Alles im Grünen Bereich/Hot or Not?

Woody

Power-User
16 Apr 2003
2.942
2
36
Köln
Hallo zusammen,

heute hatte ich mal wieder ein Erlebnis dieser Güte: :facepalm2:
Beim Üben war ich genervt von meinem Cleansound, der mir irgendwie muffig und undynamisch vorkam.
Ich hatte vor längerer Zeit schon mal wieder unmotiviert an meiner Anlage rumgeschraubt,
und mir fiel die Input Level-Anzeige meines g-major ins Auge, die bei jedem Anschlag nahezu an die magische 0db-Marke heranschwappte.
Nach jeweils einem beherzten Griff an den Input-Regler des g-major und an den Output-Regler der vorhergehenden Vorstufe war mein Grinsen wieder da und es klang spritzig und dynamisch.
Die Pegelanzeige meines Effektgerätes bewegt sich nunmehr meistens bis -18db und selten darüber.

Warum das Ganze?
Zunächst bietet mir mein g-malor eine Auflösung von 24bit/48kHz, das macht einen Dynamikumfang von rechnerisch 144db.
Ganz grob gesagt, bei den Lautstärken, die ich mit meinem Amp zu fahren bereit bin, hab ich davon einen Haufen db über,
selbst der bei 16bit errechnete Dynamikumfang von ca 96db ist in meinen Ohren für Gitarre völlig ausreichend.

Ich kann also ruhig ein paar bit verschenken,
bei Pegelspitzen um -18db habe ich immer noch eine Auflösung von 21bit, wenn ich mich jetzt nicht komplett verrrechnet habe, was aber auch total egal ist.
Die Frage ist ja nämlich:
warum solltet ich Bits verschenken?

Wenn ich mir dieses Paper anschaue, dann ist dort auf der 1. Site eine hübsche Grafik zum Thema Intersample Distortion.
Das heißt, wenn in einem A/D-Wandler die Pegelspitzen zwischen den Abtaststellen zu liegen kommen, dann wird uns ein digitales Meßgerät nicht zwangsläufig eine Übersteuerung anzeigen, weil, die Meßpunkte sind ja sauber eingefangen.
Ein D/A-Wandler wird aber massiv ins Kotzen geraten (sprich übersteuern), wenn er den digitalen Datenstrom wieder in analoge Wechselspannung umsetzen soll.
Das ist, nach ebenjenem Artikel kein theoretisches Problem, sondern kann bei Sinuswellen bis zu 3db Übersteuerung ausmachen, bei Rechteckwellen (höre ich da jemanden Fuzz sagen?) sogar bis zu 6db, bei, zugegeben etwas pathologischen Messsignalen bis zu 10 db.

Das ist schonmal ein Grund, einen A/D-Wandler etwas vorsichtiger anzufahren.

Ein zweiter Grund ist das oben schon erwähnte digitale Meßgerät.
Derselbe Artikel legt nahe, daß es unterschiedliche Standards an digitaler Pegelmesserei gibt,
die zu nicht kongruenten Ergebnissen führen.
Ich halte es durchaus für möglich, daß mein Konverter schon Bröckchen hustet, mir die Levelanzeige aber noch gelbes Niveau, kurz vor Knapp anzeigt.
Da bin ich doch auch lieber ein paar db auf der sicheren Seite.

Probierts mal aus,
auch im Recording sollten sich konservativere Level in einer saubereren und spritzigeren Wiedergabe bemerkbar machen,
wenn nicht bereits im Wandler unbemerkt die Transienten frisiert werden.

Ich hoffe, der Pfälzer wird hier noch ein bißchen verständnisfördernd und präzisierend Klugscheißen,

Viele Grüße,
woody
 
Interessanter Artikel. Mich würde mal sein Rating einer neueren Red Hot Chili Peppers CD interessieren, die scheinen ziemlich furchtbar gemastert zu sein.

Aber -18db? -10 hörte ich schon mal als gute Richlinie zum Aufnehmen. Ich geb zu, ich nehm auch meist sehr hot auf, aus Angst, bits zu verschenken - vermutlich unsinnig.
 
Moinsen!

Die Californication ist derartig hyperkompromiert und hochgelevelt, dass sie (jedenfalls die, die ich besitze) zerrt. Ich hab erst gedacht, meine Hochtöner sind hinüber, aber nee, liegt an der CD.
Ich finde das sehr unangenehm, liegt aber offenbar im Zeitgeist. In der "Studio" Zeitschrift wurde demletzt ein Projekt eines engagierten Produzenten vorgestellt, das gegen den "Lautheitswahn" und für mehr Dynamik war. Viele Produzenten stimmen dem zu, aber erst ein Umdenken beim Verbraucher wird vielleicht zu Änderungen führen. Bisher gilt Lauter = Besser.
Dann wird das extreme Signal ja auch noch im Radiosender massiv komprimiert. So sehr, dass mir Radiomusik schnell auf die Nerven geht. Abgesehen davon, dass dauernd irgendeine Hintergrundpluckermusik unter Interviews und Nachrichten läuft. Gruselig.

