honeyweed":28z0586i schrieb:
ein grund warum ich, auch wenn es nicht meine muttersprache ist, nur in englischer sprache meine songtexte verfasse. zum einem will ich, dass der interessierte zuhörer die botschaft nicht auf dem silbertablett präsentiert bekommt, sondern sich damit befassen muss und ausserdem will ich eben nicht gleich "nackt" dastehen, da das textdichten im deutschen ungleich schwerer ist.
Hi Alex und Andere,
Gedanken zum Texten (als Verb):
Ich glaube, dass es für die meisten Deutschen nicht leichter ist in Englisch zu texten, sondern dass die meisten Texte einfach für einen Deutschen leichter zu ertragen sind, wenn sie in Englisch sind.
Es gibt ein ungeheure Menge von mit Grammatikfehler gespickten Plattitüden oder einfach nur banalen Texten, die jeden Tag von deutschen Bands auf Englisch verzapft werden. Wenn die Musik laut ist, kann ich (zumindest Texte der zweiten Kategorie) meist ertragen. Wären solche Texte auf Deutsch gelänge mir dies nicht.
Die Aussage mit dem Silbertablett und dem Befassen finde ich seltsam.
Es gibt doch eine ganze Reihe von literarischen Möglichkeiten dem Leser/Hörer eine Auseinandersetzung mit dem Text nahe zu legen. Das Verwenden einer Sprache, die weder Autor noch Rezipient perfekt beherrschen erscheint mir dazu aber kaum geeignet.
Die Sache mit der Botschaft: Wenn du eine Botschaft hast, dann sollte sie doch auch verstanden werden und das möglichst einfach und genau. Wenn das dann platt wirkt, liegt es meist daran, dass man nicht wirklich eine Botschaft hatte, sondern nur eine nicht besonders originelle Meinung, die man ungefragt zum Besten geben wollte.
Ich habe nichts gegen unoriginelle Meinungen, nur muss man sie ja nicht ständig in mehr oder weniger künstlerischen Texten wiederholen. Zu Hungersnöten oder Krieg im Allgemeinen haben die meisten Menschen die gleiche unorginelle Meinung, die auch ich teile. Dass so etwas trotzdem stattfindet, liegt nicht daran, dass nicht genug Lieder darüber geschrieben wurden, sondern eher daran, dass die Leute, die dagegen sind nicht genug dagegen tun, tun können oder meinen tun zu können.
Da hilft ein Lied mehr auch nicht, außer dass es vielleicht das Gewissen des Musizierenden beruhigt. Er tut ja auch nichts gegen den Hunger in Afrika, sondern schraubt in seinem Proberaum Lieder zusammen. Da ist es doch ungemein beruhigend, wenn man das Publikum auffordert was zu tun, oder sich zumindest "mit dem Thema auseinandersetzt"...
Sinnvolle Botschaften eines Textes wären z.B.:
-Es gibt diesen und jenen kaum bekannten Missstand bitte beachtet ihn!
-Ihr denkt gegen X kann man nichts machen, das stimmt nicht, ihr könnt Y machen! Tut das! Sofort!
Solche Botschaften sollten möglichst von allen und möglichst gut und möglichst sofort verstanden werden. Wäre ja blöd, wenn die Welt weiter schlecht wäre, weil die Zuhörer sich noch mit einem "Text auseinandersetzen".
Leider haben die meisten (auch ich) keine solchen Botschaften. Dann empfiehlt es sich m.E. auf Botschaften zu verzichten. Stattdessen sollte man versuchen sein Publikum auf möglichst intelligente Art zu unterhalten. Dass ein (leider gar nicht kleiner) Teil des Publikums die völlig folgenlose "Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Missständen" für intelligente Unterhaltung hält, sollte man ignorieren um weiterhin ein angenehmer Mensch bleiben zu können.
Gruesze
Ralf