Wehe wenn du für dein Instrument arbeitest – der Fall Laura*

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Noch ein Beispiel:
In der Familie ist Vermögen, Vate rund Mutter werden arbeitslos. Sie machen sich selber mittellos, in dem sie alles Vermögen auf die Kinder übertragen. Die Kinder haben damit große Einkünfte über Zinsen. Genau dieser Fall ist sehr häufig, und genau da setzt so eine Regelung an.
Wieso gibt niemand den Sozialbetrügern die Schuld für strengere Handhabung und umfassendere Kontrollen ?

Und lieber whiteaxxe,
Leute, die auf Grund eigen erlebter, nicht mehr nachvollziehbarer, angeblicher Repressalien vom Staat gleich die Revolution ausrufen und dann ihre Befriedigung und Rechtfertigung in der Polemik suchen, sind
a) nicht ernst zu nehmen
b) zum Kotzen
c) eigentlich nicht mal diese Antwort wert.
 
Monkeyinme":p2ssmwuy schrieb:
Und zur Ulla, in dieser Kategorie Einkommen gehört ein Dienstwagen auch zur privaten Nutzung als Teil des Gehalts dazu. Das ist dann z.Bsp. auch in Urlaub fahren und das ganze als Geldwerten Vorteil zu versteuern. Ob das am Ende billiger ist für denjenigen hängt vom Einzelfall ab. Die "geklautes Dienstfahrzeug im Urlaub" Geschichte ist meiner Meinung Wahlkampf der übelsten Sorte. Das jetzt mal völlig losgelöst von den Grosstaten ihres Ressorts, das ist ein anderes Thema... :mirisnichgut: :punch: :motz2:
Danke, Niels.

Denn der "versteuerte geldwerte Vorteil" wird ja in barer Münze vom Gehalt abgezogen. Das wissen viele Leute nicht und passt halt nicht in die Meinungsmache der Medien/Bild, weil es ja den "Skandal um Ulla" wieder relativieren würde.

Die Leute, die sich drüber aufregen und hier dicke Meinungsmache veranstalten, wissen leider nicht Bescheid und haben sich auch nicht die Mühe gemacht, sich zum Thema zu informieren.

Also, ab und an, wenn man von was keine Ahnung hat, Häuptling Weisse Axt, einfach mal die Schnauze halten.
 
Früher haben Industrie und Gewerbe Steuern bezahlt und davon konnten die Städte dann Infrastruktur (von Sraßen bis Kindergärten) bauen.

Heute muss die Stadt erst mal Infrastruktur hinstellen und Fördermitteltöpfe anzapfen, damit Firmen überhaupt irgendwo investieren.....ansonsten steht direkt die Drohung, ins Ausland zu gehen....

So ist es leider.....und das macht auch politische Arbeit so schwer (zumindest auf unterster Ebene - ich bin seit zehn Jahren Stadtrat).

Solange es billiger ist, Turnschuhe in China von Kindern zusammenschustern zu lassen und DANN einmal um die halbe Welt zu schippern.....wird sich da auch nix mehr dran ändern....
Lösung: drastische Erhöhung der Kosten für Transportbenzin
(kommt aber früher oder später sowieso, wenn uns der Saft (das Öl) ausgeht....)
 
Moin!

@Physioblues: "Familie vermögend, Überschreibung auf Kinder" Diese Arschlöcher werden immer parasitär leben, vollkommen egal, ob sie H4 bekommen oder ein erfolgreiches Unternehmen führen.

@Muelrich: Ich kotze übrigens gern mit, wenn ich über Globalisierung und Verschiebung der Verteilschlüssel bei den Ressourcen nachdenke.

Dettmar Kramer hat es schön formuliert: "Alles hängt zusammen. Wenn Du Dir am Hintern ein Haar herausreißt, tränt das Auge."

Was ist denn in den letzten 20 Jahren eigentlich passiert? Der Raubtierkapitalismus hat kein Gegengewicht mehr gehabt, so dass Entscheider glauben mussten, dass es gut für das Gemeinwohl ist, alle Schranken fallen zu lassen. "Shareholder Value" hieß das Prinzip, dem gedient wurde. Konzept von Welsh, früher bei General Electric.

Ich glaube, das war falsch gedacht: die Shareholder interessiert nicht, was die breite Masse braucht, sondern einzig, wieviel sie in welchem Zeitraum mehr im Portemonnaie haben.

