E
erniecaster
Power-User
- 19 Dez 2008
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- 4.501
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- 99
Hallo!
Es wird Zeit für ein Review meines neuen Arbeitspferdes.
Ich besitze mit meiner M32 eine tolle Akustikgitarre aus dem Hause Lakewood. Baujahr 1992 neu gekauft, seitdem liebevoll von mir mit Spielmacken zurecht gedöngelt. Akustisch toll, der eingebaute Fishmac ist aber nicht so der Bringer. Ich mag sie auch nicht mehr mitnehmen, wenn es ruppig zugeht. Das ist meine Gitarre für die ganz ruhigen Stunden zuhause oder wenn ich mal eine akustische Gitarre aufnehmen will.
Als Bühnenschlampe habe ich jahrelang eine gebraucht gekaufte APX benutzt. Mit der komme ich bestens zurecht und bei mir klingt sie auch gut – wenn es so laut ist, dass man die Gitarre akustisch nicht hört, das ist nämlich ein Eimer.
Was fehlte, war erstmal eine Feten- und Lagerfeuergitarre. Außerdem wollte ich eine Gitarre, die verstärkt passabel klingt und akustisch nicht völlig abfällt. Als erstes fand ich in einem Musikgeschäft eine Walden. Die war nicht teuer, klang einigermaßen, sah nett aus – nur merkte ich nach einiger Zeit, dass ich mit dem sehr flachen Griffbrett nicht zurecht kam. Verkauft. Danach kaufte ich eine Cort, die ungemein beeindruckend war. Diese Gitarre hätte man aus dem Karton nehmen und damit sofort einen Gig spielen können. Perfekt eingestellt, sogar noch gestimmt, außerdem absolut einwandfrei verarbeitet. Da mir aber der Hals dann doch eine Spur zu schmal und der akustische Sound etwas dünn war, kamen Zweifel auf. Die verstärkten sich dann beim verstärkten Einsatz, da sehnte ich mir dann die APX zurück. Weg damit.
Um die CPX bin ich schon länger rumgeschlichen. Das Pickupsystem von Yamaha finde ich gut, die Hälse mag ich und üblicherweise sind die Dinger gut verabeitet. Nein, diese Gitarren haben nicht eine einzige Spur Flair oder gar Sex – aber das haben gute Wasserpumpenzangen auch nicht. Was mich an der CPX immer störte, war die Lackierung. Die von Yamaha angebotene Farbauswahl lässt mich immer wieder kopfschüttelnd zurück und die Natur-Lackierung hatte ich in sehr schlechter Erinnerung. Aber die CPX II wurde vorgestellt, da war angeblich alles besser und ich schlich virtuell um sie herum. Ein wenig verzog ich die Mundwinkel, als ich merkte, dass der Preamp nicht mit 9-Volt-Blöcken sondern mit was anderem gefüttert werden will, was zur Folge hätte, dass ich noch eine andere Batterieform als Backup mitschleppen müsste. Na gut, irgendwas ist halt immer.
Als ich eines Tages wieder mal bei Thomann rum schlich, lächelte mich dieses gelockte Mädel offensichtlich werbewirksam an und erst beim zweiten Hinsehen entdeckte ich, dass hier wohl Werbung für den Ausverkauf der CPX ohne II gemacht wurde und das auch noch mittels einer erwähnenswerten Preissenkung. Zweimal durchatmen, noch einmal aufs Mädel schielen, an das Rückgaberecht denken und ab mit einer alten CPX in natur in den Warenkorb.
Zwei Tage später war sie da. Ich hatte sie noch nicht ganz aus dem Karton genommen, da wunderte ich mich bereits. Der Lackierer schien einen guten Tag gehabt zu haben. Das ist kein fetter Überzug sondern eine wirklich dünne Lackschicht. Das transparente Pickguard ließ sich leicht lösen, übrig blieb ein schmieriger Film. Für so was hat man ja Putzmittel en masse zuhause. Ich probierte es mit Gitarrenpolitur, Zitronenöl, Dr. Ducks Axe Wax und Alkohol. Es schmierte, klebte und klumpte. Nach einer guten Stunde war ich frustriert und völlig verärgert. Fragt mich nicht, wie ich darauf kam, aber der Kleber ist komplett wasserlöslich. Mit einem feuchten Lappen ließ sich die Pampe mit dreimal Wischen entfernen. Ich hätte gleichzeitig laut lachen und weinen können.
