Blues in Deutschland - vermutlich fehlgebucht?

Pfaelzer":xa970miq schrieb:
Wo beginnt der Blues, und wo hört er auf ? Und wer legt das fest?
Morgens beim Aufstehen, abends beim einschlafen. Das Leben.

Meint: Blues ist für mich auch erst einmal ein Lebensgefühl (analog zu bimbam). Du bist traurig, genervt... packst dir die Klampfe und erzählst deine Story. Wenn du Glück hast, hört dir jemand zu. Ok, auch ein bisschen Klischee. Aber für mich muss dass aus dem Innern kommen. Es wird dann ein Stück authentischer. Ein Vertriebsleiter, der sonntag früh seinen Amp aus einem A6-Kombi packt und auf die Bühne wuchtet, macht sicherlich gute Blues-Musik. Aber er spielt nicht den Blues. Es sei denn er hat freitags seinen Job und samstags seine Frau verloren.

Magman":xa970miq schrieb:
Keith Richards hat auf jeden Fall den Blues im Gesicht
Lach, ja, den hat er. Fand den einen Satz von ihm sehr gut... er wurde nach seinen Alkohol- und Drogenexzessen befragt... "mein Leben ist ein Shice-Leben. Aber es ist ein Leben". Keith Richards ist Blues. :)
 
Hallo Codal, hallo Forum,

1. jeder, der nur ein bisschen Mitgefühl in den Eiern hat, kann traurig oder wütend werden, angesichts der großen und kleinen Dramen, die sich alltäglich ereignen, weit weit weg oder ganz ganz nah.
Zum Beispiel das hier:
Codal":1ebf5bfo schrieb:
Ein Vertriebsleiter, der sonntag früh seinen Amp aus einem A6-Kombi packt und auf die Bühne wuchtet, macht sicherlich gute Blues-Musik. Aber er spielt nicht den Blues. Es sei denn er hat freitags seinen Job und samstags seine Frau verloren.
Wenn ich so einen Schwachsinn lese, werde ich beinahe automatisch depressiv. Kein Wunder codal, dass für Dich Dein ganzes Leben "Blues" ist.
Codal":1ebf5bfo schrieb:
Pfaelzer":1ebf5bfo schrieb:
Wo beginnt der Blues, und wo hört er auf ? Und wer legt das fest?
Morgens beim Aufstehen, abends beim einschlafen. Das Leben.
2. Diese Einbahnstraßen-Denke, diese Glorifizierung der Alltags-Untauglichkeit,
"mein Leben ist ein Shice-Leben. Aber es ist ein Leben". Keith Richards ist Blues. :)
, das nennt sich andernhirns: "sich selbst erfüllende Prophezeiung". Viel Erfolg noch beim Erlangen der optimalen Voraussetzungen für einen echten, authentischen Bluesmusiker.

3.
Codal":1ebf5bfo schrieb:
Aber für mich muss dass aus dem Innern kommen. Es wird dann ein Stück authentischer.
Also, meine bewegendsten Gefühle entstehen immer in meinem philosophisch verstandenen Inneren. Da kann ich irgendwie nicht aus meiner Haut. Und das obwohl ich jetzt auch gerade nicht Frau und oder Kinder verloren habe. Aber klar, meine Gefühle sind halt nicht authentisch. Du kommst mit diesen Deinen Aussagen so selbstmitleidig und gleichzeitig selbstverliebt in Dein Selbstmitleid daher, dass ich mich frage: Bist Du wirklich unglücklich, wenn Du unglücklich bist? Oder verlangt es Dich auf eine bizarre Art und Weise nach immer neuem Unglück, weil Du sonst nichts zu erzählen hättest?


Guten Abend

Daniel
 
bimbam":3g7hu3ix schrieb:
Allein diese Fragen sind eben typisch "deutsch".
Warum macht man nicht einfach "seine Mucke" - in eine Schublade wird man unfreiwillig vom Hörer gepackt - und das kann in unseren Breitengraden nicht immer ganz einfach sein - findet man keine genaue Zuordnung, wird schnell eine Neue kreiert.
Analogien zu unserer Gesetzgebung/Verordnungen und unserem Bürokratiewahn sind auch in der (Musik-) Kultur nicht von der Hand zu weisen.

