Gitarre entpimpen

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tommy

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Moin liebe GWler,

heute möchte ich Euch an einem Thema teilhaben lassen, welches mir zur Zeit eine Herzensangelegenheit ist:

Das leidenschaftliche "Entpimpen" meiner Gitarren.

Jahrelang war ich dem Pimpen vermeintlich völlig fehlkonstruierter E-Gitarren sehr zugetan.

Altgediente Konzepte (z.B. Strat) wurden von mir in Frage gestellt. Selbstverständlich kam mir die eigene begnadete Gabe, alles besser zu können als die weltweit agierende Entwickler- und Ingenieursbande, sehr zugute.
Es wurden weniger Müllgitarren (solche besaß/besitze ich eigentlich nicht) sondern eher seriöse Markenware (US Strat/Tokai/Epi/Ibanez) "verbessert" bis, ja bis mir eine Diego Telli in die Hände fiel. Trotz entschlossenen Forschens wurde mir keinerlei Verbesserungsmöglichkeit offenbar.

Das machte mich erst sehr traurig, dann nachdenklich.
Hatte ich meine exorbitante Genialität verloren?

Ich fing mal so aus Interesse an, meine ganzen "Wahnsinnsgitarren" zu "entpimpen".
Da flogen Wilkinsons und Gotohs und Alu Wraptails und Messingdiesunddas und Abigails und und und wieder raus.

Was soll ich sagen, grosse Zufriedenheit stellte sich ein.
Ich war nicht mehr allein. Es gibt tatsächlich auch noch Andere, die offenbar wissen was sie tun (danke Herr F...., Herr G....., Herr Ib.....)

Das zum Thema Psychoakustik! Oder ist Sound doch nur eine ständig wechselnde Geschmackssache (ich finde DEN Jimi Page 59er LP Sound übrigens sch....)?


P.S. Ich möchte mit o.g. Ergüssen keinesfalls das Verbessern billigen Mülls in Frage stellen!

Eigentlich möchte ich mich selbst in Frage stellen!

So....nun Ihr!

;-)
 
... ein mir sehr sympathischer Ansatz !!
Ich glaube ja auch, dass durchaus viele Ideen davon, was eine E-Gitarre nun eigentlich wirklich ist, in dieser bunten Welt existieren. Ich sehe meine Aufgabe eher im Erkunden dieser Ideen als im Überbügeln durch Modifikation. Oder ich baue mir eben ein Instrument nach meinen Vorstellungen, dann aber richtig und eigen. Der Hang zum Pimpen scheint mir auch im Wesentlichen ein Relikt der Vermarktungstrategien der 70er Jahre zu sein ... ich erinnere mich beispielswiese an auf Gibson getrimmte Hoyer LPs mit Messingsattel, die angeblich eine Verbesserung irgendwelcher Eigenschaften bringen sollten ... aber eigentlich wurde nur nicht erkannt, was eine Hoyer LP für individuelle Eigenschaften hat ... so etwas wirkt dann im Rückblick etwas bedauerlich. Eine 69er Strat mit Floyd Rose und zwei fetten Saitenhalterbohrlöchern im Kopf war glaube ich meine traumatisierendste Begegnung in dieser Art ....
Künstliches optisches Reliken scheint mir der übelste Aufguss dieses bösen 70er-Trends. Was ist schon eine Macke in einer Gitarre ohne das schmerzliche Erlebnis dazu? Verletzungen aus der Retorte, äußerst grotesk ....
 
frankpaush":wzttdtfw schrieb:
Künstliches optisches Reliken scheint mir der übelste Aufguss dieses bösen 70er-Trends. ....

Ich glaube dieses relicen ist ein gutes Beispiel dafür, wie "verrückt" man als Gitarrenfan sein kann.
Ich habe hier eine wunderschöne 62er Strat in Vintage White in nahezu Neuzustand.
Meine Freundin findet diese Gitarre wunderschön.
Wenn ich nun eines Tages verschwitzt und mit fiebrigen Blick vor Ihr stünde, mit dieser Gitarre welche ich teilentlackt, zerkratzt und vorzeitig zum rosten gebracht hätte, und erzählen würde "JETZT sieht sie richtig geil aus!", würde sie mir höchstwahrscheinlich sofort einen Termin beim Arzt machen lassen... :-P
 
Ich denke, es kommt immer drauf an, weshalb man modded.
Wenn man grundsätzlich dem Wahn verfallen ist, man >könnte<
ja durch Modifikationen noch irgendein, am End' noch undefiniertes
"besseres" Ergebnis erzielen, dann sehe ich das sogar als sehr unsinnig an.
Basteleien, nur weil man einfach die Möglichkeit zu basteln hat und sich
somit was Besseres erhofft? Ne, klingt unsinnig, ist aber oft der Fall.

