Wie nahe liegt Theorie und Praxis zusammen?

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A

Anonymous

Guest
Hallo erstmal,

immerwieder liest man irgendwo, da sollte man die und die Tonleiter hernehmen, der andere sagt vertrau auf dein Gehör... Wiederum ein anderer Theorie sei wichtig... Oder versuch einfach mal irgendwie zu spielen, und was weis ich...

So nun zum Thema, wie sieht das bei euch aus? Wer verbindet welche Eigenschaft mit welcher? Welche Gedankengänge habt ihr z. B. beim solieren?

Eigenschaften:
Theorie, Licksammlung, Gehör, Tonleiter, Arpeggios, Atonalität, Virtuosität, usw... nur um ein paar Begriffe loszuwerden. Darf auch ergänzt werden.

Ich will hier jetzt nicht irgendwas erfahren, nur weil ich mich weiterbilden möchte, sondern lediglich wissen: Mit welchen Zusammenhängen der aufgezählten Eigenschaften spielt ihr... Keine Angst ich habe meine eigenen, die ich jetzt noch nicht nennen will um den Diskussionsfluss nicht zu untergraben

Mfg Gitarrero100
 
Bei mir ist es sehr chaotisch ich streue manchmal ein paar pentatonic einflüsse rein.
Sonst verlasse ich mich einfach auf mein Gefühl und lasse die noten einfach durch meine finger fliessen ohne überhaupt zu wissen was ich da tue
:roll:
 
Pentatonik bildet immer eine gute Grundlage wenn ich improvisiere. Wenn ich dann merke, aha...hier bin ich also gerade, Tonart xyz, dann kommen auch andere Sachen dazu.Bei einer Session kann das Ganze auch schon mal den stilistisch gerade präsenten Rahmen sprengen, d.h. wird da gerade Blues gespielt metal ich schon mal los.
Wenn ich, z.B. bei Aufnahmen, spiele, dann mach ich mir schon im Vorfeld Gedanken.Das Ganze sollte passen, stilistisch, gefühlsmässig. Ich geh die Akkordfolgen durch, probier was aus, der Mann am Mischpult sagt dann wie er´s gern hätte.Oder derjeniger, dessen Musik gerade aufgenommen wird.
 
Ich habe ein paar fest eingefahrene Riffs und Licks, auf die ich immer wieder zurückgreifen kann und Variationen daraus bauen kann.
Ich bin mir zwar durchaus bewusst, dass ich beim Thema Akkordbildung und Harmonielehre etwas mehr Einsatz und Ausdauer hätte zeigen müssen, die Rechnung dafür habe grad mal wieder bekommen.

Ich würde gerne mit einer Bekannten "You´re the boss" in einer abgewandelten Setzer/Stefani Version machen, es scheitert aber schon daran, dass ich zum Teil die Akkorde nicht rauskriege, die Brian Setzer da spielt.

Wenn es aber um straighten 50er Rock´n´Roll im Blues Schema geht, hmm mal ganz provokativ laut gedacht: wozu brauch ich da großartig Harmonielehre? Ich weiß doch, wie Rock´n`Roll geht und welche 4-5 Akkorde zueinander passen. Andere Skalen als die Bluesskala und etwas Pentatonik dabei? Nöh, wozu?

So, jetzt dürft ihr mich schlachten und ausbeinen... ;-)
 
Mahlzeit,

Sascha hat im Prinzip schon die Richtige Antwort gegeben, wenn auch etwas versteckt ;-)

Viele sagen sie brauchen keine Theorie, damit haben sie nur recht wenn sie damit meinen dass sie immer wieder über die gewohnten Standards spielen wollen.
Richtige Vielfalt kann das nicht bieten, spätestens bei einer ausgefalleneren Akkordfolge ist dann Schluss, wie Sascha das schon feststellen musste.

