univalve
Power-User
- 27 Mai 2014
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- 2.098
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Huhu,
Vor ca. einem Monat kam mein vintone clipper II.
Nachdem ich von physioblues' thread ( http://www.guitarworld.de/forum/viewtop ... sc&start=0 ) motiviert war, habe ich es auch gewagt, einen Amp zu ordern. Ich habe mich fĂĽr http://www.vintone.com entschieden.
Nach meinen guten Erfahrungen mit dem univalve war ich noch auf der Suche nach etwas noch simplerem, aber mit den gleichen Möglichkeiten, jeden Röhrentyp, der die gleiche Sockelbeschaltung hat zu verwenden und möglichst einen Röhrengleichrichter verwendet. Nach meinen Erfahrungen beim rumspielen mit meinem damaligen Mesa Blue Angel war mir klar, dass auch dieses Element Auswirkungen auf den Sound hat. Bei vintone wurde ich dann auf den clipper aufmerksam. Nach einigen Mails mit Doug, dem Besitzer und auch einzigem "Arbeiter" bei vintone, war klar, wie ich den Amp wollte. Damals sagte er, dass die Lieferzeit 20-30 Wochen dauern würde. Naja, im nachhinein waren es dann doch 1 Jahr und 3 Monate. Ach ja, bei Beginn die Hälfte anzahlen, bei Fertigstellung den Rest. Ich habe das erste via Western Union Money Transfer übermittelt, den zweiten Teil via Paypal, was sich als bequemer erwiesen hat.
Das Aussuchen der Komponenten geht ähnlich von statten wie bei physioblues: man kann im prinzip alles wählen, wobei bei vintone noch ein Schwerpunkt auf den Holzgehäusen liegt. Dies stand aber bei meinem Amp aber nicht zur Debatte.
Das Warten hat sich gelohnt, wobei ich, wenn ich die effektive Wartezeit von Anfang an gewusst hätte, mich wohl für ein anderes Produkt entschieden hätte.
Der Amp kommt mit eigener Bedienungsanleitung, da ja alles auf Kundenwunsch eingestellt ist. Auf der Front gibt es fünf Regler (Gain, Volume, Feedback, Bass und Treble) sowie vier Miniswitcher (Feedback Bypass, Tonepotis Bypass, Gainanhebung Vorstufe, Gainanhebung Endstufe (letzterer fußschaltbar)) und die üblichen Hi- und Low-Eingangsbuchsen und Power und Standby-Switches. Auf der Rückseite gibt es einen Impedanzwahlswitch (4 oder 8 OHM), zwei Speaker-Outs, Line-Out und eine Footswitch-Buchse. Obendrauf findet man die drei Röhrensockel für Vorstufe, Endstufe und Gleichrichterröhre. Daneben einen Elko und das Netzteil sowie den Ausgangsübertrager. Die Unterseite des komplett verchromten Gehäuses ist mit einer Plexi-Glasscheibe verschlossen. Somit ist das Innere deutlich nachvollziehbar. Da drinnen herrscht Ordnung und Übersichtlichkeit. Viel Teile sind da nicht drinnen.
Ja wie klingt er denn nun?
Der Amp klingt direkt, unverfälscht und extrem ehrlich. Spielfehler aber auch Instrumentstärken und -Schwächen werden gnadenlos aufgedeckt. Dafür klingt die Strat nach Strat und die Tele auch wirklich nach Tele. Ähnliche Sounds wie beim univalve sind locker drin. Wobei der univalve im direkt AB-Vergleich etwas rockiger daher kommt. Der vintone macht bei der gleichen (so weit dies möglich ist --> Gleichrichter und nur eine Vorstufe!) Röhrenbestückung einen etwas gepflegteren Eindruck. Vorstufen Zerre ist hier deutlich weniger drin wie beim univalve, wobei ich den Großteil, den der Uni mehr hat eher als zusätzliche Kompression beurteilen würde. Zum ordentlich rocken mit Singlecoils reicht es auf alle Fälle. Im Proberaum mit zweiter Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang und zwei Background-Sängerinnen stetzt er sich auch mit einer 6V6 in der Endstufe (8 Watt) noch gut durch. Bisschen lauter könnte es schon sein, aber dafür hatte ich ihn in erster Linie auch nicht gekauft. Mit einer EL34 oder KT66 (15 und mehr Watt) dürfte es dann wohl ausreichen. Das Tauschen der Gleichrichterröhre hat, wie schon erwartet, noch einen entscheidenden Einfluß auf Klangfärbung, das Ansprechen und den Headroom des Amps.
