Bandsterben in Sicht?

S

Schnabelrock

Power-User
15 Jun 2005
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Ozzy Osbourne sagte es vor ein paar Wochen ganz richtig: Die letzte Chance, noch Geld zu verdienen, ist die Tourerei.
So. Und die geht auf Wochen, wohl Monate, hinaus auch nicht.

Die meisten Musiker in kleinen und mittleren Bands sind wohl nichtmal im Zweitjob unabhängig, sondern Drumtechniker, Booker oder Gitarrenverkäufer.
Bandsterben galore, Leute. Zumal die Clubs auch reihenweise abgrätschen werden.

Da werden nur die Bands ĂĽberleben,
- deren Musiker in einem anderen Beruf als Lehrer, Logistiker usw. Geld verdienen oder
- die so fett sind wie Aerosmith & Co., wo egal ist, wenn ewig nix läuft.

Extrem bitter, aber mir fällt nix Aufbauendes dazu ein. Vielleicht ja einem von Euch.
 
Schnabelrock schrieb:
Extrem bitter, aber mir fällt nix Aufbauendes dazu ein. Vielleicht ja einem von Euch.

Der Sänger der Hardcore Band "Deez Nuts", die zwar nicht mit Aerosmith zu vergleichen sind, aber in der Szene schon eher die großen Locations und Festivals spielen, hat sich dazu geäußert und gemeint, dass das einzige, was den Bands jetzt irgendwie noch ernstzunehmende Einnahmen generiert, Streaming ist. Mit Zwinkersmiley meinte er: Nachts das Smartphone ins WLAN und an den Strom hängen, stumm schalten, Spotify anmachen, Deez Nuts eingeben und "Repeat All", bis du morgens das Handy wieder brauchst.

8h Streamingzeit ist halt besser als 0h. Ob es wirklich was hilft? Keine Ahnung. Aber ne witzige Idee ist es..


Brutal finde ich die Berichte von befreundeten (und zu fast 100% selbstständigen) Veranstaltungstechnikern. Für die Leute ist das wirklich das absolute Worst-Case-Szenario, zumal die Tatsache, dass Veranstaltungen nachgeholt werden, denen überhaupt nichts nützt, weil Sie sich eben nicht zweiteilen können. Wer gefühlt 300 Tage im Jahr arbeitet, plant eh das ganze Jahr mit Aufträgen. Verpasste Festivals kannst du im November nicht nacharbeiten, wenn du normalerweise im November halt Messe baust... Ganz übel.
 
Das Virus wird Spuren hinterlassen, soviel ist klar. Das ist als wenn dein Haus in Flammen steht: Du kannst zwischen Feuer- oder Wasserschaden wählen, aber eines von beiden hast du.
Ich glaub, meine Band ist auch am Ende. Dieses Jahr spielen wir nirgendwo mehr, und was von den Veranstaltern nächstes Jahr noch übrig geblieben ist werden wir sehen.
 
Das digitale Zeitalter wurde in Deutschland schon einige Jahre zuvor ausgerufen. Woanders in der Welt ist das Digitale schon eher angekommen, Deutschland schnappt nur auf (wie in vielen Angelegenheiten).

Dem Virus geschuldet, muss man sich nun mit der Digitalisierung befassen, die eigentlich auch schon seit vielen Jahren greifbar ist, eigentlich seit Anbeginn der Zeit, in der sich ein sogenannter Personal Computer vorgestellt und weiter entwickelt hat. Wer das verschlafen hat, muss halt jetzt wach werden, um die schlechten Zeiten zu ĂĽberwinden.

Worauf ich hinaus will; YT beispielsweise, bietet doch seit Jahrzehnten die Gelegenheit, sich als Protagonist anzubieten.Wenn man eine gewisse Fangemeinde haben sollte, kann man auf diese Weise die Fans vertrösten, das Material weiterhin anbieten, bis Live wieder freigegeben wird.
Das wäre mein Ansatz.
 
bebob schrieb:
Worauf ich hinaus will; YT beispielsweise, bietet doch seit Jahrzehnten die Gelegenheit, sich als Protagonist anzubieten.Wenn man eine gewisse Fangemeinde haben sollte, kann man auf diese Weise die Fans vertrösten, das Material weiterhin anbieten, bis Live wieder freigegeben wird.
Das wäre mein Ansatz.

