NUX Cerberus Multieffektgerät

E

erniecaster

Power-User
19 Dez 2008
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Hallo zusammen,

Fazit mal vorneweg: Das Ding ist recht klein, handlich und sieht gut aus. Sonst ist es Mist.

Noch wer da? Okay, dann in lang.

Seit ewigen Zeiten benutze ich mein Tech21 FlyRig5 und bin froh und zufrieden. Mein Tech21 Liverpool Pedal mag ich immer noch sehr, es braucht aber ein wenig Hall. Delay mag ich auch und Zerre vorneweg ist immer toll.

Mir lief virtuell das NUX Cerberus über den Weg und ich fand das sofort sehr interessant. Das FlyRig ist ein Werkzeug und ich wollte was zum Drehen, Probieren, Rumspielen und um eben das Liverpool Pedal auch mal wieder zu nutzen. Ich wollte mit dem NUX und dem Liverpool eine tolle kleine Anlage haben. Ich wollte kaufen, money burns a hole in my pocket!

Ich finde es doof, dass das Cerberus keinen Compressor anbietet. Aber das wusste ich vorher. Irgendwas ist ja auch immer. Doof ist auch, dass sich Hall und Delay grundsätzlich einen Fußschalter teilen, wenn man Hall nicht auf den Controlswitch legt. Tut man das aber, ist der Controlswitch nicht mehr für den Boost frei. Schade – aber auch das war vorher klar. Gibt´s halt keinen fußschaltbaren Boost.

Beim Auspacken war ich erst etwas verliebt. Die Optik finde ich wirklich toll, die Größe ist klasse, das Ding sieht echt solide aus. Dann die erste Irritation – die Fußschalter sind hakelig und klicken mechanisch sehr laut. Dazu kommen leicht quietschende Geräusche. Der Tapschalter – der übrigens oben rechts meiner Meinung nach überhaupt nichts verloren hat, was ich aber auch vorher wusste – ist praktisch unbrauchbar. Ein gleichbleibendes Tempo zu tappen bekomme ich damit nicht hin.

Die Buchsen fühlen sich hochwertig an. Die Potis dagegen billig und etwas eierig und die kleinen Minischalter sind so flimsig, dass es schwierig ist, die Mittelstellung zu finden.

Mit anderen Worten war schon vor dem Verkabeln nichts mehr von der Vorfreude übrig. Hilft ja alles nichts, Liverpool-Pedal in den Loop zwischen Zerre und dem Rest, neutraler Monitor, Tele. Hier mal ein Pluspunkt: Kein Brummen, kein Rauschen. Und ein satter Minuspunkt hinterher: Der eingebaute „Tuner“ ist eine Frechheit. Drei mickrige und zitterige LEDs. Wenn laut Cerberus die Gitarre gestimmt ist, ist sie es leider nicht – das bestätigt der Check mit einem altgedienten anderen Stimmgerät auch sehr deutlich. Jetzt aber endlich mal ran an den Sound!

Erst mal Hall. Es gibt drei Typen, zwei sind ziemlich schrill, einer ist etwas muffig. Gemeinsam ist ihnen, dass es zwischen unhörbar und Kölner Dom eigentlich nichts gibt. Das ist für meine Bedürfnisse unbrauchbar.

Beim Delay ist das genauso. Das 80er Delay ist halt ein stinknormales Digital-Delay, die anderen beiden muffen und modulieren komisch vor sich hin. Ich bekam zwei Wiederholungen ums Verrecken nicht hin. Entweder eine Wiederholung oder gleich vier. An dieser Stelle erinnere ich nochmal an den unbrauchbaren Tap-Schalter.

Das Delay kann man parallel mit dem Hall nutzen. Ein schriller Hall und ein dumpfes Delay klingen zusammen sogar ganz gut. Jedenfalls im heimischen Wohnzimmer, in der Band geht man damit sofort unter.

Ab in die Modulationsabteilung. Die Chorus-Sounds sind okay – mehr nicht. Der Rest trifft nicht meinen Geschmack. Auch hier wieder – erst hört man kaum Effekt, dann wabert es direkt los. Subtil ist nicht drin.