Niemand, der immer mehr Kröten will, wird freiwillig auch nur einen Cent davon abgeben, sondern stets dafür sorgen, dass er am nächsten Tag etwas besser dasteht als am vorigen. Das ist ein elementarer Antrieb, wie ich finde.

Und wie kommt man am besten an viel Kohle? Indem man es großflächig abgrast.

Wenn man das ganze System mal als Organismus betrachtet, dann fließen die Ressourcen von einem Teil zu einem anderen, der stärker ist, weil er über die notwendigen und auf jeden Fall besseren Mittel verfügt, seine Interessen durchzusetzen.

Schaue ich mich so um, dann finde ich mittlerweile ein regelrechtes Kastensystem. Es gibt Familien, die in der zweiten oder dritten Generation von Sozialhilfe bzw. H4 leben und sich dort auch gut eingerichtet haben.

Am anderen Ende gibt es eine Schicht, die mich sehr an Feudalstrukturen aus dem Mittelalter erinnert. "Neo-Feudalismus" hat das mal jemand genannt (weiß nicht mehr wer das war).

Das scheint so eine Art natürlicher Lauf jeder Gesellschaftsform zu sein. Eine Lösung für das Problem? Früher gabe es alle paar Jahrzehnte einen verheerenden Krieg oder eine Revolution. Zynisch, aber es war so. Danach wurde alles neu ausgewürfelt und der Schmodder konnte neu beginnen.

Grüße Thomas
 
ibanizer":27dk2pbn schrieb:
Moin!

@Physioblues: "Familie vermögend, Überschreibung auf Kinder" Diese Arschlöcher werden immer parasitär leben, vollkommen egal, ob sie H4 bekommen oder ein erfolgreiches Unternehmen führen.

Aha, darum nicht dagegen tun, oder ?
Und lieber das ganze böse System umkrempeln.
Wir sind die, die in dem System oben schwimmen.
Wie sehen die Taten aus, die du auf deine Sprüche und Weltweisheiten folgen lässt ?

Es gibt noch andere gute Sprichwörter.
Mit vollen Hosen ist gut stinken, zum Beispiel.
 
Moin!

@Physioblues: Entspann Dich. Das war kein Angriff auf Dich, sondern eine schlichte Erfahrung.

Ginge es nach mir, würde ich sie zur Verantwortung ziehen. Aber es geht nicht nach mir.

Meine Taten sehen so aus, dass ich in meinem Einflussbereich das tue, was ich für richtig halte und moralisch vertreten kann. Und das ist z.B. ohne Lüge und Übervorteilung auszukommen. Ich bezahle fairen Preis für faire Leistung und käme nie auf den Gedanken, jemandem das letzte Hemd auszuziehen oder eine Notlage auszunutzen.

Kategorischer Imperativ, nicht in Theorie, sondern in Praxis. Solange man nicht nicht selbst in Existenznot ist, funktioniert das sogar ganz gut.

Grüße Thomas
 
ibanizer":1644xvtn schrieb:
Moin!

@Physioblues: Entspann Dich. Das war kein Angriff auf Dich, sondern eine schlichte Erfahrung.

Ginge es nach mir, würde ich sie zur Verantwortung ziehen. Aber es geht nicht nach mir.

Meine Taten sehen so aus, dass ich in meinem Einflussbereich das tue, was ich für richtig halte und moralisch vertreten kann. Und das ist z.B. ohne Lüge und Übervorteilung auszukommen. Ich bezahle fairen Preis für faire Leistung und käme nie auf den Gedanken, jemandem das letzte Hemd auszuziehen oder eine Notlage auszunutzen.

Kategorischer Imperativ, nicht in Theorie, sondern in Praxis. Solange man nicht nicht selbst in Existenznot ist, funktioniert das sogar ganz gut.

Grüße Thomas

Hi,

ich bin sehr entspannt, kam wohl nicht so rüber.
Mich störten nur so Begriffe wie " Arschlöcher" und "parasitär", weil Polemik war bei diesem Thema schon genügend dabei. Und Kraftausdrücke führen selten zu Konstruktivität.
Deine obigen Ansichten unterschreibe ich hingegen voll.
 
Moin Pfaelzer!