Während der Lackierer gut gearbeitet hatte, war derjenige, der die Gitarre eingestellt hat, eher schlecht gelaunt. Der Sattel war viel zu hoch, die Stegeinlage sehr niedrig, der Hals bolzengerade. Also in den tiefen Lagen schlecht spielbar, in den höheren Lagen scheppernd. Ein Fall für die Werkstatt, denn ich wollte außerdem noch, dass die Kante zwischen Griffbrett und Hals gebrochen würde. Außerdem war ein vernünftiges Abrichten der Bünde durch Yamaha auch nicht erfolgt. Ganz ehrlich? Das war kein Ruhmesblatt, Herr Yamaha!
Nach dem Besuch beim Gitarrenbauer spielt sich die Gitarre sehr angenehm, das Halsprofil ist toll, die Saitenlage lässt sich so einstellen, wie ich sie mag. Der Gurtpin an der Rückseite des Halsfußes ist vom Hersteller montiert – völlig deplatziert aber immerhin. Abschrauben, woanders Loch bohren, reinschrauben, fertig.
Ein Blick in das Schalloch lehrt, dass man da besser nicht wieder hinein sieht. Die Verarbeitung da drin ist doch eher rustikal und auch insgesamt habe ich schon deutlich besser verarbeitete Instrumente in der Hand gehabt, auch in niedrigeren Preisklassen. Das interessiert mich nicht so, erstaunte mich aber ein wenig.
Wie klingt das Ding denn nun? Akustisch erstens sehr ausgeglichen. Die Bässe waren anfangs ein wenig schwach, kommen jetzt aber mittlerweile überzeugend. Die Gitarre lässt sich dynamisch spielen, ist dabei aber eher gutmütig. Der Job für diese Gitarre heißt Songbegleitung mit gelegentlichen Soloeinwürfen. Für einen virtuosen Fingerpicker ist das natürlich nichts. Man könnte diese Gitarre auch charakterlos nennen, dafür spiegelt sie brauchbar wieder, was man reinsteckt.
Her mit dem Kabel, rein in die Buchse. Zwei verschiedene P.A.s, an einem AER und an einem Pärchen AERs macht die CPX genau, was sie soll. Aus den Boxen tönt es eindeutig akustisch, es ist dynamisch, gibt kein Piezozirpen, dröhnt nicht und koppelt nicht. Wunderbar.
Edit: Der Preamp von Yamaha hat eine Besonderheit, die ich sehr schätze, nämlich semiparametrische Mitten. Damit lässt sich die Gitarre hier ganz einfach an die jeweilige Verstärkung anpassen. Bassregler, Trebleregler dazu, fertig mit EQ. Volumenregler als Drehpoti, fertig. Ach ja, einen eingebauten Tuner gibt es auch. Was allerdings Yamaha davon überzeugt, dass man damit seine Gitarre ernsthaft stimmen kann, erschließt sich mir nicht. Das erinnert mich sehr an das unbrauchbare Stimmgerät im DG-Stomp. Ist ganz nett, sich zuhause die A-Saite auf den Kammerton zu stimmen und dann den Rest der Gitarre nach Ohr - wenn die Stimmgabel nicht griffbereit liegt.
Ich habe zwei Kurzauftritte und zwei richtige Gigs mit der Gitarre hinter mir (alles verstärkt), verstärkte und unverstärkte Proben. Alles wunderbar. Die – wie gesagt fast schon charakterlose - Gitarre drängt sich nicht in den Vordergrund sondern folgt genau dem, was ich hinein gebe. Ein Werkzeug eben, aber eins, das problemlos funktioniert und genau tut, was es soll.
Die eine oder andere Spielspur ist mittlerweile auf der Gitarre auch zu finden. Und ich fange an, sie zu mögen.