Oder typisch weiß?

 
nolinas":2tbukozu schrieb:
Du kommst mit diesen Deinen Aussagen so selbstmitleidig und gleichzeitig selbstverliebt in Dein Selbstmitleid daher, dass ich mich frage: Bist Du wirklich unglücklich, wenn Du unglücklich bist?
Manche Klischees muss man einfach Leben, um ganz nah an der Kunst dran zu sein. Oder: wenn du ganz hoch willst, musst du auch mal ganz runter. Andernfalls bleibst du im Mittelmaß stecken.

Was ist bei dir schief gelaufen, Sohn des Reimes, weshalb vergräbst du deine Stimmgabel im Blumenbeet?

Allerliebste Grüße
Codalksi
 
Hallo Codal,

Gott sei Dank hast Du etwas Humor. Da war ich mir nicht sicher. Ich bin aber nicht bereit, über Deine Klischeebrücke zu gehen.
Codal":1akx54rm schrieb:
Was ist bei dir schief gelaufen, Sohn des Reimes, weshalb vergräbst du deine Stimmgabel im Blumenbeet?

Allerliebste Grüße
Codalksi

Das hatte etwas Anmaßendes, ich sehe mir recht oft das Equipment der GWler an. Leider erscheint es mir oft langweilig, vorhersehbar und redundant. Da wollte ich halt etwas überraschendes präsentieren, trotz meiner spärlichen Ausrüstung. Angesichts der schieren Masse der anderen Einträge, erscheint mir die balancierende und eingegrabene Stimmgabel als gerade noch GW-verträglich.


Fragen

Ist´s dies, was ich Dir wünschen soll?
Dass Traurigkeit Dich hält umherzt,
Dein Maß der Bitterkeit so voll,
dass Dein geschunden Herz Dir schmerzt?

Ersehnst Du Dir den Katzenjammer,
der Dich zerreißt von früh bis spät,
dass Deine Börse klamm und klammer?
Gibt Dir das Authentizität?

Ertrink verheult im Liebeskummer,
betäube Dich mit Alkohol,
Dein Lachen werde leis und stummer.
Ist´s das was ich Dir wünschen soll?

Ich hoff, dass Dir dies nicht gelingt,
dass Freude Dir nicht einerlei:
Der Kelch der Dir so schmackhaft dünkt -
Er gehe weit an Dir vorbei.


Daniel
 
nolinas":qgzins9w schrieb:
Gott sei Dank hast Du etwas Humor. Da war ich mir nicht sicher.
Ja, habe ich. Daher auch die Geschichte mit dem A6-Fahrer. Extrem überzeichnet. Dachte es springt einen schon beim Lesen an. Scheinbar nicht. Daher werde ich zukünftig Smileys setzen.

nolinas":qgzins9w schrieb:
Ich bin aber nicht bereit, über Deine Klischeebrücke zu gehen.
Das war auch nicht meine Inention.

Danke für das Gedicht.

Sonnige Grüße
Codal
 
Ich möchte hier auch noch meine Meinung kundtun.

Ich bin 23 und lebe in Leipzig. Meine Eltern sind 49/47 und beide Musikbegeistert. Schon früh habe ich durch sie und besonders durch meinen Onkel die Musik von Dire Straits, ACDC, aber auch DDR-Bands wie Freygang, Monokel und Engerling kennen gelernt. Erst letztes Jahr war ich mit ihnen bei ACDC und Mark Knopfler. Von der Seite her hatte ich also recht gute Voraussetzungen...

Ich höre auch eher selten "traditionellen" Blues sondern eher Bluesrock, z.Z. vor allem Seasick Steve, Popa Chubby, Bonamassa und die "alten Meister".

Wirklich begeistern für den Blues konnte ich mich aber erst, nachdem ein Kollege mich mal ins Quasimodo in Berlin mitnahm, wo Chubby spielte. Diese raue, schwitzige, Laute Atmosphäre und die Musik waren einfach der Hammer!