Anders sehe ich es aber, wenn man genaue Ziele hat. Die Gretsch Electromatics
sind da ein gutes Beispiel. Das sind echt geile Gitarren, richtig gut verarbeitet,
aber die Pickups sind halt nicht das, was man von einer Gretsch
erwartet. In diesem Fall macht sich ein Pickuptausch richtig positiv bemerkbar
und wertet das Instrument de facto auch auf. Weitere Mods jedoch unnötig.

Einen anderen Weg des Tunings verfolge ich zum Beispiel:
Ich habe bis jetzthin meist nur gebrauchte, unverbastelte Gitarren gekauft,
mit denen ich von der Substanz her so richtig zufrieden bin.
Hardwaremäßig habe ich folglich noch nie wirklich was getauscht außer
höchstens mal nen Humbucker gegen 'nen P90 oder Mini HB, weil ich
halt einfach keine fullsize Humbuckersounds mehr mag.

Und ansonsten? Großartige Regelmöglichkeiten und sowas? Ok, zugegeben
gibt's da meine SG, an der ich sowas mal versucht hab. Aber Versuch macht kluch
und ich musste erkennen, dass ich eigentlich durchweg nur auf dem
Stegpickup und allen Reglern an der Gitarre auf 10 spiele.
Ergo bastel ich garnicht mehr an Regelmöglichkeiten herum, denn ich brauche
eigentlich nur ein einziges Volumepoti, um in Spielpausen die Gitarre
"auszuschalten". Ein On/Off Schalter tät's eigentlich auch.

Es gilt also: Wenn mich etwas nicht wirklich stört, dann lass ich mein Werkzeug schön im Schrank.
Geht jedoch irgendwas kaputt, muss ich halt die Gitarre mal aufschrauben,
schmeiße aber dann auch alles raus, was ich an der Gitarre nicht brauche
und reduziere sie auf's nötigste.
 
frankpaush":3g2ds67a schrieb:
... ein mir sehr sympathischer Ansatz !!

Ja, kann ich voll unterschreiben. "Pimpen" (fehlt da ein 'r' ??) als Selbstzweck, ohne kritische Vergleichsmöglichkeit 'vorher/nachher' bringt gor nix.

frankpaush":3g2ds67a schrieb:
...Eine 69er Strat mit Floyd Rose und zwei fetten Saitenhalterbohrlöchern im Kopf war glaube ich meine traumatisierendste Begegnung in dieser Art ....

Hey Frank,
ging mir fast genauso - http://www.guitarworld.de/gwpages/gear,a,show,g,1908-esche-strat.html

frankpaush":3g2ds67a schrieb:
Künstliches optisches Reliken scheint mir der übelste Aufguss dieses bösen 70er-Trends. Was ist schon eine Macke in einer Gitarre ohne das schmerzliche Erlebnis dazu? Verletzungen aus der Retorte, äußerst grotesk ....

Hach - du sprichst mir aus der Seele! Ich denke, das ist auch ein Generationenproblem. Wenn es mit dem Erwerb eines eigenen Persönlichkeitsprofils hapert, lässt man sich eines zimmern.
Ist ähnlich der Designerhütte eines neureichen Proleten - fehlende 'Parameter' wie Stil, (Wohn-)Kultur, Geschmack und Kunstverständnis ersetzt der Innenarchitekt. :lol:
 
