Tele-Kopie billig ergattert, ich kann's nicht glauben!

A

Anonymous

Guest
Tach zusammen,
GAS-infiziert habe ich u.a. dieses Teil bestellt und heute erhalten:

http://www.musikhaus-korn.de/KORN-GUITA ... 28707.aspx

Ich wollte schon immer mal ein richtiges Billigteil ausprobieren, jetzt hab ich eins :). Zum Einen reizt mich so eine Tele schon länger, für bluesige und jazzige Klänge, zum Anderen kann ich die gute, teure Gitarre beim Üben schonen.
Jetzt weiss ich nicht, ob ich entsetzt sein soll oder ob ich ein paar Freudensprünge machen soll.
Was ich da bekommen habe, habe ich so nicht erwartet. Eine Gitarre ohne äusserliche Makel, sauber verschraubt und lackiert, kein Bundstäbchen steht über, der Hals könnte etwas geschmeidiger sein, aber der 1. Eindruck ist wirklich vielversprechend.
Ich bin total Tele-unerfahren, aber ich finde sie klingt gut, richtig gut. 3 Schalterstellungen, 3 völlig verschiedene Klangvariationen. So sollte es ja auch sein, aber bei so einem Billigteil, ist das normal?
Schöne Cleanklänge sowieso und...... Hi-Gain Einstellungen am Amp oder über die Podfarm und das Ding rotzt richtig ab.
Also ich bin geplättet und frage mich, wie sowas möglich ist. Habe ich einfach Glück gehabt oder sind die meisten Gitarren zu teuer? ?(
Das Ding wiegt fast 4 kg, ist das normal für eine Tele ? Was macht diesen "Twang" aus, von dem immer die Rede ist?

Gruss aus dem tiefen Westen
 
Hallo heavyloddar,

Ich finde auch man bekommt von ein paar Marken (z.b. SX) mittlerweile sehr sehr gute Billigstgitarren (Preisklasse unter €200) die einen schon an der Existenzberechtigung der Preise von Fender und Co. zweifeln lassen, aber es ist und bleibt eben auch eine moralische Frage...
"Fair-trade" sind diese Instrumente sicher nicht, was aber nicht heißen soll dass es die von Fender oder Gibson zweifellos sind. Einige Marken wie Framus oder Warwick geben jedoch auch in der gehobenen Preisklasse ein schlechtes Beispiel ab.
Von Rickenbacker und Godin hingegen habe ich nur sehr gute Sachen gehört, aber das hat eben seinen Preis...
Geht vielleicht ein bisschen am Thema vorbei, aber für mich ist das ein wichtiger Punkt.

Grüße aus dem wilden Osten
 
Klar, die Sache mit der Moral ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, aber auch die Menschen, die hinter diesem Produkt stehen, haben ihre Daseinsberechtigung. Die Bedingungen, die hier zu Grunde liegen, entziehen sich aber unserem Einfluss und sind von uns auch nicht veränderbar. Wie in vielen anderen Bereichen auch, schlägt hier das globale Wirtschaftssystem voll durch, aber ich denke, dass ist hinreichend ausdiskutiert worden und da hat jeder so seine Sicht- und Verhaltensweise.

Für mich persönlich ist es so, dass das Musikmachen ein reines Hobby ist. Ich bin extrem GAS-anfällig, was man daran erkennen kann, dass dies bereits meine 6. Gitarre ist, aber abgesehen von meiner 1.Konzertgitarre, das 1. Billigteil.
Ich weiss, dass in diesem Forum viele qualitätsbewusste Musiker unterwegs sind, darunter auch einige, die mit diesem Handwerk ihr Geld verdienen. Das die sich bei solchen Deals mit Grausen abwenden, kann ich verstehen. Aber da ich auch nur ein Ottonormalverdiener bin, muss ich da natürlich auch Kompromisse machen und ehrlich gesagt, 6 Gitarren für einen, der erst seit knapp 4 Jahren spielt und das z.Zt noch nicht mal in einer Band, ist eigentlich hirnrissig, aber wie gesagt, das GAS :oops: ..........
.........ich bin da sehr schwach :mrgreen:
 
