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Einleitung
Ein Testbericht zu einem Produkt, das vor knapp 4 Jahren neu erschienen ist, wird vermutlich nicht jedermann brennend interessieren. Aber angesichts der Tatsache, dass ich mir diesen Verstärker und diese Box vor wenigen Wochen zugelegt habe und denke, dass es viel dazu zu sagen gibt, unternehme ich einen Versuch, über Vorzüge und Nachteile dieses Amps zu schreiben.
Warum habe ich mir diesen Amp gekauft? Eigentlich bin ich ein VOX-AC30-Mensch. Mein AC30 steht neben Bassverstärker und Schlagzeug im Proberaum. Er ist laut, klingt großartig und ist schwer zu transportieren. Zudem brauche ich für alles und jedes jenseits des Beatles-Jingle-Jangle-Sounds zusätzliche Pedale: Booster, Overdrive, Fuzz, Delay, Phaser usw.
Ich suchte einen zweiten Amp, der fünf Kriterien erfüllen sollte: er sollte im Wohnzimmer zum Üben bereitstehen und da einigermaßen gut aussehen. Er sollte leicht zu transportieren sein und im Zweifelsfall genug Lautstärkereserven bieten für Bandproben und Sessions mit Schlagzeug. Er sollte möglichst Verzerrer, Hall und ggf. sogar einen Delay an Bord haben, damit man darauf verzichten kann, jedesmal zusätzlich ein Pedalboard herumzuschleppen. Er sollte gut klingen und einigermaßen erschwinglich sein.
Da es eierlegende Wollmilchsäue dieser Art bekanntlich nicht gibt, versuchte ich es eine Zeit lang mit einem Laney Lionheart. Der klang gut und war und ist ein edel verarbeiteter Vollröhrenamp made in the UK. Aber er hatte außer dem sehr gut klingenden Federhall keine Effekte und die 5 Watt reichten einfach nicht für Band-Proben oder kleinere Auftritte.
Schließlich beschloss ich, den Lionheart gegen einen Fender Super Champ X2 zu tauschen. „Sakrileg!“, höre ich die Puristen rufen – „das ist ein Modeling-Amp!“ Aber die Vorteile lagen klar auf der Hand: 15 Watt aus zwei 6v6-Röhren in Class-A/B-Schaltung dürften im Gegensatz zu 5 Watt Class A aus einer einzigen EL84 gerade genug sein, um mit einem „normal“ spielenden Schlagzeuger mithalten zu können. Und der Super Champ X2 verfügt über interne Delay- und Modulationseffekte mit Tap-Tempo.
Features
Der Super Champ X2 ist ein zweikanaliger Gitarren-Verstärker mit einer 15 Watt Röhrenendstufe, die von einer 12AX7-Röhre in der Vorstufe gespeist wird und mit zwei 6V6-Röhren in Class-A/B-Technik arbeitet. Der Preamp in Kanal A arbeitet angeblich analog mit Transistoren und liefert einen Clean-Sound, der auch dann noch relativ sauber bleibt, wenn man die Lautstärke auf 10 dreht, Kanal B bietet 16 verschiedene Amp-Modelle, arbeitet also digital. Darüber hinaus gibt es eine Effekt-Sektion mit allen möglichen Effekten, die zum Teil vor, zum Teil hinter den Preamp geschaltet sind. Effekte und Amp-Modelle lassen sich über die Fender Fuse Software beliebig editieren und neu sowohl im Amp als auch im Computer sichern. Dazu hat der Super Champ einen USB-Ausgang, der außerdem auch dazu dienen kann, den Klang des Verstärkers direkt digital in den PC oder Mac zu übertragen.
Ein frequenzkorrigierter Line-Out für Recording-Zwecke oder zur direkten Verbindung mit der P.A., der den Verstärker nicht stumm schaltet, ist ebenfalls vorhanden.
Die Amp-Modelle decken eine Reihe klassischer Fender-Röhrenamps ab, dazu gibt es Emulationen des AC30, eines 70er-Jahre Marshall und eines JCM800 sowie zweier „modernerer“ Röhren-Amps.
