Hallo Walter,
das ist eine sehr interessante Beobachtung.
Anderes Szenario: Jazzbass G-Saite um die 5. Lage. Fast jeder Jazzbass hat hier seinen Deadspot. Starke Eigenresonanz - halbiertes Sustain - fast doppelte Amplitude.
Verstehe ich das richtig, dass du mit doppelter Amplitude die Auslenkung der Saite meinst ?
Beispiel: Durch den Anschlag wird die Saite um 2 mm aus der Ruheposition ausgelenkt => nach der Einschwingphase ist anschließend eine Amplitude bis ca. 4 mm zu beobachten ? Hmmm, das würde mich sehr überraschen ! Wie hast du dies ermittelt ? Per Stroboskop ?
Ich bin kein Dynamikexperte und Schwingungslehre war auch nicht mein Lieblingsfach, aber eventuell könnte es sein, das verschiedene Teilschwingungen sich an einer bestimmten Stelle temporär überlagern, ähnlich wie bei Freakwaves im Ozean ?
Meine Überlegung - die zugegebenermaßen weder theoretisch noch praktisch geprüft ist - ist folgende:
Der Hals ist gegenüber der Saite ganz erheblich steifer und träger. Zu Anfang wird deshalb alle Energie der Saite mitgegeben, indem ich sie an einer Stelle auslenke. Je mehr Energie ich der Saite mitgeben, desto stärker wird diese ausgelenkt, desto größer die Rückstellkraft, die die Saite in Ruhelage zurückbewegt, desto größer die Beschleunigung der Saite, desto lauter letztendlich der Ton, weil eine größere Spannung im Pickup induziert wird. Die Saite beginnt nun zu schwingen. Durch Reibungsvorgänge wird der Saite ständig Energie entzogen. Wenn die Saite weniger Energie hat, wie soll sie dann weiter auslenken als zu Beginn der Schwingungsvorganges als die komplette Energie zur Verfügung stand ?
Mein Standpunkt an dieser Stelle ist einfach der Energieerhaltungssatz, der besagt, das keine Energie verloren geht, sondern Bewegungsenergie in Wärmeenergie (=Energieverlust) umgewandelt wird. Der Vorgang ist jedoch irreversible, d.h. aus Wärme wird keine Bewegung, dies wiederum bedeutet, dass die Bewegungsenergie der Saite stets abnimmt, und damit die Amplituden kleiner werden sollten.
Diese Frequenzen werden, wie ich schrieb, zu Lasten der Schwingungsandauer lauter.
Mein bisheriges Verständnis ist hier folgendes:
Die eigentliche Schwingung der Saite ist keine einzelne ideale Sinusschwingung, sondern setzt sich aus ganzzahligen, vielfachen Teilschwingungen des Grundtones zusammen. Die Amplituden der Oberschwingungen nehmen mit Erhöhung der Frequenz ab. Ideal für einen wohlklingenden Ton wäre es, wenn diese gleichmäßig mit höherwerdenden Frequenzen abnehmen. Dies würde in sich harmonisch und wohlklingend wahrgenommen. U.a. durch die Resonanzfrequenzen des Hals werden jedoch von den Teilschwingungen einige betont und andere abgeschwächt, was das Klangbild unharmonischer macht. Solange jedoch die ersten drei Teilschwingungen (Grundschwingung des gegriffenen Tones + die nächten zwei Teilschwingungen) einigermaßen gleichmäßig abnehmen, ist für das Gehör die Welt noch in Ordnung. Bei einem Deadspot trifft jedoch gerade die Grundfrequenz mit der Resonanzfrequenz des Hals zusammen. Hier entzieht nun der Hals der Saiten besonders viel Energie, sodass gerade die Amplitude der Grundtonfrequenz sehr schnell kleiner wird, was das Gehör als schneller abklingenden Ton wahrnimmt => Deadspot
Kennst du den theoretischen Hintergrund, warum du den Ton trotzdem lauter wahrnimmst ? Habe ich noch nie so darauf geachtet. Das finde ich sehr interessant.
Gruß
Jürgen