Der Protestmusiker – eine aussterbende Spezies?

Wenn man unter Protestmusikern nur mit Westerngitarren bewaffnete und vor sich hin nölende bärtige Folkmusiker meint - jou, die haben an Popularität eingebüßt. Protest und Anprangerung von Missständen in der Musik halte ich jedoch für allgegenwärtig. Man muss nur mal die Ohren aufsperren und auf den einen oder anderen Text hören. Vielleicht ist der Protest nicht so exponiert dargestellt wie bei den Folkfuzzies, aber ihn deswegen komplett totzureden halte ich für falsch.

Roswell":1v24z26e schrieb:
... die immer weiter fortscheitende Kommerzialisierung der Musik...
:gaehn: So langsam ist diese Phrase aber auch schon derbe ausgeleiert. Gemessen an dem Zeitraum, in dem über dieses Gräuel schon lamentiert wird, dürften mittlerweile ca. 539% der Musik kommerzialisiert sein. ;-)
 
Banger":7u3uqlgb schrieb:
Man muss nur mal die Ohren aufsperren und auf den einen oder anderen Text hören. Vielleicht ist der Protest nicht so exponiert dargestellt wie bei den Folkfuzzies, aber ihn deswegen komplett totzureden halte ich für falsch.

Das sehe ich ganz genau so. Wenn Green Day " tell me when September ends"
singen, brauchen sie dabei nicht mal (wie im Video geschehen) Bilder von
kämpfenden Truppen im Irak zu zeige. So gar ich als Gehirnamputierter
verstehe, das es sich drum dreht wann die MaĂźnahmen die mit dem 11. September
gerechtfertigt wurden, zu ende gehen. :p
 
Ich betrachte mich als Protestmusiker!

Mein Protest richtet sich gegen Musik, die ich persönlich als abstossend und schlecht empfinde und gegen den oberflächlichen, despektierlichen und lieblosen Umgang mit musikalischen Inhalten und Mitteln.
 
Piero the Guitarero":2ncvgef6 schrieb:
Das sehe ich ganz genau so. Wenn Green Day " tell me when September ends"
singen, brauchen sie dabei nicht mal (wie im Video geschehen) Bilder von
kämpfenden Truppen im Irak zu zeige. So gar ich als Gehirnamputierter
verstehe, das es sich drum dreht wann die MaĂźnahmen die mit dem 11. September
gerechtfertigt wurden, zu ende gehen. Razz

Der Anlass, warum Billy Joe diesen Song geschrieben hat, war aber der Tod seines Vaters in 1982. Das Musikvideo orientiert sich nicht unbedingt nahe am Text.

Ist das ein Protestsong, oder wurde er nachträglich dazu gemacht?
 
GreenGirl":q9v5ckjj schrieb:
Ist das ein Protestsong, oder wurde er nachträglich dazu gemacht?
Spielt das eine Rolle wenn man ihn in alle Richtungen interpretieren kann?
Das mach doch manchmal den Reiz eines guten Textes aus, dass er eben nicht eindeutig ist.
Wobei ich das jetzt nicht auf den Green Day Song beziehen will, der Text ist mir gerade nicht geläufig.

GruĂź,
Ralf
 
Hallo Leute!

Ich denke Protestmusik wird es immer geben, solange noch irgendetwas im Argen liegt und das dürfte wohl noch lange so bleiben. Der heutige Musikmarkt ist aber so unüberschaubar, dass selbst die Redakteure eines britischen Musikmagazins nicht alles kennen können.

Mir geht allerdings gerade alter Kram nicht mehr aus dem Kopf:

Tom Robinson Band: Power in the darkness (1978, das Video ist jĂĽnger)
http://www.youtube.com/watch?v=qPouip93yBE

C-ya
 
GreenGirl":8ygbtrr6 schrieb:
Ist das ein Protestsong, oder wurde er nachträglich dazu gemacht?