Den "Mangel" an Blues kann ich hier in Leipzig eigentlich nicht sehen. Durch die Blueser-Szene DDR sind hier noch viele Alt-blueser, die auch regelmäßig spielen und auch in ein paar wenigen, aber guten Kneipen die Gelegenheit dazu finden.Da wären z.b. das Tonellis, der Anker, die Villa etc.! Auch die DDR-Bands tingeln noch regelmäßig durchs Land!
Was auffällt: Der Anteil an jungen Leuten, die sich für diese Mucke interessieren und nicht nur zum saufen kommen ist recht hoch. Zwar ist es schwer, eine Bluesrockband mit rein "jungen" leuten zu formen, aber gemixt sieht man hier sehr oft!

also, wer mal nach Leipzig kommt und bock auf ordentlichen Bluesrock hat kann sich gern mir melden ;-)

vg YC
 
... wo man sich ernsthaft fragen muss ob die Interpreten überhaupt eine Ahnung davon haben was und warum sie singen...

Na warum sie singen ist doch klar: Ruhm und Kohle.

Aber zu dem "was sie singen" fällt mir spontan ein, dass bei der letzten DSDS-Staffel mindestens zwei dabei waren, die gar kein Englisch konnten und sich ihre Texte in einer eigenen Lautschrift aufgeschrieben haben.

...wo immer der selbe lieblos gecastete Mist aus der Dose verkauft wird...

Wenn die "Fans" sich mal die Mühe machen würden diese Texte zu übersetzen, würde manch einer seinen "Star" wohl nicht mehr so toll finden und vielleicht über deutsche Musik nicht mehr so ablästern; was jetzt nicht heissen soll, dass deutsche Texte immer anspruchsvoll wären.

Mich stört halt nur, dass viele gar nicht wissen, welchen Sch.... sie da mitsingen und drauf tanzen.


Gruß

Ha.Em
 
Hallo zusammen!

Nach meinem subjektivem Empfinden, nach reiner Spekulation würde ich mal behaupten, dass irgendwas zwischen 10 und 20% aller Amateurbands Bluesbands sind.

Doof ist nur, dass maximal gefühlte 5% des Publikums Blues hören möchte. Manchmal habe ich außerdem das Gefühl, dass das gesamte Blues-Publikum aus Mitgliedern anderer Blues-Bands besteht oder wenigstens aus Leuten, die gerne in einer Blues-Band spielen würden.

Mir ist im übrigen auch kein Fall bekannt, wo eine Meute von blueswilligem Publikum vor irgendeiner Kneipe demonstriert, weil die nicht bereit sind, ein Blueskonzert zu veranstalten. Deutlich häufiger spielen Bluesbands sogar und es kommt kein Schwein.

In der Terminologie der Volkswirtschaft würde man von einer "Überversorgung" an Blues-Bands sprechen. Kurz gesagt: Der Blues in Deutschland ist nicht fehlgebucht. Wir haben einfach zu viele Bluesbands.

Wie gesagt: Das ist mein Empfinden der Situation. Und wie immer wäre es toll, ein paar belastbare statistische Zahlen zu haben.

Gruß

erniecaster


P.S. Wir haben genau einen Song mit Blues-Elementen im Programm und mal in einem Blues- und Rock-Café gespielt. Das war sehr lustig, denn selbst das Stammpublikum fand es mal sehr erfrischend, nicht den ganzen Abend lang den immer gleichen Kram hören zu müssen.
 
Sascha Franck":erg7m3ql schrieb:
HanZZ":erg7m3ql schrieb:
"Die Deutschen" klatschen nun mal auf der 1 und der 3. - das passt beim Blues nun mal nicht- und bekommen über die Medien (Jamba u.ä. muss man inzwischen wohl auch dazuzählen) entsprechendes vorgesetzt.

Rein rhythmisch ist der gemeine Teutone mithin für den Blues ungeeignet.

Amen, Amen und nochmal Amen!
Die allgemeine deutsche Musikseele ist, nicht nur beim Blues, vollkommen groove-befreit. In Amiland wird auf 2+4 geklatscht, in lateinamerikanischen (und streckenweise südeuropäischen) Ländern sind noch ganz andere Schweinereien (offbeat 16tel und sowas) an der Tagesordnung. Hier hingegen gibt es nur die gute alte Marschtradition. Umpfta, Umpfta!

- Sascha

Die Deutschen sind alle Nazis, fressen Sauerkraut und schlagen ihre Frauen!
Rhabarber Rhabarber...
Die Deutschen sind auch das Land von Bach, Mozart, Brahms, Schönberg, großen Dichtern, Malern, Architekten, Sozialwissenschaftlern undundund...