Moin,

zu erwarten, dass einen das über den finanziellen Engpass hilft, wäre aber etwas naiv. ;-)

GruĂź Diet
 
Hallo,

so hart das klingt, aber was gerade passiert ist nichts neues. In schlechten Zeiten ist das Erste was geopfert wird (wenn es darum geht Geld für etwas auszugeben)alles rund um Kultur. Die Prioritätenreihenfolge ist nunmal Trinken, Essen, Schlafen (Dach über Kopf), Gesundheit, danach wertschöpfende Arbeit und dann irgendwann Kunst und Kultur.

Das ist keine Wertung, ich stelle einfach fest. Man muss sich nur anschauen wenn Krieg war wie lange danach ein Kunstvakuum existierte.

Kennt jeder aus eigener Erfahrung auch. Wenn du auf absehbare Zeit nur noch 10 Euro hast und die Wahl hast zwischen was zum Essen oder ein Satz Saiten, was nimmst du...?

Dass das fĂĽr alle Kunstler, Kunstschaffende und Begleitindustrie eine Katastrophe ist ist klar.
Ein Mittel dagegen sehe ich leider nicht.

Viele GrĂĽsse

Michael
 
Warum muss sich eine Band auflösen, nur weil sie momentan nicht spielen kann?
Sind es laufende Kosten die nicht mehr zu tragen sind, so dass man in Insolvenz geht?
Ich frage nur, ich weiĂź es nicht.....

Jede Krise ist endlich. Auch diese wird vorĂĽbergehen.
Dass man sich anderweitig versuchen muss über Wasser zu halten (nach der Krise ist vor der nächsten Krise und in der Richtung wird noch mehr passieren, bisher hatten wir unglaubliches Glück) und dass trotzalledem eine gewisse Krisenvorsorge immer
sehr sinnvoll ist, ist das nächste und wird für den einen oder anderen sicherlich eine Erkenntnis sein, die man daraus gewinnt.

Wenn es dann wieder "bergauf" geht und das wird aller Voraussicht so ab Herbst sein (die Coronakrise in Deutschland geht erst mal so richtig los und wird bis in den Sommer reinreichen. Letztlich erst wenn ein Impfstoff da ist, wird wieder eine deutliche Enstpannung einkehren) können doch die Bands wieder aktiv werden und das wird auch in sehr vielen Fällen sein. Wenn ich jetzt die Profipartybands ansehe in meinem Umfeld, die haben jetzt ein Problem. Von was sollen die jetzt leben. Sie bekommen keine Lohnfortzahlung, keinen Ausgleich, keine soziale Unterstützung (zumindest ist nichts konkretes bekannt). Die müssen schauen, woher sie jetzt Geld bekommen. Jeder der keinen festen Job hat, ist aber in der gleichen Situation.

Woher bekommt man jetzt schnell Arbeit, wenn alles brachliegt....! In so Krisenzeiten kommen die "guten Ratschläge" unserer Eltern und Großeltern wieder zum Vorschein. Such dir eine Arbeit, die krisensicher ist, bei der du eine Absicherung hast.
Genau das ist übrigens auch ein Hauptargument für viele, sich eben nicht nur auf ein Steckenpferd zu verlassen...…

Das sind aber alles blöde Ratschläge in einer Krise:

Aber wenn man nach Norditalien schaut, was da so passiert, wie dort die Menschen wegsterben, ist - sorry - ein Bandsterben zunächst mal ein zu vernachlässigender Verlust (Wenn auch für die Betroffenen natürlich ein schwerer Verlust - ich will das bitte nicht klein reden).

...und Hand aufs Herz...es wird die meisten Bands nachher wieder geben. Kopf hoch!
 
diet schrieb:
bebob schrieb:
Worauf ich hinaus will; YT beispielsweise, bietet doch seit Jahrzehnten die Gelegenheit, sich als Protagonist anzubieten.Wenn man eine gewisse Fangemeinde haben sollte, kann man auf diese Weise die Fans vertrösten, das Material weiterhin anbieten, bis Live wieder freigegeben wird.
Das wäre mein Ansatz.

