Der Einsatz eines Impedanzwandlers in der Elektrogitarre, Teil 1
Einleitung
Der Impedanzwandler wird in vielen Veröffentlichungen der klassischen Gitarrenelektronik, aber auch an vielen Stellen im Internet, als klangliches Allheilmittel gepriesen. Andere sehen in ihm ein "Teufelswerk", das den Sound zerstört. Beide Sichtweisen sind richtig oder können besser gesagt richtig sein. Welche der beiden Ansichten tatsĂ€chlich gĂŒltig ist, hĂ€ngt ganz davon ab, wie man es macht!
Wem der Sinn nach einem solchen GerĂ€t steht, der muĂ in der Regel selber aktiv werden und bastelnderweise in die elektrotechnischen Niederungen herabsteigen. Hilfestellung bieten einige Hersteller, die BausĂ€tze oder fertig bestĂŒckte Platinen anbieten. Wer sich das Angebot jedoch einmal genauer ansieht, findet schnell heraus, daĂ sich hinter dem Begriff "Impedanzwandler" durchaus verschiedene Schaltungskonzepte mit unterschiedlichen Eigenschaften verbergen.
Worauf soll man, worauf muĂ man also achten?
Wie wird der Impedanzwandler sinnvoll in der Gitarre eingesetzt?
Das sind Fragen, die man am besten vor dem Erwerb oder dem Bau einer solchen Schaltung klĂ€rt! Der nachfolgende Artikel versucht Antworten auf diese und andere Fragen zu geben. Als Einstieg mag der Artikel Impedanzwandler fĂŒr die Elektrogitarre dienen, in dem bereits einige Grundlagen des Impedanzwandlers beschrieben und eine einfache Lösung mit Hilfe eines OperationsverstĂ€rkers vorgestellt wurde.
1. Grundlagen
1.1 Der ideale Impedanzwandler fĂŒr die Elektrogitarre
FĂŒr die nachfolgenden Ăberlegungen in diesem Artikel benutzen wir ein Bauelement, daĂ es in der Praxis gar nicht gibt: Den idealen Impedanzwandler (engl. Buffer). Er hat eine SpannungsverstĂ€rkung von 1, einen unendlich groĂen Eingangswiderstand und einen Ausgangswiderstand von 0! In der Folge ist seine StromverstĂ€rkung unendlich groĂ. Aufgrund dieser Eigenschaften kann man den Impedanzwandler auch als gesteuerte ideale Spannungsquelle auffassen.
Bild 1: Symbol des idealen Impedanzwandlers
Da Impedanzwandler zu den VerstÀrkern zÀhlen, benutzen wir als Symbol ein Dreieck in dem die 1 auf die SpannungsverstÀrkung hinweist.
1.2 Der reale Impedanzwandler
Mit den gĂ€ngigen Schaltungskonzepten ist es in der Praxis möglich, dem eben beschriebenen Ideal recht nahe zu kommen. Moderne OperationsverstĂ€rker oder diskrete Schaltungen mit Feldeffekttransistoren ermöglichen leicht EingangswiderstĂ€nde bis zu 10MOhm. Bei reinen Spannungsfolgern sind AusgangswiderstĂ€nde von einigen wenigen Ohm ohne Probleme zu realisieren. Die Grenze wird hier in der Regel durch die zur VerfĂŒgung stehende Betriebsspannung und die gewĂŒnschte Stromaufnahme definiert.
1.3 Der "schlechte" Impedanzwandler
Gibt es eigentlich einen "schlechten" Impedanzwandler? Nun eigentlich nicht! Jeder Schaltung, die einen unterschiedlichen Ein- und Ausgangswiderstand aufweist, ist immer auch ein Impedanzwandler. Das kann im Prinzip jeder VerstĂ€rker sein. Aber es gibt Impedanzwandler, die fĂŒr den Einsatz und die BedĂŒrfnisse in der Elektrogitarre nur bedingt oder gar nicht geeignet sind!
