@ Wohlstandskind: Der Staat...

cook

Power-User
5 Mrz 2004
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Hallo Wohlstandskind,

ich wurdere mich bei jedem deiner Postings über die Signatur darunter.

Wer Staat sagt,sagt notwendigerweise Unterdrückung und folglich Sklaverei, ein Staat ohne Sklaverei, offen oder verschleiert, ist undenkbar, deshalb sind wir Feinde des Staates

Meines Wissens ein Zitat aus "Gott und der Staat" von Bakunin, einem Anarchisten, der es nie geschafft hat, einen eigenen gesellschaftlichen Gegenentwurf zum Staat zu präsentieren.
Nach dem Studium von John Locke u.A. halte ich den Staat gerade für einen Garant der Freiheit - und nicht von Sklaverei. Kannst du mir deine Ansichten einmal näher erklären?

Michael
 
Guden Tach!

Bin zwar nicht "Wohlstandskind" (war es irgendwie natürlich schon, wie sehr viele Menschen meines Alters den westlichen Industriestaaten), aber ich sach einfach mal was dazu.

Im Moment sieht man weltweit, dass Staaten den Erpressungen der mächtigen Konzerne und Interessenverbände nachgeben. Sehr schön sieht man das am Sozialabbau (hier kommen wir dem Arbeitslager langsam aber sicher immer näher), aber auch an der Urheberrechtsdebatte, das Stichwort Trusted Computing, auch Emissionshandel, Klimakonferenz und solche Sachen fallen mir ein.

Kein Staat schafft es also scheinbar wirklich, die Freiheit seiner Bürger zu garantieren. Wobei wir hier in Deutschland im weltweiten Vergleich natürlich noch auf einer der sonnigeren Seiten stehen, was die Freiheit angeht.
Nein, im Gegensatz dazu steuern wir auf eine Primitiv-Anarchie hin, in der statt Staaten Großkonzerne und Mogule die Welt beherrschen. Eine Art Anarchie, in der das Gewaltmonopol nur scheinbar beim Staat liegt, sondern in Wirklichkeit längst das Faustrecht des (wirtschaftlich) stärkeren gilt. Man nennt das eigentlich dann Plutokratie - die Herrschaft der Reichen.

Das ist sicher nicht die Anarchie, die Bakunin wollte. Bakunin, der für seinen Kampf gegen den Staats und für die Freiheit mit Zuchthaus bestraft wurde, "hielt zwar die Vernichtung alles Bestehenden für notwendig, aber nur als Voraussetzung für die Selbstverwaltung der Menschen in einer föderativen Gesellschaft.“
(Zitat von Hal Faber s Kolumne auf heise.de: http://www.heise.de/newsticker/result.x ... ds=Bakunin)
Nähere Infos zu Bakunin hier: http://www.bakunin.de/)

Es gibt einen nicht ganz einfach zu verstehenden Satz, weiß aber nicht auswendig von wem der ist: Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft.
Ich kann Dir nachher zuhause ein paar links zu dem Thema heraussuchen, wenn Dich dieses Thema interessiert.

Anarchisten wie Erich Mühsam sind im Kampf um die Freiheit in deutschen KZs gestorben. Auch wenn auch heiter manche anarchistischen Ideen nicht so einfach zu verstehen sind und daher allzu oft als Aufruf zum Chaos fehlinterpretiert werden, ist Imo einiges dabei, wofür es sich auch heute noch zu kämpfen lohnt.

"... und träum davon mit allem eins zu sein
den Traum vom Staat
der sich selbst reicht, der nichts beweist ..."

Blumfeld - Eine eigene Geschichte (Lp: L'Etat et Moi - die imo letzte wirklich hörenswerte Blumfeldplatte - aber natürlich nur was für extrem Intellektuelle ;-))
 
also die heutige politik ist einfach nur mist. die muss man bekämpfen wie es nur geht. anarchy währe echt mal was feines. dann würden insgesamt auch net solche penner wie bush machen können was sie wolln. ich bin der einung das wohlstandskind die richtige seite vertritt und sicherlich the wohlstandskinder hört..oder??
 
Dass Staaten den Erpressungen von Interessenverbänden und Industrie nachgeben (es sei mal dahingestellt, ob diese Beobachtung überhaupt zutrifft), kann ich nicht als Argument für eine staatslose Gesellschaft ansehen. Denn damit gibst du ja der Hobbes'schen These recht, dass jeder Mensch des anderen Wolf sei. In diesem Fall sehe ich keinen Ausweg als den Leviathan, der dafür sorgt, dass die Freiheit des Einzelnen dort in Schranken gewiesen wird, wo die Freiheit des anderen berührt wird. Denn Anarchie bei bei einem grundsätzlich bösen Menschen nur dazu führen, dass sich langsam das Recht des Stärkeren durchsetzt.