Der Clean-Kanal …
liefert einen überzeugenden, deutlich Fender-typischen Klang. Er bleibt ziemlich straff clean. Die gemeinsame zweibandige Klangreglung der Kanäle A und B ermöglicht eine gute Abstimmung des Klangs. Man kann aber auch beide Regler einfach auf 5 stellen und mit den Tone-Reglern der Gitarre arbeiten. Einen Mitten-Regler gibt es am Amp nicht und das ist unverständlich, denn die Mitten können sehr wohl geregelt werden – allerdings nur als Voreinstellung über die Fender Fuse Software. Schließt man einen PC oder Mac an, zeigt sich dann, dass die Einstellung des Mitten-Reglers drastische Auswirkungen auf den Klangcharakter des Clean-Kanals hat. Unverständlich, weshalb Fender da nicht einen weiteren Regler spendiert hat.
Zweifel kommen bei mir auf, ob der Clean-Kanal wirklich rein analog arbeitet. Ein analoger Preamp, bei dem sich die Mitten digital über eine Software steuern lassen? Ob das irgendeine Bedeutung hat, sei aber dahingestellt. Der Clean-Kanal klingt gut. Punkt.
Die Amp-Modelle
Das für mich wichtigste Amp-Modell, nämlich der VOX AC30, ist überraschend gut gelungen. Natürlich ist der Klang aus zwei 6v6-Röhren in eine geschlossene Box mit einem Celestion G12P-80-Lautsprecher im Endeffekt nicht so „mächtig“ wie der Klang aus vier EL84-Röhren und einer offenen Box mit zwei Greenbacks oder Blue Bulldogs. Aber erst einmal liefert der Super Champ X2 eine überzeugende Emulation des VOX Tonestacks, die man mit diesem Amp und dieser Box auch ganz gut auf band-tauglicher Lautstärke hörbar machen kann. Zufällig habe ich das 1 zu 1 mit einem neuen VOX AC10 vergleichen können, der ja in allen Reviews über die Maßen gelobt und als „kleiner Bruder“ des AC30 angepriesen wird. Glaubt mir als altem AC30-Fan: der Super Champ X2 HD mit der SC112-Box kommt dem Klang eines AC30 deutlich näher als der Vollröhren-AC10 mit seinem kleinen 10“-Lautsprecher.
Man muss dazu allerdings die Fender Fuse Software bemühen. Denn im Falle der AC30-Emulation z. B. ist die interne Amp-Lautstärke viel zu niedrig eingestellt. Dreht man sie auf das Niveau des Clean-Kanals hoch, fängt der Amp auf einmal an zu singen.
Hier kommen wir zu einem Problem: die Voreinstellungen der 16 Amp-Modelle sind überraschend schlecht gewählt. Dies wird besonders deutlich bei den stärker verzerrten Modellen. Hier ist ja auch die Kritik in allen Reviews, die ich gelesen habe, bevor ich den Verstärker gekauft habe, unerbittlich. Wenn man all das liest, muss man denken, Hi-Gain geht mit dem Super-Champ gar nicht. Aber das stimmt so nur auf den ersten Blick. Denn man kann schon noch einiges nachjustieren mit der Fender Fuse Software.
Die Software …
bietet Licht und Schatten. Die Delays z. B. decken alles auf hohem Niveau ab, was es an digitalen Delays gibt, inklusive Tape-Echo-Emulation, Multi-Tap-Delay, gefiltertem Delay und Reverse-Delay. Besonders hervorheben muss man in diesem Zusammenhang die Tap-Tempo-Funktion am Amp, die es erlaubt, wirklich einfach und zielsicher das jeweils gewünschte Tempo einzustellen. Die Reverbs sind – wenn man sie mit einem sehr guten analogen Federhall vergleicht – okay, aber nicht berauschend. Die Modulationseffekte sind in Grenzen brauchbar, aber ganz fürchterlich wird es bei den Emulationen der sogenannten „Stomp-Boxes“, die mit den Amp-Settings als „Amps“ gespeichert werden können. Da gibt es Overdrive, Fuzz, Compressor etc. - aber alles klingt unterirdisch schlecht im Vergleich mit analogen Pedalen oder auch z. B. den Emulationen in Logics Pedalboard oder im NI Guitar Rig.
Auch die Amp-Modelle sind nicht alle zu Ende gedacht und brauchen im Fall aller Nicht-Fender-Amps gehörige Nachjustierung, um gut zu klingen. Dann allerdings geht schon etwas. Man muss nur die Voreinstellungen der Software anpassen an die eigenen Bedürfnisse. Letztendlich bieten dann die „British 80s“ und „American 90s“ Modelle ordentliche Resultate für Hi-Gain-Sounds.
