Blues in Deutschland - vermutlich fehlgebucht?

W°°":2xyga1s0 schrieb:
Achtung! Blues Texte übersetzen schadet der Gesundheit
Es gibt Songs - auch aus anderen Musikrichtungen - wo bereits der Titel ausreichend ist.

Wo ist eigentlich der Kollege von den "Blues Defenders"? Dachte der Name sei Programm... :roll:
 
Sascha Franck schrieb:

Ich wollt's ja nie so deutlich ausdrücken, aber nuja, jetzt muss ich
Gerrit an sich beipflichten. Das meiste - zumindest im sog. "traditionellen"
Segment - was der Blues zu bieten hat ist wirklich extrem repetetiv und
deshalb irgendwann nichtssagend, sprich total langweilig.

Ich kann verstehen dass es Leute geben mag, welche traditionelle
Bluesmusik langweilig finden. Allerdings ist Langeweile etwas sehr
subjektives. Und selbstverständlich gibt es, wie in jedem musikalischen Stil,
Musiker welche einen nicht so ansprechen oder es halt "nicht so drauf"
haben. Das spricht dann aber ja nicht gegen diesen Musikstil an sich.

Natürlich hat der Blues harmonisch und melodisch engere Grenzen, wie
etwa Rock oder Jazz, aber der Reiz dieser Musik liegt mE eben darin, innerhalb
dieser gegebenen engen Grenzen etwas frisch und interessant
Klingendes hinzukriegen.

Ich finde jedenfalls Robert Johnson, John Hurt oder Muddy Waters
nicht langweilig. Mir gefällt Howlin´Wolf sehr gut. Ja selbst Jeff Healy und
(Kopf einzieh :mrgreen: ) Eric Clapton haben schon sehr geil klingende Blueslicks fabriziert.

Und wenn dann Leute, wie das Lehrerkollegium der örtlichen Realschule oder
die netten Sachbearbeiter von der Rentenversicherung, am Samstag abend
nach der Sportschau "Ramblin´ on my mind" anstimmen, dann...

.. finde ich das gut. Selbst wenn es alles andere als perfekt ist.
 
W°°":unkiyzbk schrieb:
Achtung! Blues Texte übersetzen schadet der Gesundheit! :lol:

Na was soll's? Ich rauche ja auch.

Falls ich in den Himmel kommen sollte,
das erste was ich da oben machen werde,
noch bevor ich meinem Schöpfer gegenübertrete,
werde ich nach Dir herumfragen.

Jeder da oben im Himmel wird ja
eine wahre Schönheit wie Dich kennen,
Ich tippe einem Engel auf die Schulter
und frage mich durch zu Dir.

Ich bin sicher, daß Du da oben ein Plätzchen gefunden hast,
wo wir uns setzen können und 'ne Weile quatschen,
ein bisschen Karten spielen, schwarzen Kaffe trinken.
Wie ich mich nach Deinem Lächeln sehne!

Falls ich in den Himmel kommen sollte - und ich bete, dass ich das werde-
das erste was ich da oben machen werde,
Ich tippe einem Engel auf die Schulter
und frage mich durch zu Dir.


Stimmt schon, das ist bluestypische unterste Schublade der "when I woke up my baby was gone"-Kategorie. :cry:
 
Sascha Franck":1iu6riu2 schrieb:
Ich wollt's ja nie so deutlich ausdrücken, aber nuja, jetzt muss ich Gerrit an sich beipflichten. Das meiste - zumindest im sog. "traditionellen" Segment - was der Blues zu bieten hat ist wirklich extrem repetetiv und deshalb irgendwann nichtssagend, sprich total langweilig. Es gibt natürlich ein paar Ausnahme-Spieler, da lasse ich mir auch mal einen Standard-Blues gefallen (Robben Ford kann das eigentlich dann doch ziemlich prima...), aber aus D habe ich bisher ausschließlich langweilig uninspiriertes Zeug zu hören bekommen, in der Tat meistens von Hobbymuckern präsentiert, die dann eben mit "ich spiel ja nur Blues" Statements um die Ecke kommen, wenn es um die Begründung der vorgetragenen Langweiligkeit geht.