Auch den Sozialabbau halte ich für ein unpassendes Beispiel, weil erst der Staat überhaupt eine so gewaltige Umverteilungsleistung erbringen kann, die für ein Sozialsystem nötig ist. Worauf soll soziale Gerechtigkeit in einer anarchischen Gesellschaft begründet sein?

Natürlich kein kein Staat die völlige Freiheit für jeden seiner Menschen garantieren - weil die Menschen unterschiedliche Vorstellungen von Freiheit haben. Auch deshalb nannte Winston Churchill die Demokratie die "schlechteste aller Staatsformen, außer allen anderen".

Was soll Bakunins "Selbstverwaltung der Menschen in einer föderativen Gesellschaft" sein? Föderation bedeutet ja schon Zusammenschluss unter einem Vertrag (foedus). Wo ist hier die Grenze zum Staat? Anarchie kann man nur fordern, wenn man von einem grundsätzlich guten Menschen ausgeht - und das fällt mir doch sehr schwer.

P.S.:Anarchie kann schon deshalb keine Lösung sein, weil Leute wie Orther sie mit Gewalt gleich setzen und das auch noch gut heißen.
 
Tach zusammen,
um es mal direkt zu sagen: aus solchen Zitaten in Signaturen sowie solche Äußerungen, wie Orther sie grad gebracht hat, sehe ich nichts weiter als eine (politische) Unreife. Zudem wage ich zu anzunehmen, dass die genannten Signaturen eher einem "Coolnessfaktor" entspringen denn einem fundierten Wissen über die Hintergründe.
Das soll keine Anfeindung sein - ich war auch mal jung und meinte, durch das Tragen von roten Schnürsenkeln in Lederstiefeln die Welt verbessern zu können.
Verallgemeinernde und undifferenzierte Aussagen wie "Die Politik ist nur Mist" zeugen nicht gerade von einem guten Überblick über das Gesamtbild.
Anarchie wird meiner Meinung nach (wenn überhaupt) nur in gleichgesinnten Kleinstgruppen konsequent stattfinden können, in der Gesellschaft kommt der Herdentrieb im Menschen zum tragen. Ergebnis: entweder völliges Chaos oder doch wieder eine Hirarchiestruktur.

Meine Meinung zur derzeitigen Politik: sie ist sicherlich nicht das gelbe vom Ei - das hat aber auch davor keine Partei vollbracht. Man muss halt berücksichtigen, dass Faktoren hinzukommen, die auch die beste Politik nicht geradebiegen kann - z.B. ein Sozialsystem, dass mit der derzeitigen Altersverteilung nicht mehr so funktioniert wie gehabt. Wir *müssen* uns einfach damit abfinden, dass wir auch weiterhin auf einen gewissen - und ich wähle dieses Wort bewusst - Luxus verzichten müssen bzw. selbiger eingeschränkt wird. Da werden auch Stoiber und Co nix dran rütteln. Auch für uns eher "unspektakuläre" Staaten wie beispielsweise Schweden* durchlaufen gerade ähnliche Phasen.
Was mich allerdings mächtig auf die Palme bringt, ist die Gier der Menschen, die sich in finanziellen Sachen besonders in Manageretagen breit macht.
Ein deutscher Textilunternehmer, dessen Name mir gerade entfallen ist, brachte es mal auf den Punkt (es war Teil der Antwort auf die Frage, wie er es sich leisten kann, immer noch ausschliesslich in Deutschland zu produzieren): "Wenn es um Einsparungen geht, werden oft als erstes Arbeitsplätze abgebaut - die gleiche Summe könnte man aber auch einsparen, wenn man die Gehälter der Chefetagen angemessen kürzt" (sinngemäßes Zitat). Wir brauchen mehr Entscheidungsträger mit solche einer Einstellung.
Dagegen bringt die Aussage eines Wirtschaftsfuzzis meinen Puls auf 180+ : "Wir brauchen in Deutschland hohe Managergehälter, sonst wandern die (guten Kräfte) ins Ausland ab". Meine Meinung dazu: wer abhauen will, der soll doch - es gibt bestimmt genug fähige Leute, die ein Leben im Heimatland einem exorbitantem Gehaltsscheck vorziehen.