Hintergrundinfos? Wie lang soll denn ein Posting werden? ;-)

Und was wäre denn Deiner Meinung nach ein Faktum? Nein, dieser Fall Laura, so plakativ er auch sein mag, zeigt meiner Meinung nach in konzentrierter Form, in welche Richtung der Hase läuft. Und die Gründe dafür liegen nun einmal in gesellschaftlichen Verschiebungen der letzten 20 Jahre, die wiederum durch Dinge ausgelöst wurden, die gerade in den letzten Monaten zusammenbrachen. H4 war hierbei in meinen Augen auch nur eine Reaktion auf ein nicht mehr bezahlbares Sozialsystem.

Neo-Feudalismus. Keine Ahnung, aus welcher politischen Ecke das kommt (kann es mir aber trotzdem gut vorstellen). Ich habe den Begriff aus einer TV-Talkrunde auf Phönix oder 3sat kennengelernt. Wer Lust hat, nachzulesen http://www.brainworker.ch/Geldtheorie/feudalismus.htm (ich hoffe, ich nun bei diesem Link nicht in die Ideologie-Ecke verwiesen, habe aber auch keine Zeit oder Lust, das nachzuprüfen)

Und wie ich schon schrieb: Ich kenne aus meiner persönlichen Umgebung einen ähnlich gelagerten Fall, der dazu führte, dass ein Mädel fast gleichen Alters nun nicht mehr sonntags Zeitungen austrägt und somit länger schlafen "darf". Aber schicke Klamotten, Schminke, oder ein Fahrrad, das keine Lachnummer ist, sind da nicht drin.

Das einzige, was mir dagegen einfällt, ist jeweils die Frage, was denn eigentlich die Eltern oder Erziehungberechtigten in der Zeit gemacht haben und warum sie nicht jobbten. Das ist Eigenverantwortung, muss aber auch im Einzelfall betrachtet werden.

Ich wünsche dem Mädel Laura, dass sie sich nicht unterkriegen lässt.

Grüße Thomas
 
Banger":f1xy4yj1 schrieb:
Bitte, können wir das Thema etwas weniger verzerrt handhaben? Du suggerierst, der Gesetzgeber würde gezielt gegen das Musizieren vorgehen, und das ist Quark.
Würdest Du mit genau so viel Herzblut argumentieren, ginge es um einen Jugendlichen, der sich kein Musikinstrument, sondern Ed-Hardy-Klamotten kaufen wollte?

:clap:

Richtig, es ist leicht, anhand eines ersten Eindrucks gleich einen Skandal zu proklamieren. Aber es ist falsch. Zwei, drei mal drüber nachdenken und die Sache überschlafen hilft meistens. Das hier lässt sich durchaus unterschiedlich bewerten und betrachten.
 
Hi,

falls ich jemand eine Machete für sein intellektuelles Dickicht leihen soll. Vorne weg vielleicht der Hinweis, das ich diesen Thread weder aus politisch oder wirtschaftlich motivierten Gründen gestartet habe, weder politisch in einer Partei oder Interessengruppe aktiv bin oder mich zu dem ein oder anderen politischen oder wirtschaftlichen Lager hingezogen fühle. Wahlkampf? Interessiert mich nicht. Bin halt Otto-Normal-Bürger wie viele andere auch.
Den Artikel von Stern.de fand ich insofern sehr aufschlussreich, egal von wem, für wen und für was auch immer er in die mediale Welt gesetzt wurde, das interessiert mich gelinde gesagt auch gar nicht, das eine Teilung in eine Zweiklassengesellschaft schon in der jungen Generation stattfindet. Dafür gibt es sicherlich viele weitere Belege in Form von Statistiken etc. Das Ganze ist ja nun auch nicht neu. Was weiterhin offensichtlich war, ist der Umstand, dass ein Land mit wirtschaftlicher und kultureller Potenz nicht in der Lage ist für seine junge heranwachsende Generation ein gleichberechtigtes kulturelles Entwicklungsumfeld zu schaffen. Was ich moralisch in Hinblick auf junge Generation, wie in dem Fall der Laura* sowie für die Zukunft verwerflich finde und mich solche Sachen mittlerweile wirklich sauer werden und auch die Emotionen hochschlagen lassen.
Warum geht man nicht dazu über der jungen Generation die gleichen Rahmenbedingungen für ihre kulturelle Entwicklung und Bildung zu bieten? Es kann doch eigentlich gar nicht so schwer sein Maßnahmen für eine gleichberechtigte kulturelle Entwicklung, vielleicht in Form von staatlich aufgelegt Programmen und Maßnahmen in die Gänge zu bekommen. Wenn der gesellschaftliche und politische Wille da ist müsste in dieser Hinsicht doch etwas zu erreichen sein.
Bei Banken, Autoherstellern etc. funktioniert das doch auch bestens, wie die Erfahrungen der letzten Zeit gezeigt haben.

