E
erniecaster
Power-User
- 19 Dez. 2008
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- 4.511
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Tag zusammen!
Das wird ein längerer Beitrag – die Zusammenfassung vorab: Ich habe eine neue Gitarre namens Yamaha CPX 600 und finde sie toll.
Disclaimer: Keine Verbindungen mit Hersteller, Vertrieb oder Händler. Der folgende Text ist als Meinung zu verstehen. Jedes „ist“ bitte als „ist in meinen Augen, Ohren, Händen, meiner Umgebung und meiner Meinung nach“ zu lesen.
Erst noch schnell eine Rechenaufgabe. Mit dem Kauf einer Gitarre habe ich die Gesamtanzahl meiner Gitarren um ein Drittel gesteigert. Wie viele Gitarren habe ich jetzt und wie viele brauche ich noch? Nun aber los.
Heute ist es fast unmöglich, unbrauchbare Instrumente zu erwerben. Wenn man natürlich eine Explorer mit Floyd Rose für seine Bluegrass-Karriere kauft, darf man hinterher nicht der Gitarre vorwerfen, dass sie totaler Mist ist. Ich habe mir vor dem Kauf also meine Gedanken gemacht, was die Gitarre tun und damit auch können soll.
Meine Akustikgitarre Nummer eins ist eine Yamaha AC3R. Ein wunderbares vollmassives Instrument mit sehr gutem Tonabnehmer- und Preampsystem, das alles kann, was ich spielen und hören will. Brauche ich noch eine Akustikgitarre? Eigentlich nicht, aber ich hätte gerne ein Backup und eine Gitarre für die etwas ruppigeren Gelegenheiten wie Kneipe, Lagerfeuer, Fete, Session, regnerischem Open Air und sonstige Veranstaltungen, bei denen ich ohne große Sorgen um mein Instrument auch mal auf die Toilette gehen kann, ohne den Instrumentenkoffer mitzunehmen.
Arbeiten wir also mal das Pflichtenheft ab.
1. Optik – Hässliche Instrumente kaufe ich schon lange nicht mehr. Da die Gitarre offen in der Wohnung hängt, beziehe ich bei der Auswahl an dieser Stelle auch immer meine Frau ein.
2. Bespielbarkeit und Verarbeitung– Da bin ich ziemlich unkompliziert. So lange die Gitarre bundrein und oktavrein ist, Halsform und String-Spacing nicht völlig absurd sind, lässt sich der Rest zur Not nacharbeiten.
3. Akustischer Sound – In der Kneipe, am Lagerfeuer etc. muss sie brauchbar klingen. Für die schönen, ruhigen Momente oder bei eventuellen Aufnahmen nehme ich meine AC3R.
4. Elektrischer Sound – Auch hier gilt, dass es grundsätzlich um die ruppigeren Momente aber auch um den Einsatz als Backup geht. Das muss funktionieren, nur brauchbar reicht nicht, das soll gut sein.
Ich habe schon einmal eine Yamaha CPX 700 besessen. Davor hatte ich eine APX, die ich mit einem Preamp einer CPX ausgestattet hatte. Diese beiden Yamahas waren immer verlässlich und problemlos und ich habe viele schöne Gigs damit gespielt. Also habe ich mich wieder für eine CPX entschieden. Die farblich attraktivste war letztlich die Old Violin Sunburst, eine Akustikgitarre in sunburst wollte ich schon immer haben und meine Frau war auch zufrieden. Her damit!
Was haben wir da jetzt? Die Gitarre ist vollständig aus gesperrten Hölzern gebaut, die auf liebreizende Namen wie „Nato“ oder „Hardwood“ hören, Piezopickup, Preamp. Kein Feenstaub.
Das Sunburst ist auf den ersten Blick schön gemacht. Der Lack ist insgesamt nicht mehr so lieblos in dick draufgerotzt, wie ich das von früheren Gitarren unterer Preisklasse kenne. Auf den zweiten Blick ist auf der Decke eine ziemlich Lacknase, die mich aber nicht stört. Die Halsrückseite ist mattiert.
Die Mechaniken sind brauchbar und halten die Stimmung. Haptisches Wohlgefühl, Gänsehaut und die Verwendung von Begriffen wie sahnig und schmusig finden allerdings nicht statt.
Die Bespielbarkeit ist grundsätzlich gut. Die Halsform gefällt mir, die CPX 600 hat die etwas kürzere Mensur von 628 mm (wie bei Gibson). Das würde sich wie Butter spielen, wenn die Stegeinlage nicht zu hoch wäre – hier muss ich nacharbeiten. Bundierung ist okay, nachpolieren der Bundstäbchen und Öl für das Griffbrett sind mal wieder Pflicht. Die CPX ist übrigens wirklich leicht, das ist ausnehmend angenehm.