Ich erlebe es grad selber. Wir haben in der Schule einen Instrumentalkurs der zugleich unsere abiband rekrutiert und dort haben wir bisweilen nur Standards aus Pop/Rock/Blues gespielt.
Wir haben nun einen Jazzklassiker, Autumn Leaves, angefangen einzustudieren und ich sah meine beiden Gitarrenkollegen nur wehmütig mit den Schultern zucken als dort Sachen auftauchten wie "F#m7b5".
Für nen Jazzer ist das absoluter Standard, für nen Rocker nicht und wenn der Rocker jetzt keinen Schimmer von Theorie hat, dann siehts mit dem Spielen, ja geschweige denn dem Solieren, mau aus.

Insofern kann man wohl sagen dass man ohne Theoriekenntnisse im eigenen Metier zurande kommt, aber gewiss nicht die Vielfalt bieten kann wie jemand der das Basiswissen und womöglich noch mehr drauf hat.

Grüße,
Swen
 
Wofür brauche ich "Vielfalt"? Ich bin kein Top-40-Spieler und kein Tanzkapellenprofi, sondern Hobbyklampfer und spiele eh nur das woran ich Spaß habe.
Theorie? Wozu?
Ich weiß doch, was ich spielen will und kann.

(Ist jetzt kein Grundsatz für alle, sondern nur etwas, was ich für mich so sehe und womit ich prima zurande komme).
 
Reling":26buv7pa schrieb:
Wofür brauche ich "Vielfalt"? Ich bin kein Top-40-Spieler und kein Tanzkapellenprofi, sondern Hobbyklampfer und spiele eh nur das woran ich Spaß habe.
Theorie? Wozu?
Ich weiß doch, was ich spielen will und kann.

Das ist doch mal eine super idiologie! So sehe ich das auch im moment!
Es gab da mal einen Gitarristen der zu mir sagte "Solange du spass hast und dich wohl dabei fühlst ist alles super!" (er weiß wen ich meine)
 
Reling":2vcuzrt8 schrieb:
Wofür brauche ich "Vielfalt"?
Die brauchst du nicht, ich schrob ja;
Viele sagen sie brauchen keine Theorie, damit haben sie nur recht wenn sie damit meinen dass sie immer wieder über die gewohnten Standards spielen wollen.

Wer keinen Anspruich erhebt alles bedienen zu können und damit glücklich wird ist doch bestens bedient.

Ich wollte damit ausdrücken, dass es keine pauschalgültige Antwort gibt, da diese Frage von der Individualität eines jeden Einzelnen abhängt.

Ich finde in diesem Zusammenhang den Satz "ich musste die Theorie lernen um sie zu vergesen" sehr anschaulich, nur leider weiss ich nichtmehr wer´s gesagt hat, ich glaube der Luke war´s gewesen.
Das ist in etwa auch mein Motto. Man schafft sich die Theorie drauf und wenn man dann spielt hat man gewisse Teile verinnerlicht die kommen dann Intuitiv raus und es klingt anständig.

Grüße,
Swen
 
Interessant ist ja, dass A6 und F#m7 harmonisch fast der gleiche Akkord sind... und was haben D#dim und H dur gemeinsam? Den Vetter A!

Wenn man länger drüber nachdenkt, ist Musiktheorie schon recht faszinierend. Musik ist genauso logisch wie Mathematik - hat mich in der Schule aber auch nicht wirklich von Hocker gerissen. Theorie war mir immer ein Graus. Wissen ins Hirn kriegen - oh Gott nein! Bloß nicht!!!!

Heute ärgere ich mich.
 
Pfaelzer":3mdtia2c schrieb:
Es mag z.B. Gitarristen geben, die uns mit Soli beglücken, welche aus minutenlangen Ketten von 16tel bestehen...das ist etwa so wie ein Buch zu lesen, in dem es weder Satzzeichen noch Absätze gibt.
p

Betrachten wir diese 16tel-Spielweise als musikalischen Dialekt. Es gibt auch in der verbalen Kommunikation Dialekte, die sind auf Dauer einfach zum weghören.

Dann lieber eine klare, deutliche Aussprache, strukturiert, allgemein verständlich und auf den Punkt gebracht.
 