Im Testbericht auf amazona.de ist zu lesen: „Die stark verzerrten Sounds klingen teilweise wenig organisch, was in erster Linie durch die Art der Klangerzeugung (Modeling-Konzept) bedingt ist. Diese entwickelt naturgemäß nicht die Dynamik und Natürlichkeit eines Vollröhrenverstärkers.“ (https://www.amazona.de/test-fender-super-champ-x2-gitarrenverstaerker/) Das möchte ich so nicht unterschreiben. Ich glaube nicht, dass die Klangunterschiede auf das digitale Modeling zurückzuführen sind. Ich denke, dass man einfach nicht erwarten kann, dass ein 15-Watt-Topteil mit 6v6-Röhren durch einen Celestion Seventy/Eighty jemals so klingt wie z. B. ein 50-Watt-Marshall durch eine Box mit vier Greenbacks.
Die Box
Bisher war ich kein Freund von geschlossenen Gitarrenboxen und als ich den Amp mit dieser Box erhielt, fühlte ich mich zunächst bestätigt. Das klang für meine Ohren alles etwas dumpf und topfig. Dann aber – nach ca. 30 Stunden Einspielzeit – begann die Box immer besser und besser zu klingen. Ich habe dadurch zum ersten Mal verstanden, was die Leute eigentlich meinen, wenn sie sagen, dass Lautsprecher eingespielt werden müssen. Hier ist mir das ganz extrem aufgefallen. Geile Box für kleines Geld, muss ich nun sagen.
Fazit
Der Fender Super Champ X2 erfüllt die eingangs genannten fünf Kriterien, die ich mir erhofft hatte: er klingt wirklich gut, ist preiswert, lässt sich einfach transportieren, sieht auch im Wohnzimmer gut aus und bietet alle für mich wichtigen Effekte – vor allem sehr gute Delays, aber auch passablen Reverb und ansprechende Verzerrung - in the box. Nur ein Stimmgerät gibt es nicht. Das werde ich nie verstehen, warum außer Roland kaum jemand Tuner in solche Verstärker einbaut. Muss man also doch noch ein zusätzliches Gerät zu Gitarre, Head und Box mitschleppen ;-) ...
Ein Testbericht zu einem Produkt, das vor knapp 4 Jahren neu erschienen ist, wird vermutlich nicht jedermann brennend interessieren. Aber angesichts der Tatsache, dass ich mir diesen Verstärker und diese Box vor wenigen Wochen zugelegt habe und denke, dass es viel dazu zu sagen gibt, unternehme ich einen Versuch, über Vorzüge und Nachteile dieses Amps zu schreiben.
Warum habe ich mir diesen Amp gekauft? Eigentlich bin ich ein VOX-AC30-Mensch. Mein AC30 steht neben Bassverstärker und Schlagzeug im Proberaum. Er ist laut, klingt großartig und ist schwer zu transportieren. Zudem brauche ich für alles und jedes jenseits des Beatles-Jingle-Jangle-Sounds zusätzliche Pedale: Booster, Overdrive, Fuzz, Delay, Phaser usw.
Ich suchte einen zweiten Amp, der fünf Kriterien erfüllen sollte: er sollte im Wohnzimmer zum Üben bereitstehen und da einigermaßen gut aussehen. Er sollte leicht zu transportieren sein und im Zweifelsfall genug Lautstärkereserven bieten für Bandproben und Sessions mit Schlagzeug. Er sollte möglichst Verzerrer, Hall und ggf. sogar einen Delay an Bord haben, damit man darauf verzichten kann, jedesmal zusätzlich ein Pedalboard herumzuschleppen. Er sollte gut klingen und einigermaßen erschwinglich sein.
Da es eierlegende Wollmilchsäue dieser Art bekanntlich nicht gibt, versuchte ich es eine Zeit lang mit einem Laney Lionheart. Der klang gut und war und ist ein edel verarbeiteter Vollröhrenamp made in the UK. Aber er hatte außer dem sehr gut klingenden Federhall keine Effekte und die 5 Watt reichten einfach nicht für Band-Proben oder kleinere Auftritte.