Als Kriterien sind hier in erster Linie ein zu kleiner Eingangswiderstand sowie eine mangelnde TreiberfĂ€higkeit zu nennen. Aber auch der teilweise recht hohe Ausgangswiderstand einiger VorverstĂ€rker (Preamps) ist in der Regel kontraproduktiv. Solche Impedanzwandler sind dann tatsĂ€chlich "schlecht"... fĂŒr die Elektrogitarre, denn sie lösen die anstehenden Probleme nicht, sondern verschĂ€rfen sie manchmal sogar!
1.4 Die Belastung der Elektrogitarre
Verbindet man eine Elektrogitarre mit einem VerstĂ€rker oder EffektgerĂ€t, dann wird aus elektrotechnischer Sicht eine Last hinzugefĂŒgt. Diese besteht in der Regel aus dem Eingangswiderstand der Schaltung, der als Rin bezeichnet wird, und der KapazitĂ€t CK des Instrumentenkabels. NatĂŒrlich besitzt der VerstĂ€rker ebenfalls eine EingangskapazitĂ€t, die aber vergleichsweise gering ist und daher vernachlĂ€ssigt wird. Beide Komponenten liegen parallel zum Ausgang der Gitarre und sorgen fĂŒr eine Verschiebung der Resonanzfrequenz und eine Verringerung der GĂŒte. Sie tragen daher zum "Klang" einer passiven Elektrogitarre entscheidend bei!
Ăber das Instrumentenkabel kann man notfalls BĂŒcher schreiben und viele Hersteller machen aus den Eigenschaften ihrer Produkte ein Ă€hnlich groĂes Geheimnisse, wie die Hersteller von Tonabnehmern aus ihren sagenhaften Pickups. FĂŒr unsere Belange ist nur die KabelkapazitĂ€t oder besser gesagt der KapazitĂ€tsbelag von Interesse. Alle weiteren GröĂen können im Audio-Bereich getrost vernachlĂ€ssigt werden!
Der KapazitÀtsbelag hÀngt in erster Linie vom Abstand des Innenleiters zum Schirm und vom dazwischen befindlichen Isolationsmaterial ab. Also, je dicker das Kabel, desto geringer der KapazitÀtsbelag. Bei gÀngigen Instrumentenkabeln kann man als Daumenwert 100pF pro Meter ansetzen. Die KapazitÀt des Kabels ist dann das Produkt aus KapazitÀtsbelag und KabellÀnge.
Der Eingangswiderstand von GitarrenverstÀrkern betrÀgt heute typisch 1MOhm und bei EffektgerÀten findet man in der Mehrzahl einen Eingangswiderstand von 470kOhm. Weitere Details zu diesem Thema sind im Artikel "Ein- und Ausgangsschaltungen von EffektgerÀten und VerstÀrkern" nachzulesen.
2. Probleme der passiven Elektrogitarre
2.1 Das klangliche Kernproblem
Eingangswiderstand und KabelkapazitĂ€t fĂŒhren zu einer VerĂ€nderung der Resonanz. GrundsĂ€tzlich gilt: Je lĂ€nger das Kabel, desto gröĂer die KapazitĂ€t, desto kleiner die Resonanzfrequenz und desto "weicher" der Klang!
Prinzipiell ist gegen diese Belastung nichts einzuwenden. Im Gegenteil! Ohne eine bestimmte kapazitive Last wĂŒrde die Elektrogitarre ziemlich farblos klingen, da die Leerlaufresonanz der Tonabnehmer in der Regel im Bereich von 10kHz oder mehr liegt. Ein "StĂŒck" Kabel muĂ also sein! GĂ€ngige Werte liegen hier zwischen 300pF und 800pF.
Das Kabel beeinfluĂt also den Klang der Elektrogitarre. Wenn man immer mit dem gleichen Kabel spielt, dann wird man in der Regel nichts Böses ahnen und mit dem klanglichen Ergebnis zufrieden sein. Wer jedoch Zuhause mit einem 2m langen Kabel musiziert und sich dort an dem schönen drahtigen Sounds seiner Stratocaster erfreut, wird gar nicht mehr erfreut sein, wenn es im Probenraum plötzlich viel mittiger klingt. Tja, 7m Kabel haben eben eine deutlich höhere KapazitĂ€t und schon sind sie futsch, die schönen Höhen! WĂ€re es nicht schön, wenn dieses Problem nicht auftreten wĂŒrde?
