Gitarrenhals entlacken, anschleifen oder besser sein lassen?

A

Anonymous

Guest

Unlackierter Hals – Lack von Gitarrenhals entfernen?​

Ich nenne eine American Standard Strat Anno 1993 mein eigen. Auch wenn es mittlerweile vielleicht wieder besseres von Fender zu kaufen gibt, ist mir die Klampfe in den letzten 15 Jahren doch stark ans Herz gewachsen und quasi zu einem meiner innersten Organe geworden. :lol:

Nun ist mir jedoch kürzlich die Ehre zu Teil geworden, mal einen Pre-CBS Hals unter die Finger zu kriegen und es glich einer echten Offenbarung!
Neben der amtlichen Stärke (war ein ordendlicher Prügel) hat mich die Beschaffenheit der Halsrückseite schwer entzückt. Das war ein echter "Handschmeichler". Bei genauerem Hinsehen habe ich festgestellt, dass der ursprüngliche Lack bis auf ein paar Ecken kompletto runtergespielt war und die Hand direkten Kontakt zum schmutzig grau verschleierten Holz hatte. Das Spielgefühl war unglaublich.

Wieder zu Hause habe ich dann meine Liebste mal gegengespielt und plötzlich ging mir der pu-lackierte Klebe-Hals schwer auf den Senkel.
Hinzu kommt, dass an der Halsrückseite über die Jahre durch unsachgemäße Behandlung einige Kerben entstanden sind, welche den Spielspass ebenfalls ein wenig einschränken.
Aber am heftigsten sind wirklich diese seltsamen Stops durch den klebrigen Lack, wenn man mal schnell von ganz oben nach ganz unten muss.

Fazit1: Ich muss auch so einen unlackierten Hals haben.
Fazit2: Polyurethan kann ich wohl nur mit Schleifpapier "runterspielen".

Habe mich daraufhin mal durch dieses bzw. andere Foren gequält und bin nur auf widersprüchliches bezüglich Halsentlacken gestoßen.
Die einen sagen: "Nur mit 800er anschleifen." Die anderen: "Komplett weg mit dem Lack! Zuerst 200er, 400er, dann 800er, dann mir Micromesh nachpolieren, wachsen und ölen...und gucken ob der Hals danach noch da ist...". Wieder andere meinen nach dem Entlacken unbedingt direkt mit Hartwachsöl behandeln und ganz andere meinen: "Finger davon lassen, und lieber gleich einen unlackierten Hals kaufen."

Bin auf kein zufriedenstellendes Ergebnis gestoßen, was ich nun mit dem Hals anstellen soll.
Fakt ist, die Gitarre ist ein Player (sieht auch so aus) und brauch nicht werterhaltend behandelt zu werden. Bespielbarkeit ist in dem Fall alles.
Neuen Hals kaufen bzw. professionell entlacken lassen ist nicht drin, da ich als armer Student schon auf einen neuen Hals-PU und eine dringend nötige Neubundierung spare.
Trotzdem hätte ich auch gerne einen Handschmeichler!

Handwerklich bin ich ganz gut dabei, so dass ich mir das schon zutraue ohne die "Gitte" ( ;-) ) zu versauen. Aber über ein paar qualifizierte Anregungen bezüglich des "how to" würde ich mich freuen.

Chris
 
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Lösung
E
Hallo!

Ein komplettes Entlacken macht keinen Spaß und ist ein Riesenaufwand. Ich kann aber deinen Wunsch nach einem Handschmeichler verstehen.

Mein Tipp: Kauf dir in einem Baumarkt die feinste Stahlwolle, sie sie haben. Am besten sowas hier:

http://www.testberichte.de/p/rakso-test ... richt.html

Außerdem besorgst du dir einen alten Lappen (T-Shirt), ein wenig Krepp-Klebeband und einen "gelben Sack". Mit dem gelben Sack umhüllst du den Body deiner Gitarre, so dass nur noch der Hals rausschaut. Zukleben.

