Anfängerprobleme

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Anonymous

Guest
Hallo Guitarworld- Forum,

ich weiĂź, dass es einen Ich-bin-neu-hier-Thread gibt, wollte mich aber nicht separat von meiner Frage vorstellen.

Ich bin Ariel, 27 Jahre alt und versuche mich jetzt seit zwei Wochen an der E-Gitarre, eigentlich bin ich aber Hauptberuflich Cellist.
Sprich, ich komme aus der klassischen Musik, hatte aber schon immer Spaß an härterer Gitarrenmusik und wollte jetzt hobbymäßig E-Gitarre lernen.
Wichtig hier: Hobbymäßig. Als Berufsmusiker übe ich ohnehin zwischen 4 und 6 Stunden am Tag, also will ich es mit dem Gitarre lernen nicht hetzten.

Kurz noch zu meinem Equipment: meine Gitarre ist eine Yamaha Pacifica und als Verstärker habe ich einen Roland Cube - alles also in der unteren Amateur-Liga.

Jetzt aber meine Frage: Ich bin vom Cello her viel härtere Druckpunkte gewohnt, das heißt, dass ich immer viel zu hart zudrücke, was dann wieder den Ton unangenehm beeinflusst. Liegt das nur an der Saitenlage? Und wenn ja: bis zu welchem Punkt kann diese "Hochgefahren" werden? Würden dickere Saiten helfen? Oder sollte ich mir lieber gleich eingestehen, dass ich vielleicht nicht der geborene Gitarren-Autodidakt bin und mir einen fähigen Lehrer suchen?

Entschuldigt bitte, falls die Frage zu lächerlich ist,
trotzdem schon mal vielen Dank im Voraus :)

PS: Ja, ich stelle diese Frage tatsächlich in der Anonymität des Internets, weil es mir ein wenig peinlich ist so doofes Zeug zu fragen :D
 
hallo erst mal! ich denke schon, dass dickere saiten ggf. sogar 013.er helfen könnten, höhere saitenlage auch... dadurch wird´s allerdings schwieriger eine gewisse virtuosität an den tag zu legen, der spielkomfort leidet schon etwas - ist aber auch gewohnheitssache und falls du mal mit slide spielen möchtest, ist eine höhere saitenlage durchaus hilfreich... aber das macht man bei "heavy musik" eher selten. versuch´s erst mal mit etwas dickeren saiten... vielleicht zum anfang mal ´en 0.11 satz aufziehen.

gruĂź

falko
 
Moin,

bin kein Profimusiker, spiele aber seit 25 Jahren recht viel Gitarre und auch E-Gitarre. Traue mir zu, etwas beizutragen neben dem sicher noch berechtigt kommenden Sätzen wie "suche Dir einen Lehrer".

Gerade wenn Du auf harte E-Gitarrenmusik stehst, benötigst Du keinen harten Andruck auf die Saite, da die Verzerrung und die damit verbundene Kompression des Tons den Ton schon klingen lässt, wenn nur leicht auf die Saite gedrückt wird. Die Dynamik und Formbarkeit schwindet mit dem Grad der Verzerrung meistens. Bei kleinen Übungsamps eh.

Metalgitarristen schrauben die Saiten meist sehr niedrig, um möglichst schnell spielen zu können.

Vielleicht hilft der Tip, sich das Griffbrett wie eine PC-Tastatur vorzustellen, auf der ähnlich stark wie auf der Tastatur mit den Fingern gedrückt wird (Tapping). Auf den Anschlag mit dem Plek kann sogar ggf. verzichtet werden. Je verzerrter, desto besser klappt das.

Mit der rechten Hand kann man anschlagen - aber auch das Dämpfen der Saiten mit dem Handballen macht viele gewünschte Effekte.

Probier mal aus.
 
Hallo Goldblum und herzlich willkommen hier im Forum!!!

Ich glaube dein Problem ist im Grunde sehr einfach, durch deine Kraft in den Fingern und vermutlich relativ hohen Bünden auf der Pacifica geht die Intonation flöten. Du benutzt sozusagen eine Sitartechnik. Kann das sein?
Die Schwingung der Saite verkürzt du über die Bundstäbchen, wenn du die nur leicht drückst, ist wahrscheinlich alles wunderbar, aber wenn du richtig reingreifst, veränderst du den Zug auf die Saite und sie wird zu hoch.