Interessante Frage, genau solche Ereignisse werden in der Musiksoziologie viel disktutiert. Historisch gesehen gibt es verdammt viel Musik, die erst im Nachhinein politische Durchschlagskraft entfaltete - oft ohne die Intention des Komponisten dahinter.
 
auge":344lywl7 schrieb:
Ist Protestmusik die keiner hört dann noch Protestmusik?
Hi!

Ja, vielleicht sollte man auf der ganzen Kommerzialisierungsgeschichte gar nicht rum reiten. Gehe ich mit. Natürlich macht Protestmusik nur dann Sinn wenn sie auch gehört wird. Wäre natürlich schön, wenn sie wieder mehr Aufmerksamkeit auf breiter Ebene bekommen würde. Zurzeit sieht es wohl so aus, als bewege sich die Sache eher in kleinerem Kreis. Was doch ein bisschen schade ist.

GruĂź!
 
Das soll jetzt nicht meine persönliche Einstellung wiederspiegeln, nur weils gerade so schön passt: :lol:



(Und weil ich die letztens live gesehen habe... :cool: )
 
Zitat schroeder:

Ich denke Protestmusik wird es immer geben, solange noch irgendetwas im Argen liegt und das dĂĽrfte wohl noch lange so bleiben.

In der Tat. Musik oder auch Gedichte können sehr wirkungsvolle Mittel
sein, politische Forderungen in der Ă–ffentlichkeit zu positionieren.


Allerdings kommt es fĂĽr mich bei Protestmusik sehr darauf an

1.) wogegen protestiert wird und

2.) wie Text und Melodie gestaltet sind, d. h. ist etwa der Text intelligent,
treffend, einprägsam, werden z. B. wirkliche Lösungsvorschläge für die
angeprangerten Mißstände angeboten, hat das Lied eine gute Melodie usw.

Kurz gesagt: Es kommt an auf die (künstlerische) Qualität.
Ein schlechter Protestsong ist fĂĽr mich einfach
ein schlechter Song, mithin etwas, was ich nach Möglichkeit nicht hören will.
Leider gibt es davon ziemlich viele.

Es ist natürlich völlig legitim musikalisch auch einfach nur Mißstände
anzuprangern, allerdings gerät der "Protest" für mein Empfinden dann oft
zu platten Banalitäten, wie etwa dass Krieg schlecht und Frieden toll ist,
dass Umweltverschmutzung und korrupte Politiker sehr uncool sind,
dass die Reichen zu reich oder die Armen zu arm sind usw.

An allen diesen Übeln ist natürlich oft das böse System (hierfür bitte nach Belieben
Kapitalismus, Nazismus, Religion, Atheismus, Kommunismus oder Windows Vista einsetzten)
schuld, wahlweise auch die bösen Regierungen / Banker/ Wirtschaftsbosse, Usama bin Laden,
der CIA oder der Vatikan.

Zum AbschluĂź wird dann noch etwas rumgejammert ĂĽber die Schlechtigkeit und den Wert
oder Unwert des Menschen an sich.
Weltuntergangsszenarien (möglichst in der nahen Zukunft)oder sonstige
dĂĽsteren Prophezeiungen dĂĽrfen natĂĽrlich auch nicht fehlen:

"Das Ende ist nah.." , "Wir werden alle sterben..."

Aus diesen GrĂĽnden ist das Wort "Protestmusik" bei mir eher negativ
besetzt, zumal die ProtestattitĂĽde bei einigen KĂĽnstlern
mehr oder minder auf Selbstvermarktung und Imagepflege hinausläuft.
Bono von U2 zB finde ich, trotz seines zweifellos vorhandenen, musikalischen Talents,
inzwischen unerträglich penetrant.

Und Pinks "Dear Mr. President", ein Protestsong gegen einen der vermutlich
unbeliebtesten Menschen dieses Planeten, war mE ziemlich cleveres
Marketing. :lol:

@GreenGirl: sehr passendes Lied zum Thema. Vielen Dank! :lol:

Das Lied ist eine witzige, ironische und subversive Persiflage mit
doppeltem Boden.
 

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