wie ne Paula klingen soll, nimm ne Paula!

Also die alte Leier: andere Hölzer, andere Konstruktion, andere Mensur,
das klingt dann halt auch anders ...
 
erniecaster":32dqydnp schrieb:
Ich würde mich ja hinsetzen und probieren
Das würd ich auch machen.
Probieren.
Alles andere ist Mutmaßung und Schnickschnack.











So - oder sehr ähnlich - hätte Deine Antwort zu dieser Fragestellung ausgesehen.







Und sie wär richtig gewesen.


;-)
 
Ich erinnere mich noch, als ich damals einen bestimmten Song absolut genial fand.
Für mich war das der beste Paulasound überhaupt, schluss - fertig...
Später fand ich heraus, dass es eine Strat war.
Seither glaube ich an gar nichts mehr.
 
Kleine Anmerkung noch:

Alleine durch die andere Mensur und Halsform spiele ich auf eine Paula
anders als auf einer Strat. Deshalb wird bei mir eine Strat nie nach Paula klingen.

Achtung!!! Diese Aussage ist total subjektiv!
 
Hallo,

madler69":1en668kt schrieb:
Kleine Anmerkung noch:

Alleine durch die andere Mensur und Halsform spiele ich auf eine Paula
anders als auf einer Strat. Deshalb wird bei mir eine Strat nie nach Paula klingen.

Achtung!!! Diese Aussage ist total subjektiv!

die Aussage mag subjektiv sein, trifft aber auf mich genauso zu. Ich traue mir aber auch nicht zu, eine entsprechend "entfremdete" Strat auf einer Aufnahme als solche zu identifizieren.

Viele Grüße,
Andreas
 
erniecaster":3fsxp451 schrieb:
...

Was macht eigentlich den Soundunterschied zwischen Strat und Paula aus? ....

1. Einschwingverhalten
Bei der Strat ist der Ton schnell da. Bei der Paula dauert es eine Weile.

Interessante Fragestellung, das.
Nach meiner Erfahrung der ist das Einschwingverhalten der Hauptunterschied.
Was teilweise auch mit der Frequenzverteilung zu tun haben kann, doch dazu später mehr.

2. Sustain
Bei der Strat ein wenig zitterig und bei der Paula ewig.

Kann so sein. muss aber nicht. Je nach Strat ist schon ein ganz schönes Sustain möglich, besonders wenn man Humbucker eingebaut hat.
Hat -vielleicht- auch mit der Frequenzverteilung zu tun?

3. Frequenzbetonung
Im Amp-Jargon gesprochen, betont die Strat eher Presence, die Paula die Mitten.

4. Output
Die Paula hat deutlich mehr Output als die Kollegin aus dem Hause F.

Der Output lässt sich stark mit der Elektrik und den PUs ändern. Eine Fat-Strat (oder iene mit Boost á la Clapperton-Strat) kann per mehr Output haben als eine Paula mit eher schwachen P90ern.

Die Frequenzbetonung is tin der Tat meistens anders, schon trocken und ohne Amp. Eine gute Paula klingt wärmer, voluminöser, was imho an einem Mehr an Tiefmitten und unteren Mitten liegt.
Eine Strat klingt meistens etwas anders. Der Frequenz"schwerpunkt" liegt höher. Krasse PU-Unterschiede zw. Humbucker und Strat-SC heben das ganze noch deutlich hervor.
Trotzdem, eine LP mit Singlecoil kling schon deutlich stratiger. Das Einschwingveralten erreicht zwar nicht eine typische Strat, näher sich aber an, meinem Empfinden nach.
Auch das Ausklingverhalten nähert sich etwas an.
Umgekehrt klingt eine Strat mit PAF oder so nicht nach Lester Polfus, aber auch nicht mehr so richtig typisch nach Strat. Das Attack erscheint weicher, das Ausklingverhalten geht einen Schritt in Richtung Paula.

Woran das liegen kann? Nun, ich theoretisiere mal.
Hohe Töne empfindet das Ohr eventuell als "schneller da", was dazu führen kann, dass sich das über Amp gefühlte Attack-Verhalten deutlich ändert bei Paula und Strat, wenn man untypische PUs (PAF inne Strat, Strat-SC inne Paula) verwendet.
Analog könnte das beim Sustain sein: tiefere Frequenzen bzw. Grundtöne schwingen länger nach als die Obertöne bzw. werden von Ohr deutlicher gehört, auch bei leiseren Laiutstärken. Daher fühlt es sich an, als hätte eine Strat mehr Sustain, wenn man einen PAF einbaut, denn dieser überträgt mehr Grundtöne und weniger Obertöne als ein typischer Strat-SC.
Umgekehrt erscheint das Sustain bei einer Paula mit SC "dünner".

