trekkerfahrer
Power-User
Ich war zarte vierzehn, als ich meine erste „teure“ Gitarre erstand.
Mit den Geldgeschenken, die ich zur Konfirmation, in erster Linie von Oma erhalten hatte, fuhr ich zu einem damals bekannten Gitarrenladen in Essen, schritt hocherhobenen Kopfes durch die Tür und verlangte nach einer „Gibson Les Paul“. „Hast Du im Lotto gewonnen“ war die erste Frage des Besitzers. „Nee, Konfirmation“, meine Antwort.
In den folgenden anderthalb Stunden schleppten George und sein HiWi alle Les Pauls an, die er im Laden hatte. Es waren seltsame Exemplare dabei, goldene, die bereits Grünspan ansetzten mit einem Trapez-Tailpiece unter dem die Saiten durchgeführt waren für 1200 DM. Nee, das war nix für mich, das Ding war unbespielbar, klang scheisse und sah vor allem scheisse aus.
Am Ende wurde es eine rote Custom von 1976 die preislich auf mein maximales Vermögen von 1800 DM angepasst wurde.
Klaus „Major“ Heuser spielte auch eine Les Paul Custom, damit war ich in die entsprechende Liga aufgestiegen, auch wenn seine schwarz war und meine nur weinrot. Letztendlich hat das wahrscheinlich den Unterschied ausgemacht.
Warum es eine Gibson sein musste? Nun, meine erste Gitarre war eine japanische Strat-Kopie aus Sperrholz, mit einem Hals, der sich nach anderthalb Jahren in eine Art Schraube verwandet hatte. Mein Musiklehrer hatte mir für anderthalb oder zwei Jahre seine 60er Jahre Gibson SG nebst Vox AC30 geliehen, das war mein heiliger Gral, und Major spielte schliesslich auch Gibson, auch wenn alle anderen zu der Zeit Strat spielten und die amerikanische Traditionsmarke aus Nashville kurz vor der Pleite stand.
Die Verarbeitungsqualität meines weinroten Schatzes war unter aller Sau. Griffbretteinlagen die aussahen wie mit dem Taschenmesser eingesetzt, schlecht verarbeites Binding, dreiteiliger Hals, der Body aus mehreren Teilen Mahagony zusammengeschustert mit einer Lage Ahorn in der Mitte.
Ich besitze sie immer noch, und es ist keine schlechte Gitarre. Mittlerweile gibt es Leute, die würden den doppelten Betrag den ich in DM bezahlt haben in Euro berappen um sie zu besitzen, aber ich verkaufe sie nicht. Nicht weil sie es wert wäre, nicht weil ich sie noch spielen würde, sondern weil ich sentimental bin. Es war meine erste „teure“ Gitarre.
Mit achtzehn war mir die Les Paul mit ihren 4,6kg zu schwer geworden. Mir dürstete nach einer leichteren Partnerin für die Proben. Also zog es mich wieder in ein damals bekanntes Gitarrengeschäft in Essen, auf der Suche nach einer dürren Gesellin.
Dieses Mal wurde es eine Fenix Telecaster. Für das Original fehlte mir die Kohle, eine zweite Konfirmation lies sich aus organisatorischen Gründen nicht arrangieren, und Autowaschen und Rasenmähen waren lange nicht so lukrativ wie das religiöse Zeremionell. Ich hatte Glück und fand eine relativ leichte, schwarze, in was weiss ich was für ein Poly-Zeugs gehüllte Gefährtin mit grauenvoll klingenden Pickups, die mich in den nächsten Jahren begleiten sollte und meiner weinroten Edelklampfe zumindest bei den Proben den Rang ablief.
Vom Klang her konnte ich mich nie entscheiden. Eigentlich gefiel mir immer die Gitarre am besten, die ich seit Wochen nicht in der Hand gehabt hatte.
Seitdem sind mehr als zwanzig Jahre vergangen. Meine schwarze koreanische Tele-Kopie hat mittlerweile Kultstatus erreicht, die Gebrauchtpreise erreichen das doppelte des damaligen Neupreises. Fenix ist eine Marke geworden. Ausgerüstet mit besseren PUs klingt sie auch gar nicht mal schlecht und sie ist mir in den Jahren in die Hand gewachsen und lässt sich einfach prima spielen.
Vor zwei Jahren habe ich, für den Preis von viereinhalb Fässern Krombacher, eine japanische Strat Kopie erworben. Abgebeitzt und neu „lackiert“ versprüht sie den Charme eines 80er Jahre Klodeckels, auf der Kopfplatte befindet sich keine Markenbezeichnung die irgendjemandem etwas sagen würde, aber es ist seitdem meine Stammgitarre.
Suche ich seitdem nach Gitarren mit dem Logo der gleichen Handelsmarke auf der Kopfplatte? Nein, ich werde im nächsten Jahr 2/5 Jahrhunderte alt und habe gelernt, dass es gute und schlechte Gitarren gibt. Sonst nix. Das Logo auf der Kopfplatte sagt nichts über die Qualität der Gitarre aus, egal ob da Fender, Gibson, Greco, Fenix oder Fernandez steht.
Nichts desto Trotz kann ich nachvollziehen, warum viele Menschen vor allem den Wunsch nach Gitarren der Marke die ihr Vorbild spielt verspüren und viel Geld dafür ausgeben. Da kann man nix machen, das geht nun mal den meisten, und ging mir auch lange so.