Wenn man sein Geld in Bierzelten verdient, bekommt man eben keine Bildungsbürger als Publikum. Busfahrer haben auch nicht immer geistreiche Fahrgäste.

erniecaster":erg7m3ql schrieb:
Hallo zusammen!
Nach meinem subjektivem Empfinden, nach reiner Spekulation würde ich mal behaupten, dass irgendwas zwischen 10 und 20% aller Amateurbands Bluesbands sind.
Das würde ich auch so sehen - Und der Großteil davon ist schrecklich!

Was aber wirklich in Deutschland anders ist, als in Frankreich: Wenn hier BLUES! gespielt werden soll, dann muss es auch eine Bluesnight ein Bluesevent, eine Bluessession sein. Vollblütig - Reinrassig - Sortenrein.
Orange Side ist neulich von einer Bühne "entfernt" worden, weil der auf einer Blues-Session "Sweet Home Alabama" gespielt hat und das ja wohl kein Blues war...

Ich kenne französische Musikfeste nur so, dass die Kinder beginnen, dann die Schülerbands spielen, dann gibt es Folklore - vielleicht sogar sehr anspruchsvollen Jazz und irgendwann auch Top40. Alle spielen für alle und alle sind dabei.
Das wäre für uns ein Problem, oder? ;-)
 
Die Deutschen sind auch das Land von Bach, Mozart, Brahms, Schönberg, großen Dichtern, Malern, Architekten, Sozialwissenschaftlern undundund...
Davon abgesehen, dass des Wolferl a Ösi war weiß ich nicht, was die anderen Künstler und Sparten mit Blues gemeinsam haben könnten.

Es bestreitet doch niemand, dass auch Deutschland eine lebende Kultur besitzt - allerdings gehört der Blues m.M.n. nicht zwingend dazu.

Klischee-Modus an:
Hier geistert doch auch ein Amateur-BluesVideo herum, daran wirds doch deutlich.
Der Großteil solcher Bands besteht rein optisch aus Akademikern, Staatsdienern, Anwälten und sonstigen ehrbaren Anti-Muckern - die es sich zum Hobby gemacht haben, an Wochenenden irgendwo und irgendwie a bissl abzurocken bzw. abzubluesen... andere polieren ihre Harley - aber was solls. So lange die Band und die Zuhörer ihren Spaß haben paßt`s doch.
Klischee-Modus aus!
 
bimbam":3gy3bbln schrieb:
Klischee-Modus an:
Der Großteil solcher Bands besteht rein optisch aus Akademikern, Staatsdienern, Anwälten und sonstigen ehrbaren Anti-Muckern - die es sich zum Hobby gemacht haben, an Wochenenden irgendwo und irgendwie a bissl abzurocken bzw. abzubluesen... andere polieren ihre Harley
Klischee-Modus aus!


Ow ow ow ow ow... :punch: :deadhorse: :lol:
 
Au Backe, stimmt ich hab was vergessen - Cabrio-Cruisen .... ;-) :top:

Edit: Warum hast du unvollständig zitiert?
 
W°°":1nslfzn1 schrieb:
..... Wenn hier BLUES! gespielt werden soll, dann muss es auch eine Bluesnight ein Bluesevent, eine Bluessession sein. Vollblütig - Reinrassig - Sortenrein. .....

Ich sehe in der Sortenreinheit eines der grössten Probleme der Kreativität. Ich hab auch in meiner Band (Hoamspue - Austropop) viel Überzeugungsarbeit liefern müssen um neue Wege beschreiten zu können (was wir jetzt aber machen und auch extrem gut ankommt - zB AC/DC mit Ö Text und Steirischer Quetsch'n)
Obs jetzt Blues, Metal, .... ist. Jede sog. Stilrichtung profitiert von den Einflüssen der Querdenker.
 
bimbam":2xr6s454 schrieb:
Die Deutschen sind auch das Land von Bach, Mozart, Brahms, Schönberg, großen Dichtern, Malern, Architekten, Sozialwissenschaftlern undundund...
Davon abgesehen, dass des Wolferl a Ösi war ...

Nee, war er nicht. Zu seinen Lebzeiten sah Österreich noch ein wenig anders aus als heute. Wolferl war Salzburger, welchselbiges damals noch zum Königreich Bayern gehörte. Und alles zusammen - Bayern und Österreich - gehörte zu dem, was damals "Deutschland" war. Österreicher war er aber niemals - höchstens posthum.
/KSM aus

bimbam":2xr6s454 schrieb:
... weiß ich nicht, was die anderen Künstler und Sparten mit Blues gemeinsam haben könnten.