Moin,

zu erwarten, dass einen das über den finanziellen Engpass hilft, wäre aber etwas naiv. ;-)

GruĂź Diet
War nur so ne Idee mit Yt, naheliegend, man kann sich seine Fans auch ins Wohnzimmer einladen, keineswegs naiv, aber ziemlich anstrengend.
 
Moin, ich denke auch, dass Bandsterben nicht das große Thema ist. Eher, dass Profimusiker nicht mehr auftreten können, Klubs nicht mehr veranstalten können und Musiklehrer nicht mehr normal unterrichten können! Alle, die keine Reserven bilden konnten, sind akut bedroht und ich hoffe, dass es dort staatliche Hilfen geben wird. Dazu gibts es schon einige Infos auf den Seiten der diversen Ministerien und Aktionen um die Schäden zu mildern.
Hier ein paar Infos fĂĽr die, welche von der Musik leben mĂĽssen.

Bin ich gespannt, was denn die schönen Worte unserer Kulturministerin wert sein werden, wenn es ans Eingemachte geht!

Es gibt auf jeden Fall eine Petition, die ich empfehle zu unterstĂĽtzen:
https://www.openpetition.de/petition/online/hilfen-fuer-freiberufler-und-kuenstler-waehrend-des-corona-shutdowns

Knappe Info nach dem Gespräch mit einer MdL, die für das Kultursministerium RLP den Kontakt mit der Kulturszene hält. Es wird in den nächsten Tagen unter https://www.rlp.de/de/buergerportale/informationen-zum-coronavirus/wirtschaft-und-hilfe-fuer-unternehmen/
Infos zu den Massnehmen geben!

Ein Tipp einer KSK Beraterin für Künstler, die über die Künstlersozialkasse versichert sind, lautet das zu erwartende Jahreseinkommen für 2020 nach unten auf das Mindesteinkommen zu reduzieren um Beiträge zu sparen. Das Formular findet man hier:
https://www.kuenstlersozialkasse.de/kuenstler-und-publizisten/aenderungsmitteilungen.html

Vielleicht hilft dies dem ein oder der anderen.
Ich hoffe, dass man die Shice bald in den Griff bekommt. Irgendwann sind bestimmt auch unsere RĂĽcklagen aufgebraucht. Bleibt gesund!
 
mr_335 schrieb:
Ich hoffe, dass man die Shice bald in den Griff bekommt.

Ich fürchte, die ganze Geschichte wird uns jetzt einige Zeit begleiten. Wenn man sich die Zeitachse auf den "flatten the curve" Graphiken ansieht, dann ist der Peak bei gutem Verlauf so in 200 Tagen... Also irgendwann Anfang Herbst. Ich habe zwar heftige Zweifel, dass diese verordneten Einschränkungen von der breiten Masse bis dahin toleriert werden, aber wenn man diese zu früh aufhebt, dann war alles umsonst..
 
http://covidsim.eu/

Um eine möglichst flache Kurve hinzubekommen, ist es gar nicht sinnvoll die sozialen Kontakte um 75% oder gar 100% einzuschränken, sondern um 50%. Außerdem müssen alle Maßnahmen damit sie wirksam sind (d.h. die Kurve abflachen, aber nicht einfach nur nach hinten schieben) für mindestens 150 Tage durchgehalten werden.
Die Ansteckungsgefahr im Freien ist deutlich geringer als in geschlossenen Räumen. Es wäre zudem gut, wenn alle jüngeren Leute sich in einem Zeitraum ansteckten, in dem man den Kontakt zu älteren vermeiden kann.
JedeR sollte bei allem was er/sie fordert überlegen, ob man das für ein halbes Jahr durchhält, sozial, psychologisch und wirtschaftlich. Alle Maßnahmen die vorher abgebrochen werden bringen gar nichts!
 
