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Gast10535
Guest
Statt einer Vorbemerkung: Das sind alles Dinge aus meiner persönlichen Sicht. YMMV!
1. Musik macht den Sound:
Wir sind Musiker, keine Ton-Analysten (gut, ich war mal einer, aber um mich geht’s hier ja nicht). Die Matrix, die wir zur Bewertung von Sound benutzen, enthält also eher musikalische Werte. Und das sollte man bei Zeitplanung berücksichtigen: Wer genau so lange tontechnisch am Sound rumfeilt wie an musikalischen Dingen, setzt falsche Prioritäten.
Die meisten vermeintlichen Sounddefizite liegen nämlich in Arrangements (vor allem, was Akkord-Voicings angeht), Timing- und Rhythmusproblemen (wenn Bass+Schlagzeug nicht zusammen drücken, liegt das meistens nicht am EQ oder dem Compressor, sondern weil sie nicht tight sind) und Intonation (das betrifft nicht nur Sänger, sondern auch uns Gitarristen, die mit schlecht gestimmten Instrumenten, unsauberen Bends und Akkordgriffen den Sound unerträglich machen können).
Jetzt mal abgesehen davon, dass Ü+L da helfen….
Lernt, die tontechnischen Werkzeuge, die euch eine DAW zur Korrektur musikalischer Probleme biete, zu benutzen. Lernt, wie Tempospuren, Quantisierung, Timingstreching etc. funktionieren. Schafft euch die Grundlagen von Melodyne drauf. Wenn ihr das Zeug nicht nutzt, ist euere DAW keine Digital Audio Workstation, sondern nur eine Art Bandmaschine
2. Ton-TECHNIK:
Die meisten Homerecorder denken, dass "gut" (=analog) klingende Plugins das wichtigste Werkzeug zum guten Sound wären. Aber das stimmt nicht unbedingt....
Das Grundprinzip der Tontechnik ist es nämlich, das Schallereignis so authentisch wie möglich einzufangen und eventuelle Probleme technisch zu korrigieren. Und dafür braucht man nicht die Sim eines Röhrengerätes, sondern präzise Werkzeuge. Um z.B. starke Dynamikschwankungen eines Sängers zu korrigieren, ist erst mal ein technischer Kompressor von Nöten, der den Grundsound nicht verändert, aber das Problem beseitigt. Bei störenden Frequenzen braucht man nicht das Model eines analogen Channelstrips, sondern einen präzisen digitalen EQ.
Das Problem des Homerecorders ist es, erst mal solche technischen Fehler zu bemerken, zu erkennen und zu beseitigen. Aber es lohnt sich, denn ein Mix klingt deutlich besser, wenn ihr vor der Tonformung erst mal den Müll aus dem Mix beseitigt und einwandfreie Signale bearbeitet.
3. Ton-FORMUNG:
Habt ihr einen technisch einwandfreien Mix, könnt ihr mit der Tonformung beginnen, d.h. die Veränderung des Grundsounds nach künstlerischen Vorstellungen.
Da ist bei den Meisten Trial-and-Error angesagt, und das führt zumeist nirgendwo hin.
Deshalb: Plant euren Mix vorher. Stellt unter Zuhilfenahme eines Blatt Papiers grafisch dar, wie ihr die Tiefen- Frequenz- und Stereostaffelung gerne hättet. Arbeitet mit Farben für Stimmungen (rot für aggressiv, silber für hoch und weich etc.), um die gewünschten Sounds der Instrumente zu beschrieben (eine rote Orgel über einer silbrigen Gitarre kann durchaus sehr aussagekräftig sein).
Und (auch wenn es schwer fällt): Haltet die Anzahl der verschiedenen Plugin-Modelle klein. Wenn ihr 5 verschiedene Compressoren benutzt, wird der Mix vollkommen inhomogen. Benutzt ein Modell für technische Compression (s.o.), ein Model für Einzelsignale und eines für Bussignale. So lernt ihr auch deutlich besser, wie man das Plugin wirklich einsetzt, den selbst ein 2-Knopf-Compressor wie der LA2 hat sehr viele Facetten bei verschiedenen Instrumenten, und die lernt man nicht en passent.
