Totalausfall made in China

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Man kann dieses Thema von vielen Seiten betrachten und kritisieren, aber eins ist doch Fakt, man sollte doch verdammt noch mal davon ausgehen können, das, wenn man etwas kauft, egal was es ist, ob es ein Produkt für 1 Euro oder 1000 Euro ist es wenigstens funktioniert. Okay, eine Gitarre ist keine Glühbirne die brennt oder nicht, da gibts viel Finetuning, aber die grundlegenden Funktionen sollten doch gegeben sein. Und dieses Chinaroulette geht mir ordentlich auf den Keks, entweder stehen die Kunden vor mir und grinsen und prahlen weil sie mal Glück gehabt haben oder ich muss mir ihr Gejammer anhören weil es Schrott ist. Aber das betrifft ja nicht nur Chinaprodukte. Von überall her kommen solche Ausfälle. Das kann sogar von einem renomierten Betrieb kommen, eher selten natürlich. Aber immer öfter kommen jetzt Leute mit Sachen wo die "Subtanz ja ganz gut ist" aber eigentlich nichts funktioniert, toll. Wenn ich dann sage das die 150 Euro Gurke einigermassen fluppt wenn man mindestens 100 Euro investiert kucken mich dann tränende Augen an, der Hersteller kriegt nichts davon mit und ändert auch nichts.
Nun gut, so verdiene ich mein Geld und der Walter und so viele andere, aber normal ist das doch nicht. Mich kotzt dieses "Hau raus, der Kunde wirds schon nicht merken" Gebahren echt an. ciao, Jochen
 
Gitarren sind nur ein Beispiel. Das was Ralf (Taschakor) einmal so schön verglichen hat mit den grünen Bananen, um deren Reifeprozess sich der Kunde bitte selbst kümmern sollte, betrifft alle Branchen.

H&M, C&A, Microsoft, Nokia, Apple, SAP, Mercedes, VW und und und.

Läuft dieser Pullover bei einer 40 Grad Wäsche ein? Achselzucken. Falls ja, bringen Sie ihn zurück, wir tauschen um….auch noch nach einem halben Jahr (O-Ton).

Reihenweise Motorschäden beim 1,6er Golf? Durchrostungen beim Mercedes S-Klasse? Kaputter Akku nach 2 Monaten beim iPhone? Kein Problem. Kulanz, Garantie.

Niemand macht sich mehr die Mühe, ein auf Alltagstauglichkeit geprüftes Produkt auf den Markt zu bringen.

Früher haben Testfahrer neue Autos Millionen Kilometer durch die Sahara und den Polarkreis getrieben, ehe das Produkt auf den Markt kam.

Das ist Vergangenheit. Zu teuer. Billiger ist es, dem Kunden ein mängelbehaftetes Produkt nachzubessern, umzutauschen oder zu ersetzen. Die Reklamationen fließen in die Mängelstatistik ein und die vierte oder fünfte Serie ist dann alltagstauglich.

Der Kunde als Testobjekt. Man kann ja gegen Microsoft sagen was man will….aber die geben es wenigstens zu.

Tom
 
W°° schrieb:
Das liest sich immer so, als wäre in einer Gitarre für 150 Euro 100 Euro Gewinn drin..
Was ist denn gutes Geld bei einer Gitarre von 200 Euro, wenn zwei Transporte bereits 10% des Einkaufspreises ausmachen? Gutes Geld verdiente man an einer Gitarre für 1000 Euro. Heute wird der selbe Gewinn an 5-10 Gitarren gemacht. Mit vielleicht 10 - 20 Transporten, 5 - 10 Kunden, Verkaufsgesprächen, Lagerflächen, Entsorgung von Kartonage, Reklamation...
Das ist die 5- 20 fache Arbeit für das selbe Geld! Nur, dass sich an 10 Gitarren Risiken und Gewährleistungen verzehnfachen!
"Gutes Geld" verdient sich in meinen Augen anders!

Moin.
Du bist Gitarrenbauer, ich würde mich nicht trauen, in dein professionelles Arbeitsgebiet reinzureden und zu tun, als verstünde ich mehr vom Gitarrebau als du.

Ich bin Diplomkaufmann (d.h. Betriebswirt) mit Prädikatsexamen einer deutschen Uni.
Glaube mir bitte, dass ich einiges von kaufmännischer Kalkulation verstehe, das beinhaltet u.a. Kostenplanung, Deckungsbeitragsrechnung usw. usw.und auch Gewinnoptimierungsrechnung.

Du kannst mir (und den wirtschaftlich erfolgreichen Leuten bei Thomann) ruhig glauben, dass sich das rechnet bzw. rechnen kann.

Es rechnet sich sicher nicht für den Laden umme Ecke, der im Monat vielleicht 10 oder 20 Billigstrats verkloppt.
Es rechnet sich aber ganz sicher für die großen Onlinehändler, die eventuell stündlich 5 oder 6 Billigstrats verscheuern, dank Onlinehandel oft ohne hierbei viel Verkaufspersonal zu binden, und das Logistikpersonal ist eh da, auch ohne Rückläufer.
Ok, man braucht im Logistikbereich und Vertriebsinnendienst vielleicht ein paar Leute mehr, aber das trägt sich dann trotzdem, wenn man genug dieser Billigteile verkloppt.
Trägt sich und wirft Gewinn ab.

Und selbst wenn es 0 auf 0 ausgeht (was ich stark bezweifle), kann es Gründe geben, dieses Geschäft zu machen. Z.B. weil man dann mit Saiten, Gurten usw., die man in der Folge verkauft, wieder auf einen Gewinn kommt.

