Hallo Til,
Wie schon gesagt, halte ich Gehörbildung auf jeden Fall für sinnvoll und wichtig. Allerdings klang der letzte Post von Wohlstandskind eher so, als ginge es ihm nicht um Gehörbildung im klassischen Sinne sondern darum, Sachen genau herauszuhören.
Indem man sich möglichst viele Soli/Licks heraushört erweitert man sein musikalisches Repertoire, und wenn man bei genügend verschiedenen Leuten "klaut", die Sachen kreativ verändert und in sein Spiel einbaut, trägt das letztlich zu einem eigenem Stil bei. Das kann natürlich nicht die Fähigkeit ersetzen, auch eigene musikalische Ideen zu entwickeln (und idealerweise im Voraus hören zu können), aber es ergänzt sie ganz erheblich, weil man eben auch Sachen spielt, auf die man selber nicht gekommen wäre (oder die man einfach nicht genau im Voraus hören KANN, z.B. wenn es um wirklich schnelle Läufe geht).
Zu der erwähnten Software: Kein Programm nimmt einem das Raushören ab, auch dieses nicht. Aber wenn man z.B. einen 16-tel-Lauf bei Tempo 140 *genau* (d.h. auch mit Hammer-ons, Slides und Bendings, die das Ganze interessant machen) heraushören will, hilft es ungemein, wenn man sich ihn in einem 1/4 der Geschwindigkeit anhören kann. Wenn man sich dann seine Fingersätze zurechtlegt, die Passage erst verlangsamt mitspielt, und das Tempo dann schrittweise bis zum Originaltempo (oder darüber hinaus) steigert, so hat man gleichzeitig eine Technikübung, die musikalischer ist als reine Skalenübungen.
Jan