Heizung - Griffbrett - Bünde

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Anonymous

Guest
Letzte Woche hatte ich ein Gespräch mit einem Gitarrenbauer. Es ging um das Thema, daß bei einer meiner Strats offenbar aufgrund evtl. falscher Lagerung und der diesmal sehr ausgeprägten Heizperiode von November 2009 bis heute das Palisandergriffbrett etwas geschrumpft ist und nun die Bünde merklich heraustreten. Es ist eine Fender USA.

Ich hatte eigentlich vermutet, daß das Trocknen des Holzes heute kein Thema mehr ist. Es kann aber auch sein, daß ich einfach zuviel heize.

Jedenfalls bekam ich den Tip, diese Fender einfach mal längere Zeit im Badezimmer ohne Koffer aufzubewahren. Das würde sich schon wieder geben? Ich bin mir da nicht sicher, da die Schrumpfung sehr deutlich sichtbar und fühlbar ist.

Hat einer von Euch momentan ähnliche Veränderungen an den Griffbrettern und Tips, wie man hier am besten vorgeht?
 
Einen Tipp habe ich, ja:

http://www.beafifer.com/

In der linken Navigation auf "Fret Doctor" gehen. Das ist ein sehr, sehr, sehr gutes Griffbrettöl und gut gegen alles, was mit Griffbrettern zu tun hat, mit "Aus" anfängt und mit "trockung" aufhört :-)
 
Schockierend, was für Gerüchte kursieren können, Gitarre ins Bad stellen, oh weia. Lange nicht mehr so ein Unsinn gehört. Solltest mit solchen Problemen nen Profi konsultieren , in welchem Raum bist Du beheimatet ? Paul
 
Ruhrgebiet. Limonenöl, bzw. Dunlop 65 fürs Griffbrett wurde abgelehnt. Alles würde sich so wieder geben.
 
Es gibt hier in Hamburg einen Gitarren-Supermarkt (den gleichen wie in Berlin)

Der beschäftigt einen Mann nur damit, genau das Problem, welches du hast, zu beheben.

Betroffen sind "die beiden Marken", nicht nur, aber hauptsächlich.

In normal beheizten Räumen beginnen offenbar nicht gut durchgetrocknete Hölzer zu schrumpfen. Ein Problem der Massenproduktion, die nicht warten kann, bis Hölzer wirklich so gereift sind, dass sie sich zur Verarbeitung zu einem guten Musikinstrument eignen.

Ergebnis: Herausstehende Bundstäbe.
Die werden dann nachgearbeitet, bis die Gitarre halbwegs dem Qualitätsniveau entspricht, den man von dem "Namen" erwartet.

Allerdings:

Auch wirklich gute Instrumente (also keine von den "beiden Herstellern") nehmen Schaden, wenn sie in extrem trockener Heizungsluft aufbewahrt werden.

Tom
 
Der Tip mit dem Badezimmer ist gar nicht verkehrt. Das Zauberwort heisst nämlich Luftfeuchtigkeit und in den meisten Badezimmern ist die auch in der kalten Jahreszeit noch relativ hoch.

Zu trockene Luft lässt Holz schrumpfen, übrigens jedes Holz, egal wer es verarbeitet hat. Je kälter die Temperatur, desto weniger Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen, die Heizung macht den Rest.

Also: Hygrometer raus, Luftfeuchtigkeit prüfen (möglichst nicht unter 40%) und ggf. passenden Raum suchen. Ansonsten kann man sich einen Luftbefeuchter (z.B. Venta) zulegen, dass erfreut auch die Atemwege ;-).

=> Wenn das Holz nicht ordentlich getrocknet war, hat man das Problem natürlich auch. Dann aber auch im Sommer...
 
Moin,
Griffbrettöl ist ein schönes und nützliches Pflegemittel zur Reinigung des Holzes und für ein tief glänzendes Aussehen, aber es hilft überhaupt nicht gegen Austrocknung!
Holz ist ein hygroskopischer Werkstoff. Das bedeutet, er nimmt die Feuchtigkeit der Außenluft in seine Zellen auf, oder gibt sie bei Trockenheit wieder ab. Dabei verändert sich das Volumen der Zelle. Die wird größer bei Feuchtigkeit oder schrumpft, wenn es trocken wird. Diese Bewegungen betragen je nach Faserrichtung bis zu 10%