Hi,

aber jetzt mal Butter bei die Fische: So eine Gitarre mag ja von der Holzsubstanz vertretbar sein, aber ohne zu Schrauben wird das doch auf Dauer nix, oder? Bridge, Mechaniken und letztlich die Elektronik wird doch auch bei einer SX oder wie die alle heissen einem harten Probenalltag nicht auf Dauer standhalten. Dann legste für das ganze Geschraube nochmal locker 200 Euro drauf und hättest dir gleich gebraucht was wertiges von Squier, Fender, Blade, Fenix o.ä. kaufen können. Ich schmeiss das mal so in den Raum, da ich mich im Moment auch noch nach einer Tele umschaue und mir nicht sicher bin, welchen Weg ich da beschreiten soll.

LG, Alex
 
.......hättest dir gleich gebraucht was wertiges von Squier, Fender, Blade, Fenix o.ä. kaufen können.

Für mich als Linkshänder fast nicht möglich.

Außerdem will ich auch mal mitreden können, wenn das Spielen von "Brennhölzern" mal wieder thematisiert wird :mrgreen:

Das ich in absehbarer Zeit Teile austauschen will oder muss, ist einkalkuliert. Außerdem habe ich eigentlich damit gerechnet, dass ich das Teil wieder zurückschicken werde.
 
Hallo Lothar,

das hört sich ja so an, als hättest Du für wirklich kleines Geld ein brauchbares Instrument bekommen! Mit Aufrüstaktionen würde ich einstweilen warten, wenn sich z.B. der Hals verzieht o.ä. einschlägige Veränderungen auftreten, würde ich das Projekt als unrentabel beenden und den Ratschlägen meiner Vorredner folgen.
Auf alle Fälle viel Spass mit dem Teil!

Thomas
 
Al":d9xus47o schrieb:
aber jetzt mal Butter bei die Fische: So eine Gitarre mag ja von der Holzsubstanz vertretbar sein, aber ohne zu Schrauben wird das doch auf Dauer nix, oder? Bridge, Mechaniken und letztlich die Elektronik wird doch auch bei einer SX oder wie die alle heissen einem harten Probenalltag nicht auf Dauer standhalten. Dann legste für das ganze Geschraube nochmal locker 200 Euro drauf

Dass man seine Gitarre einstellen kann ist bei solchen Billigkäufen natürlich essentiell. Ich habe einen SX 5 Saiter J-Bass und der kam weniger als €200 und war von Werk aus besser eingestellt als jede Fender die ich jemals in der Hand hatte. Elektronik habe ich dann getauscht (so ca €10 investiert in neue Potis und ne neue Klinke), und Thomastik Saiten drauf gemacht und das Teil ist absolut Bombe. Intonation, Bespielbarkeit und vor allem der Klang (super runder fetter Bass) lassen absolut nichts zu Wünschen übrig.
In Amerikanischen Foren werden SX Instrumente übrigens auch in den Himmel gelobt.

Ich denke dass mit Fortschreitender Technologie (und Ausbeutung) die Maxime dass Billigstinstrumente per se nichts taugen so nicht mehr stimmt.
 
aber jetzt mal Butter bei die Fische: So eine Gitarre mag ja von der Holzsubstanz vertretbar sein, aber ohne zu Schrauben wird das doch auf Dauer nix, oder? Bridge, Mechaniken und letztlich die Elektronik wird doch auch bei einer SX oder wie die alle heissen einem harten Probenalltag nicht auf Dauer standhalten.