Schließlich beschloss ich, den Lionheart gegen einen Fender Super Champ X2 zu tauschen. „Sakrileg!“, höre ich die Puristen rufen – „das ist ein Modeling-Amp!“ Aber die Vorteile lagen klar auf der Hand: 15 Watt aus zwei 6v6-Röhren in Class-A/B-Schaltung dürften im Gegensatz zu 5 Watt Class A aus einer einzigen EL84 gerade genug sein, um mit einem „normal“ spielenden Schlagzeuger mithalten zu können. Und der Super Champ X2 verfügt über interne Delay- und Modulationseffekte mit Tap-Tempo.
Features
Der Super Champ X2 ist ein zweikanaliger Gitarren-Verstärker mit einer 15 Watt Röhrenendstufe, die von einer 12AX7-Röhre in der Vorstufe gespeist wird und mit zwei 6V6-Röhren in Class-A/B-Technik arbeitet. Der Preamp in Kanal A arbeitet angeblich analog mit Transistoren und liefert einen Clean-Sound, der auch dann noch relativ sauber bleibt, wenn man die Lautstärke auf 10 dreht, Kanal B bietet 16 verschiedene Amp-Modelle, arbeitet also digital. Darüber hinaus gibt es eine Effekt-Sektion mit allen möglichen Effekten, die zum Teil vor, zum Teil hinter den Preamp geschaltet sind. Effekte und Amp-Modelle lassen sich über die Fender Fuse Software beliebig editieren und neu sowohl im Amp als auch im Computer sichern. Dazu hat der Super Champ einen USB-Ausgang, der außerdem auch dazu dienen kann, den Klang des Verstärkers direkt digital in den PC oder Mac zu übertragen.
Ein frequenzkorrigierter Line-Out für Recording-Zwecke oder zur direkten Verbindung mit der P.A., der den Verstärker nicht stumm schaltet, ist ebenfalls vorhanden.
Die Amp-Modelle decken eine Reihe klassischer Fender-Röhrenamps ab, dazu gibt es Emulationen des AC30, eines 70er-Jahre Marshall und eines JCM800 sowie zweier „modernerer“ Röhren-Amps.
Der Clean-Kanal …
liefert einen überzeugenden, deutlich Fender-typischen Klang. Er bleibt ziemlich straff clean. Die gemeinsame zweibandige Klangreglung der Kanäle A und B ermöglicht eine gute Abstimmung des Klangs. Man kann aber auch beide Regler einfach auf 5 stellen und mit den Tone-Reglern der Gitarre arbeiten. Einen Mitten-Regler gibt es am Amp nicht und das ist unverständlich, denn die Mitten können sehr wohl geregelt werden – allerdings nur als Voreinstellung über die Fender Fuse Software. Schließt man einen PC oder Mac an, zeigt sich dann, dass die Einstellung des Mitten-Reglers drastische Auswirkungen auf den Klangcharakter des Clean-Kanals hat. Unverständlich, weshalb Fender da nicht einen weiteren Regler spendiert hat.
Zweifel kommen bei mir auf, ob der Clean-Kanal wirklich rein analog arbeitet. Ein analoger Preamp, bei dem sich die Mitten digital über eine Software steuern lassen? Ob das irgendeine Bedeutung hat, sei aber dahingestellt. Der Clean-Kanal klingt gut. Punkt.
Die Amp-Modelle
Das für mich wichtigste Amp-Modell, nämlich der VOX AC30, ist überraschend gut gelungen. Natürlich ist der Klang aus zwei 6v6-Röhren in eine geschlossene Box mit einem Celestion G12P-80-Lautsprecher im Endeffekt nicht so „mächtig“ wie der Klang aus vier EL84-Röhren und einer offenen Box mit zwei Greenbacks oder Blue Bulldogs. Aber erst einmal liefert der Super Champ X2 eine überzeugende Emulation des VOX Tonestacks, die man mit diesem Amp und dieser Box auch ganz gut auf band-tauglicher Lautstärke hörbar machen kann. Zufällig habe ich das 1 zu 1 mit einem neuen VOX AC10 vergleichen können, der ja in allen Reviews über die Maßen gelobt und als „kleiner Bruder“ des AC30 angepriesen wird. Glaubt mir als altem AC30-Fan: der Super Champ X2 HD mit der SC112-Box kommt dem Klang eines AC30 deutlich näher als der Vollröhren-AC10 mit seinem kleinen 10“-Lautsprecher.
Man muss dazu allerdings die Fender Fuse Software bemühen. Denn im Falle der AC30-Emulation z. B. ist die interne Amp-Lautstärke viel zu niedrig eingestellt. Dreht man sie auf das Niveau des Clean-Kanals hoch, fängt der Amp auf einmal an zu singen.