In harten Wintern - und wir hatten gerade den dauerhaftesten und härtesten Winter seit 30 Jahren, fällt die Luftfeuchtigkeit über Wochen und Monate unter 30% Warum? Weil sich in kalter Luft kein Wasser halten kann und wir diese kalte, wasserarme Luft in unseren Wohnungen auf 21° aufheizen. Jetzt haben wir warme Luft ohne Wasser. Diese Luft ist "relativ" extrem trocken und entzieht den Holzzellen mit einigem Zeitverzug alles Wasser.
Nach einigen Wochen fallen alle Decken und Böden der akustischen Gitarren ein, die Jahrringe auf lackierten Fichtendecken treten rippig hervor, die Zargen ziehen sich unter schrumpfenden Decken und Böden rund, die Halsklötze machen Buckel auf dem Griffbrett und die Bünde kommen scharfkantig heraus.
Dabei ist nicht der Preis des Instruments entscheidend, sondern seine ursprüngliche Feuchtigkeit während der Fertigung.
Da es zur Zeit sensationell trocken ist, fliegen Instrumente aller Art auseinander.
Oder - um mal ein schöneres Bild zu bemühen: In der Wüste bekommen auch Prinzessinnen Durst.

Der Tipp mit der Dusche ist darum prinzipiell gar nicht falsch - wenn auch unpraktikabel. Meistens wird in Badezimmer geheizt und nur zwischendurch geduscht. Ein Luftbefeuchter ist da besser zu kontrollieren.
Wenn man so etwas nicht hat, ist es besser, wertvolle Instrumente im Koffern in einem unbeheizten Raum zu belassen. Eine durchstochene Tuppersose mit einem nassen Schwamm im Inneren des Koffers hält die Feuchtigkeit hoch. Parallel sollte man die Feuchtigkeit im Raum und oder im Koffer mit einem Hygrometer im Auge behalten.

Bei E-Gitarren muss man aber in der Regel nicht so einen Hermann machen...
Herausstehende Bünde an E-Gitarren lässt man ein mal vom Gitarrenbauer nacharbeiten. Nach diesem Winter hat man dann das Problem nie mehr im Leben.
 
Das mit der hohen Luftfeuchtigkeit im Bad leuchtet mir schon ein. Aber wie sieht es z.B mit der Elektronik aus? Wenn ich mir den Spiegel nach dem duschen so ansehe, der ist ganz schön beschlagen. Zieht die Feuchgtigkeit nicht auch unters Pickguard?

W°: In welchem Bereich der relativen Luftfeuchtiggkeit geht es Gitarren denn am Besten?
 
Rio_Fischbein":3akypjzg schrieb:
Das mit der hohen Luftfeuchtigkeit im Bad leuchtet mir schon ein. Aber wie sieht es z.B mit der Elektronik aus? Wenn ich mir den Spiegel nach dem duschen so ansehe, der ist ganz schön beschlagen. Zieht die Feuchgtigkeit nicht auch unters Pickguard?

W°: In welchem Bereich der relativen Luftfeuchtiggkeit geht es Gitarren denn am Besten?

Beim Beschlagen fällt die Feuchtigkeit an kalten Teilen aus. Der Spiegel an der Wand ist kalt. Hätte er die gleiche Temperatur wie die Luft, geschähe das nicht.
Luftfeuchtigkeit oberhalb von 40-45% halte ich für unkritisch.
 
Rio_Fischbein":1qs67dd4 schrieb:
Zieht die Feuchgtigkeit nicht auch unters Pickguard?

Wenn die Gitarre die gleiche Temperatur wie die Luft hat, ist das kein Problem, dann kommt es nicht zur Kondensation. Ich versuche in meinem Zimmer eine Luftfeuchtigkeit von 50 - 60% aufrecht zu erhalten, und das Zimmer steht voller Elektronik und Gitarren. Keine Probleme.

Gruß,

Klaus
 
Vielen Dank für Eure aufklärenden Beiträge, besonders auch an Walter! Ich werde die Strat mal eine Weile im Badezimmer lagern, bis ich einen Luftbefeuchter gefunden habe, bzw. der Tip mit der Tupperschüssel klingt auch klasse. Wenn sich das Ganze dann nach der Heizperiode immer noch nicht bessert, geht sie zum Gitarrenbauer.

Gruß

Telly
 
Hallo,
war letzt in einem größeren Musikgeschäft in der Gutarrenabteilung. Da sind mir die teilweise extrem vorstehenden Bundenden bei allen Fender u. auch Musikman, die ich in der Hand hatte, aufgefallen. Ob es auch bei anderen Marken der Fall war, kann ich nicht sagen.

Kommetar eines Verkäufers zum Problem: die Klimaanlage sei mal ausgefallen. Das wird sich wieder von alleine beheben. Sprich die Hälse nehmen wieder Feuchtigkeit auf mit der Zeit u die Bünde passen wieder.

Wers glaubt ;-)

Im Raum mit den teureren Akustik-Gitarren, war ein Raumluftbefeuchter im Einsatz!

Gruß
Franz
 
little-feat":34wyhe82 schrieb:
Es gibt hier in Hamburg einen Gitarren-Supermarkt (den gleichen wie in Berlin)

Der beschäftigt einen Mann nur damit, genau das Problem, welches du hast, zu beheben.