Suche bei den genannten Komponisten einmal die berüchtigte und weiter oben genannte 1-3-Klatschmusik ...

BTW finde ich es immer wieder nervig, wenn behauptet wird, dass diese und jene Musikrichtung "Gefühl" für sich gepachtet hat. Das behaupten nämlich viele Musiker von ihrer Musikrichtung: Blues, C & W etc. Und wenn man damals dem Wolferl unterstellt hätte, seine Musik hätte kein Gefühl, wäre er wohl auf seinem Cembalo ausgerastet. :-D

Just my 2 Cents

JerryCan
 
bimbam":1wn677on schrieb:
Au Backe, stimmt ich hab was vergessen - Cabrio-Cruisen .... ;-) :top:

Falsch, wenn dann Roadster-Cruisen. Nur Pop-Softis fahren Cabrio :lol:

Klugscheißermodus on

Cabrios sind offene Versionen von geschlossenen Fahrzeugen, können also auch 4 oder 5 Sitze haben (z.b. Mercedes CLK)

Roadster sind zweisitzige Sportwagen mit Heckantrieb und Frontmotor (z.b Mazda MX-5)

Klugscheißermodus off
 
Der häufigste Grund, weshalb viele Musiker an die Bluesmusik geraten ist die Einfachheit des Blues-Schemas. Deshalb eignet es sich am Besten zum Jammen und für die Session, wenn man sich noch nicht so gut kennt.

Was machen Musiker, die sich das erste Mal ohne Vorbereitung zum Musizieren zusammenfinden? Entweder kennen alle zufällig ein Lied, das sie spielen können oder sie jammen erst einmal. Dabei kommt meist ein Blues raus.

Das gilt in erster Linie für Gitarristen und Bläser, eingeschränkt für Sänger und Tastenspieler. Bassisten und Drummer stöhnen meist über Blues, wenn sie den Blues nicht schon vorher liebten.

Da in Deutschland geschätzt 5 Millionen (1-10) "Musiker" existieren, die auf unterschiedlichstem Niveau zumindest kurze Erfahrungen mit Blues haben/hatten, rekrutiert sich das Publikum bei Blueskonzerten in erster Linie aus dieser Gruppe. (Ausnahmen gibt es immer!)

Was heisst das für den Blues in Deutschland?
1. er existiert auf höherem Niveau was Quantität und damit auch Qualität betrifft
2. er ist ein tolles Kommunikationmittel für Musiker, um sich kennenzulernen und anzutesten
3. der Blues hat zumindest potentiell ein großes Publikum

Blues ist eine einfache Musik mit wenig Zutaten. Da ist es wie beim Brotbacken oder Bierbrauen: die Kunst ist es, aus wenig qualitativ hochwertigen Zutaten mit Liebe und Gefühl sowie ein tolles Produkt zu erschaffen. Da ist es wie beim Brot: man schmeckt den Unterschied zwischen Brot aus dem Supermarkt und frischem Brot vom Lieblingsbäcker...
 
Blues ist der kleinste gemeinsame Nenner der Musik...wie der Vorredner schon andeutete.
Nachdem man als Gitarren-Neuling erst brav Peter Bursch Lagerfeuer-Klampfe erlernt hat und die ersten Barre-Griffe klappen, will dann der geneigte Teenie heute eine E-Gitarre und geil RoXXor Solo spielen....zuerst lernt er dann wohl A-Pentatonik...tja, und fertig ist das Blues-Kind....12-Takt Blues-Schema kann er begleiten, und in A-Pentatonik, so gefühllos und untechnisch es anfangs sein mag, auch wenn das ja bereits Ausdruck von Gefühl sein kann, kann er sich in stundenlangen Sessions mit seinen Anfänger-Kumpels an Bass und Drums in seiner Improvisation geistig zum Gitarrenhelden masturbieren.
Und Blues ist, aus meiner Sicht leider, nichts als Improvisation...sie ist so entstanden, so gepflegt worden, und ist für mich nie aus dem Stadium der bierbäuchigen Feierabend-Alt-Herren-Improvidations-Fun-Truppe hinausgekommen....einen Blues-Song schlechthin gibt es nicht...einen klar definierten Song mit gutem Wiederkennungswert und vor allem klar definierten Soli..