Ciao! Man liest sich ...
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Es ist aber auch nicht so, dass in diesem Bereich nichts für die kulturelle Förderung von Kindern getan wird.

In NRW gibt es das Projekt JEKI - Jedem Kind ein Instrument.

http://www.jedemkind.de/

Über diese Stiftung soll es jedem Grundschulkind zwischen Klasse 1 und Klasse 4 ermöglicht werden ein Instrument seiner Wahl zu erlernen.
Die Teilnahme im ersten Schuljahr ist kostenlos. Im zweiten Schuljahr fällt eine Gebühr von maximal 20 Euro pro Monat an. Im dritten und vierten Schuljahr beträgt der Beitrag pro Monat maximal 35 Euro. Die Kinder erhalten das Instrument als Leigabe für die Schule und zum üben für Zuhause. Es Gibt Instrumentenunterricht in der Schule und verschiedene Projekte wie Orcheser, Bigband, ect.
Für Harz4 Kinder ist eine Befreiung von diesen, wie ich finde, recht niedrigen Gebühren möglich.
Die Finanzierung wird zu einem großen Teil über den Bund und das Land NRW getragen.

Das ist doch eine tolle Sache. So etwas gab es zu meiner Grundschulzeit nicht und es hätte mir vielleicht früher den Spaß am Musizieren nähergebracht.
Der Musikunterricht zur meiner Zeit bestand nämlich aus stupidem Tonleitern und Intervalle hören und in Noten zu notieren.
Totlangweilig, ich hab es damals nicht verstanden und gehasst.
 
Pfaelzer":2an9g0l0 schrieb:
auf das Fundament von Fakten zu stellen

Der Versuch einer Untermauerung mit Fakten.

Grob gesagt, sieht die gesetzliche Regelung für Nebenerwerb eines Leistungsempfängers so aus:

Ein Hartz IV-Empfänger darf und soll einem Nebenerwerb nachgehen, um auf diese Weise evtl. zurückzufinden in eine Vollbeschäftigung. Allerdings steht ihm das verdiente Geld nicht voll zur Verfügung, da dies eine Benachteiligung wäre jener Leistungsempfänger, die nicht in der Lage sind, einer Nebentätigkeit nachzugehen.

Angenommen, der Nebenverdienst beträgt 600,00 Euro pro Monat. Hiervon geht ein Freibetrag von 100,00 Euro herunter, bleiben also für die Berechnung 500,00 Euro. Von diesen 500,00 Euro darf der Leistungsempfänger 20% behalten, das sind also insgesamt 200,00 Euro zusätzlich zur staatlichen Leistung hinzu.

Als Leistungsempfänger gilt nicht zwangsläufig eine Einzelperson, sondern auch z. B. eine Familie mit Kindern, oder eine allein erziehende Person mit Kind usw.

Man stelle sich vor, eine HartzIV beziehende Familie besteht aus Mann, Frau und zwei Kindern im Alter von 14 und 16 Jahren, und Frau, Mann und beide Kinder haben neben der staatlichen Leistung eine Nebentätigkeit – das wäre ein komfortables, bequemes Leben im Vergleich zu einer Einzelperson, die nicht erwerbsfähig ist.

Zum „Fall Lena“, so er denn wahr ist, was nicht sein muss, er kann auch der Fantasie eines Redakteurs entsprungen sein.

In diesem Fall führt obige, eigentlich vernünftige Regelung, zu einer Ungerechtigkeit.

Der Verdienst des Kindes kommt nicht dem Haushalts-Einkommen zugute Das Kind darf das Geld für sich behalten und gibt es wieder aus, um sich einen Wunsch zu erfüllen.

Keine Regelung, kein Gesetz kann jemals zu 100% gerecht sein. Es wird immer eine kleine Gruppe geben, die ungerecht behandelt wird, obwohl das Gesetz oder die Regelung an sich vernünftig und nötig ist.

Aber wer soll kontrollieren, ob ein Hartz4-Kind (hässliches Wort) für seine eigenen Bedürfnisse Geld hinzu verdient, oder ob es das Geld abliefern muss bei seinen Eltern – oder ob es gar zum Hinzuverdienen gezwungen wird? Noch mehr Kontrolle, noch mehr staatliche Aufsicht?