Was vermütlüch bleibt, und was man mit Elektrik vielleicht nie ganz wegbekommt, das sind die Klangunterschiede, die sich aus Mensur, Halslänge, Brückenkonstruktion, Gewicht und unterschiedlichen Holzeigenschaften ergeben.

Wie gesagt, nur mal so dahintheoretisiert ....

Tschö
Stef
 
erniecaster":806kwjfp schrieb:
Hallo Zaky,

deine Meinung zu diesem Song in allen Ehren, nimm einfach irgendeinen anderen. Es geht um ein Gedankenexperiment: Lässt sich mittels nachgeschaltetem Equipment aus einer Strat oder einer Tele eine Paula basteln?

Gruß

erniecaster

Ich habe zwar 2 Gibson Les Pauls Standard, wobei ich eine davon wieder verkauft habe, aber ich würde meinen, dass DER Les Paul Sound gar nicht existert. Es gibt m.E. ne Menge klassischer Sounds, die mit ner Les Paul eingespielt wurden. Ich sehe aber da eben einen bunten Strauß an Sounds.
Bei ner Strat ist es m.E. ähnlich, wobei ich da aufgrund meiner Hörerfahrung konkretere Vorstellungen von meinem idealen Stratsound habe.
Um zum Thema zurückzukommen.
Entscheidend ist für mich die Verwendung von Humbuckern (HH). Single Coils auf der einen, Humbucker auf der anderen Seite sind für mich die grundlegenden Weichen.

Ich würde meinen, falls es nicht zufällig dieser flötenartige Ton mit dem Hals-Humbucker sein soll, dann bekommt man letztlich mit ner Strat mit SSH-Bestückung alle "typischen" Les Paul Rocksounds vom Ansatz her hin. Ich sage das in dem Bewusstsein, dass diejenigen, die jetzt ganz detailierte Soundvorstellungen haben, natürlich Recht haben, aber mir geht es ersteinmal um die Weichenstellung Humbucker - Single Coil.

Gruß Zakk
 
So, nun auch noch was konstruktives zur Sache:

Ein Lemme-C-Switch, der die Resonanzfrequenz des PUs verschiebt, könnte helfen, eine Strat mit HB in Richtung LP zu bringen.

Da wäre dann der Ansatz Strat, die von Haus aus nicht ganz so brillant ist (Mahagony Body mit Maple-Neck und Rosewood-Griffbrett) mit HSH, entsprechenden Schaltvarianten und dem Lemme-Dingens.

Das könnte in die richtige Richtung gehen, wird aber Fledermausohren und Puristen nicht ansatzweise glücklich machen. Den praktisch veranlagten Gitarristen uU aber schon ...
 
Es gibt ein paar Trademark-Sounds beider Gitarrentypen. Sobald die erklingen, ists denke ich eindeutig. Wenn man aber mit fähigem Soundingenieur und etwas entsprechender Fingertechnik zur Sache geht und dann auch noch ein typisches Riff aus einer der beiden Welten imitiert, ist es nicht leicht, dem Sound auf den Kopf zuzusagen, welcher Konstruktion aus Holz, Eisen und Kunststoff er entlockt wurde.

Und dann passiert sowas wie bei Richie. Davor ist keiner gefeit.
 
erniecaster":37hwdusm schrieb:
Es geht um ein Gedankenexperiment: Lässt sich mittels nachgeschaltetem Equipment aus einer Strat oder einer Tele eine Paula basteln?

Ernie,
wenn Leute bei Aufnahmen von Led Zeppelin klar die Paula hören, wo eine Tele bedient wird,
und wenn Leute bei Santana den typischen geilen SG-Sound loben, wo eine Strat zu hören ist,
gilt die Frage für mich als beantwortet.
;-)

Viele Grüße,
Woody
 
Woody":1w4bo3jr schrieb:
Ernie,
wenn Leute bei Aufnahmen von Led Zeppelin klar die Paula hören, wo eine Tele bedient wird,
und wenn Leute bei Santana den typischen geilen SG-Sound loben, wo eine Strat zu hören ist,
gilt die Frage für mich als beantwortet.
;-)

Viele Grüße,
Woody

Und genau damit ist wirklich alles gesagt! Es gibt zwar den Strat-/ Tele- oder Paulasound, den wir alle kennen, aber viele wirklich herausragende Musiker sind in der Lage aus einer Start einen Paulasound herauszuholen und umgekehrt. Mark Knopfler und Carlos Santana sind die besten lebenden Beispiele. Viele ihrer bekanntesten Stücke sind gerade nicht mit dem typischen Lieblingsinstrument eingespielt worden, sondern mit einem Modell von der Konkurenz.

