An die Studenten unter uns!

billion guitar horror":thfluu5u schrieb:
[...]
Um Fair zu bleiben muß ich sagen, dass ich von meiner Generation und gerade von den nachfolgenden auch nicht begeistert bin, was das politische Engagement angeht. Solidarität ist rar geworden, Prinzipien wie Menschen- und Grundrechte relativiert, Wohlstand wichtiger als Freiheit ... erst kommt eben das Fressen, dann die Moral.

Manche Menschen kommen heute von der Schule und sind schon so flexibel, dass sie ihr Rückgrat kaum noch spüren. Sie haben ja auch in den Schuljahren gelernt, dass man leichter durchkommt, wenn man sich schön geschmeidig durchschlängelt. Meine Lehrer haben mich wenigstens teilweise noch zu kritischem Denken ermutigt - an der Uni musste ich dann feststellen, das viele KommilitonInnen scheinbar andere Lektionen gelernt haben als ich.

Nicht nur dazu - generell großen Respekt zu dem was du hier beigetragen hast. Ich bin leider kein so großer Redner, aber du hast genau das auf den Punkt gebracht was ich denke!

Es ist leider eine Schane wie sich unsere Gesellschaft verhält. Es wird mehr gegeneinander gearbeitet als zusammen Lösungen zu suchen. Ich bin einfach generell traurig wenn cich sehe wie die Leute reagieen, aber solche Beteiligungen wie hier geben einen doch Mut.

Wie gesagt; es geht nichg "nur" um Studiengebühren. Generell: Tut was für euer Recht! Nichts ist schlimmer als ignorant sich der Allgemeinpolitik hinzungeben.

Gruß
 
PainofSalvation":2t2opccg schrieb:
Ich bin einfach generell traurig wenn cich sehe wie die Leute reagieen, aber solche Beteiligungen wie hier geben einen doch Mut.
Hallo,

es ist schön, das zu lesen. Viel mehr kann ich mit einem Forum-Beitrag auch nicht leisten, als zu sagen: Nur Mut, es gibt noch mehr, die noch kritisch denken können und nicht so leicht aufgeben.

Selbst studiere ich ja schon länger nicht mehr, aber als Arbeitsloser hab ich genauso unter der unsozialen Politik zu leiden. U. a. deshalb gehe ich auch öfters mit den Studenten auf die Straße. Bei über 4 Millionen Arbeitslosen ist es leider nur ein Bruchteil, der mitmacht - wären es wenigstens mal 25 %, dann gäbe es schon ein Medienecho, dass sich hören ließe. 1 Million Arbeitslose zusammen mit 1 Million Schüler und Studenten in Berlin auf der Straße - von sowas träume ich leider nur.

@monkeyinme: Bei mir war es gerade anders. Als ich arbeiten musste und kein Bafög mehr bekam, war es sehr schwierig Arbeit und Studium zu vereinbaren. Das hängt von vielen Faktoren ab, vor allem natürlich vom Studiengang und der Belastung auch gerade in der vorlesungsfreien Zeit. Es ist schön, dass du es trotzdem geschafft hats, das bedeutet leider nicht, dass es jedem gelingen kann.
Zwei Probleme hats du ja angesprochen, Bafögvergabe und das in D nur rudimentäre und leider parteipolitisch geprägte Stipendiensystem.

Und 100% Weiterleitung der Studiengebühren in die Lehre ... jeder weiß, dass dies ein Traum bleiben wird. Und selbst wenn der in Erfüllung gehen sollte, so würde über die Verteilung der Gelder kaum demokratisch entschieden.
 
billion guitar horror":2h5ibfy1 schrieb:
1 Million Arbeitslose zusammen mit 1 Million Schüler und Studenten in Berlin auf der Straße - von sowas träume ich leider nur.

Was leider in D schier unmöglich scheint, es sei denn, man hat das Geld
für Leih-Demonstranten von Randstad ... stellt Euch doch nur mal vor,
1 Millionen Arbeitslose und eine Millionen Studenten würden
einen Sternmarsch nach Berlin machen, bestens organisiert
und durchgeführt. Der Reichtstag würde wackeln! Aber Proteste
gibt es allenfalls bei den Karnevalisten in Köln über den Weinzwang im Gürzenich ... es ist eine Schande!
 
billion guitar horror":1igq5uac schrieb:
1 Million Arbeitslose zusammen mit 1 Million Schüler und Studenten in Berlin auf der Straße - von sowas träume ich leider nur.