Ich bekomme derzeit viele Absagen (Alleine 4 Gigs bis Ostern), ist doch ab Mai fĂĽr mich Hochsaison.
Wann es wieder normal weitergeht? Keine Ahnung.
Da ich aber als Lehrer einen fixen Job habe bin ich versorgt. Trotzdem muss finanziell umgeplant werden. Es fehlen beträchtliche Einnahmen die ja geplant waren (Badsanierung) usw.
Das ganze zieht eben eine Rattenschwanz nach sich. Weil das Geld hätte ich ja ausgegeben. In die Musikbranche aber auch anderweitig (Siehe Bad...).
Es wird uns wohl eine Weile beschäftigen das Problem.

Ich wünsche Euch vernünftige Entscheidungen und gutes Durchtauchen. Wenigstens hab ich meine Heimstudio noch geupdatet (Zufällig kurz vor der Krise) und bin wieder fest am Songschreiben, Software lernen und Aufnehmen. Wenigstens das.

Das Profitum (Welches ich durchaus im Kopf hatte vor wenigen Jahren) ist mal kein Thema mehr...irgendwie schade...

LG
Auge
 
Ich denke, von den Profibands sterben die Kleinen weg und den Mittleren geht es dreckig. Also 99% der Bands. Die Hobbybands wird es weiter geben, es sei denn, die Musiker sterben weg. Dafür kann es in der Zwischenzeit eine ungewöhnlich kreative Phase geben, da die Musiker mehr Zeit für kreative Ideen haben. Und später werden Musiker auch wieder gefragt sein.

Problematischer sieht es eher fĂĽr die Veranstalter aus: Musikkneipen, Konzerthallen, Festivals. Da wird tendentiell das meiste pleite gehen, wenn nicht der Steuerzahler massiv unter die Arme greift. Also: in einem Jahr wird es noch schwieriger, Gigs zu kriegen.

Ich glaube, in etwa einem Jahr, wenn der größte Spuk vorbei ist, wird sich eine neue Kunst- und Kulturszene aus der kaputten Masse erheben. Am Anfang viel improvisiert und spontan. Später dann wieder institutionell. Die alten Formen, die jetzt existieren, wird es zum Teil nicht mehr geben.

Wie so häufig kann man die Situation auch als Chance sehen: sich jetzt über Live-Stream-Konzerte einen Namen machen und die eingesperrte Bevölkerung so bei Laune halten.
 
Live-Stream ist jedenfalls die beste Lösung (außer Wohnzimmerkonzerte ;-), wird aber einiges an Technik erfordern,auch muss man die Technik optimal einzusetzen wissen . Was (welche Technik) wird man bestenfalls einsetzen, auch hinsichtlich finanzieller Optimierung? Teuer und superlative geht immer.
Neben der Kameratechnik, muss man das Ganze mikrofonieren, in den Mixer schicken....Wo soll das denn dann sichtbar, vor allem hörbar sein, eigene Website, auf einer Cloud?
 
Aus meiner Sicht ist ein Bandsterben seit der Pandemie ganz klar zu beobachten. Einen Proberaum zu bekommen, ist einfacher denn je, weil viele Bands ihren Raum bereits aufgegeben und viele sich auch schon aufgelöst haben Streaming ist sicher keine Alternative, wenn man keine Live-Gigs spielen kann. Der Aufwand ist hoch, Einnahmen nur bedingt möglich, und außerdem macht es keinen Spaß, weil keine Interaktion mit einem Publikum stattfindet, abgesehen vielleicht von einem parallelen Live-Chat. Viele Musiker, die bislang von Musik leben konnten, oder es zumindest versucht hatten, und sich damit vielleicht über Wasser halten konnten, haben die Flinte bzw. die Gitarre längst in's Korn geworfen, und sich einen Job mit regelmäßigen Einnahmen gesucht, genau wie auch die Nicht-Musiker aus der Veranstaltungsbranche. Im eigenen Umfeld habe ich bereits mehrfach von Musikern gehört, dass sie selbst auch ganz gut ohne Musik klarkommen, auch die, die das nur als Hobby betrieben hatten, und nicht davon leben mussten.
 

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