2.2 Der "Höhenklau" und die LautstÀrke
Jeder kennt es: Man verringert die LautstĂ€rke an der Gitarre und gleichzeitig verschwinden die Höhen! Ursache ist immer die groĂe KabelkapazitĂ€t und der Widerstand des LautstĂ€rkeeinstellers (Volume). Eine genauere ErklĂ€rung fĂŒr dieses Verhalten findet sich im Artikel "Die LautstĂ€rkeeinstellung in der Elektrogitarre".
Alle normalen passiven Schaltungstricks basteln nur ein wenig an den Symptomen herum. Die Ursache beseitigen sie jedoch nicht! WĂ€re es nicht schön, wenn dieses Problem nicht auftreten wĂŒrde?
2.3 Ja wer klopft denn da?
Sound-Check: Der Onkel steht auf der BĂŒhne und "schĂŒttelt" sein Kabel aus. Es gibt ein polterndes GerĂ€usch!
"Sach ma, is dein Kabel mikrofonisch? Kann ja wohl nich angeh'n!"
Tontechniker sind mit ihrer Kritik manchmal gnadenlos, aber Recht hatte er leider schon! Mikrofonie und Klopfempfindlichkeit sind Eigenschaften, die bei den meisten Instrumentenkabeln in unterschiedlicher AusprÀgung vorhanden sind. Ursache ist eine KapazitÀtsÀnderung die entsteht, wenn sich der Abstand zwischen dem Innenleiter und der Abschirmung verÀndert. Ein Tritt oder Schlag ist da hÀufig schon ausreichend.
Dieses Problem zu lösen, gleicht der Quadratur des Kreises. Um den Abstand zwischen Abschirmung und Innenleiter zu fixieren, sind festere Materialien gefordert, aber darunter leidet die FlexibilitĂ€t des Kabels, was bei den Musikern ebenfalls nicht auf der Wunschliste steht. Teure Kabel versprechen da zumindest Linderung, wie aber diverses Tests zeigen, ist ein hoher Verkaufspreis noch lange keine Garantie fĂŒr eine geringe Mikrofonie.
"Tools4Music" veröffentlichte im Mai 2005 einen Kabeltest, in dem ausgerechnet zwei hochpreisige Kabel von Klotz und Planet Waves bezĂŒglich der Mikrofonie die hintersten RĂ€nge belegten. Ein billiges Kabel von Adam Hall fĂŒr ein Drittel des Preises der "hochwertigen" Konkurrenz lag da ĂŒberraschend an der Spitze! Mit der Mikrofonie von Kabeln muĂ man also irgendwie leben. WĂ€re es nicht schön, wenn dieses Problem nicht auftreten wĂŒrde?
2.4 Rauschen und andere elektrische LĂ€stigkeiten
Rauschen, Zischen, Knistern, Brummen - Der Ăther ist voller elektrischer Signale, die von Musikern nicht gern gehört werden. Da hilft nur eine vernĂŒnftige Abschirmung der Signalwege! Gute Instrumentenkabel haben daher einen koaxialen Aufbau. Die Signalleitungen werden durch einen schlauchförmigen AuĂenleiter umschlossen, der mit der Schaltungsmasse verbunden wird und so als Abschirmung dient.
Bild 2: Aufbau eines Koaxkabels
Ordentliche Kabel ĂŒberzeugen hier mit einem SchirmungsmaĂ von mehr als 110dB! Aber wie schon bei der Mikrofonie ist ein hoher Preis ebenfalls kein Garant fĂŒr ein hohes SchirmungsmaĂ!