Der „Fall Lena“ ist ein Sonderfall und für sich betrachtet, eine Ungerechtigkeit, aber eine unvermeidliche.

Einen solchen Sonderfall journalistisch auszuschlachten zu einem Rührstück, ist unappetitlich. Der Schreiberling sollte sich schämen, das ist BILD-Niveau.

Wer solche Stories kritiklos schluckt, nicht merkt, was sie bezwecken sollen und sie zum Anlass nimmt, öffentlich auf die Tränendrüsen zu drücken, weil hier der ach so unsoziale Staat einem kleinen armen Mädchen die Bassgitarre weg nimmt und ihr auch keinen Motorroller gönnt – der kommt über Stammtisch-Niveau auch nicht hinaus.

Tom

@edit sorry, "Laura", nicht Lena....
 
@ Dr. Nöres: Interessantes Programm! Das wäre doch sicherlich auch bundesweit denk- und umsetzbar. Oder? Auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Danke für den Tipp.

Greets!
 
@Little-feat: Dann hast Du den Faktum-Knopf schneller gefunden als ich. Ich war nämlich gerade damit beschäftigt, für mich selbst Faktum an sich zu definieren um dann vom Admin einen "Faktum"-Knopf zu erbeten, der einzig und allein das Posten von Fakten zulässt.

@Admins+Mods@GW.de: Das war nur Spaß.

Yep. So ist es. Bemessungszeitraum ist ein Monat, so dass Ferienjobs nicht auf's Jahr umgelegt werden können.

Was immer der Stern-Schreiberling da verzapft hat: Ich kann nur noch einmal sagen, dass mir ein ähnlich gelagerter Fall bekannt ist. Ich werde aber keinesfalls irgendwelche Personalien oder so etwas herausgeben.
 
Dr. Nöres":3298x0lp schrieb:
In NRW gibt es das Projekt JEKI - Jedem Kind ein Instrument.

Das ist doch eine tolle Sache.

Nein.
Ist es nicht.
JEKI ist Prestigeträchtiger Bullshit.
Den Unterricht machen meines Wissens nach Musikschullehrer, die keinerlei Ausbildung haben, um mit Rudeln kleiner Kinder zurechtzukommen, dazu gibt es Gruppenunterricht, individuelle Förderung ist so fast nicht möglich.
Wer den Archetypus des durchschnittlich motivierten Musikschullehrers kennengelernt hat, kan sich vorstellen, welche Qualität der Unterrich haben wird.

Woher die Instrumente stammen, weiß ich nicht genau,
daß aber dort motivierende, hochklassige Instrumente an den Start kommen, das wage ich zu bezweifeln.

Darüberhinaus macht eine starke Kanonisierung der angebotenen Instrumente die musikalische Vielfalt kaputt.
Wer schon mal ein bißchen an einer Geige herumgekratzt hat, oder in eine Klarinette getutet, warum soll der auf einmal zum Fagott greifen?

Zu Allerletzt:
Wenn es um effektive Musikförderung geht, die in einem möglichst geringen finaziellen Rahmen ein Maximum an musikalischer Grundkompetenz und Sozialkompetenz vermitteln soll,
warum kann man dann nicht einfach singen?
Singen ist die unmittelbarste Form des Musizierens,
die einem den Zugang zu jedem weiteren Instrument erleichtert,
ohne obige Blödsinnigkeiten.



Dr. Nöres":3298x0lp schrieb:
So etwas gab es zu meiner Grundschulzeit nicht und es hätte mir vielleicht früher den Spaß am Musizieren nähergebracht.
Der Musikunterricht zur meiner Zeit bestand nämlich aus stupidem Tonleitern und Intervalle hören und in Noten zu notieren.
Totlangweilig, ich hab es damals nicht verstanden und gehasst.

Glaubst Du, je nach Lehrer wäre das bei JEKI besser?

Viele Grüße,
Woody
 
Hi Woody,

ich habe nicht gesagt, das dieses Programm der Weisheit letzter Schluss ist. Klar, ist das nicht vergleichbar mit Einzeluntericht, und sicherlich werden dort keine Meistergeigen oder Selmer-Saxophone an die Kinder verteilt. Aber es ist immerhin ein zusätzliches Angebot für die Kids. Es wird für alle Gundschulkinder (so die Idee) die Möglichkeit geboten erste Gehversuche auf einem Instrument zu machen.