Rio_Fischbein":112onzys schrieb:
würde sie mir höchstwahrscheinlich sofort einen Termin beim Arzt machen lassen... :-P
... mal nebenbei: die Chance auf Heilung scheint mir da eh sehr gering zu sein ... ich halte das für ein Sympton einer medial getriggerten Persönlichkeitsstörung, vergleichbar mit nachahmendem Drogenmissbrauch. Dem ist vermutlich nur sehr schwierig bei zukommen ... und als behandlungswürdig werden in unserer Gesellschaft ja auch nur Erkrankungen eingestuft, bei denen die Gesellschaft wirtschaftlichen Schaden befürchten muss ... in dem Fall also keine Chance :cool:
 
Ja, das mit dem pimpen.
Callaham....
..da lese ich, daß die Bohrungen in den Böckchen länger sind, damit die Saiten nicht dran schleifen. Und siehe da, tatsächlich!
Das soll besseren Sound und weniger Saitenverschleiß bewirken.
Es juckt.
Aber die Saiten reißen bei mir äußerst selten mal. Und wenn, dann meistens irgendwo im Halsbereich. Außerdem klingt die Strat toll.....mmh, aber trotzdem, es könnte ja sein..... Außerdem finde ich den verkürzten Pop in Arm gut, Scheiße schon wieder ein Wunsch!
Früher hatte ich das nicht.
Weil ich gar keine Vorstellung davon hatte, was es alles gibt.
Erst seit ich Gitarrenforen konsultiere.
Ich bin informiert, up to date.
Und habe öfter mal das Gefühl, was neues zu brauchen.
 
Ach das Pimpen...
Ist immer sinnvoll wenn man genau weiß was man tut und wofür.
Gilmour z.B. mit seinem kürzeren Tremolo Arm.
SRV spielte Bassbünde weil er damit am besten klar kam und er einen irren Bunddrahtverschleiß hatte.
Eine Paula die alles hat was man sucht, aber dummerweise Highpower Ceramic PUs...

In solchen Fällen darf man durchaus Hand anlegen.

Die Modifikationen mit dem "ich schau mal ob noch was geht" Hintergrund können fruchten, oder nur Geld versenken.

Zumal... wenn ich mir überlege wie unterschiedlich meine Amps je nach MEINER Tagesform klingen.
Da nutzen auch keine Röhrenwechsel nur weil ich an dem Tag die Birne nicht freikriege und nur Scheiß spiele.
Was aber nicht dagegen spricht einen alten Fender z.B. mit guten 7025ern in der Vorstufe auszustatten, statt JJ HiGain Röhren zu nehmen.

Von daher ist "verbessern" weil ich ein gutes Instrument meinen Bedürfnissen anpasse etwas anderes als "lieber basteln statt spielen"

Basteln habe ich auch schon länger aufgegeben - es macht einen nicht besser.

grüße
MIKE
 
Hallo zusammen!


Also, man kauft eine Gitarre und irgendwann denkt man, man jönnte noch was verbessern, klanglich oder optisch und dann bastelt man daran herum. Ob's danach besser ist, weiß man nicht, aber man versucht es eben, weil es Spaß macht.
Und manchmal bastelt man auch ein bischen mehr herum, weil es Spaß macht und, weil man vllt. glaubt, es wird danach besser. Da spielt imo ne Menge Psychologie eine Rolle, quasi, wenn ich mir vorher eben sehr sicher bin, dass es nachher besser klingen wird, dann glaube ich es nachher auch. Zumindest tendentiell.
Und dann ändert sich der Geschmack natürlich Jahr für Jahr, was man gerne hört, was man gerne spielt etc. und schon kann die Gitarre nicht mehr Schritt halten, mit unseren Soundvorstellungen, und das ist auch nicht schlimm, finde ich.
Wenn ich überlege, was ich schon alles veranstaltet habe mit Gitarren und es noch tue, was Umbauten angeht (meist aus kosmetischen Gründen,-)), dann war da natürlich auch viel Mist dabei, ABER ich habe sehr viel dabei gelernt und davon zehre ich fast täglich, ist also ne feine Sache gewesen.
Ob einen das als Spieler besser macht? Hm, man könnte ja jetzt anführen, dass man, wenn man viel bastelt, auch vllt. mehr spielt als sonst, weil man ja dauernd ausprobieren will, was man da gebaut hat.
Man könnte auch sagen, dass durch den Spaß, den das Basteln bringt auch der Spaß am Instrument und dem Spielen als solches größer wird und das ist ja nie verkehrt.
Blöd wäre es nur, wenn man mehr rumbaut, als sonstwas und dadurch nie eine einsatzbereite Gitarre hätte, aber das schätze ich mal kommt eher selten vor.