Gruß
erniecaster
Es wird Zeit für ein Review meines neuen Arbeitspferdes.
Ich besitze mit meiner M32 eine tolle Akustikgitarre aus dem Hause Lakewood. Baujahr 1992 neu gekauft, seitdem liebevoll von mir mit Spielmacken zurecht gedöngelt. Akustisch toll, der eingebaute Fishmac ist aber nicht so der Bringer. Ich mag sie auch nicht mehr mitnehmen, wenn es ruppig zugeht. Das ist meine Gitarre für die ganz ruhigen Stunden zuhause oder wenn ich mal eine akustische Gitarre aufnehmen will.
Als Bühnenschlampe habe ich jahrelang eine gebraucht gekaufte APX benutzt. Mit der komme ich bestens zurecht und bei mir klingt sie auch gut – wenn es so laut ist, dass man die Gitarre akustisch nicht hört, das ist nämlich ein Eimer.
Was fehlte, war erstmal eine Feten- und Lagerfeuergitarre. Außerdem wollte ich eine Gitarre, die verstärkt passabel klingt und akustisch nicht völlig abfällt. Als erstes fand ich in einem Musikgeschäft eine Walden. Die war nicht teuer, klang einigermaßen, sah nett aus – nur merkte ich nach einiger Zeit, dass ich mit dem sehr flachen Griffbrett nicht zurecht kam. Verkauft. Danach kaufte ich eine Cort, die ungemein beeindruckend war. Diese Gitarre hätte man aus dem Karton nehmen und damit sofort einen Gig spielen können. Perfekt eingestellt, sogar noch gestimmt, außerdem absolut einwandfrei verarbeitet. Da mir aber der Hals dann doch eine Spur zu schmal und der akustische Sound etwas dünn war, kamen Zweifel auf. Die verstärkten sich dann beim verstärkten Einsatz, da sehnte ich mir dann die APX zurück. Weg damit.
Um die CPX bin ich schon länger rumgeschlichen. Das Pickupsystem von Yamaha finde ich gut, die Hälse mag ich und üblicherweise sind die Dinger gut verabeitet. Nein, diese Gitarren haben nicht eine einzige Spur Flair oder gar Sex – aber das haben gute Wasserpumpenzangen auch nicht. Was mich an der CPX immer störte, war die Lackierung. Die von Yamaha angebotene Farbauswahl lässt mich immer wieder kopfschüttelnd zurück und die Natur-Lackierung hatte ich in sehr schlechter Erinnerung. Aber die CPX II wurde vorgestellt, da war angeblich alles besser und ich schlich virtuell um sie herum. Ein wenig verzog ich die Mundwinkel, als ich merkte, dass der Preamp nicht mit 9-Volt-Blöcken sondern mit was anderem gefüttert werden will, was zur Folge hätte, dass ich noch eine andere Batterieform als Backup mitschleppen müsste. Na gut, irgendwas ist halt immer.
Als ich eines Tages wieder mal bei Thomann rum schlich, lächelte mich dieses gelockte Mädel offensichtlich werbewirksam an und erst beim zweiten Hinsehen entdeckte ich, dass hier wohl Werbung für den Ausverkauf der CPX ohne II gemacht wurde und das auch noch mittels einer erwähnenswerten Preissenkung. Zweimal durchatmen, noch einmal aufs Mädel schielen, an das Rückgaberecht denken und ab mit einer alten CPX in natur in den Warenkorb.
Zwei Tage später war sie da. Ich hatte sie noch nicht ganz aus dem Karton genommen, da wunderte ich mich bereits. Der Lackierer schien einen guten Tag gehabt zu haben. Das ist kein fetter Überzug sondern eine wirklich dünne Lackschicht. Das transparente Pickguard ließ sich leicht lösen, übrig blieb ein schmieriger Film. Für so was hat man ja Putzmittel en masse zuhause. Ich probierte es mit Gitarrenpolitur, Zitronenöl, Dr. Ducks Axe Wax und Alkohol. Es schmierte, klebte und klumpte. Nach einer guten Stunde war ich frustriert und völlig verärgert. Fragt mich nicht, wie ich darauf kam, aber der Kleber ist komplett wasserlöslich. Mit einem feuchten Lappen ließ sich die Pampe mit dreimal Wischen entfernen. Ich hätte gleichzeitig laut lachen und weinen können.