Geh mal davon aus, dass die meisten Harz 4 Familien von sich aus nicht mal darüber nachdenken ihrem Kind ein Instrument zu besorgen und unterrichten zu lassen, weil das Geld einfach fehlt.
Bei JEKI haben zummindest alle die Chance sich an einem Instrument auszuprobieren.

Ich kenne 2 Familien mit Kindern im Grundschulalter, die an Schulen sind, welche JEKI anbieten, und beide befürworten das Angebot. Der Instrumentenunterricht findet separat vom normalen Musikuntericht statt und zwar spielerisch in AG´s.

Natürlich ist es Gruppenunterricht, aber den Kids macht es Spaß, und sie treffen sich auch in der Freizeit zum üben. Der Unterricht wird von Musiklehrern gemacht. Einzelunterricht ist aus öffentlichen Mitteln wohl kaum zu finanzieren.
 
Guten Morgen,

danke Little feat, Banger, Pfaelzer, Physioblues, ihr schreibt genau meine Meinung.

Noch zusätzlich ein paar Fakten:
Eine alleinerziehende Mutter mit 2 Kindern in meinem Bekanntenkreis (unverschuldet in H4 reingerutscht) hat 728,- Euro H4 (für alle 3 Personen) plus Kindergeld 324,- plus 238,- und 179,- Kindesunterhalt = 1469,- Euro zur Verfügung.
Das entspricht einem Gegenwert eines Bruttogehaltes eines Verheirateten mit 2 Kindern von ca. 2.450,- Euro.
Im örtlichen Musikverein kann man übrigens für einen Familienbeitrag von 8,- Euro / Monat Musikunterricht bekommen und bekommt sein Instrument bei Bedarf gestellt.
Ausschluss von kulturellem Leben bzw. Entfaltungsmöglichkeit für Kinder? Sicher nicht. Allerdings auch nicht so bequem wie den Boutique-Amp mit 14 daheim, klar.

Globalisierung: die gibt es seit ca. 10.000 Jahren und ist der Grund warum wir als Spezies Mensch überlebt haben. Übersetzt Globalisierung mit Arbeitsteilung und dann wird klar dass es ohne nicht geht und gehen wird.
Früher wurde innerhalb einer Sippe / Horde die Arbeit aufgeteilt, der Schnellste wurde Jäger, der Treffsicherste schütze, der Stärkste Schmied usw usw. Dann kam man auf den Trichter sich mit anderen Horden zusammenzutun, jetzt wurden die jeweils Besten aus den verschiedenen Sippen die Spezialisten...und der Aufschwung und Sicherung des Überlebens begann.

Es ist heute zwar unnötig verkompliziert und verschachtelt durch Ersatzkonstrukte wie Geld und Finanzmärkte (früher im direkten Tauschandel war es einfacher und überschaubarer...), die Möglichkeiten für Parasiten und Trittbrettfahrer sind so besser, aber letztendlich ist das Schlagwort Globalisierung nichts anderes als die Fortführung der Überlebensstrategie seit dem Homo neandertaliensis oder früher.

Und genauso wie in vergangenen Zeiten gibt es Phasen und Notwendigkeiten der Adjustierung, sprich es gibt phasenweise Horden (Völker, Regionen, Familien, Individuen) denen es im Vergleich zu anderen besser oder schlechter geht. Aber in der Gesamtheit aller Horden, Völker, Individuen geht es uns besser als zu Beginn unserer "Karriere".

Es kommen einfach mehr und besser durch als zu Anfang, also im Sinne der Evolution funktioniert das Modell offenbar.
Auch wenn es dem Einzelnen, der gerade nicht zu den Topgewinnern gehört, persönlich nichts nutzt.

Vielleicht mal als Denkanstoss für die, die kritiklos die Meinungsbildungmaschinerie gegen Globalisierung aufnehmen und mitwettern.
Und bevor ich jetzt gekreuzigt werde: Ja, ich bin für Globalisierung / Arbeitsteilung, allerdings mit klaren, einheitlichen Regeln für alle. Das haben wir bis jetzt noch nicht in der erforderlichen Form.