Dann die Gitarre auf den rechten Oberschenkel, Pad in die linke Hand und immer schön am Hals hoch und runter. Hin und wieder mit dem trockenen Lappen den Staub wegwischen und das Pad...
Hallo!

Ein komplettes Entlacken macht keinen Spaß und ist ein Riesenaufwand. Ich kann aber deinen Wunsch nach einem Handschmeichler verstehen.

Mein Tipp: Kauf dir in einem Baumarkt die feinste Stahlwolle, sie sie haben. Am besten sowas hier:

http://www.testberichte.de/p/rakso-test ... richt.html

Außerdem besorgst du dir einen alten Lappen (T-Shirt), ein wenig Krepp-Klebeband und einen "gelben Sack". Mit dem gelben Sack umhüllst du den Body deiner Gitarre, so dass nur noch der Hals rausschaut. Zukleben.

Dann die Gitarre auf den rechten Oberschenkel, Pad in die linke Hand und immer schön am Hals hoch und runter. Hin und wieder mit dem trockenen Lappen den Staub wegwischen und das Pad ausklopfen und gut ist.

Du schmirgelst damit erstmal den Schmodder und dann die oberste Schicht des Lacks weg. Matter Lack ist schon sehr handschmeichlerisch. Leider wird er irgendwann wieder glatt und speckig - das dauert aber. Dann wiederholst du das Ganze. Eines Tages bist du auch durch den Lack durch - das dauert aber noch länger.

Warum der Film mit gelber Sack und zukleben? Es kommen immer Fusseln aus der Stahlwolle und die haben auf den Pickups und in der Elektronik nichts zu suchen. Da wäre ich sehr vorsichtig!

Theoretisch könntest du natürlich auch den Hals abschrauben. Ich rede mir aber ein, dass das Schleifen mit deiner linken Hand in Spielposition dazu führt, dass der Hals später besser in deine Hand passt. Ist vermutlich Blödsinn aber ich mag den Gedanken.

Gruß

erniecaster
 
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Hi Erniecaster.

Danke schonmal für den Tip. Hört sich sehr schonend an und gleicht ja beinahe einem sukzessiven Runterspielen per Hand.
Die sündhaft teuren Müllsäcke würde ich mir natürlich sparen und lieber den Hals vor Behandlung abschrauben.

Aber noch was anderes:

Hab mal gelesen, dass Fender den seinerzeit verwendeten Pappel-Korpora ein Eschefurnier aufgeklebt hat, wenn es sich (wie bei mir) um eine sunburst handelte.

Solche oder ähnliche Schweinereien habe ich beim Hals wohl nicht zu erwarten, warum auch? Oder doch?

Chris
 
Hallo!

Naja, wenn ich mir meinen Beitrag nochmal so durchlese - man muss da auch keinen Film draus machen. Du kannst auch einfach Tesakrepp über die Pickups und über den Schalter kleben und losschleifen. Pass dann einfach ein wenig auf. Dafür brauchst du nicht nur den Hals nicht abschrauben, selbst die Saiten können drauf bleiben.

Ohne Gewähr: Das Furnieren von Gitarrenhälsen ist sehr selten. Hätte Fender sowas gemacht, hätte man bestimmt mal davon gehört.

Gruß

erniecaster
 
Ich werde erstmal unten am Halsfuss etwas schmirgeln und gucken, ob mir da Furnier entgegen fällt. Aber ich kanns mich ehrlich gesagt auch nicht vorstellen.

Ölen und/oder wachsen erübrigt sich dann wohl, wenn ich den Hals erstmal nur matt schleife? So lange noch Lack vorhanden ist, muss sowas ja nicht unbedingt sein, oder?

Hatte Dein Posting eben wohl nicht ganz zu Ende gelesen (shame :roll: ), aber bei der "ergonomisch richtigen Art" zu schmirgeln (in Spielposition) werden die Müllsäcke bzw. das Abkleben auch wieder plausibel.
Diese Idee scheint mir durchaus sympatisch.