Trotz alledem: im internationalen Vergleich jammern wir Deutschen noch auf hohem Niveau. Und so lange wir fleissig das auf-andere-Leute-zeigen der Boulevardmagazine nachäffen und Stammtischweisheiten schwingen, anstatt sich selbst mal an die Nase zu fassen, wird sich daran nichts ändern. Die Politik allein wird nichts verbessern können, so lange wir mit verschränkten Armen da sitzen und besserwisserisch meckern, ändert sich nichts.

BTW: ich habe die Woche erfahren müssen, dass mein Zeitvertrag, der Ende des Jahres ausläuft, nicht verlängert wird. Auch der öffentliche Dienst ist kein Schlaraffenland mehr...
Falls jemand 'ne freie Stelle für 'nen Programmierer und Datenbankadministrator, möglichst im Pendlerumkreis Düsseldorfs, kennt, bitte melden...

*) Ach ja, Schweden: ich mag das Prinzip der Luxussteuer dort: z.B. Autos sind *ziemlich* teuer, dafür kriegt man aber ein Haus samt ordentlichen Grundstück im Grünen für ca. 30.000 ?... :shock:
 
Banger, du sprichst mir aus der Seele. Ich selbst war einfach zu scheinheilig, um die Dinge genau so beim Namen zu nennen...
 
da is man mal im Urlaub :)

Ich find den Staat, wie man in heute kennt voll daneben, weil die Leute die ihn nicht beherrschen, rumgeschubst (nicht unbedingt unterdrückt) werden, und die leute die ihn leiten n Hang zur Korrumpierung entwickeln/haben.

Da die geburtenrate im keller ist (was schon seit jahren so ist) wird die Rente knapp, und keiner hat wirklich was dagegen unternommen, wodurch viele komplett ohne Rente dastehen werden.


@billion guitar horror: Plutokratie is ja in den USA schon, nach dem was ich so weiß....

für mich heisst Anarchismus nicht Gewalt und Chaos, sondern die eine Gesellschaftsform, die zumindest ohne "bessergestellte" auskommt, im Idealfall sogar ohne Geld...(was in einem Land nich machbar ist)

UND: Ich bin gegen diese Art von Staat, das kommt aus der Signatur sicher nich so hervor (blöd ausgewählt), aber das heisst auch noch lange nich, das ich für anarchie bin.
Das Hauptproblem ist ja schon die Erdbevölkerung...so eine große Zahl an verschiedenen Charakteren und Denkweisen kann man nicht zusammenbringen, aber Dinge wie politikergehälter (die wieder erhöht werden) sind echt das letzte...Ach ja...zur Rente: ich bin 17 :)

Es ist mir egal, ob die Gesellschaftsform in Form eines Staates läuft, hauptsache ist, das es läuft.
 
Wohlstandskind, es ist leicht, alles mögliche abzulehnen. Was wären denn deine konkreten Gegenvorschläge zu *diesem* Staat? Eine Gesellschaft ohne Staat, ohne Geld, mit niedriger Weltbevölkerung... das klingt für mich nach Steinzeit. Irgendwie passt dein Forumsname genau... in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft mit ihren post-materialistischen Werten versteht man nicht mehr so leicht, dass die Nationalstaaten auch aus dem Schutzbedürfnis der Menschen hervorgegangen sind.

Die Gesellschaftsform, die du als "Anarchie" bezeichnest, erinnert mich eher an eine klassenlose Gesellschaft à la Marx. Das macht dein Zitat noch unpassender, da sich Bakunin ja ganz entschieden gegen den Kommunismus ausspricht.

Zuletzt: Die Politikergehälter sind *viel* zu niedrig! Ein Bundestagsabgeordneter hat eine 70-Stunden-Woche, trägt eine tonnenschwere Verantwortung und bekommt dafür nur einen lächerlichen Betrag. Ein Mensch wie Schröder hat *null* Privatleben und wird für das wichtigste Staatsamt mit etwas mehr als 100.000 Euro im Jahr abgefertigt. Wer Geld verdienen will und etwas 'drauf hat, der geht in die Wirtschaft.
 
cook":qw8dlhqt schrieb:
Eine Gesellschaft ohne Staat, ohne Geld, mit niedriger Weltbevölkerung... das klingt für mich nach Steinzeit. Irgendwie passt dein Forumsname genau... in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft mit ihren post-materialistischen Werten versteht man nicht mehr so leicht, dass die Nationalstaaten auch aus dem Schutzbedürfnis der Menschen hervorgegangen sind.
Lies richtig, dann musst du dich nicht aufregen...Ich hab gesagt,es sollnur klappen,kann auch ein Staat sein...
Weiterhin hab ich nur gesagt,was ichunter Anarchie (gesellschaftsform ohne Hierarchie/Geld) verstehe,nicht dass ich sie möchte...