Ich weiß, das klingt alles recht hart, für viele dumm und ignorant, aber Blues ist für mich irgendwie ganz unten eine Art Einstiegsportal in die Musik...einfach, flexibel, teils strukturlos, bzw. wenn Struktur dann immer die gleiche...aber er befriedigt einfach einen Urinstikt des Menschen...wenn es gut gemacht ist, bringt es eine zeitlang Spaß, sich damit auszutoben, als Musiker, oder als Konsument es zu hören....aber dann ist auch gut...das Gegenstück auf der "niveauvollen" Seite ist für mich Free-Jazz....auch endlose Improvisation, es wird reihum geposed, anders instrumentiert und völlig zerfahren....beides Extreme auf ihre Art....

Wäre Blues immer so was wie Led Zepplin "Since I've been loving you"....Respekt....so ist es aber nicht....es gibt eigentlich, auch wenn es abertausende sein sollten, nur eine handvoll Blues-Songs...slow depri-Blues in moll, fast happy blues/boogie in Dur....das in allen möglichben Tonarten, oder eben ja nicht, ist ja immer E oder A....aber herje, so ist das mit Rock'n roll ja auch, wobei rock'n roll als Ganzes ja wiederum eher der eine Blues-Song ist...der fast happy Blues.....

Und diese ganzen Klischees....künstlich einen Zusammenhang herstellen zu wollen zwischen musikalischen Fähigkeiten und Lebenszumständen/Rasse/Hautfarbe...dazu sage ich mal nichts....es gibt gute Boxer, die nicht als Kind im Ghetto anderen die Fresse polieren mussten...es gibt gute Fußballer, die nicht in den Favelas aufgewachsen sind...es gibt auch saugute Metal-Gitarrsten, die aus gutem Hause kommen und sogar einen Schulabschluss haben, es gibt gute weiße Basketballspieler, nein, auch weiße können Tanzen....und ja, es gibt auch A6-Fahrer, die aber sowas von geilen Blues spielen können, wie es dem kiffenden WG-bewohnendem Dauerstundenten, der meint, er sei der Baumwoll-Blues und innen eigentlich so Schwarz wie Kunta Kinte und er müsse der Welt seine Story tellen, niemals gelänge....

Ash
 
W°°":2o9vv5w6 schrieb:
Die Deutschen sind alle Nazis, fressen Sauerkraut und schlagen ihre Frauen!
Rhabarber Rhabarber...
Die Deutschen sind auch das Land von Bach, Mozart, Brahms, Schönberg, großen Dichtern, Malern, Architekten, Sozialwissenschaftlern undundund...

Wenn man sein Geld in Bierzelten verdient, bekommt man eben keine Bildungsbürger als Publikum. Busfahrer haben auch nicht immer geistreiche Fahrgäste.

Ich gebe ja gerne zu, dass ich pauschalisiert habe.
Aber, ich spiele durchaus häufiger Gigs vor dem sog. "Bildungsbürgertum" - und da sieht's mit der 2+4 Klatscherei auch nicht besser aus, mit anderen Worten: Passiert nicht. Entweder 1+3 oder alle Viere.
Das ist übrigens kein rein teutonisches Problem, andere nord- und osteuropäische Völker machen da gerne mit.
Nun ist das ja vielleicht auch gar nicht so schlimm, zumindest nicht per se. Immerhin scheint uns das ja irgendwie in die Wiege gelegt worden zu sein, bzw. ist Teil unserer musikalischen Tradition (so wie ja bspw. auch griechische Omis und Opis jede noch so krumme Form mitklatschen können).
Aber für mich, als bekennendes amerikanisiertes (zumindest musikalisch) Nachkriegsgeschöpf, der ich dann fast ausschließlich auf Musik mit deutlichem Backbeat stehe, ist es dennoch ganz fürchterlich.