Oh ja, pfui, böser Sascha, pfui!

wenn ich heute Iron Maiden und Metallica auflege - finde ich langweilig, fand ich früher geil. Ich hab mir die neue John Mayer gekauft - find ich langweilig (nett gesungen, nette songs aber langweilig) die neue Fanta vier habe ich zum Geburtstag geschenkt bekommen, da fand ich ja die ersten Alben spitze, finde ich nicht nur langweilig sondern wirklich grottig, wenn ich den Radio einschalte hör ich ständig die gleichen Songs - finde ich langweilig.....so könnte ich weitermachen.....

ich hab mir ein paar Jazzer reingezogen und suche gezielt in you tube nach neuem input - eben um dieser gleichförmigen Langeweile zu entgehen.....ja und (ohne Schleimspur) die CD vom Rolli finde ich nicht langweilig.....es gibt quasi Hoffnung.

schlecht gespielten Blues finde ich langweilig. Blues der swingt, groovt, schön phrasiert und geschmackvoll gespielt wird ist imho nur für einen musikalischen Drottel langweilig (sorry jetzt bin ich auch mal etwas direkter in der Wortwahl)......

scnr
oli

wenn sich hier einige von der Geschmacksebene weg bewegen und Langeweile als neudefinierten musikalischen Parameter umstilisieren - mach ich das auch gerne.... ;-)
 
Ich finde, die Tatsache, dass hier seit Tagen lebhaft und emotional über das Thema diskutiert wird, spricht eindeutig dafür, wie lebhaft der Blues (zumindest unter Gitarristen des GW-Forums) in Deutschland ist.

Je nach Geschmack ist Blues "die Mutter aller modernen Musik" oder die "banalste Form der modernen Musik".
 
Na ja, schlechte Musik ist im besten Fall langweilig.

Es scheint auch einen gewissen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Töne und dem Grad an Langeweile zu geben ;-)

Ich persönlich finde z. B. Scott Henderson endlos langweilig.

Guter Blues heißt für mich: das Herz geht auf, die Stimmung steigt und die Beine fangen an sich zu bewegen.
 
ollie":2y4y43ay schrieb:
Blues der swingt, groovt, schön phrasiert und geschmackvoll gespielt wird ist imho nur für einen musikalischen Drottel langweilig (sorry jetzt bin ich auch mal etwas direkter in der Wortwahl)......

Diesen Blues habe ich nur von deutschen Kapellen bisher quasi nicht gehört.

- Sascha
 
Codal":7ti1dvr5 schrieb:
uwich":7ti1dvr5 schrieb:
"die Mutter aller modernen Musik"
Woran machst du das fest? Den Gedanke hatte ich auch. Habe ihn allerdings recht schnell wieder verworfen.

Das ist ja nun fast musikhistorisches Basiswissen.
Wobei man "modern" wohl relativieren muss - und außerdem ist's ja nicht der Blue alleine.
Aber letztendlich haben sich Dinge wie der Rock 'n Roll aus einer Vermischung von Blues und C&W ergeben. Und aus RnR wurde dann (samt weiterer Anleihen aus Jazz und streckenweise Klassik) Pop. Und Rock. Und Metal. Undsoweiter.

Von daher ist das Statement gar nicht so falsch, nur dass man natürlich nicht mehr so arg viel vom Blues hört, wenn man auf eine Trance-Party geht.

- Sascha
 
also:

mit meinem Kommentar wollte ich die beiden Extreme der Meinungen hier im Thread benennen. Ohne Musikwissenschaftler zu sein (mit sowas verdienen ja einige Leute Geld an Universitäten) glaube ich folgendes:

Die grundlegenden Harmonien des Blues sind die Mutter bzw. Urform von Musikrichtungen wie Rock'nRoll, Blues Rock bzw. Teilen der Rockmusik allgemein sowie z.T. Funk u.a. was die Harmonien und den Songablauf betrifft.
Das "Feeling" des Blues ist meist nur in der Urform selber vorhanden und etwas Eigenes, dass ich zwar kenne, auch erkenne - aber nicht an objektivierbaren Kennzeichen festmachen kann.
So platt, wie es sich anhört und weit entfernt von rassistischen Gedanken ( auch ohne Wertung) glaube ich folgendes:
im Musikleben und Musikerleben gibt es kulturelle Unterschiede zwischen Afrikanern bzw. Afroamerikanern und Europäern. Auf der einen Seite steht das Gefühl (Soul) im Vordergrund, auf der anderen Seite der Intellekt.
Beispiel zur Verdeutlichung: Muddy Waters vs. Gary Moore
Muddy Waters spielt langsam wenige Töne auf einer akustischen Klampfe und sind ein wenig dazu und es ist alles nur Gefühl. Mit sehr wenigen und dann noch spärlich eingesetzen Mitteln (er)schafft er eine Gefühlwelt.
Gary Moore spielt technisch eine gute Gitarre, baut interessante Licks und Effekte ein und legt Wert auf Spielwitz, Virtuosität und Sound.
Beides höre ich mir gerne an.

