Hallo,
das Thema finde ich klasse!
Die Proben sind bei mir je nach Bandsituation unterschiedlich.
Das Duo - Sängerin und Akustikgitarre/Backgroundvocals: Wir covern und proben in einer der Wohnungen - haben also auch PC und WWW an. Bei der Probe werden Songs vorgeschlagen und angehört. Wenn wir einen Song beide gut finden, suchen wir uns ein paar Videos auf Youtube raus und suchen das "Passende" als Vorlage. Der Link wird per Mail später verschickt.
Erste Aktion ist die Feststellung der richtigen Tonart für die Sängerin. Dann ziehen wir uns den Text aus dem Netz und vielleicht Akkorde (die meistens nicht stimmen) und drucken das aus. Jetzt wird so lange gespielt und rumgeblödelt, bis wir beide grinsen, was Stil, Tempo, Gitarrenparts und Backgroundvocal-Parts angeht. Das ist dann der Moment, wo wir diesen Song an dem Tag nicht mehr weiter proben - die Phase nennen wir gern: "So könnte es gehen." Wir malen jeder ein paar Notizen in unsere Ausdrucke - das fasse ich später zusammen und kopiere, jeder hat ein "Songbuch". Aufgenommen wird nichts. Jeder übt seinen Kram dann zuhause, dann spielen wir den Song bei der nächsten Probe mal "richtig" und sind meistens überrascht, was draus geworden ist.
Wir spielen den Song dann live und entscheiden später, ob er gut kommt oder nicht. Falls nicht, kommt er auf "die Halde".
Alte Songs spielen wir nur durch, wenn einer von uns meint, dass etwas wackelt. Was wir beide können, proben wir nicht mehr, es sei denn, einer von uns hat große Lust, den Song zu spielen. Das hängt davon ab, wie lange wir nicht geprobt und live gespielt haben.
Wir führen allerdings nach jedem Gig in "Feedback-Gespräch", bei dem wir die gesamte Setlist einmal durchgehen, wo Übungs- oder Optimierungsbedarf besteht und was wir echt nicht mehr hören können.
Im Trio - Sängerin, Pianistin mit Backgroundvocals, Gitarre - wird gecovert. Häufig bekommen wir Songwünsche (für Hochzeiten). Die Sängerin hat meistens den Text schon ausgedruckt dabei. Wenn kein Veto kommt (Vetos sind selten), wird die Tonart rausgefunden und dann wird der Song erstmal gespielt. Pianistin und ich sind dann sehr zurückhaltend und es muss sich rausstellen, ob das ein Piano- oder Gitarrensong ist, wer also den tragenden Part spielt und wer den unterfüttert.
Ich mache mir ein paar Notizen (sprich Akkordfolge, ggf. Kapo-Position), die Pianistin merkt sich das alles einfach.
Dann kochen wir und essen, rauchen und trinken und in der Zeit wird immer und laufend dreistimmig gesungen und zwar nur dummes Zeug, gerne auch alte Werbejingles. Der Ăśbungseffekt ist ĂĽbrigens enorm, das meine ich ganz ernst.
Auch hier proben wir, wozu wir Lust haben und was wir als nötig ansehen und auch hier wird nichts aufgenommen.
Wir sind sehr probenfaul im Trio und klingen bei den Proben auch schauderhaft, weil keiner von uns wirklich intensiv spielt. Wir laden uns daher gerne Gäste für die Zeit nach der Arbeit an neuen Songs ein und machen einen aus dem öffentlichen Üben einen ungezwungenen Party-Gig.
In der (sehr neuen) Rockband werden eigene Songs gespielt. Jemand bringt einen Song und spielt/singt ihn der Truppe vor. Gehen alle Daumen rauf, bringt der "Autor" ihn der Band bei - dabei hat der Autor im Regelfall bereits Text mit Akkorden drĂĽber fĂĽr alle ausgedruckt dabei.
Wenn jeder meint, unfallfrei durch den Song zu kommen, spielen wir damit auch erstmal rum - Anregungen werden von jedem mal gegeben und vielleicht umgesetzt. Am Ende steht eine Aufnahme per einem einfachen Boss-Dingens durch den Bassisten. Der schickt die Aufnahme und Text/Leadsheets mit Anmerkungen dann später noch per Mail rum - jeder setzt sich damit auseinander und dann wird der Song einfach gespielt.
So zumindestens in den ersten paar Proben - das muss sich finden.
Zwei Dinge halte ich in allen Formationen für wichtig: Spielen im Sinne von rumspielen. Alles wird ausprobiert. Meint jemand "können wir das nicht mal als Swing spielen", dann zählt einer bis vier und der Song wird als Swing probiert - ohne jede Diskussion davor. Statt diskutieren probieren. Es spart Unmengen an Zeit und hinterher WEISS man, wie es klingt.
Zweitens Bewegung. Im Sitzen zuhause üben, im Stehen proben und beim Gig bewegen geht für micht nicht. Ich "rocke" schon beim Proben ein wenig. Tatsächlich kann ich einige Dinge überhaupt nicht mehr spielen, ohne mich dabei zu bewegen...
Soviel für´s Erste. Bißchen länger geworden als ich dachte aber tatsächlich ist das ein echt komplexes Thema, das für jede Kapelle anders beantwortet werden muss.
GruĂź
erniecaster