Ich finde es auch nicht schlimm, wenn man mal Trends hinterherrennt, dann weiß man nachher vllt. umso besser, was man gerade NICHT will. Und ich kenne so gut wie niemanden, der weiß, was er will was die Anforderungen ans ein Instrument angehen, das ändert sich ja, wie oben geschrieben auch oft dadurch, was man hört und spielt mit der Zeit.

Und wenn man nachher alles zurückbaut und man findet es besser, tolle Sache, denn das bringt dann wieder mehr Spaß am Instrument und dann auch am Spielen und um Spaß bei der Sache geht es ja nun hauptsächlich.

Klar, wenn jemand gerade was gefunden hat, was gerade super zu einem passt, dann will man das ja auch kundtun und den Leuten sagen, wie toll Gerät xy ist und macht das vielleicht manchmal im Zuge der Euphorie in einer absoluten Art und Weise. Aber das ist ok, da freut sich jemand, feine Sache also. Ob es zu einem selber passt, das weiß man erst, nachdem man es mal probiert hat, sich darauf eingelassen hat und sich damit beschäftigt, davor kann man nur hoffen.

Da finde ich passt Relic auch wunderbar hinein. Manche finden es schön, optisch, so wie manche eben lake placid blue schick finden, oder sunburst. Und vllt. ist so eine Relic auch eine gute Gitarre für einen, weil man sich damit wohler fühlt, weil es so schick aussieht und man sowas gerne spielt, man muß es eben ausprobieren.
Aber es muß einen auch optisch ansprechen. Wenn einer keine blaue Gitarre mag, wird er sie eher nicht in Erwägung ziehen mal anzuspielen, genauso ist es mit Relic, Optik spielt eben doch auch eine wichtige Rolle, was das Wohlfühlen mit dem Instrument angeht, imo.

Reiner Pragmatismus und pure Vernunft, ich weiß nicht, irgendwie ist Musik als Hobby doch auch deswegen spannend, weil man mal unvernünftig sein kann und etwas einfach mal haben will, wegen Optik, Prestige oder sonstwas.
Und das ist doch völlig i.O., denn es geht um Spaß, um nichts anderes.

Mag sein, dass es bei Berufsmusikern anders aussehen wird, aber ich denke auch da kommt mal das Kind im Manne/in der Frau durch, davon kann sich keiner frei machen und das ist auch gut so, sonst gäbe es nicht diese tolle Vielfalt an Gerätschaften auf dem Markt die einem manch schlaflose Nacht bereiten können,-)))


Alles Gute!
 
Die Knete, die ich in die Verbesserung und Bepimpung von Scheißgitarren investiert habe, hätte ich natürlich besser gleich in bessere Gitarren gesteckt.

Nur hätte ich dann nicht die Erfahrungen sammeln können, die es mir jetzt erlauben, zu erkennen, was ich überhaupt will und was eine bessere Gitarre erst ausmacht.

Um zu wissen was sinnig ist, muss man auch mal Dinge machen, die sich im Nachinein als nicht sinnig herausstellen.

Lehrgeld.
 
Naja, Pimpitis ist ja nicht gleich Beulenpest.

Für mich habe ich festgestellt, daß das was 7enderman geschrieben hat auch bei mir eine ganz wichtige Rolle spielt: Den Kopf frei kriegen, um Gitarre spielen/üben zu können.
Dann wären da noch Fingerübungen um ein besserer Gitarrist zu werden.
Theorie muß auch sein. :?
Üben allgemein.
Spielen mit anderen!!!:-P
Ich bin heute soweit, daß ich weiß, daß ich mich viel, viel mehr freue, wenn ich z.B. ein Jimi Hendrix Stück unter meine Finger kriege und es sich nach was anhört, und es nicht DEN Sound hat, als wenn ich mit Supersound und oder Superequipment rumstümpere.
Wobei der Sound ja genauer betrachtet auch wieder in großen Teilen Übungssache ist.
Eigentlich lenkt der ganze Pimpkram mich nur ab, aber ich lasse mich dann und wann auch gerne verführen.
Das es manchmal auch sinnvoll sein kann, wie bei dem Gretsch Beispiel von Adrenochrome sehe ich ein.
 