Ich glaube, die europäische Musikkultur ist und war immer analytisch und "gehirnbetont". Schlussendlich geht vieles auf J.S. Bach zurück mit seinem wohltemperierten Klavier, der ja die Grundlage des Quintenzirkels mit seinen mathematischen Regeln festlegte. Deswegen konnten Leute wie Beethoven geniale Stücke komponieren, ohne über ein intaktes Gehör zu verfügen. Diese mathematisch Art der Musik ist auch in der Popmusik zu finden und gipfelt im Techno und in Komponier-software am PC.
Die afrikanische/afroamerikanische Musik ist tendentiell nicht aus dem Gehirn sondern aus dem Gefühl/Seele/Herz (wie auch immer..., ich bin kein Afrikaner(leider!?!)) und schert sich tendentiell nicht um konkrete Regeln oder Virtuosität. Da steht das Gefühl im Vordergrund.

Natürlich sind das Pauschalisierungen zur Verdeutlichung. Ich persönlich glaube, dass da sowas eine Rolle spielt, bin aber grundsätzlich bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen.
 
Sascha Franck":2tsdqqnm schrieb:
... und außerdem ist's ja nicht der Blue alleine.
Siehst du... und genau aus diesem Grund habe ich den Gedanken auch ganz schnell wieder verworfen.

Diesen Blues habe ich nur von deutschen Kapellen bisher quasi nicht gehört.
Vielleicht mal etwas weniger Abba hören?! Freischlader machts ganz gut.

uwich":2tsdqqnm schrieb:
Ich persönlich glaube, dass da sowas eine Rolle spielt, bin aber grundsätzlich bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen.
Ich sehe das ähnlich. Vor allem was das "kopflastige" angeht.
 
Sascha Franck":1cej67bs schrieb:
ollie":1cej67bs schrieb:
Blues der swingt, groovt, schön phrasiert und geschmackvoll gespielt wird ist imho nur für einen musikalischen Drottel langweilig (sorry jetzt bin ich auch mal etwas direkter in der Wortwahl)......

Diesen Blues habe ich nur von deutschen Kapellen bisher quasi nicht gehört.

- Sascha

ich schon.
Die z.B. http://www.frankfurtcitybluesband.de

v.a. wenn der Johannes Krayer mit von der Party ist dann gehen die live ab wie Schmidts Katze.....

aber du hast sicher Recht, in Amyland gibt es coole Blues Bands wie Sand am Meer. Wenn ich da blos an das Pub in San Francisco denke, wo ich zufälligerweise auf http://www.myspace.com/danielcastrosblues
gestoßen bin...da habe ich gemerkt wo der Hase lang läuft.

Das war keine 2 Sekunden langweilig, ausser man ist dieser Musik gegenüber in der Tat feindlich gesinnt......

Blues ist nicht gleich Blues...es kommt immer darauf an, wie er gespielt und dargeboten wird. Diese Musik lebt ganz und gar von der Interpretations- und Improvisationsfähigkeit der Akteure ......

Ich habe festgestellt, der Geschmack und die Freude daran wächst mit dem Verständnis und dem Gefühl dafür...."guter Geschmack" ist kein Geschenk, sondern muss "hart erarbeitet werden"........geschenkt wäre er nichts Wert....Geschmack muss reifen wie ein Pflanze.....

Robben Ford fand ich anfangs auch langweilig ... .ein guter Blueser hat in mir näher gebracht und langsam ist meine Freude daran gewachsen und ich bin dankbar dafür....(das ist ähnlich wie mit Opern, damit kann man einen Anfangs jagen, aber es lohnt sich durchaus, sich intensiver damit zu befassen).