Akustisch ist die CPX überraschend gut. Ich hatte von einer vollständig gesperrten Gitarre weniger erwartet und kenne da auch erheblich schlechtere Instrumente. Saitentrennung ist gut, nix bollert oder nervt, keine topfigen Frequenzen. Von alleine geht sie nicht, man muss schon mit dem Anschlag arbeiten. Verschränkte Obertöne der 13. Oktave gibt es trotzdem nicht. Die CPX 600 reagiert auf Anschlag und Spieltechnik natürlich nicht so extrem und unmittelbar wie die teurere AC3R aber sie tut es absolut. Das ist vollkommen in Ordnung, besser als gefordert und erwartet. Keine Gänsehaut, verlässliches Arbeitsgerät. Mehr noch – die macht Spaß!
Dann rein in die elektroakustische Peripherie, alle Verschönerungsgerätschaften ausgeschaltet und in den neutralen AER AG-8 Monitor. Alle Klangregler auf neutral und Volumenregler aufdrehen. Was jetzt aus dem Speaker tönt, ist ein absolut überzeugender Akustikgitarrensound. Unscharf formuliert klingt es wie die CPX 600 akustisch klingt – nur „besser“. Das ist um Längen besser als das, was ich von meinen alten Yamahas in Erinnerungen habe. Bei denen habe ich die ausgefuchste Klangregelung an Bord zum Ausgleich der Defizite genutzt. Hier fällt mir einfach kein Grund ein, überhaupt die Klangregelung anzufassen.
Das ist insgesamt verstärkt ein saugutes Ergebnis. Getrübt wird es nur durch ein kleines Detail: Wenn man am Preamp der Gitarre den gut funktionierenden Tuner einschaltet, wird das Signal nicht stummgeschaltet, was ich nicht praxisgerecht finde.
Mein Fazit? Sieht gut aus, wird bald gut bespielbar sein, klingt akustisch prima und verstärkt richtig gut und macht insgesamt Spaß. Ich habe vorher eine Menge andere Elektroakustiggitarren probiert und dabei ausdrücklich auch sehr viel teurere. Die CPX 600 passt für mich absolut sehr viel besser als alles vorher und das völlig unabhängig von Preis, Herkunftsland und Hersteller.
Ich bin auf mein eigenes Update von diesem Honeymoon-Review gespannt. Hoffentlich gibt es bis dahin die Möglichkeit, über den Einsatz bei Gigs zu schreiben.
Bleibt gesund und habt eine schöne Zeit!
erniecaster
Das wird ein längerer Beitrag – die Zusammenfassung vorab: Ich habe eine neue Gitarre namens Yamaha CPX 600 und finde sie toll.
Disclaimer: Keine Verbindungen mit Hersteller, Vertrieb oder Händler. Der folgende Text ist als Meinung zu verstehen. Jedes „ist“ bitte als „ist in meinen Augen, Ohren, Händen, meiner Umgebung und meiner Meinung nach“ zu lesen.
Erst noch schnell eine Rechenaufgabe. Mit dem Kauf einer Gitarre habe ich die Gesamtanzahl meiner Gitarren um ein Drittel gesteigert. Wie viele Gitarren habe ich jetzt und wie viele brauche ich noch? Nun aber los.
Heute ist es fast unmöglich, unbrauchbare Instrumente zu erwerben. Wenn man natürlich eine Explorer mit Floyd Rose für seine Bluegrass-Karriere kauft, darf man hinterher nicht der Gitarre vorwerfen, dass sie totaler Mist ist. Ich habe mir vor dem Kauf also meine Gedanken gemacht, was die Gitarre tun und damit auch können soll.
Meine Akustikgitarre Nummer eins ist eine Yamaha AC3R. Ein wunderbares vollmassives Instrument mit sehr gutem Tonabnehmer- und Preampsystem, das alles kann, was ich spielen und hören will. Brauche ich noch eine Akustikgitarre? Eigentlich nicht, aber ich hätte gerne ein Backup und eine Gitarre für die etwas ruppigeren Gelegenheiten wie Kneipe, Lagerfeuer, Fete, Session, regnerischem Open Air und sonstige Veranstaltungen, bei denen ich ohne große Sorgen um mein Instrument auch mal auf die Toilette gehen kann, ohne den Instrumentenkoffer mitzunehmen.
Arbeiten wir also mal das Pflichtenheft ab.
1. Optik – Hässliche Instrumente kaufe ich schon lange nicht mehr. Da die Gitarre offen in der Wohnung hängt, beziehe ich bei der Auswahl an dieser Stelle auch immer meine Frau ein.
2. Bespielbarkeit und Verarbeitung– Da bin ich ziemlich unkompliziert. So lange die Gitarre bundrein und oktavrein ist, Halsform und String-Spacing nicht völlig absurd sind, lässt sich der Rest zur Not nacharbeiten.