Rio_Fischbein":30lo62a2 schrieb:
.
Das es manchmal auch sinnvoll sein kann, wie bei dem Gretsch Beispiel von Adrenochrome sehe ich ein.

+1
und markenübergreifend betrachtet hat doch jeder Hersteller ein gutes Modell zum ordentlichen Preis in der Palette, wo es einen winzigen Mangel zur Perfektion gibt, den man mit überschaubarem Aufwand abstellen kann.
Das ist für mich aber kein sinnloses Pimpen sondern legitimes Tuning.
Sinnloses Pimpen kann man in fast jeder Ausgabe eines bestimmten Gitarrenmagazins von einem bestimmten Autor lesen.
(Name des Magazins und des Autors werden aus verständlichen Gründen nicht genannt...) ;-)
 
Tach,

das mit dem pimpen im Sinne eines Umbaus hab ich nie verstanden, z.B. Tele mit fullsize Humbucker am Steg u.ä.

Ich kann mir noch vorstellen schlechte Mechaniken gegen bessere zu tauschen. Aber ma ehrlich, ich hatte schon einige billige Gitarren, die Mechaniken waren nie das Problem. Eine Gitarre verstimmt halt mal. (Da hat doch mal tatsächlich einer gefragt ob denn mit seinen Tuners alles ok sei, er müsse ja min. einmal im Monat stimmen.)

Das Einzige was ich mache, ist PU Tausch. So hab ich meiner HWY ONE Tele einen Humbucker im Teleformat spendiert, weil mich gerade beim Homerecording das Brummen des SingleCoils gestört hat. Alle anderen Gitarren, die geblieben sind, sind noch original. Weil, wenn eine Gitarre nichts taugt, kommt sie wieder weg.

Einer nicht weiter zu definierenden Klang-bzw Spielverbesserung bin ich nie hinterher gejagt.
 
groby":1d5hwcfn schrieb:
Die Knete, die ich in die Verbesserung und Bepimpung von Scheißgitarren investiert habe, hätte ich natürlich besser gleich in bessere Gitarren gesteckt.


Darum geht es aber nicht.
In keinem anderen Land gibt es so viele Baumärkte wie bei uns, der Deutsche ist in seiner Seele ein Heimwerker. Wenn er keine Harley oder Eisenbahn hat, schraubt er eben an seiner Gitarre rum.
 
Wenn ich ein Auto kaufe wähle ich das Zubehör aus. Das geht bei allen bekannten Marken, ausser bei Peugeot. Da muss ich das Paket mit den Ledersitzen kaufen wenn ich beheizte Aussenspiegel haben möchte.
Bei Gitarren muss ich zum Gitarrenbauer gehen wenn ich meine Ausstattung frei wählen möchte.
Oder ich kaufe etwas günstigeres, was von schmaläugigen Menschen zusammengenagelt wurde, und baue mir die beheizten Aussenspiegel selbst ein, wenn ich es mir nicht leisten kann oder will, mir etwas auf den Leib schneidern zu lassen.
Was ist daran verkehrt daran, ausser die Sache mit den schmaläugigen Menschen, wenn ich weiss was ich will?

Etwas anderes, lieber Tommy, ist es wenn ich einen Oldtimer kaufe. Bei einem 69er E-Type akzeptiere ich die Schwächen und würde nie darauf kommen mich über die fehlende Sitzheizung zu beschweren.