Ich finde diesen Gedanken spannend.

Hier wird die mangelnde Solidarität unter Studenten, Schülern und Arbeitslosen beklagt.

Ich beklage die mangelnde Solidarität zwischen Schülern, Studenten, Arbeitslosen und Rentnern, dazu noch alle die, die in Lohn und Brot stehen.

Das allerdings tatsächlich eine derart gruppenübergreifende Solidarität entsteht, ist illusorisch.

Denn: Letzlich interessiert die Schüler, Studenten und Arbeitslosen ihr eigenes Problem. Für die Probleme anderer ist kein Raum mehr.

Ganz ehrlich: Wie kommt Ihr auf den Gedanken, dass z.B. ich mich für Euch engagieren sollte? Weil mir Euer Problem am Herzen liegt?
Nein, dem ist nicht so. Mich rührt das Leid von Rentnern, die ihr Essen nicht mehr bezahlen können, deutlich mehr an, als Eure 1000 Euro Studiengebühren.
Und solange Euer Blick ausschließlich auf Eure Studiengebühren gerichtet ist, werde ich nicht für Euch eintreten.
Alle oder keiner, das ist hier mein Motto.
 
Frank":2naw31hr schrieb:
Alle oder keiner, das ist hier mein Motto.

... und letztendlich ist es dabei völlig egal, ob alle oder keiner mehr oder weniger hat, es ändert nichts an unserer Unzufriedenheit.

Etwas im Äußeren zu verändern zieht immer ein Ungleichgewicht nach sich. So geht es immer weiter, jeder mit dem Gefühl verarscht zu werden. Energieverschwendend und das eigentlich Problem immer mehr aus den Augen verlierend, fühlen wir uns in der Opferrolle sehr wohl, eine wunderbar Entschuldigung dafür nicht selbst für unser Leben verantwortlich zu sein.

Grüße, Uwe
 
frank":3qohgxmk schrieb:
Ich beklage die mangelnde Solidarität zwischen Schülern, Studenten, Arbeitslosen und Rentnern, dazu noch alle die, die in Lohn und Brot stehen.

Hallo Frank,

ich fürchte, die von Dir ersehnte Solidarität ist wirklich illusorisch. Denn in unserem System (Generationenvertrag etc.) ist jeder Leistungsempfänger IMHO so etwas wie der natürliche Feind des in Lohn und Brot stehenden. Denn jeden Cent, den ein Rentner oder ein Arbeitsloser erhält, muss in unserem System erst einmal von jemandem verdient werden. Das, was mir als Arbeitslosenversicherung oder Rentenbeitrag jeden Monat von meinem Gehalt abgezogen wird, wandert in die Tasche eines Leistungsempfängers. Im Prinzip ist das auch ok. Denn das ist Solidarität. Aber jeder der finanzielle Forderungen an den Staat stellt, sollte zunächst einmal darüber nachdenken, woher der Staat das Geld bekommt.

Viele Missstände kann man in meinen Augen nur durch eine Änderung der angewandten Systeme beseitigen. Da gibt es viele Ansatzpunkte - auch bei der Frage, was ein Mensch minimal für seine Versorgung braucht.

Auch würde ich Studenten und Schüler nicht in einen Topf mit Rentnern werden. Denn erstere hatten noch keine Chance, sich eine eigene Versorgung aufzubauen. Aber sie werden es sein, die dereinst für die Renten der jetzigen Arbeitnehmer schuften müssen. Hier ist es durchaus wünschenswert, dass der Staat investiert.

Dies bringt mich denn auch auf das Ausgangsthema "Studiengebühren". Ich persönlich bin prinzipiell für Studiengebühren, wenn der Bildungsapparat anders nicht mehr zu bezahlen ist. Andererseits scheinen die einzelnen Unis den gesetzten gesetzlichen Rahmen bis zum äußersten auszuschöpfen. Dies ist höchstens dann tolerierbar, wenn die Unis den Studenten auch ein entsprechendes Angebot entgegen stellen. Zu meiner Studentenzeit bekamen wir an der Uni Dortmund in der Fachschaft Informatik jedes Jahr zwischen drei- und fünfhundert Erstsemester. Die ganze Fachschaft war aber nur für ca. achthundert ausgelegt. Jeder Student musste im Hauptstudium je ein Seminar und ein Praktikum absolvieren. Für ersteres gab es etwa siebzig Plätze. Eine Studiengebühr von fünfhundert Euro pro Semester hätte ich zu dieser Zeit als übelste Abzocke empfunden.