Leider ist nichts fĂŒr die Ewigkeit gemacht! Auch kein Instrumentenkabel! HĂ€ufiges Auf- und Abrollen, Tritte oder gar Knicke können die Abschirmung schnell und dauerhaft beschĂ€digen. Auf das bei Antennenkabeln zu findende Abschirmungsgeflecht - eventuell sogar mit einer zusĂ€tzlichen leitenden Folie - wird bei Instrumentenkabeln aus GrĂŒnden der FlexibilitĂ€t und des Preises hĂ€ufig verzichten. Ein kleiner Knick und schon hat sich die Abschirmung verschoben und das Kabel hat ein "elektrisches Loch". Dann heiĂt es wieder: "Freie Bahn fĂŒr Rauschen, Zischen, Knistern, Brummen...!"
Besitzer schlechter Kabel haben es da leichter, denn sie haben sich daran bereits gewöhnt. WĂ€re es nicht schön, wenn dieses Problem nicht auftreten wĂŒrde?
2.5 Ich möchte mehr "Höhen" haben! Welchen Tonabnehmer soll ich kaufen?
Da ist sie wieder, die typische Frage, die man wohl tĂ€glich und weltweit in diversen Internetforen in mehrfacher Ausfertigung lesen kann. Sie wird insbesondere von Gitarristen gestellt, deren Instrumente ĂŒber sogenannte "High-Gain-Pickups" verfĂŒgen. Das, was in diesem Fall aus elektrischer Sicht notwendig ist, ist eine VergröĂerung der Resonanzfrequenz und - unter UmstĂ€nden - eine Erhöhung der Resonanzspitze. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es zwei Möglichkeiten:
Weiter geht es demnÀchst. Stay tuned
Ulf
(Der vollstÀndige und stets aktuelle Artikel ist ebenfalls in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)
Einleitung
Der Impedanzwandler wird in vielen Veröffentlichungen der klassischen Gitarrenelektronik, aber auch an vielen Stellen im Internet, als klangliches Allheilmittel gepriesen. Andere sehen in ihm ein "Teufelswerk", das den Sound zerstört. Beide Sichtweisen sind richtig oder können besser gesagt richtig sein. Welche der beiden Ansichten tatsĂ€chlich gĂŒltig ist, hĂ€ngt ganz davon ab, wie man es macht!
Wem der Sinn nach einem solchen GerĂ€t steht, der muĂ in der Regel selber aktiv werden und bastelnderweise in die elektrotechnischen Niederungen herabsteigen. Hilfestellung bieten einige Hersteller, die BausĂ€tze oder fertig bestĂŒckte Platinen anbieten. Wer sich das Angebot jedoch einmal genauer ansieht, findet schnell heraus, daĂ sich hinter dem Begriff "Impedanzwandler" durchaus verschiedene Schaltungskonzepte mit unterschiedlichen Eigenschaften verbergen.
Worauf soll man, worauf muĂ man also achten?
Wie wird der Impedanzwandler sinnvoll in der Gitarre eingesetzt?
Das sind Fragen, die man am besten vor dem Erwerb oder dem Bau einer solchen Schaltung klĂ€rt! Der nachfolgende Artikel versucht Antworten auf diese und andere Fragen zu geben. Als Einstieg mag der Artikel Impedanzwandler fĂŒr die Elektrogitarre dienen, in dem bereits einige Grundlagen des Impedanzwandlers beschrieben und eine einfache Lösung mit Hilfe eines OperationsverstĂ€rkers vorgestellt wurde.
1. Grundlagen
1.1 Der ideale Impedanzwandler fĂŒr die Elektrogitarre
FĂŒr die nachfolgenden Ăberlegungen in diesem Artikel benutzen wir ein Bauelement, daĂ es in der Praxis gar nicht gibt: Den idealen Impedanzwandler (engl. Buffer). Er hat eine SpannungsverstĂ€rkung von 1, einen unendlich groĂen Eingangswiderstand und einen Ausgangswiderstand von 0! In der Folge ist seine StromverstĂ€rkung unendlich groĂ. Aufgrund dieser Eigenschaften kann man den Impedanzwandler auch als gesteuerte ideale Spannungsquelle auffassen.