Die meisten Gitarristen sind doch wohl eher Liebhaber von Old- oder Youngtimern (Gell, Martin?).
Also wird an einem echten Oldtimer nichts gepimpt aber an einer Kopie kann man ruhig schon mal rumfummeln, solange es nicht dazu führt ein ordentliches Auto daraus zu machen ;-)

Groetjes
Ralf
 
Hi,

u.a.ist das Pimpen auch ein ständig wechselnder Geschmack (Sound), jedenfalls bei mir.
Andererseits wird es auch Liebhaber für ein gewisses Outfit geben,
als wie Alufelgen am Auto, die ja auch nicht nur praktisch sind, aber halt
die Optik befriedigen.
Meine Erfahrung beim Basteln hat bisher gebracht, zu lernen, was welche
Veränderung im Sound bringt. Viele Schalter bringen oft nicht so viel,
wie z.B. ein Loadoffschalter am Tonpoti,
mit dem man den zusätzlich parallelen Widerstand abschalten kann,
und damit die Gesamtfrequenz der Gitarre erhöht. Es gibt Musiker,
die sind auf einen bestimmten Sound "geeicht",
und haben, wenn populär, darin sicher einen gewissen Wiedererkennungs-
wert und andere sind nicht so leicht zufrieden und stetig " auf der Suche ".
Gegen Geschmacksrotation hilft, ein gewisses Soundequipment bereit zu
halten. Was man heute besch... findet, klingt an einem anderen Tag ideal
und ist genau das, worauf man gerade "abfährt".

Bei der ganzen Bastelei ist nie vorhersehbar, wie es letztendlich klingen
wird. Das Trimmen des Sounds "nach Gehör" unterliegt der jeweiligen Tagesform.
Aber irgendwas zum Herumtrimmen benötige
ich immer - das kann auch ein Poti
außerhalb der Gitarre sein - ist nicht ganz so unkonventionell,
als mal eben die Gitarre zu zerlegen.
Der Bastelreiz stumpft, wie hier beschrieben, mit der Zeit ab,
wenn alle Möglichkeiten zigmal durchgetestet wurden,
der Computer bietet Ersatz und kann die Lücke zur Suche
"nach dem absoluten Supersound" mühelos füllen...

Mit dem Charakter der Gitarre, auch spieltechnisch gesehen, sollte
man zurechtkommen, etwas ändern - ok - ich benötige auch den
" ständigen Näherungsabgleich zur Empfindung des Optimums "
....aber wie gesagt, den Sound kann man auch hinter dem Gitarrenkabel
noch vielseitig beeinflussen,
und jedereins sollte sich endlich damit abfinden,
daß die E-Gitarre in die Ecke der bereits erfundenen Dinge gehört..
Der ganze Inhalt dieses Postings bezieht sich natürlich wie immer
auf das, was unterm Strich steht:
 
Moin ihr Lieben,

größtenteils kann ich dem hier Geschriebenen voll beipflichten.

Allerdings ging es mir in meinen -ironisch angehauchten- Ausführungen mehr um den Menschen, der hinter dem Pimpen steht.

Angefangen bei "Bastelwütigen", bei denen überwiegend der Weg das Ziel ist. Sie müssen hinterher der festen Überzeugung sein , daß das Equipment anschließend besser klingt, um ihre "Fehlpolung" zu entschuldigen.

Endend bei "Profilneurotikern", die, aufgrund ihrer fehlgeleiteten Selbsteinschätzung, glauben, es besser zu können und das Rad neu erfinden zu müssen.
Sie sind tatsächlich der festen Überzeugung Etwas verbessert zu haben, ohne allerdings eine Ahnung zu haben, was überhaupt eine wirkliche
Verbesserung darstellen würde.
Klar gibt es auch echte, nachvollziehbare Verbesserungen, jenseits irgendeines Geschmackes.
Diese werden von begabten Pragmatikern sinnvollerweise durchgeführt.

Ich denke, der grösste Teil von uns gehört zur letzteren Gruppierung.

Aber steckt nicht oft auch ein kleiner Teil der ersten beiden Typen in uns?

Ich bekenne mich da schuldig.

Schön, wenn man dann irgendwann zur Vernunft kommt und die Originalteile nicht "verebayed" hat.

In diesem Sinne vielen Dank für Euer Interesse.

:)
 
Künstliches optisches Reliken scheint mir der übelste Aufguss dieses bösen 70er-Trends. Was ist schon eine Macke in einer Gitarre ohne das schmerzliche Erlebnis dazu? Verletzungen aus der Retorte, äußerst grotesk ....

Wohl gesprochen!
Früher hat man sich über jeden Macken an der neuen Klampfe geärgert, heute muss ne Strat aussehen wie die von Gallager! Da gibt es Overlays für ne Tele im selben Kotzgrün wie die Klampfe von Francis Rossi etc...