Benutzt vor allem immer den gleichen künstlerischen EQ bzw. Channel Strip. Künstlerisches EQing ist eh schon sauschwer, und durch Benutzen verschiedener EQs mit differenten Verhalten macht ihr es euch noch schwerer, d.h. die Werkzeuge arbeiten dann gegen euch und eure Ohren.
4. Auswahl der Werkzeuge:
Eine meiner "Lieblings"fragen in meiner Zeit als Tontechnik-Dozent war die Frage: "Welcher Hall/Compressor/EQ ist der Beste?"
Die Antwort ist einfach: Der, mit dem du arbeiten kannst.
Es ist vollkommen scheißegal, was Presse, Testberichte, das Web, das Forum oder sonst jemand sagt: Entscheidend ist nicht das Soundempfinden anderer Leute, sondern dass du mit dem Werkzeug effektiv und erfolgreich arbeiten kannst.
Bei mir persönlich bedeutet das in erster Linie Werkzeuge mit so wenig Parametern wie möglich, aber so vielen Parametern wie nötig. Ich brauche kein Hallgerät mit 20 Knöppen, ich komme mit einer EMT140 mit einem Regler (plus einem EQ im Hallkanal) wesentlich schneller und besser ans Ziel. Mir sind Compressoren mit mehr als 4 Parametern (Threshold, Ratio, Attack, Release) ein Gräuel, Zerrer, die mehr als Gain-Tone-Volume bieten ebenfalls.
Ein befreundeter Tonmensch zaubert dagegen aus Hallsimulatoren mit 15 Parametern wundervolle Sounds, ist aber mit Hallgeräten mit nur 3 Knöppen (Pre-Delay, Decay, Mix) vollkommen verloren….
Sucht die Werkzeuge danach aus, dass ihr sie intuitiv versteht; und zwar sowohl von der Bedienung als auch von ihrem Einfluss auf den Sound. Alles andere führt nur zur Verschlimmbesserung.
5. Automation:
Zu Zeiten, da Säbelzahntiger die Welt bevölkerten und Pulte ausschließlich analog waren, gab es den Begriff des "Dynamic Mixings": Das heißt nichts anderes, dass der Tonmensch während des Mixes Regler bedient, d.h. on the fly Sounds/Pegel etc. ändert, während das MTK (Multitrack) Signal auf die 2TRK runtergemischt wird. Ich war bei Mixen dabei, bei denen 4 Leute das Pult gleichzeitig bedienten und einer noch am FX-Rack hockte…
Das kann man bei einer DAW schlecht machen, weil ja der Mixdown berechnet wird. Deshalb muss man für dynamische Mixe Automation benutzen und beherrschen.
Und auch hier gibt es den technischen und den künstlerischen Aspekt: Angenommen, ihr habt eine perfekte Vocalspur, aber an einer einzigen Stelle ist der Gesang zu laut: Warum dann die ganze Spur mit Compressor zudrücken und nicht an der Stelle kurz den Pegel zurückfahren = Faderautomation. Oder ihr habt ein paar Störgeräusche auf einer Spur an Stellen, an denen kein Nutzsignal ist: da braucht man kein Gate, sondern mutet die Spur an diesen Stellen (Mute-Automation).
Neben diesen grundsätzlichen Möglichkeiten der Automation kann man auch die meisten Plugins automatisieren. Man kann z.B. auf eine pure Gitarrenspur im Nachhinein ein Wahwah legen, und dieses wirklich real mit einem Pedal auf die Spur spielen. Dazu automatisiert man den Wah-Parameter und zeichnet ihn, während die Spur läuft, unter Zuhilfenahme eines Controller in Pedalform auf.