Hier kommen wir zu einem Problem: die Voreinstellungen der 16 Amp-Modelle sind überraschend schlecht gewählt. Dies wird besonders deutlich bei den stärker verzerrten Modellen. Hier ist ja auch die Kritik in allen Reviews, die ich gelesen habe, bevor ich den Verstärker gekauft habe, unerbittlich. Wenn man all das liest, muss man denken, Hi-Gain geht mit dem Super-Champ gar nicht. Aber das stimmt so nur auf den ersten Blick. Denn man kann schon noch einiges nachjustieren mit der Fender Fuse Software.
Die Software …
bietet Licht und Schatten. Die Delays z. B. decken alles auf hohem Niveau ab, was es an digitalen Delays gibt, inklusive Tape-Echo-Emulation, Multi-Tap-Delay, gefiltertem Delay und Reverse-Delay. Besonders hervorheben muss man in diesem Zusammenhang die Tap-Tempo-Funktion am Amp, die es erlaubt, wirklich einfach und zielsicher das jeweils gewünschte Tempo einzustellen. Die Reverbs sind – wenn man sie mit einem sehr guten analogen Federhall vergleicht – okay, aber nicht berauschend. Die Modulationseffekte sind in Grenzen brauchbar, aber ganz fürchterlich wird es bei den Emulationen der sogenannten „Stomp-Boxes“, die mit den Amp-Settings als „Amps“ gespeichert werden können. Da gibt es Overdrive, Fuzz, Compressor etc. - aber alles klingt unterirdisch schlecht im Vergleich mit analogen Pedalen oder auch z. B. den Emulationen in Logics Pedalboard oder im NI Guitar Rig.
Auch die Amp-Modelle sind nicht alle zu Ende gedacht und brauchen im Fall aller Nicht-Fender-Amps gehörige Nachjustierung, um gut zu klingen. Dann allerdings geht schon etwas. Man muss nur die Voreinstellungen der Software anpassen an die eigenen Bedürfnisse. Letztendlich bieten dann die „British 80s“ und „American 90s“ Modelle ordentliche Resultate für Hi-Gain-Sounds.
Im Testbericht auf amazona.de ist zu lesen: „Die stark verzerrten Sounds klingen teilweise wenig organisch, was in erster Linie durch die Art der Klangerzeugung (Modeling-Konzept) bedingt ist. Diese entwickelt naturgemäß nicht die Dynamik und Natürlichkeit eines Vollröhrenverstärkers.“ (https://www.amazona.de/test-fender-super-champ-x2-gitarrenverstaerker/) Das möchte ich so nicht unterschreiben. Ich glaube nicht, dass die Klangunterschiede auf das digitale Modeling zurückzuführen sind. Ich denke, dass man einfach nicht erwarten kann, dass ein 15-Watt-Topteil mit 6v6-Röhren durch einen Celestion Seventy/Eighty jemals so klingt wie z. B. ein 50-Watt-Marshall durch eine Box mit vier Greenbacks.
Die Box
Bisher war ich kein Freund von geschlossenen Gitarrenboxen und als ich den Amp mit dieser Box erhielt, fühlte ich mich zunächst bestätigt. Das klang für meine Ohren alles etwas dumpf und topfig. Dann aber – nach ca. 30 Stunden Einspielzeit – begann die Box immer besser und besser zu klingen. Ich habe dadurch zum ersten Mal verstanden, was die Leute eigentlich meinen, wenn sie sagen, dass Lautsprecher eingespielt werden müssen. Hier ist mir das ganz extrem aufgefallen. Geile Box für kleines Geld, muss ich nun sagen.
Fazit
Der Fender Super Champ X2 erfüllt die eingangs genannten fünf Kriterien, die ich mir erhofft hatte: er klingt wirklich gut, ist preiswert, lässt sich einfach transportieren, sieht auch im Wohnzimmer gut aus und bietet alle für mich wichtigen Effekte – vor allem sehr gute Delays, aber auch passablen Reverb und ansprechende Verzerrung - in the box. Nur ein Stimmgerät gibt es nicht. Das werde ich nie verstehen, warum außer Roland kaum jemand Tuner in solche Verstärker einbaut. Muss man also doch noch ein zusätzliches Gerät zu Gitarre, Head und Box mitschleppen ;-) ...