Sicher bieten Staaten einen SChutz, aber das ist bei weitem nicht ihre einzige Aufgabe...Vor allem Amerika trägt kaum zum Schutz sondern eher zur Überwachung der Bürger bei...

cook":qw8dlhqt schrieb:
Die Gesellschaftsform, die du als "Anarchie" bezeichnest, erinnert mich eher an eine klassenlose Gesellschaft à la Marx. Das macht dein Zitat noch unpassender, da sich Bakunin ja ganz entschieden gegen den Kommunismus ausspricht.

Es gibt verschieden Ansichten über jede noch so winzige Sache auf diesem Planeten...das ist eine davon...es gibt verschiedene Ansichten über Anarchie...Genau wie über Demokratie...die "erfinder" der Demokratie würden sich wahrscheinlich über das, was wir als Demokratie bezeichnen kaputtlachen...


EDIT:

Mein Name ist schon älter, und bezieht sich (Überraschung) auf die Wohlstandskinder, die sehr zynische und sarkastische texte haben (was orther sicher bestätigen kann ;))... Es hat also gar nichts mit deinen Vorstellungen von mir zu tun
 
Lies richtig, dann musst du dich nicht aufregen...Ich hab gesagt,es sollnur klappen,kann auch ein Staat sein...
Weiterhin hab ich nur gesagt,was ichunter Anarchie (gesellschaftsform ohne Hierarchie/Geld) verstehe,nicht dass ich sie möchte...

Das verstehe ich nicht. Indem du diese Signatur unter deine Postings setzt, sagst du wörtlich: "deshalb sind wir Feinde des Staates". Das heißt, das du Anarchie möchtest udn keinen Staat.

Sicher bieten Staaten einen SChutz, aber das ist bei weitem nicht ihre einzige Aufgabe...Vor allem Amerika trägt kaum zum Schutz sondern eher zur Überwachung der Bürger bei...

"We, the people of the United States of America, in order to form a more perfect union..." So beginnt in etwa die Präambel der Verfassung der USA. Die einzelnen Staaten wäre zu schwach gewesen, um sich gegen die ehemalige Kolonialmacht England verteidigen zu können. Deshalb schlossen sie sich zur Union zusammen...

Ich stimme dir ja vollständig zu, dass im heutigen Amerika etliche bürgerliche Freiheiten verloren gegangen (ich musste am Montag z.B. zum US-Konsulat in Frankfurt fahren, um für mein Studentenvisum Fingerabdrücke abzugeben) sind, aber das nimmt dem Staat sicherlich nicht die Daseinsberechtigung.

Es gibt verschieden Ansichten über jede noch so winzige Sache auf diesem Planeten...das ist eine davon...es gibt verschiedene Ansichten über Anarchie...

Nein, die gibt es nicht! Wenn man vernünftig über einen abstrakten Begriff diskutieren will, muss man das auf der Grundlage präziser Definitionen tun. Das Standardwerk der Politikwissenschaft, das "Lexikon der Politikwissenschaft" von Nohlen und Schultze definiert Anarchie folgendermaßen: "axiologisch mehrdeutig verwandter Begriff aus der Staatsfomenlehre für Herrschaftslosigkeit, Gesetzlosigkeit." Das "mehrdeutig" bezieht sich dabei übrigens nicht darauf, dass Anarchie mehrere inhaltliche Bedeutungen hat, sondern, dass es positiv und negativ besetzt sein kann.

Ich will hier nicht korinthenkackerisch auftreten, aber man kann nicht einfach Begriffe in einer Diskussion einfach ändern, wie's einem grad passt.

Mein Name ist schon älter, und bezieht sich (Überraschung) auf die Wohlstandskinder, die sehr zynische und sarkastische texte haben (was orther sicher bestätigen kann ;))... Es hat also gar nichts mit deinen Vorstellungen von mir zu tun

Oh, keine Sorge, ich hab' die Wohlstandkinder schon vor etwa 5 Jahren live gesehen, als sie mit den Yeti Girls auf Tour waren.
 
cook":26a9v10a schrieb:
Lies richtig, dann musst du dich nicht aufregen...Ich hab gesagt,es soll nur klappen,kann auch ein Staat sein...
Weiterhin hab ich nur gesagt,was ich unter Anarchie (gesellschaftsform ohne Hierarchie/Geld) verstehe,nicht dass ich sie möchte...