Gruss

Juergen2
 
Dr. Nöres":1ps3zw9h schrieb:
ich habe nicht gesagt, das dieses Programm der Weisheit letzter Schluss ist. Klar, ist das nicht vergleichbar mit Einzeluntericht, und sicherlich werden dort keine Meistergeigen oder Selmer-Saxophone an die Kinder verteilt. Aber es ist immerhin ein zusätzliches Angebot für die Kids. Es wird für alle Gundschulkinder (so die Idee) die Möglichkeit geboten erste Gehversuche auf einem Instrument zu machen.

Nein, ich wollte Dich damit auch nicht angreifen, und JEKI ist u.U. sogar besser als nichts.
Aber nachdem, was ich von den Musiklehrern und Grundschullehrern in meinem Bekanntenkreis so höre,
ist die Umsetzung eher gut gemeint als gut gemacht.

Dr. Nöres":1ps3zw9h schrieb:
Natürlich ist es Gruppenunterricht, aber den Kids macht es Spaß, und sie treffen sich auch in der Freizeit zum üben. Der Unterricht wird von Musiklehrern gemacht. Einzelunterricht ist aus öffentlichen Mitteln wohl kaum zu finanzieren.

Daß es den beiden Kindern Spaß macht, das finde ich prima, und das bestreite ich auch gar nicht.
Ich weiß aber sicher, daß es gute Musikpädagogische Konzepte gibt, übrigens ohne Weiteres auch im Gruppenunterricht, die mit weniger finanziellem Aufwand mehr musikalischen und sozialen Nährwert für die Kinder hätten, ohne das der Spaß dabei zu kurz kommen muß.
Daß Politiker sich natürlich lieber dabei fotografieren lassen, wie sie Kindern Klarinetten in die Hände drücken, als beim Unterschreiben von Beschäftigungsverträgen von Musiklehrern in Grund- und weiterbildenden Schulen ist leider auch Fakt.


Viele Grüße,
Woody
 
Woody":mhtow0nr schrieb:
Ja, das sagt sich bequem aus einem Wohnzimmer, in dem über 20 Gitarren an der Wand hängen, so nach grober Durchsicht der Equipment-Galerie. Kulturelle Teilhabe hat sehr wohl mit Finanzieller Potenz zu tun.

Nope.

Erstens: Im Wohnzimmer hängen/stehen nur 19 Gitarren. Mehr Platz ist in der ärmlichen Bruchbude an den Wänden einfach nicht und für die die anderen 26 Zimmer müssen ja auch noch Gitarren da sein. Aber im Ernst: ich hab' Spass an meinen Gitarren. Ich zahle ordentlich Steuern, weil ich ganz ordentlich verdiene (das traut man sich ja heute kaum mehr laut zu sagen). Dafür besitze ich aber z.B. kein eigenes Auto. Die Aussage oben habe ich übrigens nicht aus meinem Wohnzimmer heraus, sondern aus einem kleinen Hotelzimmer in Kanada gemacht. Dort hatte ich lediglich eine einzige Gitarre zur Verfügung, die ich kurze Zeit vorher aus den Fängern einer skrupellosen Dealers befreit hatte.

Zweitens: ... hat kulturelle Teilhabe keineswegs mit "finanzieller Potenz", wie Du es ausdrückst, zu tun. Ich habe meine ersten Gehversuche z.B. in zarten Alter von 12 auf einer geliehenen Höfner Nylon-Wandergitarre gemacht.

Der Staat (Wer ist dieser fiese Hund eigentlich, der uns Steuern abnimmt, in die Schuldenfalle treibt, die armen H4-Empfänger drangsaliert, ... usw?? - HUCH, das sind wir ja selbst.... ) muss neben vieler weiterer Baustellen erkennen, daß in seinem Bildungssystem Kultur und Musik (aktiv und passiv) wieder einen wichtigeren Patz einnehmen müssen. Sonst definiert sich unsere Gesellschaft irgendwann nur noch über die ökonomisch relevanten "harten" Fähigkeiten und wundert sich gleichzeitig über den wachsenden Mangel an "soft skills", die man aber andererseits im Bildungssystem vollkommen aussen vor gelassen hat.

Projekte wie "JEKI" (das ich nicht im Detail kenne und daher nicht in seiner Qualität beurteilen möchte) können da ein guter zusätzlicher Ansatz sein. Die Hauptarbeit hierfür muss aber in den Schulen geleistet werden.

just my 0.02€
 
HanZZ":39p06xik schrieb:
Zweitens: ... hat kulturelle Teilhabe keineswegs mit "finanzieller Potenz", wie Du es ausdrückst, zu tun. Ich habe meine ersten Gehversuche z.B. in zarten Alter von 12 auf einer geliehenen Höfner Nylon-Wandergitarre gemacht.