Was sag uns das? Der Ton entsteht noch immer zwischen Finger und Saite - alles andere ist die hohe Kunst und Inspiration des Musikers. Darum meine Devise: Such dir das Insturment, das zu dir passt und du wirst klingen wie du es willst. Es sei denn, du willst einfach nur ein Stück 1:1 kopieren.

Grüße vom Peter
 
Wie, wo, was? Wollt ihr mir sagen, dass ihr da keinen Unterschied hört?
 
Brrrr - Sonntag Morgen, 5 vor 8 Uhr und schon feiste Gänsehaut überall.

Mal abgesehen davon, dass "Brothers in Arms" eine grandiose Nummer ist, ist das, wie Herr K. das zelebriert, DIE Referenz in Sachen "dynamisches Spiel auf der elektrischen Gitarre".

Sehr sehr geil, immer wieder !
 
Ein schönes Beispiel, wo ich jahrelang total daneben gelegen bin, ist für mich das Solo aus "Another Brick in the wall". Ich dachte immer, dass David Gilmour das ganze mit seiner Strat auf dem Neck-PU eingespielt hat (man sieht ihn bei Konzerten ja auch oft mit der Strat bei diesem Stück), bis ich irgendwann mal erfahren habe, dass er das ganze wohl mit einer Paula aufgenommen hat.

Also, die Unterschiede sind wohl in vielen Fällen schon deutlich hörbar, aber in Grenzbereichen kann sich das auch verwischen. Mit ein paar kleinen "Tricks" kann man auch aus einem SC-Hals-PU einer Strat einen wunderbar singenden Ton rausbekommen, hängt einfach auch viel von den verwendeten PUs ab, sowohl in der Strat als auch in der Paula.

Generell denke ich aber, dass es leichter ist, einer Strat das Mehr in den Höhen zu nehmen, um sie Richtung Paula zu bringen, als einer Paula die Brillanz einer Strat in den Höhen anzuerziehen.
 
erniecaster":19xmiz5f schrieb:
Was macht eigentlich den Soundunterschied zwischen Strat und Paula aus? Ich versuche mal, mein Empfinden der Soundunterschiede in Worte zu fassen. Das ist nicht in Stein gemeißelt sondern nur das, was in meinen Ohren ankommt.

1. Einschwingverhalten
Bei der Strat ist der Ton schnell da. Bei der Paula dauert es eine Weile.

2. Sustain
Bei der Strat ein wenig zitterig und bei der Paula ewig.

3. Frequenzbetonung
Im Amp-Jargon gesprochen, betont die Strat eher Presence, die Paula die Mitten.

4. Output
Die Paula hat deutlich mehr Output als die Kollegin aus dem Hause F.

Ich fand schon die Modeler von Line-6 und Roland echt beeindruckend,
lassen wir Ton- und die Spiel Kultur mal außen vor.
Im Grunde würde auch ich sagen, ist es ein bestimmter Ton Formant und eine Hüllkurve aus Ansprache und Ausklang, was für uns den Charakter eines Instruments bestimmt.
Für die Ohren eines Zuhörenden sollte das nach zu biegen sein. Digital geht es ja auch.
Wer aber mal auf einer Variax gespielt hat weiß: Für den Spieler geht das nicht. Das ist ein ganz anderes Thema ;-)
 
skerwo":nlek7uaa schrieb:
Generell denke ich aber, dass es leichter ist, einer Strat das Mehr in den Höhen zu nehmen, um sie Richtung Paula zu bringen, als einer Paula die Brillanz einer Strat in den Höhen anzuerziehen.

Es ist kein Problem, die prinzipielle Übertragungsfunktion eines Single Coils auf Humbucker umzubauen, das kostet nur einen Kondensator geeigneter Größe, aber aus einem (Standard-)Humbucker kriegt man aus physikalischen Gründen nie einen Single Coil geschnitzt. Wo keine Höhen sind, kann man auch keine betonen, schon gar nicht auf rein passivem Weg.

Überhaupt denke ich, dass man Strat und LP meist unterscheiden kann, solange wirklich clean gespielt wird, aber sobald Verzerrung dabei ist, verwischen sich die Unterschiede letztlich bis zur Unkenntlichkeit.

Gruß,
Klaus
 

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