Wenn man den Chorus gemeinsam mit der Delay-Hall-Kombination nutzt, hat man übrigens sofort die Käse-Sahne-Soße, die man sonst in Presets von Multis und Modelern findet.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auf die Zerrer schon keine Lust mehr und nur aus Pflichtbewusstsein habe ich sie probiert.

Distortion ist brachial und höhenlastig. Dreht man das Tonepoti runter, mupft es. Overdrive hat erstmal kaum Gain und mupft. Tonepoti aufdrehen und es beisst in den Ohren und irgendwann kommt viel Gain. Dazwischen ist nix. Es gibt die interessanten Möglichkeiten, die beiden Zerrer in unterschiedlicher Reihenfolge hintereinander zu nutzen oder parallel. Klingt alles etwas anders und alles nicht so richtig gut.

Von den eingebauten Effekten hat also nicht einer überzeugt.

Übrigens kann das Cerberus auch IRs. Hat mich aber nicht mehr interessiert, weil der Rest einfach unbrauchbar ist.

Ich bin wirklich ein bisschen traurig, dass das Teil so schlecht ist.

Gruß

erniecaster
 
erniecaster schrieb:
NUX Cerberus.... Mist. ... Irritation ... hakelig ...quietschende Geräusche... praktisch unbrauchbar... billig und etwas eierig ...flimsig, ...eine Frechheit. ....die Gitarre gestimmt ... ist sie leider nicht... schrill...muffig... unbrauchbar. ... stinknormale... muffen .. komisch ... ums Verrecken nicht... ..unbrauchbar... schriller ... dumpfes.... geht man damit sofort unter. ..okay – mehr nicht... erst kaum ..., dann wabert es direkt los. ... Käse-Sahne-Soße... schon keine Lust mehr ... höhenlastig... mupft... mupft... beisst in den Ohren ... ist nix. ... alles nicht so richtig gut. nicht überzeugt... nicht mehr interessiert,... unbrauchbar.

Das ist doch mal eine Ansage.

In einer Welt...

("...in a world!")

... in der alles grundsätzlich toll ist oder "für den Preis" toll (also nur dann toll, wenn man beim Spielen nicht an Musik sondern an Geld denkt), finde ich es super, mal einen Veriss zu lesen.

Auch weil ein Veriss - ob man zustimmt oder nicht - in seiner Begründung oft mehr Details über das Produkt sagt als eine Lobrede.
 
Also auch von mir Daumen hoch. Besonders dafür, dass mal Regelwege angesprochen werden. Nach meiner Erfahrung einer der wichtigsten Punkte. Wenn bis 10 Uhr nix kommt, ab 10 bis 12 dann die Sintflut hereinbricht und danach wieder nix mehr zuzuregeln ist - das hat mir schon so einige Pedale verleidet. Und nach meiner Erfahrung ein viel größeres Problem im Billigsegment. Hab ich bei Keeley oder Bogner z. B. noch nicht erlebt.
 
Nach langer Zeit schreibe ich hier mal wieder was rein. Grund ist der "Totalveriss" von Erniecaster zum Nux Cerberus, der mir hier untergekommen war als ich nach Infos zu dem Gerät suchte. Vieles von dem entspricht so gar nicht meinen Erfahrungen. Daher würde ich hier gern mal einen Gegeneindruck setzen, auch wenn mich dafür keiner bezahlt :banana:

Ich nutze live hauptsächlich ein Brett mit dem Bluguitar Amp1 drauf und bin immer mal wieder auf der Suche nach platzsparenden Lösungen, um das mit den Brot und Butter Effekten auf unter 20m² zu halten. Bislang hatte ich ein Palmer Pedalboard mit 80x40 Kantenlänge im Einsatz. Mit dem Effektgeber AtomicAmplifire, Midileiste, Volume, Wah war das Ding mit dem Amp1 auch schon voll, schwer und für manche Bühnen zu groß.