Während der Lackierer gut gearbeitet hatte, war derjenige, der die Gitarre eingestellt hat, eher schlecht gelaunt. Der Sattel war viel zu hoch, die Stegeinlage sehr niedrig, der Hals bolzengerade. Also in den tiefen Lagen schlecht spielbar, in den höheren Lagen scheppernd. Ein Fall für die Werkstatt, denn ich wollte außerdem noch, dass die Kante zwischen Griffbrett und Hals gebrochen würde. Außerdem war ein vernünftiges Abrichten der Bünde durch Yamaha auch nicht erfolgt. Ganz ehrlich? Das war kein Ruhmesblatt, Herr Yamaha!
Nach dem Besuch beim Gitarrenbauer spielt sich die Gitarre sehr angenehm, das Halsprofil ist toll, die Saitenlage lässt sich so einstellen, wie ich sie mag. Der Gurtpin an der Rückseite des Halsfußes ist vom Hersteller montiert – völlig deplatziert aber immerhin. Abschrauben, woanders Loch bohren, reinschrauben, fertig.
Ein Blick in das Schalloch lehrt, dass man da besser nicht wieder hinein sieht. Die Verarbeitung da drin ist doch eher rustikal und auch insgesamt habe ich schon deutlich besser verarbeitete Instrumente in der Hand gehabt, auch in niedrigeren Preisklassen. Das interessiert mich nicht so, erstaunte mich aber ein wenig.
Wie klingt das Ding denn nun? Akustisch erstens sehr ausgeglichen. Die Bässe waren anfangs ein wenig schwach, kommen jetzt aber mittlerweile überzeugend. Die Gitarre lässt sich dynamisch spielen, ist dabei aber eher gutmütig. Der Job für diese Gitarre heißt Songbegleitung mit gelegentlichen Soloeinwürfen. Für einen virtuosen Fingerpicker ist das natürlich nichts. Man könnte diese Gitarre auch charakterlos nennen, dafür spiegelt sie brauchbar wieder, was man reinsteckt.
Her mit dem Kabel, rein in die Buchse. Zwei verschiedene P.A.s, an einem AER und an einem Pärchen AERs macht die CPX genau, was sie soll. Aus den Boxen tönt es eindeutig akustisch, es ist dynamisch, gibt kein Piezozirpen, dröhnt nicht und koppelt nicht. Wunderbar.
Edit: Der Preamp von Yamaha hat eine Besonderheit, die ich sehr schätze, nämlich semiparametrische Mitten. Damit lässt sich die Gitarre hier ganz einfach an die jeweilige Verstärkung anpassen. Bassregler, Trebleregler dazu, fertig mit EQ. Volumenregler als Drehpoti, fertig. Ach ja, einen eingebauten Tuner gibt es auch. Was allerdings Yamaha davon überzeugt, dass man damit seine Gitarre ernsthaft stimmen kann, erschließt sich mir nicht. Das erinnert mich sehr an das unbrauchbare Stimmgerät im DG-Stomp. Ist ganz nett, sich zuhause die A-Saite auf den Kammerton zu stimmen und dann den Rest der Gitarre nach Ohr - wenn die Stimmgabel nicht griffbereit liegt.
Ich habe zwei Kurzauftritte und zwei richtige Gigs mit der Gitarre hinter mir (alles verstärkt), verstärkte und unverstärkte Proben. Alles wunderbar. Die – wie gesagt fast schon charakterlose - Gitarre drängt sich nicht in den Vordergrund sondern folgt genau dem, was ich hinein gebe. Ein Werkzeug eben, aber eins, das problemlos funktioniert und genau tut, was es soll.
Die eine oder andere Spielspur ist mittlerweile auf der Gitarre auch zu finden. Und ich fange an, sie zu mögen.
Gruß
erniecaster