Beste Grüße!
Jab
 
Auf jeden Fall eine interessante (und disziplinierte ;-)) Überlegung. Wahrscheinlich sollte ich das für's recording auch einfach mal beherzigen. Ich pegel mich beim aufnehmen auch immer dichtsmöglich an die 0db ran... Mit dem Erfolg, dass ich beim Mix die Summe eh ordentlich runterziehen muss.

Vielleicht hilft mir das ja ... mal schauen.

Gruß
.Gurki
 
Hier der Initiator von Stop the Loudness War

http://www.dynamicrange.de/

ich hab mir jetzt bei meinen Home-Recordings angewöhnt, deutlich weniger heiß zu mixen und zu "mastern" - wenn ich das so hochtrabend nennen darf.
Erst mal klingt hoch verdichtet ja echt toll aber dann merkt man irgddnwann, dass da was verzerrt.
Im direkten Vergleich klingen die DR12 Master halt schon irgendwie dünn.
Aber mal alte Aufnahmen wie Dark Side of the Moon angehört - früher wurde so zurückhaltend gemastert und wir fanden das doch gut oder?
Für mich ist jetzt bei DR8 Schluß, heißer ist nicht.

mfG
 
Moin.
Danke für die vielen informativen Links. Ich mag zum Loudnesswar auch den Wikiartikel: http://de.wikipedia.org/wiki/Loudness_war
Hier noch ein Aufsatz zum Thema Aussteuerung und Headroom:
http://www.sengpielaudio.com/HeadroomUndAussteuerung.htm
Auch die weiterführenden Links sind interessant.
Das schöne an der ganzen Geschichte: Man kann das eigentlich selbst alles ausprobieren und hinhören. Ob beim Loudnesswar im CD Regal(mein absolutes Negativbeispiel: Die letzten beiden Metallica Scheiben. Beide so totkomprimiert das ich sie nicht kaufen bzw hören kann.) und auch Aussteuerungs und Dynamikversuche mit den eingenen ADDA Wandlern kann man mal machen. Es geht idR nichts kaputt, klingt eben nur manchmal Shice.
Ich habe als Faustregel mal gehört: Digitales Zeug immer auf -6dB pegeln und nicht auf "0". Fahre da eigentlich ganz gut mit. Ob innerhalb einer DAW oder mit Modellern/Effektgeräten.
So, jetzt werde ich mal wieder ganz analog Akustikgitarre spielen.
Gruß
Ugorr
 
Pfaelzer":vxvwb7hj schrieb:
...und so ein D/A-Wandler freut sich ab und an über mehr Pegel, weil er dann die Obertöne strukturierter darstellen kann...(anders gesagt: A/D-Wandler nicht überfahren, D/A-Wandler nicht unterfahren...).
Ich hätte da gerne mal ein Problem.

Meine verschiedenen Grundsounds, die ich in ihrer Lautstärke nach meinem öhrlichen :lol: Empfinden einstelle, werfen bekanntermaßen unterschiedliche Pegel raus. Den Eingang des FX stelle ich dann auf 10 Uhr, damit die starken Pegelspitzen von dynamischen Cleansounds nicht übersteuern.

Üblicherweise stelle ich den Ausgang des FX etwas höher, so zwischen 12 und 2 Uhr. Darf ich das? :oops: Nutze ich da nicht den FX als "Aufholverstärker"? Wäre es günstiger, mit Ausgang = Eingang aus dem FX zu gehen und dafür in der Endstufe mehr Gas zu geben?
 
mad cruiser":il26sjxp schrieb:
Üblicherweise stelle ich den Ausgang des FX etwas höher, so zwischen 12 und 2 Uhr. Darf ich das? :oops: Nutze ich da nicht den FX als "Aufholverstärker"? Wäre es günstiger, mit Ausgang = Eingang aus dem FX zu gehen und dafür in der Endstufe mehr Gas zu geben?
Solange es klingt, darfst Du alles, was Du willst.
Und wenn es nicht klingt, trink ein Bier mehr.
 
gitarrenruebe":qd40op3e schrieb:
Solange es klingt, darfst Du alles, was Du willst.
Und wenn es nicht klingt, trink ein Bier mehr.
:motz2: Schnauze, Lutscher! :lol:
Pfaelzer":qd40op3e schrieb:
Das ist wahr. Sehr wahr.
Was man auch Schlechtes über mich sagen mag, ich weiß es bereits.

Danke. :cool:

Ich wollte tatsächlich wissen, ob aus tontechnischer Sicht eine andere Herangehensweise als meine günstiger wäre. Vielleicht würde ich ja mal ausprobieren... ;-)
 

Beliebte Themen

Zurück
Oben Unten