Der Regler mit der Beschriftung Feedback regelt den Anteil des negative Feedbacks. Für rockigere Sachen stelle ich den auf Bypass, für Bossa und jazzigere Sachen an. Dabei geschieht ein leichtes "indirekt" werden des Signals mit einem Höhenverlust.
Der Lautstärkesprung des Fussschalters ist ziemlich praxisgerecht und die zusätzliche Endstufenzerre eine Freude beim spielen. Irgendwie liegt der vintone auch besser "am Kabel" bei singlenotes. Nicht nur, dass es extrem dynamisch reagiert, sondern die singlenotes springen einen förmlich an.
Der Vorstufen Boost oder die Vorstufen-Gainanhebung bringt auch tatsächlich den Unterschied zwischen Endstufen-Clipping (daher ja auch der Name Clipper) und Vorstufenzerre, die ich persönlich schätze. Im Manual steht zwar, dass die Vorstufenzerre Fussschaltbar wäre, aber ich bin froh, dass es letztlich die Endstufe ist. Beides zusammen haut schön rein, wobei das nicht an Metalgefilde rankommt. Das Maximum ohne externe Geräte (Booster oder Zerrer) ist Hardrock. Dabei bleibt das Darstellen von komplexen Akkorden erstklassig. Selbst Halbtonunterschiede (g'scheite Stimmung und Bundreinheit selbstverständlich!) kommen harmonisch ver- oder angezerrt rüber. Das Gerät macht echt Laune!
Manch einer könnte den Amp übrigens als grell oder mit fehlendem Bass einschätzen. Hier sind die Geschmäcker wohl unterschiedlich. Manche bezeichnen auch den univalve als grell oder spitz. Der vintone hat schöne und ausgeprägte Höhen, die mir persönlich gefallen und meiner Meinung nach nicht in den Bereich "spitz" hineinkommen. Bei Endstufenclipping geht Basspower weg - also NuMetal ist hier wirklich nicht angesagt. Trotzallem halte ich die Basswiedergabe für ausgeprägt und bei den meisten Situationen wohl als ausreichend dimensioniert. Das ganze variert auch extrem mit der Röhren(aus)wahl!
Hier noch ein Bild von meinem clipper bei Doug auf der Werkbank:
Und noch das Fazit:
Pro:
greetz
univalve
Vor ca. einem Monat kam mein vintone clipper II.
Nachdem ich von physioblues' thread ( http://www.guitarworld.de/forum/viewtop ... sc&start=0 ) motiviert war, habe ich es auch gewagt, einen Amp zu ordern. Ich habe mich fĂĽr http://www.vintone.com entschieden.
Nach meinen guten Erfahrungen mit dem univalve war ich noch auf der Suche nach etwas noch simplerem, aber mit den gleichen Möglichkeiten, jeden Röhrentyp, der die gleiche Sockelbeschaltung hat zu verwenden und möglichst einen Röhrengleichrichter verwendet. Nach meinen Erfahrungen beim rumspielen mit meinem damaligen Mesa Blue Angel war mir klar, dass auch dieses Element Auswirkungen auf den Sound hat. Bei vintone wurde ich dann auf den clipper aufmerksam. Nach einigen Mails mit Doug, dem Besitzer und auch einzigem "Arbeiter" bei vintone, war klar, wie ich den Amp wollte. Damals sagte er, dass die Lieferzeit 20-30 Wochen dauern würde. Naja, im nachhinein waren es dann doch 1 Jahr und 3 Monate. Ach ja, bei Beginn die Hälfte anzahlen, bei Fertigstellung den Rest. Ich habe das erste via Western Union Money Transfer übermittelt, den zweiten Teil via Paypal, was sich als bequemer erwiesen hat.
Das Aussuchen der Komponenten geht ähnlich von statten wie bei physioblues: man kann im prinzip alles wählen, wobei bei vintone noch ein Schwerpunkt auf den Holzgehäusen liegt. Dies stand aber bei meinem Amp aber nicht zur Debatte.
Das Warten hat sich gelohnt, wobei ich, wenn ich die effektive Wartezeit von Anfang an gewusst hätte, mich wohl für ein anderes Produkt entschieden hätte.
Der Amp kommt mit eigener Bedienungsanleitung, da ja alles auf Kundenwunsch eingestellt ist. Auf der Front gibt es fünf Regler (Gain, Volume, Feedback, Bass und Treble) sowie vier Miniswitcher (Feedback Bypass, Tonepotis Bypass, Gainanhebung Vorstufe, Gainanhebung Endstufe (letzterer fußschaltbar)) und die üblichen Hi- und Low-Eingangsbuchsen und Power und Standby-Switches. Auf der Rückseite gibt es einen Impedanzwahlswitch (4 oder 8 OHM), zwei Speaker-Outs, Line-Out und eine Footswitch-Buchse. Obendrauf findet man die drei Röhrensockel für Vorstufe, Endstufe und Gleichrichterröhre. Daneben einen Elko und das Netzteil sowie den Ausgangsübertrager. Die Unterseite des komplett verchromten Gehäuses ist mit einer Plexi-Glasscheibe verschlossen. Somit ist das Innere deutlich nachvollziehbar. Da drinnen herrscht Ordnung und Übersichtlichkeit. Viel Teile sind da nicht drinnen.