Habe auch gemerkt, dass ich vom Atomic nur noch die üblichen Effekte nutze. Die Marshall-Sounds des Amp1 reichen mir vollkommen und sind auch besser. Weder habe in der letzten Zeit einen glasklaren Clean-Amp noch die Meddel-Stampfer eingesetzt, die der Atomic virtuell beisteuern kann. Und ja, ich bin in der Lage mit Menüs umzugehen, aber ich drehe doch zu gerne spontan mal an Knöpfen. Der "planmäßige" Effektsetuprozess ist nicht so meins.

Was mich an dem Nux-Teil interessiert hatte:
- hat die Effekte, die ich wirklich nutze, wenn auch ohne Compressor und Wah, in einem tollen Formfaktor
- der Schwachpunkt aller Digi-Multis, die Zerren, sollten analog aufgebaut sein und klangen nicht so schlecht in den Demos
- kann als quasi Stressbrett genutzt werden, es können aber auch wie bei den Boss-ME-Teilen komplette Setups gespeichert werden, in die man live schnell eingreifen kann.
- auf 4CM ausgelegt
- IR-Loader ist eine nette Option

Meine Eindrücke, mit dem festen Vorsatz, das Teil wieder zurück zu schicken, wenn es nicht taugt:

Nicht soundmäßiges:
- mechanischer Aufbau, voll Metall-Chassis. Die Effektknöpfe sind in ihrer Gängigkeit m.M. okay aber sie werden sich verstellen, wenn man das Teil bewegt. Aber der, für den die Grenze zwischen gut und beschissen bei einem Millimeter Potistellung liegt, kann ja seine kostbaren Kreationen abspeichern.
- Toggel-Switches und Schalter, ja das Gerät ist klein, also sind es auch die Schalter, für mich nicht so ein Problem, aber ich habe inzwischen ja auch eine Gleitsicht-Brille und kenne die Custom-Controlls des Amp1.
- Fußschalter funktionieren wie sie sollen.
- Stimmgerät, reicht mir genau so. Tonhöhe wird im Mini-Display angezeigt und zwei Dioden geben Richtung der notwendigen Stimmung an. Ich komme damit - auch live - klar (dank Gleitsicht).

Funktionen:
- Wenn man nicht im Presetmodus arbeitet, ein frei belegbarer Schalter, der bei mir den Boost steuert
- Overdrive, Distortion, Wabersektion (Chorustypen, Tremolo, Phaser, Uni-Vibe) - nur mit einem Schalter belegt, Delay, Hall (drei Typen) dreht man per Poti rein, ist schaltbar, wenn man auf den Boostschalter verzichtet. So wie ich den Hall nutze, reicht das genau, etwas reingedreht zur Anfettung, fertig.
- Midi, hmm, man soll wohl die Effekte vom Nux per Midi steuern können. Mich würde das Thema interessieren, wenn man Midi senden könnte um den Amp1 steuern zu können. Das ist aber leider (noch?) nicht möglich. Vielleicht befasst sich nochmal jemand mit der der Firmware.