Klar, wenn man bereits die 40 weit überschritten hat und auch nicht jeden Tag die Klampfe in der Hand hat und noch mehrere Klampfen hat, hat man das Problem, dass die Gitarre (bei normalem Gebrauch) auch mit 80 Jahren (des Gitarristen) noch relativ neu aussieht!
Da sollte man sich meiner Meinung nach ein altes Teil zuzulegen. Aber künstlich geaged? Das ist wie Neoklassizismus, Neogotik etc. Halt alles nicht echt!

Zum Pimpen:
Ich gehör(t)e auch zu der Fraktion, die ständig an meinen Gitarren rumschraubt. Das kam bei mir auf, als es die ersten Austauschpickups gab. Meist war das Quatsch.
Wenn ich ehrlich bin, war der eigentlich Beweggrund eine quasi "Custom made" Gitarre zu besitzen, oder die gleiche (gleich aussehende) Gitarre wie mein Gitarrenhero xy zu haben.
Ok zu füherer Zeit gab es auch wirklich noch einiges zu verbessern!
Aber heute? Ich glaube mittlerweile ist die Qualität der verbauten Teile (auch im Low Budget Bereich) so gut, dass man sich das Pimpen echt sparen kann.
Den neuesten Beweis liefert mir meine kürzlich erworbene Squier Tele Classic Vibe. Da gibt es m.M. nix dran zu verbessern (obwohl vielleicht ein paar Leosounds......)

Glaub ich....

Gruss Lemmes
 
Den neuesten Beweis liefert mir meine kürzlich erworbene Squier Tele Classic Vibe. Da gibt es m.M. nix dran zu verbessern (obwohl vielleicht ein paar Leosounds......)

Glaub ich....

....ach ja, die Leosounds sind auch wieder rausgeflogen...aus meiner Vintage/Wilkinson Tele. ;-)
 
Lemmes":2o60b25w schrieb:
Den neuesten Beweis liefert mir meine kürzlich erworbene Squier Tele Classic Vibe. Da gibt es m.M. nix dran zu verbessern (obwohl vielleicht ein paar Leosounds......)
Ich habe bei meiner Classic Vibe 50s Strat genau die Tonabnehmer drin gelassen, weil ich die super finde.
Die Potis, den Schalter und das Trem habe ich ausgewechselt, weil das Zeug aus mehreren Metern Entfernung als Billigkram identifizierbar war.
Hat für's Erste auch funktioniert und abgesehen vom Trem keinen Einfluss auf den Klang, aber jetzt ist da nichts mehr verbesserungswürdig. Ich bin damit zufrieden und nehme das Ding gerne zur Hand.
 
Kann mich dem Letztgenannten nur anschließen. Meine 50er CV Strat ist vollkommen in stock. Ich hab' mich mittlerweile sogar an das schneeweiße Pickguard gewöhnt und finde gerade den Kontrast zu den vergilbten Restartikeln sehr gelungen.
Einen ersten Anfall von "DenschnödenGlanzlackrunterschmirgelnwollenweildannwintätsch" habe ich Gott sei Dank nicht vollzogen, weil das 290 Euro Schätzchen in dem Hochglanzkleid einfach nur schön aussieht und interessanterweiße der Sound und das Ansprechverhalten besser sind als bei meiner Eigenbau SwampAsh Strat mit Leosounds und einem richtig geilen alten Strathals ... hmmmm. Schon komisch,gell.

Es lebe der ungepimpte Chinakracher :lol:

Gruß'n'Blues

Ralf
 
rb-blues":1057ldl4 schrieb:
Meine 50er CV Strat ist vollkommen in stock
...sehr gelungen
...Schätzchen
...besser

Hi Ralf,

na das ist doch prima wenn man mit einer so günstigen Lady im original Trimm zufrieden und glücklich geworden ist. Ich kenne Leute die mehr als das 10-fache ausgegeben haben und die Mundwinkel einfach nicht nach oben bekommen....

Die Saiten wechselste doch aber sicher mal oder? :lol:
 
Hi Martin,

du, die sind so super wintatsch rostig, die lass ich locker noch bis nächstes Weihnachten drauf ;-)

Gruß'n'Blues Ralf
 

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