Ich kenne französische Musikfeste nur so, dass die Kinder beginnen, dann die Schülerbands spielen, dann gibt es Folklore - vielleicht sogar sehr anspruchsvollen Jazz und irgendwann auch Top40. Alle spielen für alle und alle sind dabei.
Das wäre für uns ein Problem, oder? ;-)

Sowas gibt's hier in der Tat kaum (ich kenne das übrigens auch so aus dem südeuropäischen Raum), aber ich frage mich, inwieweit das nicht auch mit der berühmten südländischen Lebensart zu tun hat. Da findet eben generell Alles auf der Straße statt, jung und alt hocken auch auf irgendwelchen Dorfplätzen während der Siesta zusammen unter Platanen... Ich weiß, ist wieder generalisiert, aber so in etwa findet das ja tatsächlich oft statt, und da vermischen sich die Generationen. Auch musikalisch. Um wieder die Griechen (von denen ich einige ganz gut kenne) als Beispiel zu nehmen: Ich verbrachte in einem Urlaub einen sehr großen Teil meiner Zeit mit Athener Freaks (Hippies, Punks, Goths, sowas eben...). Wenn dann abends am Strand oder in der Taverne die Gitarren ausgepackt wurden, dann gab's zwar auch Modernes und ein paar Lagerfeuerklassiker, aber irgendwann kamen dann eigentlich immer die griechischen Volksweisen auf den Tisch.
Sowas gibt's hier auch nicht.
Die amerikanisierte Nachkriegsgeneration steht halt nicht mehr auf "Im Frühtau..." und "Von den blauen Bergen..." (abgesehen von einigen Burschenschaften vielleicht). Kann man ja (mit gutem Grund) schade finden, aber ich kann mich persönlich auch nicht zwingen, auf den Kram zu stehen. Bin halt "backbeat-traumatisiert". Finde ich aber auch nicht schlimm.

- Sascha
 
Ash-Zayr":1hl6n6l0 schrieb:
....und ist für mich nie aus dem Stadium der bierbäuchigen Feierabend-Alt-Herren-Improvidations-Fun-Truppe hinausgekommen....
Das macht nichts. So dachte ich früher auch. Für manche Dinge braucht man einfach ein bisschen länger bzw. die gewisse Reife. :-D
 
bimbam":6qcy6eko schrieb:
Der Großteil solcher Bands besteht rein optisch aus Akademikern, Staatsdienern, Anwälten und sonstigen ehrbaren Anti-Muckern - die es sich zum Hobby gemacht haben, an Wochenenden irgendwo und irgendwie a bissl abzurocken bzw. abzubluesen...
Ash-Zayr":6qcy6eko schrieb:
...sie ist so entstanden, so gepflegt worden, und ist für mich nie aus dem Stadium der bierbäuchigen Feierabend-Alt-Herren-Improvidations-Fun-Truppe hinausgekommen....

Genau! Hier wurde ich gerade beschrieben! Volltreffer! :clap:

...Und??

Wieso Klischee? Ist doch so und ist auch ok !

Andere gehen Kegeln, Klöppeln oder Nackttöpfern in der Toskana!

Ich finde, es ist doch sch...egal, wer welche Musik wie macht.
Es gibt sicherlich eine Klientel, die den Blues ernsthaft und authentisch betreibt.
Aber wieso werden überwiegend nette Menschen, die ohne schwermütigen, leidenden, echten Hintergrund nach Feierabend ein bisschen "rumbluesen" so synthetisch schamhaft oder verschämt behandelt. Hier liegt m.E. eben nicht das zu oft zitierte "Klischee" sondern die "Regel" vor und hat auch m.E. mit Anti-Mukke nichts zu tun.

Das mit dem "kleinsten gemeinsamen Nenner" kann ich bestätigen. Bei unseren Jamsessions bleibt, aufgrund latent mangelhafter Vorbereitung, meistens auch nur "der 12taktige" in unterschiedlichen Rhythmen und Tempi übrig. Für das Publikum nicht immer leicht zu ertragen. Aber was soll's. Wir verstehen die Sessions als eine Art "Stammtisch" und machen das für uns.
Halt, wie es sich für Beamte, Akademiker etc. mit überwiegend dicken Bäuchen gehört. ;-)

Und wenn ein Mukkerpolizist meint, uns mangelnde Authentizität/ Bluesernsthaftigkeit vorwerfen zu müssen, wird er vom Hof gejagt. (Genauso erlebt mit Mitgliedern des Vereins zur Förderung der Bluesmusik EV.! Die haben sich inzwischen übrigens umbenannt in Verein zur Förderung von Musikkultur oder so ähnlich).

Lasst dem deutschen Durchschnittsmenschen doch sein Feierabendhobby! :-D

Mir geht jedenfalls dieses deutschbezogene Fremdschämen auf das Skrotum!
 

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