Sound
- Der Drive hat mich sehr positiv überrascht: dezentes, cremiges Ankratzen. Bei einer Fender ein fast cleaner Boost mit ewas Kompression. Harmoniert für mich ganz wunderbar mit dem Amp1. Auf jeden Fall um Welten besser, was einem sonst die digitalen Lösungen, zumindest in der < 1.000€ Klasse von Atomic, Boss, (Line-6 Pre-Helix?) bieten. Würde ich mir so auch als Einzeltreter zu legen.
- Distortion, naja ist okay. Für meinem Geschmack ein bisschen zu fett und kann undifferenziert werden, vor allem mit einer Paula. Es gibt ganz interessante Möglichkeiten dadurch, dass man die Reihenfolge der Zerren ändern kann. Der nachgeschaltete Drive kann den Distortion auf alle Fälle etwas zähmen. Aber im Prinzip habe ich mit dem Amp1-Kanälen + Drive + Boost genug Möglichkeiten, die Gitarre zum Pfeifen zu bringen, ohne dass ich eine Saite anschlage.
- Wabersektion: Überraschung - als Studioeffekt wird das Ding nicht herhalten können. Es ist tatsächlich keine Konkurrenz für das AxeFx! Mein Boss-Chorus-Ensemble klingt auch auf jeden Fall voller, besser, schöner als die angebotenen Chorus-Modelle. Aber - durch die Möglichkeit, den etwas dünnen Chorus-Sound durch Hinzumischen des m.M. ganz guten Phasers oder des m.M. nicht so gelungenen UniVibes anzufetten, habe ich auf alle Fälle eine Schnulzen-Clean-Sound-Lösung gefunden, mit dem ich sehr zufrieden bin und werde keinen weiteren Treter brauchen.
- Delay: es gibt die Typen Band-Echo, Modulation, DigiDelay. Man versteht, was uns der Soundprogrammierer damit sagen wollte und für den Jam oder die Live-Cover-Party hat es alles was es braucht, um meine begrenzten Gitarrenkünste beim Lead-Spiel mit Kathedraleneffekt zu versehen oder das Police- bzw U2-Cover zu unterstützen.
- Hall, auch hier, als Beigabe ausreichend, m.M. auf der Höhe des Amp1-Halls, welcher mir auch ausreichte.
- Grundsätzlich fand ich nicht, dass Modulation oder Delay den Gitarrensound vermumpfen.
- IR-Loader, noch keine Meinung. 512 Sample-Länge soll die "Natürlichkeit" des IR-Modells begrenzen. Aber ich fand auch hier bereits die Löung des Amp1 brauchbar. Der Mixmensch dreht eh noch dran rum. Mal sehen, ob ein anständiges Greenback-IR hier einen Vorteil bring.

- Mein Fazit: mich bringt das Gerät weiter. Das Gesamtboard wird kleiner. Der Drive-Sound ist auf alle Fälle ein Fortschritt gegenüber den Möglichkeiten des Atomic. Die übrigen Sektionen liefern das ab, was ich im Alltag benötige. Ich würde auf jeden auch mit dem Teil allein + Gitte in den Flieger steigen für den Aldiana-Club-Job oder bei einer Session auftauchen.
 
Hi,

prima. Offensichtlich versteht sich das Gerät nicht mit jedem und jedem Equipment.

@Banger - kann man die beiden Threads miteinander vereinen?

Gruß

erniecaster
 
Hab mir ein NUX MG20 - Guitar Modeling Processor als mögliches Backup für den Kemper gekauft. Ist kurz vor oder gleichzeitig mit dem Cerberus rausgekommen.
Billig beim Chinesen (Aliexpress) € 160,- statt ca. € 300,-)
Verspricht alles was man so braucht - sogar einen MP3 Player für Backings (zum Üben etc.)

Bin aber beim Testen gar nicht so weit wie Ernicaster mit seinem Ceberus gekommen.
Nach dem ich einige brauchbare Sounds gefunden habe, wollte ich sie für meine Belange tweaken. (Meist sind ja Factory preset überladen). Ist eigentlich intuitiv aber leider funktioniert das Abspeichern nicht.
Beim nächsten Einschalten war der Sound wieder wie vorher.
Fazit - in jedem Fall unbrauchbar.
Leider habe ich die Bewertung gleich nach dem ersten Einschalten abgegeben, so konnte ich mich mit meiner Beschwerde Brausen gehen. Sowohl der Verkäufer und Nux selbst - waren an einem Disput interessiert.
Inzwischen gibt es das Gerät gar nicht mehr. Cerberus dürfte es ersetzen.
Hab nun ein Mooer GE200 (auch ein chinesischer Billigsdorfer) bei Thomann gekauft. Da hat man sicherlich mehr Sicherheiten.

Nun Lehrgeld zu zahlen ist zwar peinlich und unerfreulich, kann aber immer wieder passieren. :oops:
 
Kann mich dem Bericht von Tricki nur anschließen. Nux Cerberus ist für mich sehr brauchbar. Kein Muff und sonstige Nachteile wie anfangs beschrieben.Ich behalte es und find es gut. Mich wundern nur die sehr gegensätzlichen Erfahrungen. Vielleicht ist das Gerät vom Threadstarter kaputt? Es ist kein Helix oder sonst was, aber für den Preis (195,--)klasse.:-D
 

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