Bild 1: Symbol des idealen Impedanzwandlers
Da Impedanzwandler zu den VerstÀrkern zÀhlen, benutzen wir als Symbol ein Dreieck in dem die 1 auf die SpannungsverstÀrkung hinweist.
1.2 Der reale Impedanzwandler
Mit den gĂ€ngigen Schaltungskonzepten ist es in der Praxis möglich, dem eben beschriebenen Ideal recht nahe zu kommen. Moderne OperationsverstĂ€rker oder diskrete Schaltungen mit Feldeffekttransistoren ermöglichen leicht EingangswiderstĂ€nde bis zu 10MOhm. Bei reinen Spannungsfolgern sind AusgangswiderstĂ€nde von einigen wenigen Ohm ohne Probleme zu realisieren. Die Grenze wird hier in der Regel durch die zur VerfĂŒgung stehende Betriebsspannung und die gewĂŒnschte Stromaufnahme definiert.
1.3 Der "schlechte" Impedanzwandler
Gibt es eigentlich einen "schlechten" Impedanzwandler? Nun eigentlich nicht! Jeder Schaltung, die einen unterschiedlichen Ein- und Ausgangswiderstand aufweist, ist immer auch ein Impedanzwandler. Das kann im Prinzip jeder VerstĂ€rker sein. Aber es gibt Impedanzwandler, die fĂŒr den Einsatz und die BedĂŒrfnisse in der Elektrogitarre nur bedingt oder gar nicht geeignet sind!
Als Kriterien sind hier in erster Linie ein zu kleiner Eingangswiderstand sowie eine mangelnde TreiberfĂ€higkeit zu nennen. Aber auch der teilweise recht hohe Ausgangswiderstand einiger VorverstĂ€rker (Preamps) ist in der Regel kontraproduktiv. Solche Impedanzwandler sind dann tatsĂ€chlich "schlecht"... fĂŒr die Elektrogitarre, denn sie lösen die anstehenden Probleme nicht, sondern verschĂ€rfen sie manchmal sogar!
1.4 Die Belastung der Elektrogitarre
Verbindet man eine Elektrogitarre mit einem VerstĂ€rker oder EffektgerĂ€t, dann wird aus elektrotechnischer Sicht eine Last hinzugefĂŒgt. Diese besteht in der Regel aus dem Eingangswiderstand der Schaltung, der als Rin bezeichnet wird, und der KapazitĂ€t CK des Instrumentenkabels. NatĂŒrlich besitzt der VerstĂ€rker ebenfalls eine EingangskapazitĂ€t, die aber vergleichsweise gering ist und daher vernachlĂ€ssigt wird. Beide Komponenten liegen parallel zum Ausgang der Gitarre und sorgen fĂŒr eine Verschiebung der Resonanzfrequenz und eine Verringerung der GĂŒte. Sie tragen daher zum "Klang" einer passiven Elektrogitarre entscheidend bei!
Ăber das Instrumentenkabel kann man notfalls BĂŒcher schreiben und viele Hersteller machen aus den Eigenschaften ihrer Produkte ein Ă€hnlich groĂes Geheimnisse, wie die Hersteller von Tonabnehmern aus ihren sagenhaften Pickups. FĂŒr unsere Belange ist nur die KabelkapazitĂ€t oder besser gesagt der KapazitĂ€tsbelag von Interesse. Alle weiteren GröĂen können im Audio-Bereich getrost vernachlĂ€ssigt werden!
Der KapazitÀtsbelag hÀngt in erster Linie vom Abstand des Innenleiters zum Schirm und vom dazwischen befindlichen Isolationsmaterial ab. Also, je dicker das Kabel, desto geringer der KapazitÀtsbelag. Bei gÀngigen Instrumentenkabeln kann man als Daumenwert 100pF pro Meter ansetzen. Die KapazitÀt des Kabels ist dann das Produkt aus KapazitÀtsbelag und KabellÀnge.