Nunja, aber auch die muß ja erstmal irgendwo rumstehen.
Versteh mich nicht falsch, ich will Dir nicht persönlich ein Bonbon am Hemd kleben,
aber ich finde (pauschale) Urteile darüber, was andere Leute können, haben oder leisten müßten immer etwas problematisch.

HanZZ":39p06xik schrieb:
Projekte wie "JEKI" (das ich nicht im Detail kenne und daher nicht in seiner Qualität beurteilen möchte) können da ein guter zusätzlicher Ansatz sein. Die Hauptarbeit hierfür muss aber in den Schulen geleistet werden.

Wobei auch der Schule/der Vorschulischen Bildung immer mehr Bildungsfelder überlassen werden, die früher selbstverständlich in die Familie gehörten,
aber wo wird heute z.B. noch in der Familie gesungen?

Wobei ich auch zugeben muß, daß mir gute Ideen für viele Probleme fehlen...

Viele Grüße,
Woody
 
Hi!

Habe mich die letzten Tage mal aufgemacht um nach staatlichen oder anderweitigen geförderten Projekten, sowie musikalischen Nachwuchsförderprogrammen für Kinder und Jugendliche die unter Kinderarmut und Hartz-IV Regelung fallen zu suchen.
Das Ganze ist ziemlich undurchsichtig. Projekte und Institutionen die in dieser Richtung etwas tun, sollten sich auf jeden Fall besser organisieren um für Kinder, Jugendliche und Eltern besser erreichbar zu sein. Ein gut strukturiertes Portal im Internet mit jeweiligen bundesweiten Angeboten, Adressen und Ansprechpartnern wäre da sicherlich mehr als hilfreich.
Zu guter letzt habe ich hier noch etwas Interessantes gefunden. Interessant wird es ab Seite 35 (... beginnend "Kinderarmut in Deutschland" und foldende ...) bis Seite 38. Wer Lust hat, kann sich das zu ja Gemüte zu führen. Finde das insofern ganz aufschlussreich, dass das Problem bekannt ist aber nichts richtig passiert.

Greets!
 
Woody":rwsej6tx schrieb:
Nunja, aber auch die muß ja erstmal irgendwo rumstehen.
Versteh mich nicht falsch, ich will Dir nicht persönlich ein Bonbon am Hemd kleben,
aber ich finde (pauschale) Urteile darüber, was andere Leute können, haben oder leisten müßten immer etwas problematisch.

Etwas problematisch finde ich das auch, aber heisst das, dass man die Regelungen zur Sozialgesetzgebung dem Kreis überlassen soll, aus dem sich die Empfänger zusammensetzen? Doch sicher nicht.

Wir haben bei uns in der 4ma einen Praktikanten aus Peru, der ist erst seit ein paar Wochen bei uns. Gestern abend beim Bier hat sind wir über verschiedene Stationen auf das Thema Armut gekommen. Er war fasziniert, dass es Armut -aus seiner Sicht- in Deutschland überhaupt nicht gibt. Über die hier oft benutzte "< 2/3 des Durchschnittsverdienst-Armuts-Definition" hat er nur den Kopf geschüttelt. Bei ihm zu Hause erkennt man Armut daran, dass die Leute am Straßenrand sitzen und betteln.

Ich will keineswegs, dass wir uns ständig mit Dritte-Welt-Ländern wie Peru vergleichen sollen, aber ab und zu mal ein Blick in andere Regionen der Erde zeigt einem doch immer wieder, auf welch hohem Niveau hier viele jammern.

Woody":rwsej6tx schrieb:
Wobei ich auch zugeben muß, daß mir gute Ideen für viele Probleme fehlen...

Mir auch, aber deswegen darf ich doch sicher trotzdem auch bei so einem Thema noch mitdiskutieren, oder?

BTW: Oben erwähntem Praktikanten habe ich heute meine rote Japan-Strat und meinen V-Amp als Leihgabe mitgebracht, damit er was zum Üben hat, während er hier ist. Seine Ibanez RG??? und seinen POD von Preu aus schicken lassen, war ihm zu teuer. (Und nein, ich habe sein Praktikanten-Gehalt nicht verhandelt.)

Cheers

HanZZ
 

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