Schnellspielen ist ein Stilmittel.
Jedes Stilmittel nutzt sich ab, wenn man es über die Maßen bemüht, allerdings wird jedes Solo umso interessanter, je dienlicher man diverse Stilmittel einstreut.

Ob man das kann, entscheidet das Maß an Theoriewissen, Können und GESCHMACK des Ausführenden ;-)





PS:
You're the Boss ist ursprünglich ein Duett, das Elvis mit (der göttlichen!) Ann-Margret gesungen hat. Möglicherweise findet man über die Schiene etwas einfacher ein Tab/Chordsheet.
 
Pfaelzer":1gwndh4y schrieb:
Wenn man Musikmachen mit sprachlicher Kommunikation vergleicht, entspricht die Menge an Theorie bzw. musikalischem Material, das man kennt, dem Sprachschatz.

Genau meine Worte.......;-)

Ich kann nach Italien fahren und dort learning-by-doing betreiben. Irgendwann werde ich mich verständigen können.
Ich kann auch Vokabeln und Grammatik büffeln. Dann weiß ich wenigstens, was und warum.

Und insbesondere im Umgang mit anderen Musikern (Achtung, das Wort Jazz ist nicht mehr weit entfernt) ist es einfach ungemein hilfreich, wenn man ein paar Akkorde in den Raum werfen kann, ohne die jedem erst großartig erklären zu müssen...
 
Sonny":66szjsi8 schrieb:
Reling":66szjsi8 schrieb:
Wofür brauche ich "Vielfalt"? Ich bin kein Top-40-Spieler und kein Tanzkapellenprofi, sondern Hobbyklampfer und spiele eh nur das woran ich Spaß habe.
Theorie? Wozu?
Ich weiß doch, was ich spielen will und kann.

Das ist doch mal eine super idiologie! So sehe ich das auch im moment!
(er weiß wen ich meine)

Komisch ???? Für mich klingt das arrogant und vor allem IGNORANT !
(und ich bin auch "nur" Hobby-Spieler....)
 
muelrich":211zv3jw schrieb:
[
Komisch ???? Für mich klingt das arrogant und vor allem IGNORANT !
(und ich bin auch "nur" Hobby-Spieler....)

nö, da klingt nix arrogant dran, wenn man die bedeutung des wortes ICH verstanden hat...
 
Pfaelzer":2dkfwvno schrieb:
muelrich":2dkfwvno schrieb:
Komisch ???? Für mich klingt das arrogant und vor allem IGNORANT !
(und ich bin auch "nur" Hobby-Spieler....)

Als arrogant würde ich das nicht bezeichnen; eher als Ausdruck der Befürchtung, dass Harmonielehre a. zu kompliziert, zu langweilig o.ä. ist und b. dass man an Musikalität verlöre, wenn man etwas in der Hinsicht täte...
Ist aber beides nicht so....wer hier und da ein "gutes" Buch liest, wird trotzdem noch normal sprechen können (aber kann sich vielleicht doch besser ausdrücken ?).
Da ich gerade an einer Harmonielehre schreibe ("How to play fusion guitar without knowing it"), wie wäre es, Sonny, Reling, wollt ihr Betatester werden ?

p

hehe, da wäre ich gleich dabei... karlsruhe is calling you! ich hab das eher so aufgefasst, dass der reling halt sein zeug spielen kann, dass er will und sich darüber hinaus nicht weiter den kopf zerbricht. ist ja auch ok so, gibt wohl tausende von lagerfeuergitarristen die nach dieser maxime verfahren. ich finde es auch spannender gelegentlich mal bissl seinen horizont zu erweitern um seine ausdrucksmöglichkeiten zu verbessern. mit ein wenig musikalischem gespür kommt man zwar weitestgehendst auch ohne theorie aus, aber man stösst eben auch regelmäßig an seine grenzen. und spätestens wenn man das merkt ist es zeit mal wieder ein paar euro in die hand zu nehmen und sich ein gutes lernbuch zu kaufen... aber wie gesagt, wenn ich zufrieden mit dem status quo meines könnes bin, ist das natürlich kein thema.
 