3. Akustischer Sound – In der Kneipe, am Lagerfeuer etc. muss sie brauchbar klingen. Für die schönen, ruhigen Momente oder bei eventuellen Aufnahmen nehme ich meine AC3R.
4. Elektrischer Sound – Auch hier gilt, dass es grundsätzlich um die ruppigeren Momente aber auch um den Einsatz als Backup geht. Das muss funktionieren, nur brauchbar reicht nicht, das soll gut sein.
Ich habe schon einmal eine Yamaha CPX 700 besessen. Davor hatte ich eine APX, die ich mit einem Preamp einer CPX ausgestattet hatte. Diese beiden Yamahas waren immer verlässlich und problemlos und ich habe viele schöne Gigs damit gespielt. Also habe ich mich wieder für eine CPX entschieden. Die farblich attraktivste war letztlich die Old Violin Sunburst, eine Akustikgitarre in sunburst wollte ich schon immer haben und meine Frau war auch zufrieden. Her damit!
Was haben wir da jetzt? Die Gitarre ist vollständig aus gesperrten Hölzern gebaut, die auf liebreizende Namen wie „Nato“ oder „Hardwood“ hören, Piezopickup, Preamp. Kein Feenstaub.
Das Sunburst ist auf den ersten Blick schön gemacht. Der Lack ist insgesamt nicht mehr so lieblos in dick draufgerotzt, wie ich das von früheren Gitarren unterer Preisklasse kenne. Auf den zweiten Blick ist auf der Decke eine ziemlich Lacknase, die mich aber nicht stört. Die Halsrückseite ist mattiert.
Die Mechaniken sind brauchbar und halten die Stimmung. Haptisches Wohlgefühl, Gänsehaut und die Verwendung von Begriffen wie sahnig und schmusig finden allerdings nicht statt.
Die Bespielbarkeit ist grundsätzlich gut. Die Halsform gefällt mir, die CPX 600 hat die etwas kürzere Mensur von 628 mm (wie bei Gibson). Das würde sich wie Butter spielen, wenn die Stegeinlage nicht zu hoch wäre – hier muss ich nacharbeiten. Bundierung ist okay, nachpolieren der Bundstäbchen und Öl für das Griffbrett sind mal wieder Pflicht. Die CPX ist übrigens wirklich leicht, das ist ausnehmend angenehm.
Akustisch ist die CPX überraschend gut. Ich hatte von einer vollständig gesperrten Gitarre weniger erwartet und kenne da auch erheblich schlechtere Instrumente. Saitentrennung ist gut, nix bollert oder nervt, keine topfigen Frequenzen. Von alleine geht sie nicht, man muss schon mit dem Anschlag arbeiten. Verschränkte Obertöne der 13. Oktave gibt es trotzdem nicht. Die CPX 600 reagiert auf Anschlag und Spieltechnik natürlich nicht so extrem und unmittelbar wie die teurere AC3R aber sie tut es absolut. Das ist vollkommen in Ordnung, besser als gefordert und erwartet. Keine Gänsehaut, verlässliches Arbeitsgerät. Mehr noch – die macht Spaß!
Dann rein in die elektroakustische Peripherie, alle Verschönerungsgerätschaften ausgeschaltet und in den neutralen AER AG-8 Monitor. Alle Klangregler auf neutral und Volumenregler aufdrehen. Was jetzt aus dem Speaker tönt, ist ein absolut überzeugender Akustikgitarrensound. Unscharf formuliert klingt es wie die CPX 600 akustisch klingt – nur „besser“. Das ist um Längen besser als das, was ich von meinen alten Yamahas in Erinnerungen habe. Bei denen habe ich die ausgefuchste Klangregelung an Bord zum Ausgleich der Defizite genutzt. Hier fällt mir einfach kein Grund ein, überhaupt die Klangregelung anzufassen.
Das ist insgesamt verstärkt ein saugutes Ergebnis. Getrübt wird es nur durch ein kleines Detail: Wenn man am Preamp der Gitarre den gut funktionierenden Tuner einschaltet, wird das Signal nicht stummgeschaltet, was ich nicht praxisgerecht finde.
Mein Fazit? Sieht gut aus, wird bald gut bespielbar sein, klingt akustisch prima und verstärkt richtig gut und macht insgesamt Spaß. Ich habe vorher eine Menge andere Elektroakustiggitarren probiert und dabei ausdrücklich auch sehr viel teurere. Die CPX 600 passt für mich absolut sehr viel besser als alles vorher und das völlig unabhängig von Preis, Herkunftsland und Hersteller.
Ich bin auf mein eigenes Update von diesem Honeymoon-Review gespannt. Hoffentlich gibt es bis dahin die Möglichkeit, über den Einsatz bei Gigs zu schreiben.
Bleibt gesund und habt eine schöne Zeit!
erniecaster