Über Automation könnte ich Bände schreiben….es gibt eine Menge Videos zu dem Thema im Netz, und es lohnt sich!
6. Templates/Presets:
Inspiration ist eine sehr flüchtige Angelegenheit. Wenn ich erst den EZ-Drummer ins Projekt ziehen muss, dann 3 Minuten brauche bis ich einen halbwegs passenden Groove aus ungefähr 100 vorgegebenen suche, dann meine Gitarrenspur erstelle, aus 10 Amp-Plugins eines auswähle und dann noch 3 Minuten am Gitarrensound rumschrauben, ist die Inspiration schon längst vor Langweile gestorben.
Deshalb: Macht euch komplette Projekt-Templates, in denen sich eure bevorzugten virtuellen Instrumente befinden sowie schon Gitarrenspuren angelegt sind. Benutzt in solchen Templates bei eurem virtuellen Trommler nur eine Handvoll Grundrhythmen (kann man ja später alles ändern), und ebenso nur eine Handvoll Presets für Gitarre (sobald ich über Presets nachdenken muss, isses vorbei mit Inspiration).
Benutzt dagegen im Mix NIE Presets, vor allem nicht bei EQing und Dynamics. Mit etwas Übung dauert EQing und Dynamics eines Kanals etwa 2 Minuten, die sollte man investieren…Presets bei Raumsimulatoren sind okay und sogar nötig, wenn wir IR-basierend arbeiten. Aber Tonformung mit Presets geht gar nicht.
7. Buchhaltung:
Ein guter Mix geht nicht am Stück. Normalerweise verteilt sich die Arbeit an Projekten über Tage. Deshalb ist es wichtig, auch noch an Tag 5 zu kapieren, was man an Tag 1 gemacht hat.
Deshalb: Dokumentiert eure Arbeit mit ein paar Stichworten. Und vor allem: Verwaltet eure Kanäle, Soundfiles, Datenordner und Projekte ordentlich, d.h. mit sinnvollen Bezeichnungen, die man auch noch am nächsten Tag versteht.
Ich benutze seit fast 25 Jahren die immer selben Bezeichnungen auf dem Pult, und auch die immer selbe Reihenfolge. Bei mir heißt die große Trommel "Kick" und ist auf Kanal 1. Immer. Bei einem Kollegen heißt sie "Bassdrum", bei einem anderen "BD", bei einem anderen "Rumms". Scheißegal, wie sie heißt, Hauptsache ich weiß, was gemeint ist UND benutze IMMER diese Bezeichnung.
Der Melodiegesang heißt bei mir immer LeadVox. Immer. Ohne Namen des Sängers oder sonstwas. Und liegt immer direkt neben dem Bass (das hat seinen Grund: Ich mische zuerst Drums und Bass, dann die Vocals, und erst zum Schluß die Harmonieinstrumente. Deshalb sind in meinem Mixen die Vocals immer so schön vorne…). Und wenn ich das Projekt nach 3 Monaten noch mal hervorkrame, um es nochmal zu mischen, dann muss ich jetzt nicht nachdenken ob Ulli oder Tina die Leadvox gesungen hat…
8. Philosophie:
Wenn ihr bis hierhin alles gelesen habt: Danke für das Interesse (und Hut ab!).
Das Wichtigste zum Schluß, und damit wieder zurück an den Anfang:
Vergesst nie, dass Tontechnik niemals Musik, Inspiration und Feeling ersetzt. Wenn eure Musik nichts transportiert, werdet ihr daran auch tontechnisch nichts ändern. Tontechnik ist ein soundliches KORREKTIV, aber erschafft nichts Neues.
Deshalb überlegt euch, bevor ihr Stunden am Mix eines uninspirierten Stückes verbringt, um die Nummer vielleicht doch noch ordentlich klingen zu lassen, ob diese Zeit nicht besser angelegt wäre, ein neues, musikalisch schöneres Stück zu schrieben.