Der Eingangswiderstand von GitarrenverstÀrkern betrÀgt heute typisch 1MOhm und bei EffektgerÀten findet man in der Mehrzahl einen Eingangswiderstand von 470kOhm. Weitere Details zu diesem Thema sind im Artikel "Ein- und Ausgangsschaltungen von EffektgerÀten und VerstÀrkern" nachzulesen.
2. Probleme der passiven Elektrogitarre
2.1 Das klangliche Kernproblem
Eingangswiderstand und KabelkapazitĂ€t fĂŒhren zu einer VerĂ€nderung der Resonanz. GrundsĂ€tzlich gilt: Je lĂ€nger das Kabel, desto gröĂer die KapazitĂ€t, desto kleiner die Resonanzfrequenz und desto "weicher" der Klang!
Prinzipiell ist gegen diese Belastung nichts einzuwenden. Im Gegenteil! Ohne eine bestimmte kapazitive Last wĂŒrde die Elektrogitarre ziemlich farblos klingen, da die Leerlaufresonanz der Tonabnehmer in der Regel im Bereich von 10kHz oder mehr liegt. Ein "StĂŒck" Kabel muĂ also sein! GĂ€ngige Werte liegen hier zwischen 300pF und 800pF.
Das Kabel beeinfluĂt also den Klang der Elektrogitarre. Wenn man immer mit dem gleichen Kabel spielt, dann wird man in der Regel nichts Böses ahnen und mit dem klanglichen Ergebnis zufrieden sein. Wer jedoch Zuhause mit einem 2m langen Kabel musiziert und sich dort an dem schönen drahtigen Sounds seiner Stratocaster erfreut, wird gar nicht mehr erfreut sein, wenn es im Probenraum plötzlich viel mittiger klingt. Tja, 7m Kabel haben eben eine deutlich höhere KapazitĂ€t und schon sind sie futsch, die schönen Höhen! WĂ€re es nicht schön, wenn dieses Problem nicht auftreten wĂŒrde?
2.2 Der "Höhenklau" und die LautstÀrke
Jeder kennt es: Man verringert die LautstĂ€rke an der Gitarre und gleichzeitig verschwinden die Höhen! Ursache ist immer die groĂe KabelkapazitĂ€t und der Widerstand des LautstĂ€rkeeinstellers (Volume). Eine genauere ErklĂ€rung fĂŒr dieses Verhalten findet sich im Artikel "Die LautstĂ€rkeeinstellung in der Elektrogitarre".
Alle normalen passiven Schaltungstricks basteln nur ein wenig an den Symptomen herum. Die Ursache beseitigen sie jedoch nicht! WĂ€re es nicht schön, wenn dieses Problem nicht auftreten wĂŒrde?
2.3 Ja wer klopft denn da?
Sound-Check: Der Onkel steht auf der BĂŒhne und "schĂŒttelt" sein Kabel aus. Es gibt ein polterndes GerĂ€usch!
"Sach ma, is dein Kabel mikrofonisch? Kann ja wohl nich angeh'n!"
Tontechniker sind mit ihrer Kritik manchmal gnadenlos, aber Recht hatte er leider schon! Mikrofonie und Klopfempfindlichkeit sind Eigenschaften, die bei den meisten Instrumentenkabeln in unterschiedlicher AusprÀgung vorhanden sind. Ursache ist eine KapazitÀtsÀnderung die entsteht, wenn sich der Abstand zwischen dem Innenleiter und der Abschirmung verÀndert. Ein Tritt oder Schlag ist da hÀufig schon ausreichend.
Dieses Problem zu lösen, gleicht der Quadratur des Kreises. Um den Abstand zwischen Abschirmung und Innenleiter zu fixieren, sind festere Materialien gefordert, aber darunter leidet die FlexibilitĂ€t des Kabels, was bei den Musikern ebenfalls nicht auf der Wunschliste steht. Teure Kabel versprechen da zumindest Linderung, wie aber diverses Tests zeigen, ist ein hoher Verkaufspreis noch lange keine Garantie fĂŒr eine geringe Mikrofonie.