Betroffen sind "die beiden Marken", nicht nur, aber hauptsächlich.

Little Wing":34wyhe82 schrieb:
war letzt in einem größeren Musikgeschäft in der Gutarrenabteilung. Da sind mir die teilweise extrem vorstehenden Bundenden bei allen Fender u. auch Musikman, die ich in der Hand hatte, aufgefallen

Mein Reden :cool:

Tom
 
little-feat":19lpagx6 schrieb:

Ich hab damals den Laden mit einem unguten Gefühl im Bauch verlassen u. von einem Instrumentenkauf dort Abstand genommen. Weil wirklich ALLE Instrumente die ich anspielte betroffen waren!

Meiner Meinung nach, war fast die komplette Ware so nicht mehr akzeptabel zum Verkauf. Ein klarer Kasko-Fall. Trotzdem wurde anscheinend versucht, die Ware weiterhin an den (dummen) Kunden loszuwerden!

Gruß
Franz
 
W°°":7yx41q99 schrieb:
Little Wing":7yx41q99 schrieb:
Ein klarer Kasko-Fall.
Holztrocknung?
Ist dann das Pythagoräische Komma auch ein Reklamationsgrund?

Die Bünde standen teilweise wirklich krass über: Verletzungsgfahr.

Wenn ein Ladenbesitzer bei seiner Ware (in diesem Fall E-Gitarren) Lagerungsschäden hat, dann sollte er sie nicht mehr als einwandfreie Neuware anbieten und den Mangel einfach verschweigen!

PS: mein lieber Walter, dank Dir u. Internet-Suche, bin ich um einen Fachbegriff schlauer ;-)

Gruß
Franz
 
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ich wusste doch, dass es irgendwie so was sein musste.

da soll nochmal einer sagen, ich argumentiere wenig nachvollziehbar.
 
W°°":2dflxq1y schrieb:
Herausstehende Bünde an E-Gitarren lässt man ein mal vom Gitarrenbauer nacharbeiten. Nach diesem Winter hat man dann das Problem nie mehr im Leben.
Es bleibt die sich zweimal im Jahr ändernde Halskrümmung, vor allem bei Ahornhälsen. ;)

Wasserschüsseln aufstellen hilft mit Sicherheit nichts. Ich habe den kleinen Venta seit 2 Jahren in meinem ca. 6 m² Musikzimmer und er verdunstet bis zu 2 Litern am Tag um die Luftfeuchtigkeit zw. 40 und 50% zu halten.
 
Hallo Telly!
Was auch gut geht (jetzt ist aber die Zeit noch nicht da, um sowas zu bekommen) 3-4 Kastanien mit in den Gitarrenkoffer legen. Die regeln so das Innenklima im Koffer und das sehr schonend. Wie schon beschrieben - Holz passt sich der Umgebungsfeuchte an. Das hat nix mit alten oder frischen Hölzern zu tun.
Gruß Ulli
 
Bassulli":3jvpu5rh schrieb:
Hallo Telly!
Was auch gut geht (jetzt ist aber die Zeit noch nicht da, um sowas zu bekommen) 3-4 Kastanien mit in den Gitarrenkoffer legen. Die regeln so das Innenklima im Koffer und das sehr schonend. Wie schon beschrieben - Holz passt sich der Umgebungsfeuchte an. Das hat nix mit alten oder frischen Hölzern zu tun.
Gruß Ulli

Danke für den Tip. Ergänzen könnte ich noch, daß diese Strat ursprünglich fast schon pedantisch oder akkurat abgerichtete Bünde hatte, bis dann eben dieser Winter kam. Bei der Substanz dieser Gitarre verzeihe ich den Makel und werde gerne mal über ihre weitere Entwicklung berichten. Fenderartige Gitarren werden zwar am Fließband gefertigt, sind aber dennoch kein immer gleichbleibend guter Toyota ;-) Jede ist halt ein bißchen eigen.
 
Können bei einem versiegelten Maple-Neck eigentlich ähnliche Veränderungen an den Bünden auftreten? Heizen und Feuchtigkeit der Raumluft düften doch eigentlich einem Urethan oder Polyesterlack nix anhaben.
 
Telly":3qjlv52p schrieb:
Können bei einem versiegelten Maple-Neck eigentlich ähnliche Veränderungen an den Bünden auftreten? Heizen und Feuchtigkeit der Raumluft düften doch eigentlich einem Urethan oder Polyesterlack nix anhaben.

Obwohl das Zeugs unverwüstlich ist und die Meisten hier bei weitem überdauern wird, kommt es doch zu Veränderungen, wie überstehende Bundenden.

Gruß
Franz
 

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