Nochmal: Tontechnik erschafft nichts. Sie veredelt nur. Und das reicht auch schon.
1. Musik macht den Sound:
Wir sind Musiker, keine Ton-Analysten (gut, ich war mal einer, aber um mich geht’s hier ja nicht). Die Matrix, die wir zur Bewertung von Sound benutzen, enthält also eher musikalische Werte. Und das sollte man bei Zeitplanung berücksichtigen: Wer genau so lange tontechnisch am Sound rumfeilt wie an musikalischen Dingen, setzt falsche Prioritäten.
Die meisten vermeintlichen Sounddefizite liegen nämlich in Arrangements (vor allem, was Akkord-Voicings angeht), Timing- und Rhythmusproblemen (wenn Bass+Schlagzeug nicht zusammen drücken, liegt das meistens nicht am EQ oder dem Compressor, sondern weil sie nicht tight sind) und Intonation (das betrifft nicht nur Sänger, sondern auch uns Gitarristen, die mit schlecht gestimmten Instrumenten, unsauberen Bends und Akkordgriffen den Sound unerträglich machen können).
Jetzt mal abgesehen davon, dass Ü+L da helfen….
Lernt, die tontechnischen Werkzeuge, die euch eine DAW zur Korrektur musikalischer Probleme biete, zu benutzen. Lernt, wie Tempospuren, Quantisierung, Timingstreching etc. funktionieren. Schafft euch die Grundlagen von Melodyne drauf. Wenn ihr das Zeug nicht nutzt, ist euere DAW keine Digital Audio Workstation, sondern nur eine Art Bandmaschine
2. Ton-TECHNIK:
Die meisten Homerecorder denken, dass "gut" (=analog) klingende Plugins das wichtigste Werkzeug zum guten Sound wären. Aber das stimmt nicht unbedingt....
Das Grundprinzip der Tontechnik ist es nämlich, das Schallereignis so authentisch wie möglich einzufangen und eventuelle Probleme technisch zu korrigieren. Und dafür braucht man nicht die Sim eines Röhrengerätes, sondern präzise Werkzeuge. Um z.B. starke Dynamikschwankungen eines Sängers zu korrigieren, ist erst mal ein technischer Kompressor von Nöten, der den Grundsound nicht verändert, aber das Problem beseitigt. Bei störenden Frequenzen braucht man nicht das Model eines analogen Channelstrips, sondern einen präzisen digitalen EQ.
Das Problem des Homerecorders ist es, erst mal solche technischen Fehler zu bemerken, zu erkennen und zu beseitigen. Aber es lohnt sich, denn ein Mix klingt deutlich besser, wenn ihr vor der Tonformung erst mal den Müll aus dem Mix beseitigt und einwandfreie Signale bearbeitet.
3. Ton-FORMUNG:
Habt ihr einen technisch einwandfreien Mix, könnt ihr mit der Tonformung beginnen, d.h. die Veränderung des Grundsounds nach künstlerischen Vorstellungen.
Da ist bei den Meisten Trial-and-Error angesagt, und das führt zumeist nirgendwo hin.
Deshalb: Plant euren Mix vorher. Stellt unter Zuhilfenahme eines Blatt Papiers grafisch dar, wie ihr die Tiefen- Frequenz- und Stereostaffelung gerne hättet. Arbeitet mit Farben für Stimmungen (rot für aggressiv, silber für hoch und weich etc.), um die gewünschten Sounds der Instrumente zu beschrieben (eine rote Orgel über einer silbrigen Gitarre kann durchaus sehr aussagekräftig sein).
Und (auch wenn es schwer fällt): Haltet die Anzahl der verschiedenen Plugin-Modelle klein. Wenn ihr 5 verschiedene Compressoren benutzt, wird der Mix vollkommen inhomogen. Benutzt ein Modell für technische Compression (s.o.), ein Model für Einzelsignale und eines für Bussignale. So lernt ihr auch deutlich besser, wie man das Plugin wirklich einsetzt, den selbst ein 2-Knopf-Compressor wie der LA2 hat sehr viele Facetten bei verschiedenen Instrumenten, und die lernt man nicht en passent.