Das verstehe ich nicht. Indem du diese Signatur unter deine Postings setzt, sagst du wörtlich: "deshalb sind wir Feinde des Staates". Das heißt, das du Anarchie möchtest udn keinen Staat.

(Achtung vereinfacht) Wenn jemand gegen SChokolade ist,heisst das nicht gleich, dass er Salat mag...
Der Kompromiss, dass ein Staat ok ist,wenn er funktioniert, würde manchen Leuten nichtmal im Traum einfallen...



Sicher bieten Staaten einen SChutz, aber das ist bei weitem nicht ihre einzige Aufgabe...Vor allem Amerika trägt kaum zum Schutz sondern eher zur Überwachung der Bürger bei...

"We, the people of the United States of America, in order to form a more perfect union..." So beginnt in etwa die Präambel der Verfassung der USA. Die einzelnen Staaten wäre zu schwach gewesen, um sich gegen die ehemalige Kolonialmacht England verteidigen zu können. Deshalb schlossen sie sich zur Union zusammen...

Ich stimme dir ja vollständig zu, dass im heutigen Amerika etliche bürgerliche Freiheiten verloren gegangen (ich musste am Montag z.B. zum US-Konsulat in Frankfurt fahren, um für mein Studentenvisum Fingerabdrücke abzugeben) sind, aber das nimmt dem Staat sicherlich nicht die Daseinsberechtigung.

Ich rede nich von dem Grundgedanken, aus dem die USA gegründet wurden, sondern davon, was heutzutage passiert...

Es gibt verschieden Ansichten über jede noch so winzige Sache auf diesem Planeten...das ist eine davon...es gibt verschiedene Ansichten über Anarchie...

Nein, die gibt es nicht! Wenn man vernünftig über einen abstrakten Begriff diskutieren will, muss man das auf der Grundlage präziser Definitionen tun. Das Standardwerk der Politikwissenschaft, das "Lexikon der Politikwissenschaft" von Nohlen und Schultze definiert Anarchie folgendermaßen: "axiologisch mehrdeutig verwandter Begriff aus der Staatsfomenlehre für Herrschaftslosigkeit, Gesetzlosigkeit." Das "mehrdeutig" bezieht sich dabei übrigens nicht darauf, dass Anarchie mehrere inhaltliche Bedeutungen hat, sondern, dass es positiv und negativ besetzt sein kann.

Ich will hier nicht korinthenkackerisch auftreten, aber man kann nicht einfach Begriffe in einer Diskussion einfach ändern, wie's einem grad passt.
[/quote]

Der begriff Gesetzlosigkeit müsste nicht komplettes Chaos bedeuten, wenn jeder nicht nur an sich denken würde...Deswegen bin ich ja nich für Anarchie. Die Menschen sind weder bereit für kommunismus noch für Anarchie und erst recht nicht für Demokratie...
Ich finde, dass sich nicht die Bevölkerung dem Staat anpassen sollte, sondern der Staat der Bevölkerung
 
Soll ich mal bescheiden sein?

Wenn seit über 2 Millionen Jahren menschlicher Geschichte keine "richtige" Staatsform gefunden wurde, wieso sollte ausgerechnet ein 12.-Klässler aus ner Kleinstadt sie finden?

Fakt ist, das die Demokratie ( so wie sie gedacht ist) eine gute Staatsform ist. Sie jetzt aber wie die meisten anderen Gesellschaftsformen eine gewisse Moral vorraus. Wenn es die Moral geben würde,müsste man sich um die Staatsform eigenltich gar keine gedanken mehr machen.

Also:Wenn ein Staat, dann eine funktionierende Demokratie ohne Bestechung,Kooruption und Kaufbarkeit der Stimmen...
 
Dann reicht es also, die Korruption zu bekämpfen -und nicht den Staat. Da stimme ich dir völlig zu. Ich glaube, ich muss jetzt endlich mal "Politik macht Geld: das Schwarzgeld der Politiker - weißgewaschen" von Hans Herbert von Arnim lesen. Das seht schon zwei Jahre bei mir im Schrank und ich bin noch nie dazu gekommen...