Es gibt sicher Gitarren mit flacheren Bünden, oder gitarrenbauer mit Schleifgeräten, die dir die Bünde flacher machen können, so daß dieses Problem nicht mehr so stark auftritt.

Jetzt ist es deine Entscheidung, entweder Technik umstellen, oder am Instrument was frickeln.
Ich glaube nicht daß du daran mit verändern der Saitenlage etwas erreichst. Eine höhere Saitenlage erfodert zwar mehr Kraft, aber die ist bestimmt nicht dein Problem. Was hast du jetzt für Saitenstärken? Ich würde mal 11er versuchen.

Halt uns auf dem Laufenden
 
Hallo Ariel,

ich denke tatsächlich, Du drueckst die Saiten zu stark. Es gibt meiner Meinung nach zwei praktikable Lösungen fuer Dein Problem, eine kurzfristig, die andere langfristig:

1. Stimme ich Falk (und Deinem eigenen Vorschlag) zu: stärkere Saiten wuerden das Problem mindern; dass es wirklich 013 sein muss, glaub ich nicht, aber von 009 (nehme an, diese Stärke ist ab Werk drauf) auf 011 sollte schon einen grossen Unterschied machen. Deine Finger sind ja anscheinend stark genug, damit unzugehen (bei 013ern wird's aber mit Bending recht schwer).
Und vielleicht gibts als Bonus auch ein bischen mehr Output und Sustain wegen der groesseren Saitenmasse. Aber obacht: Dir wird es Deinen Vibratosteg nach vorne ziehen, und Du wirst das ausgleichen muessen, indem Du die Kralle, an der die Vibratofedern befestigt sind, näher an den Body schraubst oder/und eine weitere Feder einsetzt. Unter Umständen - wenn dich der Hals unter der höheren Spannung nach vorne biegt - wirst Du auch die Halseinstellschraube etwas anziehen muessen

2. Mit etwas Uebung wirst Du Dich dran gewöhnen, etwas leichter zuzugreifen. Das brauch etwas Zeit, lohnt sich aber und wird auch Deine Geschwindigkeit auf dem Griffbrett erhöhen.

Die Pacificas sind super Gitarren, nicht nur "fuer den Preis", und die Buende bei allen, die ich bisher gespielt habe, nicht ungewöhnlich hoch. Die Buende wuerde ich deshalb nicht runterschleifen lassen, oder nur als allerletzte Massnahme. Das kostet Dich leicht 100 Euros und fuehrt dazu, dass das Instrument frueher eine Neubundierung brauchen wird. Budget Gitarre hin oder her - das muss doch nicht sein.
Gitarristen wie Richie Blackmore oder Yngwie Malmsteen liessen/lassen sich sogar das Griffbrett zwischen den Buenden rungerschleifen (das nennt sich "Scalloping") um schneller spielen zu können. Lässt sich also alles kontrollieren...

Viel Erfolg

Alex
 
Ich sehe das so wie Alex,
die Pacifica nicht runterschleifen und 11er Saiten sollten sich schon etwas vertrauter anfĂĽhlen.

Ansonsten wirst du einfach ein bisschen Zeit brauchen, um auf der scheinbar dem Cello so ähnlichen Gitarre einen eigene Muskelanspannung zu entwickeln, welche diesem Instrument entspricht. Verbringe einfach ein paar Stunden damit und es wird Stück für Stück besser.
Die meisten Gitarrenschüler haben die gleichen Probleme, nur anders rum und können sich am Anfang nicht vorstellen, Barregriffe zu spielen, ohne sich das Handgelenk abzubrechen.

Viel SpaĂź
Marc
 
Goldblum schrieb:
Jetzt aber meine Frage: Ich bin vom Cello her viel härtere Druckpunkte gewohnt, das heißt, dass ich immer viel zu hart zudrücke, was dann wieder den Ton unangenehm beeinflusst. Liegt das nur an der Saitenlage? Und wenn ja: bis zu welchem Punkt kann diese "Hochgefahren" werden? Würden dickere Saiten helfen? Oder sollte ich mir lieber gleich eingestehen, dass ich vielleicht nicht der geborene Gitarren-Autodidakt bin und mir einen fähigen Lehrer suchen?