Tagchen die Herren,

Ich hab mir meine SX Vintage Tele vor ca. 1,5 Jahren gekauft und muss sagen, dass ich hochzufrieden bin und Sie auch auf der Bühne regelmäßig einsetzt.
Die Mechaniken sind tatsächlich Müll. Sind sofort rausgeflogen und wurden durch ein paar schöne Kluson Deluxe Tuner ersetzt.
Die Bridge hab ich draufgelassen, konnte da keine "Nachteile" erkennen. (Ich überlege ab und an, mit kompensierte Reiter draufzuhauen, muss aber nicht sein :) )
Potis sind auch völlig in Ordnung. Der Tonepoti ist sogar sau geil, um schöne Fade-in-töne ala Malcom Jones (Runrig) oder Knopfler (Brothers in Arms ist suuper :)) zu zaubern.
Der 3-Wege-switch knackt mitlerweile etwas, wird also ausgetauscht und die Feder in der Klinkenbuchse etwas straffer gebogen, dann funzt alles reibungslos.


Alles in allem hab ich so einen super sound aus diesem "Brennholz" gekitzelt, OHNE für 200 Euro aufzurüsten ;)
Mehr Twäng und puren Tele-Sound hab ich selten gehört.
Das Teil sieht super aus (hab noch die Fender-Tele-Kopfplatte) und der Hals ist echt der Knaller für das Geld.

Werde die Tage mal ein Soundsample uppen.
 
Hi Leute,
heavyloddar":167ku8ir schrieb:
Klar, die Sache mit der Moral ist natürlich nicht von
der Hand zu weisen, ...
Wenigstens bin ich das nicht gewesen, der mit dem off topic angefangen hat.:lol:
Aber wann denn schon von Moral die Rede ist, möchte ich doch etwas dazu schreiben.

heavyloddar":167ku8ir schrieb:
aber auch die Menschen, die hinter diesem Produkt stehen, haben ihre Daseinsberechtigung. Die Bedingungen, die hier zu Grunde liegen, entziehen sich aber unserem Einfluss und sind von uns auch nicht veränderbar.
Die Menschen, "die hinter dem Produkt stehen", damit meinst Du wohl die Arbeiter, die das Produkt fertigen. Diese Menschen sind zu Hungerlöhnern verurteilt, ohne Aussicht auf Besserung ihrer sozialen Umstände. Die Folgen treffen nicht nur für sie, sondern auch ihre Frauen und Kinder.

Eine normale Jeans kostet in der Herstellung 70 Cent; hier kostet sie den Käufer bis ca. 80 €. Eine Designer-Jeans ist in der Herstellung vergleichsweise teuer, nämlich um 1,30 €. Macht nichts, der Käufer zahlt dafür bis zu 200 €.
Die Menschen, "die hinter dem Produkt stehen", bekommen nun aber nicht die 0,70 bis 1,30 €. Ihnen wird als Arbeitslohn nur ein Bruchteil dessen bezahlt. Und nicht nur so nebenbei: Kein 8-Stunden-Tag, keine Krankenkasse, keine Arbeitslosen- und Rentenversicherung und auch keine .... Im übertragenen Sinn trifft das auch auf die Billig-Gitarrenproduktion zu.
Richtig ist, dass die Menschen, "die hinter dem Produkt stehen", eine Daseinsberechtigung haben. Aber diesem Anspruch wird man mit den Löhnen nicht gerecht.

heavyloddar":167ku8ir schrieb:
Aber da ich auch nur ein Ottonormalverdiener bin, muss ich da natürlich auch Kompromisse machen und ehrlich gesagt, 6 Gitarren für einen, der erst seit knapp 4 Jahren spielt und das z.Zt noch nicht mal in einer Band, ist eigentlich hirnrissig, aber wie gesagt, das GAS
Na, da hast Du ja eine allgemeingültige Entschuldigung für Dich getroffen. Du redest von einem Kompromiss? Gute Güte. Tröstlich mag sein, dass Du damit nicht alleine bist. Aber bestenfalls ist das eine Doppelmoral.
Wie Du selbst von "hirnrissig" redest, warum denkst Du denn nicht über eine echte Alternative nach? Wie wäre es mit etwas Selbstbeschränkung auf "nur" ein oder zwei Gitarren, dafür aber welche, die nicht auf Kosten von Menschen gefertigt werden? Das würde ich einen Kompromiss nennen.