Das mit dem Stimmenkauf sollte man allerdings nicht überstrapazieren (wenn du Wählerstimmen meinst). Das ist in den westlichen Demokratien durch das Recht auf geheime Wahl eigentlich ausgeschaltet. Und Korruption an sich ist ja kein Problem der Demokratie. Die gibt es leider überall... und wenn's nur die Flasche Wein für den Hausmeister ist, damit der beim nächsten Mal schnell kommt, wenns 'was zu reparieren gibt...
 
billion guitar horror":22itu7mj schrieb:
Guden Tach!

Bin zwar nicht "Wohlstandskind" (war es irgendwie natürlich schon, wie sehr viele Menschen meines Alters den westlichen Industriestaaten), aber ich sach einfach mal was dazu.

Im Moment sieht man weltweit, dass Staaten den Erpressungen der mächtigen Konzerne und Interessenverbände nachgeben. Sehr schön sieht man das am Sozialabbau (hier kommen wir dem Arbeitslager langsam aber sicher immer näher), aber auch an der Urheberrechtsdebatte, das Stichwort Trusted Computing, auch Emissionshandel, Klimakonferenz und solche Sachen fallen mir ein.

Kein Staat schafft es also scheinbar wirklich, die Freiheit seiner Bürger zu garantieren. Wobei wir hier in Deutschland im weltweiten Vergleich natürlich noch auf einer der sonnigeren Seiten stehen, was die Freiheit angeht.
Nein, im Gegensatz dazu steuern wir auf eine Primitiv-Anarchie hin, in der statt Staaten Großkonzerne und Mogule die Welt beherrschen. Eine Art Anarchie, in der das Gewaltmonopol nur scheinbar beim Staat liegt, sondern in Wirklichkeit längst das Faustrecht des (wirtschaftlich) stärkeren gilt. Man nennt das eigentlich dann Plutokratie - die Herrschaft der Reichen.

Das ist sicher nicht die Anarchie, die Bakunin wollte. Bakunin, der für seinen Kampf gegen den Staats und für die Freiheit mit Zuchthaus bestraft wurde, "hielt zwar die Vernichtung alles Bestehenden für notwendig, aber nur als Voraussetzung für die Selbstverwaltung der Menschen in einer föderativen Gesellschaft.“
(Zitat von Hal Faber s Kolumne auf heise.de: http://www.heise.de/newsticker/result.x ... ds=Bakunin)
Nähere Infos zu Bakunin hier: http://www.bakunin.de/)

Es gibt einen nicht ganz einfach zu verstehenden Satz, weiß aber nicht auswendig von wem der ist: Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft.
Ich kann Dir nachher zuhause ein paar links zu dem Thema heraussuchen, wenn Dich dieses Thema interessiert.

Anarchisten wie Erich Mühsam sind im Kampf um die Freiheit in deutschen KZs gestorben. Auch wenn auch heiter manche anarchistischen Ideen nicht so einfach zu verstehen sind und daher allzu oft als Aufruf zum Chaos fehlinterpretiert werden, ist Imo einiges dabei, wofür es sich auch heute noch zu kämpfen lohnt.

"... und träum davon mit allem eins zu sein
den Traum vom Staat
der sich selbst reicht, der nichts beweist ..."

Blumfeld - Eine eigene Geschichte (Lp: L'Etat et Moi - die imo letzte wirklich hörenswerte Blumfeldplatte - aber natürlich nur was für extrem Intellektuelle ;-))

genauso sehe ich das auch - wir haben sogar nen Film drüber gedreht :)
 
cook":3ailma5k schrieb:
Das mit dem Stimmenkauf sollte man allerdings nicht überstrapazieren (wenn du Wählerstimmen meinst). Das ist in den westlichen Demokratien durch das Recht auf geheime Wahl eigentlich ausgeschaltet...

Da scheinen die Bayern mit der allseits beliebten Familie Strauss
aktuell ja auch wieder eine Ausnahme zu sein ;-)

Zum Thema Staatsformen & das Problem des Menschen mit sich
selbst ist ja zu Genüge geschrieben und u.a. auch
versucht worden. Sozialismus funktioniert nur solange kein
Funktionär auf die Einsicht kommt, der eigene Anzug hat auch Taschen.
Den meisten ist der kathegorische Imperativ nach Kant bekannt,
ein jeder wüßte auch erst mal vor der eigenen Tür zu kehren,
Bildung & Kultur sollte an allererster Stelle stehen, wenn es um
den Bundesetat geht, dem rechten Gedankentum ist entgegen zu
wirken, man sollte sich nicht zu sehr mit Oberflächlichkeit aufhalten,
etc. Na und?! Der Mensch bleibt sich selbst der Feind (nach Hobbes)
 

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