Meine Vorliebe für praktische und gute Gitarren geht ja auch nicht so weit, dass ich mich mit einer Music Man Albert Lee Signature auf die Bühne stellen würde ;-)
Schönen Abend noch,
Ralf
Mit den Geldgeschenken, die ich zur Konfirmation, in erster Linie von Oma erhalten hatte, fuhr ich zu einem damals bekannten Gitarrenladen in Essen, schritt hocherhobenen Kopfes durch die Tür und verlangte nach einer „Gibson Les Paul“. „Hast Du im Lotto gewonnen“ war die erste Frage des Besitzers. „Nee, Konfirmation“, meine Antwort.
In den folgenden anderthalb Stunden schleppten George und sein HiWi alle Les Pauls an, die er im Laden hatte. Es waren seltsame Exemplare dabei, goldene, die bereits Grünspan ansetzten mit einem Trapez-Tailpiece unter dem die Saiten durchgeführt waren für 1200 DM. Nee, das war nix für mich, das Ding war unbespielbar, klang scheisse und sah vor allem scheisse aus.
Am Ende wurde es eine rote Custom von 1976 die preislich auf mein maximales Vermögen von 1800 DM angepasst wurde.
Klaus „Major“ Heuser spielte auch eine Les Paul Custom, damit war ich in die entsprechende Liga aufgestiegen, auch wenn seine schwarz war und meine nur weinrot. Letztendlich hat das wahrscheinlich den Unterschied ausgemacht.
Warum es eine Gibson sein musste? Nun, meine erste Gitarre war eine japanische Strat-Kopie aus Sperrholz, mit einem Hals, der sich nach anderthalb Jahren in eine Art Schraube verwandet hatte. Mein Musiklehrer hatte mir für anderthalb oder zwei Jahre seine 60er Jahre Gibson SG nebst Vox AC30 geliehen, das war mein heiliger Gral, und Major spielte schliesslich auch Gibson, auch wenn alle anderen zu der Zeit Strat spielten und die amerikanische Traditionsmarke aus Nashville kurz vor der Pleite stand.
Die Verarbeitungsqualität meines weinroten Schatzes war unter aller Sau. Griffbretteinlagen die aussahen wie mit dem Taschenmesser eingesetzt, schlecht verarbeites Binding, dreiteiliger Hals, der Body aus mehreren Teilen Mahagony zusammengeschustert mit einer Lage Ahorn in der Mitte.
Ich besitze sie immer noch, und es ist keine schlechte Gitarre. Mittlerweile gibt es Leute, die würden den doppelten Betrag den ich in DM bezahlt haben in Euro berappen um sie zu besitzen, aber ich verkaufe sie nicht. Nicht weil sie es wert wäre, nicht weil ich sie noch spielen würde, sondern weil ich sentimental bin. Es war meine erste „teure“ Gitarre.
Mit achtzehn war mir die Les Paul mit ihren 4,6kg zu schwer geworden. Mir dürstete nach einer leichteren Partnerin für die Proben. Also zog es mich wieder in ein damals bekanntes Gitarrengeschäft in Essen, auf der Suche nach einer dürren Gesellin.
Dieses Mal wurde es eine Fenix Telecaster. Für das Original fehlte mir die Kohle, eine zweite Konfirmation lies sich aus organisatorischen Gründen nicht arrangieren, und Autowaschen und Rasenmähen waren lange nicht so lukrativ wie das religiöse Zeremionell. Ich hatte Glück und fand eine relativ leichte, schwarze, in was weiss ich was für ein Poly-Zeugs gehüllte Gefährtin mit grauenvoll klingenden Pickups, die mich in den nächsten Jahren begleiten sollte und meiner weinroten Edelklampfe zumindest bei den Proben den Rang ablief.
Vom Klang her konnte ich mich nie entscheiden. Eigentlich gefiel mir immer die Gitarre am besten, die ich seit Wochen nicht in der Hand gehabt hatte.
Seitdem sind mehr als zwanzig Jahre vergangen. Meine schwarze koreanische Tele-Kopie hat mittlerweile Kultstatus erreicht, die Gebrauchtpreise erreichen das doppelte des damaligen Neupreises. Fenix ist eine Marke geworden. Ausgerüstet mit besseren PUs klingt sie auch gar nicht mal schlecht und sie ist mir in den Jahren in die Hand gewachsen und lässt sich einfach prima spielen.
Vor zwei Jahren habe ich, für den Preis von viereinhalb Fässern Krombacher, eine japanische Strat Kopie erworben. Abgebeitzt und neu „lackiert“ versprüht sie den Charme eines 80er Jahre Klodeckels, auf der Kopfplatte befindet sich keine Markenbezeichnung die irgendjemandem etwas sagen würde, aber es ist seitdem meine Stammgitarre.
Suche ich seitdem nach Gitarren mit dem Logo der gleichen Handelsmarke auf der Kopfplatte? Nein, ich werde im nächsten Jahr 2/5 Jahrhunderte alt und habe gelernt, dass es gute und schlechte Gitarren gibt. Sonst nix. Das Logo auf der Kopfplatte sagt nichts über die Qualität der Gitarre aus, egal ob da Fender, Gibson, Greco, Fenix oder Fernandez steht.
Nichts desto Trotz kann ich nachvollziehen, warum viele Menschen vor allem den Wunsch nach Gitarren der Marke die ihr Vorbild spielt verspüren und viel Geld dafür ausgeben. Da kann man nix machen, das geht nun mal den meisten, und ging mir auch lange so.
Meine Vorliebe für praktische und gute Gitarren geht ja auch nicht so weit, dass ich mich mit einer Music Man Albert Lee Signature auf die Bühne stellen würde ;-)
Schönen Abend noch,
Ralf