Hallo Ariel,
die Einstellung spielt eine Rolle, und dickere Saiten können helfen.
Wichtig ist aber vor allem eine gute Technik, also die Saite direkt hinter dem Bundstäbchen zu drücken.
In der Mitte des Bundes ist es viel leichter, die Saite "durchzudrücken" und damit intonatorisch scharf zu ziehen, je näher Du an das Bundstäbchen herangehst, desto weniger wirst Du die Saite aus der Stimmung drücken.
Und dann ist es aber natĂĽrlich so, dass eine Gitarre als bundiertes Instrument nie sauber spielbar ist, aber das ist dir wahrscheinlich klar.
Du wirst Dein Gehör an der Gitarre deutlich abrüsten müssen, um Spaß an der Gitarre zu haben.

Ich habe ca 15 Jahre Cello gespielt,
das ist auch schon wieder lange her, aber vielleicht kann ich Dir helfen, wenn Du spezielle Fragen hast.
Die grundsätzliche Spielmechanik ist bei Saiteninstrumenten ja in groben Zügen übertragbar, nur die Idiomatik ist zwangsläufig eine andere...

Viele GrĂĽĂźe,
woody
 
Hallo Ariel!

Die Vorschreiber haben meines Erachtens schon 'ne Menge guter Tipps gegeben.

Ich denke, dass Du Dir einfach ein wenig Zeit nehmen musst, um Dich mit der Gitarre vertraut(er) zu machen. Ganz, wie Marc (BurderM) das schon angemerkt hat.

Einen 11er Satz wĂĽrde ich Dir auch Empfehlen. Eventuell einen bis 50. Ich lege Dir mal folgenden Satz ans Herz: D`Addario EXL115BT 11-50 Balanced Tension.

Viel Freude beim Ăśben!
GruĂź
Ralph
 
Woody schrieb:
Wichtig ist aber vor allem eine gute Technik, also die Saite direkt hinter dem Bundstäbchen zu drücken.
In der Mitte des Bundes ist es viel leichter, die Saite "durchzudrücken" und damit intonatorisch scharf zu ziehen, je näher Du an das Bundstäbchen herangehst, desto weniger wirst Du die Saite aus der Stimmung drücken.
Und dann ist es aber natĂĽrlich so, dass eine Gitarre als bundiertes Instrument nie sauber spielbar ist, aber das ist dir wahrscheinlich klar.
Du wirst Dein Gehör an der Gitarre deutlich abrüsten müssen, um Spaß an der Gitarre zu haben.

Sehr gute Bemerkungen!

Alex
 
Goldblum schrieb:
Hallo Guitarworld- Forum,
Jetzt aber meine Frage: Ich bin vom Cello her viel härtere Druckpunkte gewohnt, das heißt, dass ich immer viel zu hart zudrücke, was dann wieder den Ton unangenehm beeinflusst. Liegt das nur an der Saitenlage? Und wenn ja: bis zu welchem Punkt kann diese "Hochgefahren" werden? Würden dickere Saiten helfen? Oder sollte ich mir lieber gleich eingestehen, dass ich vielleicht nicht der geborene Gitarren-Autodidakt bin und mir einen fähigen Lehrer suchen?

Ich denke, du beantwortest dir deine Frage eigentlich schon selber.
Mit zuviel Kraft gespielt, zieht man jede Gitarre aus der Intonation.
Dabei ist es unerheblich, ob 9er-, 10er-, 11er- oder dicker-Saiten auf deiner Gitarre sind. Das Problem bleibt erhalten. Zudem wird eine höhere Saitenlage das Problem eher verschärfen, da die Kompensation der Oktavreinheit am Steg hier schnell an ihre Grenzen gerät.

Ich denke, es ist der falsche Ansatz, nach 2 Wochen des Ăśbens, "Optimierungen" am Instrument vorzunehmen, da hier nicht die Ursache liegt.
Gönne dir noch etwas Zeit und lerne das Instrument besser kennen und lerne den Krafteinsatz zu dosieren.
Eine relaxte Grundhaltung ist essentiell fĂĽr eine gute Technik; zuviel Kraft eigentlich nicht.
 
Hi Ariel Goldblum,
hier wird anscheinend ein wichtiger Aspekt nicht beachtet,ich lese Du übst bis zu 6 Stunden CELLO täglich und verdienst damit auch noch deinen Unterhalt,sich eine andere Art der Spielweise für ein Hobby
an zu trainieren wĂĽrde ich abraten.
Es könnte passieren,dass dann nach einer Umstellung zu Gunsten der Gitarre,dein Spiel am Cello leidet.