Geschmack ist nichts statisches, sondern ein Entwicklungsprozess. Wer mit 42 immer noch exakt auf das steht, was er mit 15 Jahren gehört hat, hat im meinen Augen ne ganze Menge verpasst.

lg
ollie

ich finde es enttäuschend wenn komplette Musikrichtungen so undifferenziert einfach abgewertet werden. In meinen Augen gibt es keine schlechte Musik, sondern nur schecht gemachte...ein Freund meinerseits sagt es sogar noch feinsinniger: es gibt nur gut gemachte und gut gemeinte Musik.....
 
A propos musikalische Weiterentwicklung.

Seit dem ich Cedell Davis kenne, ist es mir egal, wenn ich tonal mal daneben liege.

Hauptsache die Intention kommt rüber :lol:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=LlTZGn7syQo&feature=related[/youtube]

Muss man ein paar mal hören, um zu verstehen, was der Typ da macht.

Der Kommentar von Iggy Pop sagt eigentlich alles ...

Ist sicherlich ne Extrempositon in der Bluesbandbreite! Muss ich mir aber manchmal einfach geben :banana:
 
duke_earl":w8ki3tay schrieb:
A propos musikalische Weiterentwicklung.

Seit dem ich Cedell Davis kenne, ist es mir egal, wenn ich tonal mal daneben liege.

Hauptsache die Intention kommt rüber :lol:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=LlTZGn7syQo&feature=related[/youtube]

Muss man ein paar mal hören, um zu verstehen, was der Typ da macht.

Der Kommentar von Iggy Pop sagt eigentlich alles ...

Ist sicherlich ne Extrempositon in der Bluesbandbreite! Muss ich mir aber manchmal einfach geben :banana:

Es gab mal eine Erfolgsband in den 80gern mit dem Namen: "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" Die sangen und spielten so, wie der Typ hier. Die Hausfrauen an den Empfängern fanden das gut weil es ihnen das Gefühl gab: So gut wie DIE kann ich es noch immer!
duke_earl":w8ki3tay schrieb:
Seit dem ich Cedell Davis kenne, ist es mir egal, wenn ich tonal mal daneben liege.
Ich glaube, das ist die Erfolgsstory des Blues in der heutigen Zeit.

PS: Ich verehre Oscar Peterson, aber sein Blues ist nicht Mehrheitsfähig, denn das ist verdammt schwierig.... ;-)



Und hier noch mal:
Walz, Ragtime, Blues, Jazz...[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=cIkQNti8_EU&feature=related[/youtube]
Aber sorry - mit mehr als drei Akkorden.
:roll:
 
Cedell ist halt oft unverstanden.

Kann dir nur empfehlen ihn dir ein paar Mal "anzutun".

Oscar Petersen finde ich übrigens auch sehr geil.

Sag nur Skol - endlos geile Scheibe.

Bin mir sicher, dass Oscar Cedell ebenfall klasse findet.
 
duke_earl":3tas3m1u schrieb:
Seit dem ich Cedell Davis kenne, ist es mir egal, wenn ich tonal mal daneben liege.

Cedell Davis ist ein wahrer Held! Nicht weniger und nicht mehr.
Ehrlich, wenn was Blues ist, dann doch bitte dieser Typ.
Streckenweise denke ich "manno, jetzt mal wenigstens ein *bischen* intonieren" - aber dann ist's wieder so geil, dass ich das schon wieder vergessen habe. Fette Sache.

- Sascha
 
Ach ja, Oscar Peterson ist natürlich auch 'n Hammer, wenn auch auf andere Art und Weise.
So isses halt mit dem Blues, kannste so und so machen...

- Sascha
 
Sascha - wenn dir noch was einfällt ... klick doch bitte auf den
icon_edit.gif
Button - rein der Übersicht wegen :cry:
 
Sascha Franck":2c2p64cw schrieb:
Übrigens auch etwas, wo ich meiner "Amerikanisierung" danke. Trotz leidlich guter Englischkenntnisse gelingt es mir fast immer, da dann auf den "ich versteh' nur deutsch, das was die da singen ist nicht deutsch, also nur Melodie" Modus umzuschalten. Da könnense dann gerne 100 x mit "I woke up early mornin'" um die Ecke kommen, mein Hirn blendet das ganz hervorragend aus.

- Sascha

Das hast Du klasse beschrieben. Genau dieses Phänomen wirft mir unser Sänger auch immer vor.....

Aber Gesang ist doch eh nur das notwendige Übel zwischen zwei Soli HAHA
 

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