Man sollte hier aber zwischen dem mittelgroßem Laden umme Ecke ohne Onlinehandel und dem großen Onlinehändler unterscheiden, denn die Menge macht oft die Marge.

Und das ist nicht nur bei Musikalien so.
Siehe Aldi und Co. Die Gebrüder Albrecht sind mit die reichsten Deutschen, nicht der Käfer von Feinkost Käfer.

Tschö
Stef
 
Zu dem Thema eine kleine Geschichte, deren (kaufmännische) Bewertung ich euch überlasse ;)
Der grosse T. liefert dankbarer Weise ja auch ins EU-Ausland versandkostenfrei wenn's denn über 300 € kommt. So haben wir uns mit einer Sammelbestellung u.a. einen ganz billigen Bassverstärker für 130€ nach Griechenland bestellt, damit irgendjemand in unserer Spassband mal ein bisschen Bummbumm machen kann - einen Bassisten haben wir nämlich gar nicht. Dieses koreanische Edelteil gab enttäuschenderweise nach dem Auspacken keinen Ton von sich, statt dessen sprang sofort nach dem Einschalten der festverdrahtete Limiter ein und ließ nur etwas Schnarren und Brummen durch.
Grosszügig wurde von T. beschieden, dass man sofort Ersatz nachsenden würde - die Rücksendekosten hätten sich auf 103€ belaufen! In zwei Emails bat ich um eine Funktionskontrolle VOR dem Versand.
3 Wochen später (griechische Post ...) ließ ein Aufkleber auf dem Karton Gutes hoffen: "Verpackung zu Kontrollzwecken geöffnet", Nummer, eine krikelige Unterschrift. Viel mehr als die Verpackung zu öffnen kann der gute Mann aber nicht getan haben, vielleicht hat er noch geguckt ob beim Einschalten ein Licht angeht. Ging es, ein rotes, das vom Limiter! Ein Instrument hat er sicher nicht angeschlossen, der zweite Verstärker hatte exakt den gleichen Fehler wie der Erste. Es ging hier nicht um Prüfen auf Oktavreinheit oder schnarrende Bünde sondern nur darum, ob aus dem Ding ein Ton raus kommt.
Vor der erneuten Reklamation bei Thoman habe ich vorsichtshalber ein Video gedreht, was zeigte, dass BEIDE Verstärker nicht funktionieren, um nicht für einen plumpen Betrüger gehalten zu werden. Nun musste sich ein Techniker mit den Verstärkern befassen, der mit mir vereinbarte dass ich ihn die beiden defekten Verstärker-Chassis ohne Gehäuse zurückschickte. Im Gegenzug erhielt ich (wieder 3 Wochen später ...) ein handverlesen funktionierendes Exemplar, dessen Limiter sich tatsächlich nur dann einschaltet, wenn irgendwer ganz doll Bummbumm macht. Last not least: Die beiden Gehäuse samt Speaker tun nun als (schlechte) Gesangsmonitore ihren Dienst...

Versand nach Griechenland 3 x 19 € (geschätzt) = 57 €
Rücksendung der Chassies = 53 €
2 x Verlust des Einkaufspreises ?? €
Kommunikations- und Verpackungsaufwand ?? €

versus

Dauer der Überprüfung auf generelle Funktionsfähigkeit (Bumm!) = 3 min.
Also ein 20stel einer Stunde die den Arbeitgeber vielleicht 36 € kostet = 1,30 €.

Ach ja, die Tochter meines Freundes hat bei der Gelegenheit noch eine weiße Anfänger-Konzertgitarre umsonst bekommen. Gut, die Fehler in der Lackierung waren so grob, dass man es für Design hätte halten können. Die kleine Lady wollte nu mal aber eine weiße ...

Ich geh jetzt mal nen bisschen Bumm machen, und Twäng, ohne Limit(er).

Gruss, Frente
 
Hallo,

zunächst einmal finde ich es gut dass beim T kein Unterschied gemacht wird in Punkto Service zwischen einem kleinen, möglicherweise im Ausland hockenden Kunden und einem "besseren", im Sinne von deutlich mehr Umsatz.

Zum Kaufmännischen:
Alleine die Tatsache dass du das hier postest und damit auch die Kulanz und den Service des grossen T aufzeigst, ist sicherlich bares Geld wert.

Der grosse T ist für mich sowas wie Amazon: Man hört eigentlich seltenst was schlechtes, gerade wenns um Serice, Schnelligkeit, Auswahl, Kulanz und auch Preis usw geht. Also neben dem reinen Produkt eigentlich unsere Hauptentscheidungskriterien.

Andere Firmen schalten möglicherweise seitenweise Anzeigen in Hochglanzmagazinen und sponsorn u.U. Test; diese pumpen eben mehr Geld in die Kulanzregelung, was langfristig möglicherweise ein sehr gutes Image bewirkt.

Kaufmännisch also nicht ganz so dumm. Auch wenn man bei so einen Einzelfall wie in dem eben geschilderten natürlich allein betrachtet den Kopf schütteln mag.
Aber diesem Einzelfall stehen vermutlich hunderte gut gelaufener Deals mit vernünftiger Marge entgegen, und du wirst sicherlich auch wieder beim T bestellen oder?

Gruss

Juergen2
 
Frente schrieb:
Zu dem Thema eine kleine Geschichte, deren (kaufmännische) Bewertung ich euch überlasse ;)

Ich finde den Service von Thomann gut. Natürlich hat das richtig Geld gekostet (na ja, relativ) und Du hast Dich geärgert. Aber ohne dass ich Erbsenzähler bin:
unterm Strich rechnet es sich für T natürlich, nicht jede Kiste auszumachen und jedes Gerät/Instrument zu testen.

Ich hätte mich aber auch geärgert...

Schönes Wochenende,

Micha
 

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