BTW, nicht 100% zum thema.

wie gut sind eure griffbrettkenntnisse und notenspielskills?

ich finde den thread echt interessant, da ich bei mir im momnt selber nicht weiss welche spielertyp ich bin. zur zeit versuch ich wieder viel neues zu lernen um weiterzukommen und die stilistik aus dem rock/blues/pop bereich etwas zu erweitern.
naja.
da ich recht routiniert bin neige ich dazu meine schmähs auszupacken und so überall durchzukommen. im speziellen meine ich das die majorscale die ich irgendwie immer unterbringe und die mich immer rettet.
 
Pfaelzer":33of3ss5 schrieb:
...eher als Ausdruck der Befürchtung, dass Harmonielehre a. zu kompliziert, zu langweilig o.ä. ist und b. dass man an Musikalität verlöre, wenn man etwas in der Hinsicht täte...
Ist aber beides nicht so....wer hier und da ein "gutes" Buch liest, wird trotzdem noch normal sprechen können (aber kann sich vielleicht doch besser ausdrücken ?)....

War ja klar, dass mein kleiner Einwurf "Öl ins Feuer" war ... ;-)

Aber wenn man so schöööön formulierte Antworten bekommt, hats sich gelohnt....

BTW...betatester wär ich auch gern.....
 
Ein großer Gitarrist hat einmal gesagt:
first you have to learn everything, than you have to forget everything....

Zum Lernen des Solospiels, wenn man es denn ambitioniert betreiben möchte, gehört alles dazu was du aufgezählt hast:
Licks, Tricks, Gehör, Skalen, Virtuosität, Feeling, Musikalität, Phrasierung.

Wenn man LIVE spielt, sollte man aber am besten gar nicht mehr groß denken und seinen inneren Flow bemühen, der das für einen am besten und sichersten regelt....(zu mir hat einmal ein Gitarrist gesagt, wie kannst du nur so schnell beim Solieren mitdenken - darauf hab ich geantwortet: ich denke beim Solieren im Prinzip gar nicht mit, in dem Moment wo ich zu denken beginne, verspiel ich mich - jetzt etwas überspitzt formuliert...)

Beim Solieren achte ich primär auf eine gute Phrasierung, das nicht alles gleich klingt, das die Phrasen locker beginnen und rund enden - das ist für mich zum eines das schwerste, aber zum anderen das, was ein wirklich gutes Solo von einem mittelprächtigen unterscheidet.
Das zum richtigen Zeitpunkt der richtige Ton kommt (so wie ich ihn als richtig empfinde) und das die Technik die Musikalität unterstützt und nicht andersherum. Natürlich ist auch mal Show-Off gefragt, aber das bezeichne ich eher als zusätzliches Stilelement. Wenn dies dominiert wird es schnell langweilig.
Arpeggios sind z.B im Rock eher Stilelement, was eine Farbe ins Solo bringt, im Jazz gehören sie zum Standardrepertoir. Ohne Licks gehts im Blues und Rock an Roll überhaupt nicht, da stehen Rhythmik und klare Strukturen im Vordergrund. Im Rock und in härteren Gefilden suche ich immer die Melodie, die aus dem Solo hervorstechen muss, usw.

Mach dein Ding und wenn du begeisterte Zuhörer findest, kannst du nicht so falsch liegen....
 
@pfaelzer;
danke, danke, aber das Thema ist für mich gegessen.
Ist ja nicht so, als hätte ich mich niiieeee mit Harmonielehre befasst. Vor der letzten Eiszeit oder so gab es mal ne Phase, da lief bei mir unter 13/4-Takt nix und es konnten gar nicht genug Kreuze vorne vor sein.
Diesen Fieberwahn hatte ich aber gesund überstanden und kam dann drauf, dass A-Dur auch schön ist. Und ein 4/4 auch erstmal sauber gespielt sein will.
Deswegen für MICH (wie es andere machen ist deren Sache) der Schluss, dass ich mich lieber nicht mehr mit sowas befassen mag.
Ist aber nicht Pfui-Bäh, nur eben nix mehr für mich.
 
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