Ja wie klingt er denn nun?
Der Amp klingt direkt, unverfälscht und extrem ehrlich. Spielfehler aber auch Instrumentstärken und -Schwächen werden gnadenlos aufgedeckt. Dafür klingt die Strat nach Strat und die Tele auch wirklich nach Tele. Ähnliche Sounds wie beim univalve sind locker drin. Wobei der univalve im direkt AB-Vergleich etwas rockiger daher kommt. Der vintone macht bei der gleichen (so weit dies möglich ist --> Gleichrichter und nur eine Vorstufe!) Röhrenbestückung einen etwas gepflegteren Eindruck. Vorstufen Zerre ist hier deutlich weniger drin wie beim univalve, wobei ich den Großteil, den der Uni mehr hat eher als zusätzliche Kompression beurteilen würde. Zum ordentlich rocken mit Singlecoils reicht es auf alle Fälle. Im Proberaum mit zweiter Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang und zwei Background-Sängerinnen stetzt er sich auch mit einer 6V6 in der Endstufe (8 Watt) noch gut durch. Bisschen lauter könnte es schon sein, aber dafür hatte ich ihn in erster Linie auch nicht gekauft. Mit einer EL34 oder KT66 (15 und mehr Watt) dürfte es dann wohl ausreichen. Das Tauschen der Gleichrichterröhre hat, wie schon erwartet, noch einen entscheidenden Einfluß auf Klangfärbung, das Ansprechen und den Headroom des Amps.
Der Regler mit der Beschriftung Feedback regelt den Anteil des negative Feedbacks. Für rockigere Sachen stelle ich den auf Bypass, für Bossa und jazzigere Sachen an. Dabei geschieht ein leichtes "indirekt" werden des Signals mit einem Höhenverlust.
Der Lautstärkesprung des Fussschalters ist ziemlich praxisgerecht und die zusätzliche Endstufenzerre eine Freude beim spielen. Irgendwie liegt der vintone auch besser "am Kabel" bei singlenotes. Nicht nur, dass es extrem dynamisch reagiert, sondern die singlenotes springen einen förmlich an.
Der Vorstufen Boost oder die Vorstufen-Gainanhebung bringt auch tatsächlich den Unterschied zwischen Endstufen-Clipping (daher ja auch der Name Clipper) und Vorstufenzerre, die ich persönlich schätze. Im Manual steht zwar, dass die Vorstufenzerre Fussschaltbar wäre, aber ich bin froh, dass es letztlich die Endstufe ist. Beides zusammen haut schön rein, wobei das nicht an Metalgefilde rankommt. Das Maximum ohne externe Geräte (Booster oder Zerrer) ist Hardrock. Dabei bleibt das Darstellen von komplexen Akkorden erstklassig. Selbst Halbtonunterschiede (g'scheite Stimmung und Bundreinheit selbstverständlich!) kommen harmonisch ver- oder angezerrt rüber. Das Gerät macht echt Laune!
Manch einer könnte den Amp übrigens als grell oder mit fehlendem Bass einschätzen. Hier sind die Geschmäcker wohl unterschiedlich. Manche bezeichnen auch den univalve als grell oder spitz. Der vintone hat schöne und ausgeprägte Höhen, die mir persönlich gefallen und meiner Meinung nach nicht in den Bereich "spitz" hineinkommen. Bei Endstufenclipping geht Basspower weg - also NuMetal ist hier wirklich nicht angesagt. Trotzallem halte ich die Basswiedergabe für ausgeprägt und bei den meisten Situationen wohl als ausreichend dimensioniert. Das ganze variert auch extrem mit der Röhren(aus)wahl!
Hier noch ein Bild von meinem clipper bei Doug auf der Werkbank:
Und noch das Fazit:
Pro:
sehr individuel zu formender Sound
guter Grundsound
super Verarbeitung
Hifi-High-End Optik
wirkungsvolle Regelmöglichkeiten
lange Wartezeit
kalte Lötstelle in dem Fussschalter
schlecht zu transportieren (habe ich mir ja selber ausgesucht - passt aber genau in mein case vom univalve)
bei manch einem vielleicht (analog zu univalve): zu wenig Bass und zuviele Höhen (siehe hierzu weiter oben).
greetz
univalve