Andererseits sind für mich diese Argumente gegen Studiengebühren von wegen "Bildung nur für Reiche" nicht Neues. Ich gehörte damals zu dem ersten Jahrgang, in dem es Bafög nur noch als Volldarlehn gab, und durfte folgerichtig nach meinem Studium einen fünfstelligen Betrag zurückzahlen. Auch wenn sich dieses Verfahren so nicht bewährt hat und (nach meinem Studium) wieder auf Teildarlehn umgestellt wurde, fand ich es auch damals schon in Ordnung, dass ich durch mein Studium anderen nicht auf Dauer auf der Tasche lag. Das kann vielleicht nicht jeder nachvollziehen, aber damals habe ich tatsächlich so gedacht.
Als es dann während meines Hauptstudiums kein Bafög mehr gab, habe ich halbtags gearbeit. Mein Studium habe ich zwar nicht in der Regelstudienzeit geschafft, aber trotz der oben beschriebenen Umstände noch schneller als der Durchschnitt (etwas über 12 Semester statt 13/14 bei einer Regelstudienzeit von 8 Semestern plus Diplomarbeit).

Auch gibt es in meinem Bekanntenkreis genügend Studenten, bei denen das Arbeiten zur Finanzierung des Studiums so gut lief, dass sie das Studium schlicht sehr nachlässig weiterverfolgten, obwohl sie dafür Zeit gehabt hätten. Und dann war plötzlich diese Kuh gemolken und diese Bekannten sahen sich genötigt, sich doch noch einmal um einen Studienabschluss kümmern zu müssen. Aber plötzlich gab es die Prüfungsfächer, die sie eigentlich machen wollten gar nicht mehr. Prüfungsordnungen hatten sich geändert und meine Bekannten mussten Teile ihres Hauptstudiums komplett neu absolvieren, was das Studium wieder verlängerte. Aber dies haben sie sich meines Erachtens selbst zuzuschreiben.

Deshalb sage ich noch einmal: Studiengebühren ja - aber mit Augenmaß. Dies scheint mir mit 500 Euro pro Semester klar übertreten worden zu sein. Auch bin ich der Meinung, dass es für Studenten ohne ausreichende familiäre Unterstützung Förderungen geben muss, damit sie eine Möglichkeit haben, sich um ihr Studium zu kümmern.

Das wäre nun meine Meinung zum Thema Studiengebühren.

MfG

JerryCan
 
Hallo zusammen,
was ich nich kurz beitragen möchte;
die Studenten haben sehr wohl auf breiter Ebene protestiert und gute Vorschläge gemacht.
Es wurde seitens der Politik auch lange behauptet, darauf zu hören und einzugehen.
#Passiert ist etwas anderes. Statt eines gelungenen une überlegten allgemeinen Gesetzes ist das ein Gesetz entstanden, das die wichtigen Fragen und unbequemen Fragen in die Verantwortlichkeit der Hochschulsenate gelegt hat.
Das finde ich persönlich unanständig, und das ist es, was mich beim Thema Studiengebühren empört.

Dann finden Studenten bei Protesten m.E.n.schlichtweg kein Gehör.
Als vor ca 4 JAhren die erste Welle der Proteste rollt, gab es hier in Köln eine große Demo, mit 9.000-12.000 Teilnehmern.
abends habe ich mich gespannt an den Fernseher gesetzt:
In den Tagesthemen gab es einen ausgiebigen Bericht über einen Streik von 350(!) Stahlarbeitern in einem ostdeutschen Stahlwerk.

Kein Wort über Studentenproteste, die ganze Zeit über.

Das finde ich absolut enttäuschend, mein Kreuz auf dem Wahlzettel mache ich nur noch aus Pflichtempfinden.

Gruß,
woody
 

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