Ich will nicht päpstlicher sein, als der Papst und Dich auch nicht verurteilen. Es gibt gute Gründe billig zu kaufen bzw. kaufen zu müssen. Aber man sollte sich über sein Handeln schon im Klaren sein und wenn sich Realitäten bieten, wenigstens mal drüber nachdenken, ob man nicht einen anderen Weg gehen möchte - einen, bei dem man sich nicht "moralisch mitschuldig" macht.

Und so ganz nebenbei hat die Alternative auch den Vorteil, dass man nicht alsbald Geld für bessere Hardware in die eben noch so tolle Gitarre stecken muss. Und vielleicht lassen dann auch die GAS-Anfälle nach.
 
Wir hatten das Thema gerade in der Schule... ist echt schlimm was mit den Menschen da passiert. Nur wo steht das Gibson, Fender etc. nicht auch Menschen ausbeuten? Ja die Instrumente werden in den USA gebaut aber wo kommt z.B. das Holz her usw.

Ich finde es auch nicht richtig das es sowas gibt aber andererseits bin ich froh das es solche Instrumente gibt die gut und bezahlbahr sind. Also Schüler oder jemand der nicht viel Geld zur verfügung hat gibt es nunmal keine andere wahl... Sicher ich würde viel lieber eine Gibson als eine Epiphone haben aber der Preisunterschied ist für mich als Schüler einfach nciht so einfach zu bezahlen.
 
Sers wie viel hastn für die Tele gezahlt? Bin auch Lefty und find die sieht recht schick aus :)
 
heavyloddar":23buxwjp schrieb:
Klar, die Sache mit der Moral ist natürlich nicht von der Hand zu weisen ...

Hoi,
ist dem so?
Was denkste findet Yü Li, Arbeiter(in) in einer chinesichen Billigklampfenfabrik besser: diesen Job (lausig bezahlt, noch lausigere Arbeitsbedingungen) oder keinen Job und ohne Sozialsystem auf der Straße stehen?
Ich denke, die meisten Yü Lis sagen"dann doch lieber den Job".

Und dass Yü Li so lausige Arbebitsbedingungen hat, liegt oft nicht mal an Yen Chai, dem Besitzer der Fabrik.
Sondern am deutschen Importeur, der für eine Klampfe, die hier 120 Euro kostet, allerhöchstens 28 Euro an Yen Chai zahlen will. Denn 92 Euro Profit ist für den deutschen Importeur das Mindeste ... er würde Yen Chai sogar auf 25 Euro drücken, wenn er nur könnte.

Von daher fände ich eine Firma, die wirklich "fair trade"-mäßig Musikinstrumente aus China importiert, wirklich sehr sehr gut.

Trotz allem, jeder der die Moralkarte spielt, soll sich doch bitte fragen, ob es den Menschen in China, Vietnam usw. besser ginge, wenn wir ihre (Billig-)Produkte nicht kaufen würden.

Übrigens: es ist leicht, mit dem Finger auf andere (Länder) zu zeigen.
Menschenverachtende Ausbeutung gibt es auch hierzulande.
Sicher nicht so krass wie in China usw., dennoch gibt es hierzulande genug üble Mißstände, um den moralischen Fingerzeig auf andere Länder besser bleiben zu lassen.

Um wieder "in topic" zu kommen: ich habe in letzter Zeit mehrfach Gitarren unter 200 Euro in der Hand gehabt, die waren mehr als nur ok.
Man muss halt Glück haben bzw. sich aus 5 oder 10 baugleichen Billigklampfen die "Perle" herauspicken.

Und bei allen positiven Überraschungen mit Billigteilen:
Ein rundum wirklich gutes Instrument kostet immer mehr als 200 Euro, viel mehr.
Dessen muss man sich bewusst sein.

Tschö
Stef
 

Ähnliche Themen

Beliebte Themen

Zurück
Oben Unten