"Tools4Music" veröffentlichte im Mai 2005 einen Kabeltest, in dem ausgerechnet zwei hochpreisige Kabel von Klotz und Planet Waves bezĂŒglich der Mikrofonie die hintersten RĂ€nge belegten. Ein billiges Kabel von Adam Hall fĂŒr ein Drittel des Preises der "hochwertigen" Konkurrenz lag da ĂŒberraschend an der Spitze! Mit der Mikrofonie von Kabeln muĂ man also irgendwie leben. WĂ€re es nicht schön, wenn dieses Problem nicht auftreten wĂŒrde?
2.4 Rauschen und andere elektrische LĂ€stigkeiten
Rauschen, Zischen, Knistern, Brummen - Der Ăther ist voller elektrischer Signale, die von Musikern nicht gern gehört werden. Da hilft nur eine vernĂŒnftige Abschirmung der Signalwege! Gute Instrumentenkabel haben daher einen koaxialen Aufbau. Die Signalleitungen werden durch einen schlauchförmigen AuĂenleiter umschlossen, der mit der Schaltungsmasse verbunden wird und so als Abschirmung dient.
Bild 2: Aufbau eines Koaxkabels
Ordentliche Kabel ĂŒberzeugen hier mit einem SchirmungsmaĂ von mehr als 110dB! Aber wie schon bei der Mikrofonie ist ein hoher Preis ebenfalls kein Garant fĂŒr ein hohes SchirmungsmaĂ!
Leider ist nichts fĂŒr die Ewigkeit gemacht! Auch kein Instrumentenkabel! HĂ€ufiges Auf- und Abrollen, Tritte oder gar Knicke können die Abschirmung schnell und dauerhaft beschĂ€digen. Auf das bei Antennenkabeln zu findende Abschirmungsgeflecht - eventuell sogar mit einer zusĂ€tzlichen leitenden Folie - wird bei Instrumentenkabeln aus GrĂŒnden der FlexibilitĂ€t und des Preises hĂ€ufig verzichten. Ein kleiner Knick und schon hat sich die Abschirmung verschoben und das Kabel hat ein "elektrisches Loch". Dann heiĂt es wieder: "Freie Bahn fĂŒr Rauschen, Zischen, Knistern, Brummen...!"
Besitzer schlechter Kabel haben es da leichter, denn sie haben sich daran bereits gewöhnt. WĂ€re es nicht schön, wenn dieses Problem nicht auftreten wĂŒrde?
2.5 Ich möchte mehr "Höhen" haben! Welchen Tonabnehmer soll ich kaufen?
Da ist sie wieder, die typische Frage, die man wohl tĂ€glich und weltweit in diversen Internetforen in mehrfacher Ausfertigung lesen kann. Sie wird insbesondere von Gitarristen gestellt, deren Instrumente ĂŒber sogenannte "High-Gain-Pickups" verfĂŒgen. Das, was in diesem Fall aus elektrischer Sicht notwendig ist, ist eine VergröĂerung der Resonanzfrequenz und - unter UmstĂ€nden - eine Erhöhung der Resonanzspitze. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es zwei Möglichkeiten:
- Eine Verringerung der InduktivitÀt. Das erreicht man in der Regel nur durch einen neuen Tonabnehmer mit sogenanntem "Vintage Output". Sie haben in der Regel deutlich geringere Windungszahlen und klingen daher "heller". Meistens sind sie jedoch auch deutlich leiser!
- Eine Verringerung der KapazitÀt. Diese Lösung ist mit passiven Mitteln schwer, wenn nicht gar unmöglich, denn sie lÀuft auf eine Verringerung der KabelkapazitÀt hinaus. Ein Kabel mit einem deutlich geringeren KapazitÀtsbelag, ist da sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, wird aber nicht ganz das Ziel erreichen können.
Weiter geht es demnÀchst. Stay tuned
Ulf
(Der vollstÀndige und stets aktuelle Artikel ist ebenfalls in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)