Chris
 
gitarrero":9ej9436b schrieb:
Ich werde erstmal unten am Halsfuss etwas schmirgeln und gucken, ob mir da Furnier entgegen fällt.
Das wäre extrem unlogisch, denn Ahorn ist ja wohl ein günstiges Holz. Da etwas anderes zu nehmen (was eigentlich?) und dieses zu furnieren, wäre wegen der Rundung doch viel zu teuer.

Ich schleife alle meine Hälse etwas an. Nehme dabei das feinste Schmiergelpapier, das ich gerade finden kann, wird wohl irgendwas um die 400 sein und ziehe da am Hals etwas auf und ab, bis der Lack leicht matt ist, das reicht auch schon um das klebrige wegzubekommen, probier es einfach aus! Dauert keine Minute, macht auch so gut wie keinen Dreck und ist bei Bedarf einfach wiederholbar.
 
gitarrero":1sc3isd9 schrieb:
aber bei der "ergonomisch richtigen Art" zu schmirgeln (in Spielposition) werden die Müllsäcke bzw. das Abkleben auch wieder plausibel.

Ergonomisch hin oder her, aber Stahlwolle ist nun mal ferromagnetisch, und wenn du da nicht höllisch aufpasst, kommen dir noch in fünfzig Jahren Stahlspäne aus den Tonabnehmern entgegen.

Ich würde zumindest das Schlagbrett abbauen und ganz weit weg legen, bei ner Strat geht das ja zum Glück so einfach.

Gruß,
Klaus
 
Moin,
der Stahlwolle Tipp ist zwar zeitaufwändig, aber Stahlwolle poliert den Lack weg ohne die Form des Halses wesentlich zu verändern. Schleifpapier würde genau das machen. Und beim Schleifen solltest du in mehreren Schritten vorgehen, was auch ein wenig Know How erfordert.
Stahlwolle gibt es in verschiedenen Feinheitsstufen. Am feinsten ist Grade "0000", was aber nicht jeder Baumarkt hat. Ich mache damit schlimme Griffbretter sauber, vielleicht muß es garnicht so fein sein?
Wenn du den Hals abschraubst, dann lege den Body weit weg. Sehr weit weg. Stahlwolle zerfällt recht schnell in viele viele feine Fäden, die überall hingehen wo du sie nicht haben willst. MMn ist eine Staubmaske kein Fehler.

Den Tipp mit Lack aufrauhen finde ich gut, wenn es dir nicht gefällt kannst du immer noch abschleifen.

Wenn du neu bundierst, was soll dann ein Hals abschleifen noch zusätzlich kosten? Frag mal, ist vielleicht übersichtlicher als du glaubst?

Ciao
Monkey
 
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Hallo!

Vor Urzeiten erzählte mir mal in einem Musikladen jemand etwas von Furnier auf der Halsrückseite. Das war eine sehr preiswerte Ibanez Talman und die Halsrückseite zeigte jede Menge Vogelaugen.

Ob das wirklich Furnier war oder der Kerl mir einen Bären aufgebunden hat, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich vorher und hinterher nie wieder etwas über Furnier bei Hälsen gehört, gelesen oder gesehen.

Gruß

erniecaster
 
kks":11rurj52 schrieb:
gitarrero":11rurj52 schrieb:
aber bei der "ergonomisch richtigen Art" zu schmirgeln (in Spielposition) werden die Müllsäcke bzw. das Abkleben auch wieder plausibel.

Ergonomisch hin oder her, aber Stahlwolle ist nun mal ferromagnetisch, und wenn du da nicht höllisch aufpasst, kommen dir noch in fünfzig Jahren Stahlspäne aus den Tonabnehmern entgegen.

Ich würde zumindest das Schlagbrett abbauen und ganz weit weg legen, bei ner Strat geht das ja zum Glück so einfach.

Gruß,
Klaus


Da ist mir ja soweit klar. Daher hätte ich ja auch den Hals zu Schleifen abgeschraubt. Aber ich fand eben auch die Idee gut, in Spielposition zu arbeiten.
 
gitarrero":xqp73hoo schrieb:
...

Da ist mir ja soweit klar. Daher hätte ich ja auch den Hals zu Schleifen abgeschraubt. Aber ich fand eben auch die Idee gut, in Spielposition zu arbeiten.