Benutzt vor allem immer den gleichen künstlerischen EQ bzw. Channel Strip. Künstlerisches EQing ist eh schon sauschwer, und durch Benutzen verschiedener EQs mit differenten Verhalten macht ihr es euch noch schwerer, d.h. die Werkzeuge arbeiten dann gegen euch und eure Ohren.
4. Auswahl der Werkzeuge:
Eine meiner "Lieblings"fragen in meiner Zeit als Tontechnik-Dozent war die Frage: "Welcher Hall/Compressor/EQ ist der Beste?"
Die Antwort ist einfach: Der, mit dem du arbeiten kannst.
Es ist vollkommen scheißegal, was Presse, Testberichte, das Web, das Forum oder sonst jemand sagt: Entscheidend ist nicht das Soundempfinden anderer Leute, sondern dass du mit dem Werkzeug effektiv und erfolgreich arbeiten kannst.
Bei mir persönlich bedeutet das in erster Linie Werkzeuge mit so wenig Parametern wie möglich, aber so vielen Parametern wie nötig. Ich brauche kein Hallgerät mit 20 Knöppen, ich komme mit einer EMT140 mit einem Regler (plus einem EQ im Hallkanal) wesentlich schneller und besser ans Ziel. Mir sind Compressoren mit mehr als 4 Parametern (Threshold, Ratio, Attack, Release) ein Gräuel, Zerrer, die mehr als Gain-Tone-Volume bieten ebenfalls.
Ein befreundeter Tonmensch zaubert dagegen aus Hallsimulatoren mit 15 Parametern wundervolle Sounds, ist aber mit Hallgeräten mit nur 3 Knöppen (Pre-Delay, Decay, Mix) vollkommen verloren….
Sucht die Werkzeuge danach aus, dass ihr sie intuitiv versteht; und zwar sowohl von der Bedienung als auch von ihrem Einfluss auf den Sound. Alles andere führt nur zur Verschlimmbesserung.
5. Automation:
Zu Zeiten, da Säbelzahntiger die Welt bevölkerten und Pulte ausschließlich analog waren, gab es den Begriff des "Dynamic Mixings": Das heißt nichts anderes, dass der Tonmensch während des Mixes Regler bedient, d.h. on the fly Sounds/Pegel etc. ändert, während das MTK (Multitrack) Signal auf die 2TRK runtergemischt wird. Ich war bei Mixen dabei, bei denen 4 Leute das Pult gleichzeitig bedienten und einer noch am FX-Rack hockte…
Das kann man bei einer DAW schlecht machen, weil ja der Mixdown berechnet wird. Deshalb muss man für dynamische Mixe Automation benutzen und beherrschen.
Und auch hier gibt es den technischen und den künstlerischen Aspekt: Angenommen, ihr habt eine perfekte Vocalspur, aber an einer einzigen Stelle ist der Gesang zu laut: Warum dann die ganze Spur mit Compressor zudrücken und nicht an der Stelle kurz den Pegel zurückfahren = Faderautomation. Oder ihr habt ein paar Störgeräusche auf einer Spur an Stellen, an denen kein Nutzsignal ist: da braucht man kein Gate, sondern mutet die Spur an diesen Stellen (Mute-Automation).
Neben diesen grundsätzlichen Möglichkeiten der Automation kann man auch die meisten Plugins automatisieren. Man kann z.B. auf eine pure Gitarrenspur im Nachhinein ein Wahwah legen, und dieses wirklich real mit einem Pedal auf die Spur spielen. Dazu automatisiert man den Wah-Parameter und zeichnet ihn, während die Spur läuft, unter Zuhilfenahme eines Controller in Pedalform auf.
Über Automation könnte ich Bände schreiben….es gibt eine Menge Videos zu dem Thema im Netz, und es lohnt sich!