Daher kommt fĂĽr mich nur ein "tiefer Schleifen" der BĂĽnde in Frage,dieses wĂĽrde ich schrittweise angehen und zwar so weit,bis es mit der gewohnten Spiel-Technik vom CELLO,auch an der Gitarre klappt.

GruĂź
 
guitarman1962 schrieb:
Daher kommt fĂĽr mich nur ein "tiefer Schleifen" der BĂĽnde in Frage,dieses wĂĽrde ich schrittweise angehen und zwar so weit,bis es mit der gewohnten Spiel-Technik vom CELLO,auch an der Gitarre klappt.

GruĂź

Sorry, Käse.
Wenn ich Fagott spielen kann, und mich jetzt wundere, wieso ich auf der Mundharmonika ständig überblase, dann muss ich eben an der Mundharmonika weniger stark blasen. Deswegen baue ich mir doch nicht stärkere Lamellen an die Mundharmonika.

Die Sache mit den stärkeren Saiten ist ja jetzt nicht falsch, aber Bünde abschleifen?

:wtf:
 
Ich denke,dass nur GOLDBLUM darüber entscheiden sollte,ob mein Beitrag Käse ist !
 
guitarman1962 schrieb:
Ich denke,dass nur GOLDBLUM darüber entscheiden sollte,ob mein Beitrag Käse ist !

Wenn er Entscheidungshilfe in einem Forum sucht, weiĂź er vielleicht noch nicht alles um wirklich autonom korrekt zu entscheiden. Sonst mĂĽsste er ja nicht fragen.

Wenn einer dann sagt, nur Bünde tiefer schleifen "käme in Frage", wird es ihm bei der Entscheidung dazu helfen zu erfahren, dass ein anderer das für nicht die beste Idee hielt.



Einige andere Tipps helfem den Fragesteller sicher aber nach zwei Wochen kann man noch nicht verlangen, dass die Hände sich von einem auf - letztlich - ein vollkommen anderes Instrument mit gänzlich anderen motorischen Anforderungen umgewöhnt haben.

Das ist eine banale Festellung. Aber: hey! Jahrelang kennen die Finger täglich stundenlang Cello und jetzt 2 Wochen erst bißchen Gitarre?
 
Fleisch&Kartoffeln schrieb:
Goldblum schrieb:
Hallo Guitarworld- Forum,
Jetzt aber meine Frage: Ich bin vom Cello her viel härtere Druckpunkte gewohnt, das heißt, dass ich immer viel zu hart zudrücke, was dann wieder den Ton unangenehm beeinflusst. Liegt das nur an der Saitenlage? Und wenn ja: bis zu welchem Punkt kann diese "Hochgefahren" werden? Würden dickere Saiten helfen? Oder sollte ich mir lieber gleich eingestehen, dass ich vielleicht nicht der geborene Gitarren-Autodidakt bin und mir einen fähigen Lehrer suchen?
Dabei ist es unerheblich, ob 9er-, 10er-, 11er- oder dicker-Saiten auf deiner Gitarre sind. Das Problem bleibt erhalten.

Es hilft sehr wohl.

Gruss

Alex
 
Alex K. schrieb:

Aber es geht das Problem nicht an. Falsche Technik / zuviel Kraft
Nach 2 Wochen sollte man die "Schuld" nicht beim Instrument suchen, zumal es eine solide Qualität zu haben scheint.
 
Hallo,

die Idee Gitarre zu lernen, wenn man hauptberuflich Cello spielt, finde ich jetzt nicht so gut.

Die Instrumente scheinen sich zu ähneln, sind aber eigentlich grundverschieden. Intensives Üben auf der Gitarre könnte das Cellospiel verschlechtern und das fände ich nicht akzeptabel.

Lösungsvorschläge: Klavier oder Schach.

GruĂź

erniecaster
 
Hallo ihr lieben Guitarworldler,

es tut mir Leid, dass ich so in der Versenkung verschwunden bin, aber mein Internet wollte ein paar Tage nicht so wie ich...

Vielen Dank fĂĽr die vielen guten Antworten! Ich habe heute dickere Saiten aufgezogen und finde das ganze von der Haptik her doch um einiges angenehmer.

Vielen Dank auch fĂĽr das Angebot dich anzuschreiben, Woody, werde ich machen wenn ich weiterfĂĽhrende Fragen zur Spieltechnik habe.

Einen schönen Samstag euch
 

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