In Spielposition läßt sich gut spielen, aber die Halsrückseite schleifst du besser von oben, Hals mit dem Griffbrett auf einem weichen Tuch auf Tisch, oder auf den Knien. Damit kannst du den Anpressdruck besser regulieren.
In Spielposition dürfte das Ergebnis ungleichmäßig werden.

Also würde ich so machen. ;-)
 
Hi!

Monkeyinme":1vu6pxmh schrieb:
In Spielposition dürfte das Ergebnis ungleichmäßig werden.

Das ist ja gerade der Witz. Das Abschleifen ist im Ansatz genauso ungleichmäßig wie die linke Hand des Schleifers. Der Hals ist hinterher nicht mehr 100%ig rund. Dort, wo z.B. der Daumen vielleicht eine Idee mehr Druck ausgeübt hat, ist eine miminale, mit dem Auge nicht zu sehende Vertiefung, in die exakt der Daumen des Schleifers passt.

Jedenfalls hatte ich nach dem Schleifen in Spielhaltung immer das Gefühl, dass der Hals jetzt besser passen würde. Aber wie gesagt - das sind Nuancen, die man sich auch einreden kann.

Hey - wir schreiben hier über das Entlacken einer Halsrückseite. Schleif den Kram ab und sieh zu, dass du nicht allzu viel Schmutz (insbesondere metallischen) machst. In der Zeit, in der wir alle hier zusammen geschrieben haben, hätte man schon drei Hälse bearbeiten können.

Gruß

erniecaster
 
erniecaster":a6lc3ku5 schrieb:
Hi!



In der Zeit, in der wir alle hier zusammen geschrieben haben, hätte man schon drei Hälse bearbeiten können.

Gruß

erniecaster

:-D

Genau das habe ich auch gerade gemacht. Hatte noch einen Bogen 400er hier rum fliegen und habe mal vorsichtig angefangen.
Der Hals ist nun schön matt und fühlt sich auch schon ne Ecke besser an. Zwar noch nicht "64er-Handschmeichler", aber schon bedeutend besser!
Mal sehen, was ich mir morgen ausm Baumarkt mitbringe.

thanx@all für die Lehrstunde

Chris
 
erniecaster":3dtjygkx schrieb:
Hi!

Monkeyinme":3dtjygkx schrieb:
In Spielposition dürfte das Ergebnis ungleichmäßig werden.

Das ist ja gerade der Witz. Das Abschleifen ist im Ansatz genauso ungleichmäßig wie die linke Hand des Schleifers. Der Hals ist hinterher nicht mehr 100%ig rund. Dort, wo z.B. der Daumen vielleicht eine Idee mehr Druck ausgeübt hat, ist eine miminale, mit dem Auge nicht zu sehende Vertiefung, in die exakt der Daumen des Schleifers passt.
...

Das dachte ich mir zwar auch, das genau das gemeint war. Ich habe bei mir den Eindruck, das mein Daumen nicht immer auf der gleichen Stelle, oder besser Rille liegt. Deswegen würde ich eine gleichmäßige Bearbeitung bevorzugen.

erniecaster":3dtjygkx schrieb:
In der Zeit, in der wir alle hier zusammen geschrieben haben, hätte man schon drei Hälse bearbeiten können.

Gruß

erniecaster

Leider hatte ich gerade keinen zur Hand, der geschliffen werden wollte. Und drei schon garnicht... ;-)

Ciao
Monkey
 
Bei einer Schraubhals Konstrution, wie Strat, oder Tele ist es immer ratsam diesen abzuschrauben bei solchen Arbeiten. Ich mache sowas immer im Sitzen und stelle den Neck immer vor mich auf den Boden um ihn zu bearbeiten. Ich beginne mit 300er Schleifpapier, um die Lackseuche zu entfernen. Dann kommt 500er Papier und zum Schluss Stahlwolle der Kennung 0000. Ein bisschen Öl, oder Firnis (Terpentinöl) drauf - feddisch ;-)
 

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