6. Templates/Presets:
Inspiration ist eine sehr flüchtige Angelegenheit. Wenn ich erst den EZ-Drummer ins Projekt ziehen muss, dann 3 Minuten brauche bis ich einen halbwegs passenden Groove aus ungefähr 100 vorgegebenen suche, dann meine Gitarrenspur erstelle, aus 10 Amp-Plugins eines auswähle und dann noch 3 Minuten am Gitarrensound rumschrauben, ist die Inspiration schon längst vor Langweile gestorben.
Deshalb: Macht euch komplette Projekt-Templates, in denen sich eure bevorzugten virtuellen Instrumente befinden sowie schon Gitarrenspuren angelegt sind. Benutzt in solchen Templates bei eurem virtuellen Trommler nur eine Handvoll Grundrhythmen (kann man ja später alles ändern), und ebenso nur eine Handvoll Presets für Gitarre (sobald ich über Presets nachdenken muss, isses vorbei mit Inspiration).
Benutzt dagegen im Mix NIE Presets, vor allem nicht bei EQing und Dynamics. Mit etwas Übung dauert EQing und Dynamics eines Kanals etwa 2 Minuten, die sollte man investieren…Presets bei Raumsimulatoren sind okay und sogar nötig, wenn wir IR-basierend arbeiten. Aber Tonformung mit Presets geht gar nicht.
7. Buchhaltung:
Ein guter Mix geht nicht am Stück. Normalerweise verteilt sich die Arbeit an Projekten über Tage. Deshalb ist es wichtig, auch noch an Tag 5 zu kapieren, was man an Tag 1 gemacht hat.
Deshalb: Dokumentiert eure Arbeit mit ein paar Stichworten. Und vor allem: Verwaltet eure Kanäle, Soundfiles, Datenordner und Projekte ordentlich, d.h. mit sinnvollen Bezeichnungen, die man auch noch am nächsten Tag versteht.
Ich benutze seit fast 25 Jahren die immer selben Bezeichnungen auf dem Pult, und auch die immer selbe Reihenfolge. Bei mir heißt die große Trommel "Kick" und ist auf Kanal 1. Immer. Bei einem Kollegen heißt sie "Bassdrum", bei einem anderen "BD", bei einem anderen "Rumms". Scheißegal, wie sie heißt, Hauptsache ich weiß, was gemeint ist UND benutze IMMER diese Bezeichnung.
Der Melodiegesang heißt bei mir immer LeadVox. Immer. Ohne Namen des Sängers oder sonstwas. Und liegt immer direkt neben dem Bass (das hat seinen Grund: Ich mische zuerst Drums und Bass, dann die Vocals, und erst zum Schluß die Harmonieinstrumente. Deshalb sind in meinem Mixen die Vocals immer so schön vorne…). Und wenn ich das Projekt nach 3 Monaten noch mal hervorkrame, um es nochmal zu mischen, dann muss ich jetzt nicht nachdenken ob Ulli oder Tina die Leadvox gesungen hat…
8. Philosophie:
Wenn ihr bis hierhin alles gelesen habt: Danke für das Interesse (und Hut ab!).
Das Wichtigste zum Schluß, und damit wieder zurück an den Anfang:
Vergesst nie, dass Tontechnik niemals Musik, Inspiration und Feeling ersetzt. Wenn eure Musik nichts transportiert, werdet ihr daran auch tontechnisch nichts ändern. Tontechnik ist ein soundliches KORREKTIV, aber erschafft nichts Neues.
Deshalb überlegt euch, bevor ihr Stunden am Mix eines uninspirierten Stückes verbringt, um die Nummer vielleicht doch noch ordentlich klingen zu lassen, ob diese Zeit nicht besser angelegt wäre, ein neues, musikalisch schöneres Stück zu schrieben.
Nochmal: Tontechnik erschafft nichts. Sie veredelt nur. Und das reicht auch schon.